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Mannheimer Morgenblatt — 1842

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No. 7
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https://doi.org/10.11588/diglit.32620#0029

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No. 7. Samstag, den 8. Januar. 1842«

. Tagesbericht.
ch Man«p^"U, ^ Januar. Gestern Nachmittag wurde die Nc-
ckarb'ucke beute Vormittag gegen 11 Uhr die Rheinbrück.> abge-
e ^ck«r treiben stark Eis.
^ Trotz der vielen wiederholten Warnungen
^^-"^gewchren, kommen uns doch stets eine Menge
"kranlaßten Unglücksfällcn zu. Insbesondere
' ^ Ncuzahr^sschießen der Fall. So wurden dem Sohn
-s ^"bers lU Odenheim, O. A. Bruchsal, durch das Zerspringen
Gewehrs drei Finger an der linken Hand weggcrissen.
ff" -^ch schlimmer erging es dem beurlaubten Dragoner Krotz vom
z eiten Dragonerregiment; der zu Staufen seinem Vater das Neujahr
anlattcßcn wollte; auch ibm zersprang das Gewehr durch Ucberladen und
ch ihm alle Finger der linken Hand weg, so daß ihm solche abgenom-
^ten werden mußte. — Ein L-cidenweber in Rheinbischossheim verletzte
dch die rechte Hand durch zu frühes Losgehen einer Pistole. Möchten
doch die vielen Warnungen endlich beherzigt werden!
Hannover, 30. Dez. Auf höhere Anordnung darf am morgen-
den Sylvcrster nicht allein keinerlei öffentliche Lustbarkeit stattfinden,
sondern es ist auch strenge untersagt, Bälle oder irgend geräuschvolle
Zusammenkünfte zu halten. Diese Anordnung kommt den Resioenzbe-
wobnern sehr unerwartet, die seit Jahren, soviel man zurückdenken
kann, gewohnt find, am Svlvcsterabend einen fröhlichen Eintritt ins
neue Jahr mit Musik und Tanz zu feiern. — — Immer bester!
Berlin, 2. Ja». Der Staarsrath beschäftigt sich jetzt von neuem
mit dem Kriminalgesetz, das erst in einigen Monaten ganz angenom-
men styn dürfte.
— Der Kronprinz von Baicr-n wird den 14. Januar, also noch
vor der Abreise des Königs hier erwartet.
— In unserer Residenz wird ein Schisma im Tempel Jwacls bemerkt.
Von j her war Berlin ein Sammelplatz jener gebildeten Israeliten,
die ich en Glaubensgenoffen vorleuchtcten, wenn es galt, sich den Gci-
stesfeffrln zu entwinden, in die die finsteren und abergläubischen Be-
griffe de» Rabbinismus sie geschlagen hatten. Aus ihrer Mitte erhe-
ben sich jetzt Männer, empfänglich für höhere Aufklärung und fort-
schreitende wissenschaftliche Bildung, die es sich zu einer ernsten Be-
^"sspflicht machen, ein neues Licht über die jüdische Theologie zu ver-
breiten, indem sie sich lossagen von jenen alten starren Satzungen, die
r>«r noch als historische Erinnerungen aus einer nntergegangenen Bil-
dungspcriode erscheinen. Sie dringen in ihrem Berufskreise auf Er-
richtung von Schulen, in denen der Religionsunterricht nach trefflichen,
bik rohen partikularistischcn Begriffe des Talmuds ansschließenden und
w reinste Moral enthaltenden Lehrbüchern crthcilt werden soll,
diein Rheinpreußen, 3. Jan. Es ist merkwürdig, wie
verr»iw im nahen St. Gezeliniwalde zunchmen; in den
daß es 17" ^chttcn wurden wieder alle Missionskreuze so untergraben,
^usan,7^""drrn steht, wie nicht einer der Gewinnsüchtigen durch
""es oder des andern erschlagen wurde,
aelonn^' 2an. Nachricht, daß Oesterreich einstweilen
^ o etwas niem^?' Zollvereine beizutreten, hat sich bestätigt.
^lde behaupten wir nicht, aber es ist noch
nn werten F ^nnoch wird noch viel darüber geschrieben
werden, wobtt ^denken tragen, zu bemerken, daß Oester-
reichs ltbsrierM ^ > n längst gewußt, was deutsche Wohlfahrt
bedeute, und sich darüber nicht erst einigen Zeitungsartikeln be-
lehren zu lassen braucht, die ln Oesterreich schwerlich eine öffentliche
Meinung bearbeiten können.
Basel, 3. Jan. Gestern Abend traf das Dampfschiff, der „Adler

