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Mannheimer Morgenblatt — 1842

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No. 43
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No. 45

Sonntag, den 20. Februar.

1842,