Nr. 2", hier ein. Die Schnelligkeit, womit derselbe den Strsm herauf
flog, erregte die allgemeine Bewunderung.
Zürich, 3. Jan. Nach Sitten (Kanton Wallis) ist ein Priester
von Oberwallis, als des Kindermordes verdächtig, cingebracht worden
Wien, 31. Dez. Seit gestern spricht, man hier von einem Pisto«
lcnduell zwischen dem durch seinen Aufenthalt im Carlistischen Lager in
Spanien und die darüber der Ocffentlichkeit übergebenen Memoiren
bekannten Fürsten L.... und dem der früheren spanischen Gesandt-
schaft dahier zugetheilt gewesenen Chev. M..., welcher letztere sich durch
die Schriften des ersten: angegriffen wähnte. Leider soll einer der
Duellanten schwer verwundet worden seyn.
London, 1. Jan. Der Graf vsn Banneville überbringt Depeschen
der französischen Negierung an den König von Preußen, worin Se.
Maj. eingeladen wird, entweder auf der Hinreise nach England, oder
aus der Rückreise nach seinen Staaten Paris zu besuchen.
Madrid- 27. Dez. Die Rede, mit welcher der Regent gestern
die Session e> öffnete, bat im Allgemeinen einen guten Eindruck ge-
macht. Man fand sie jedoch zu lang und verworren und bedauertes,
daß sie manche sehr wichtige Dinge, wie z. B. den Handelsvertrag mit
England und die Abschaffung des Sklavenhandels, unberührt gelassen hat.
Amsterdam, 2. Jan. Die Hoffnung auf einen günstige» Han-
delsvertrag mit Preußen wird von vielen unserer Kaufleute, in Folge
der kürzlich erhaltenen Nachrichten aus Verlust, fast aufgegeben und
wegen geschehener Uebereilungen vielfach Klage geführt. Da unsere
Handelsspekulationen sich weniger nach Frankreich wenden, so achtet
man auch auf die von dort gemachten Vorschläge wenig, besonders
jetzt, wo Frankreich und England ebenfalls neue Handelsverträge ab-
zuschließen geneigt sind.
Florenz, 27. Dez. Wir haben uns in diesem Jahre fortwährend
eines ungewöhnlich milden Winters zu erfreuen. Die sonst so empfind-
lichen, kalt und auötrocknenden Winde, welche oft von den beschneiten
Appenninen herabwehen und sich selbst dem Nordländer fühlbar machen,
haben sich bisher nur selten eingestellt. Die sonnigen, warmen Weih-
nachtstage, mit der lustwandelnden geputzten Menschenmenge konnte man-
chen Fremden an ein im Norden verlebtes Osterfest erinnern. Der Win-
ter dürfte aber in den ersten Monaten des neuen Jahres seine Rechte
doch wohl noch geltend machen.
Kopenhagen, 31. Dez. In Norwegen will man jetzt ernstlich
auf eine Aenderung der Zvllgesctze hinarbeiten. Der König ist dem
Vorschläge des Finanzdepartemeitts beigefallcn, eine Cvmission von
fünf Mitgliedern (worunter drei Kaufleutc) niederzusetzen, um die Sache
zu untersuchen und einen Vorschlag dazu zu entwerfen.
St. Petersburg, 26. Dez. Der russische Hof geht damit uw,
seine Botschafterposten gänzlich cinzustellen und künftig stur bei außer-
ordentlichen Gelegenheiten seine Gesandten mit diesem diplomatischen
Range erster Klasse zu bekleiden.
Constantinopcl, 13. Dez. Viel Aussehen erregen aus Paris
hier angelaugte Briefe und zwar einer an den Sultan, der in den
ungeziemendsten Ausdrücken geschrieben und worin gesagt ist, daß, wenn
der Monarch sein System nicht ändere, würde er aus seinem Reiche
gejagt werden sammt allen Türken, die dann mit dem Sack auf dem
Rücken dabin ziehen könnten, wo sie hergckommen sind, da sie weiter
nichts verdienen, als wie ein Nomadenvolk betrachtet zu werden. Die
andern Schreiben sind an den katholischen Erzbischof und den griechi-
schen und den armenischen Patriarchen gerichtet und enthalten Auffor-
derungen zum Aufstande gegen die Türken. Als Verfasser bezeichnet
man den Dr. Barrachin und Alpho-is Royer, unter den Auspicien Re-
schid Paschas, türkischen Gesandten in Paris.

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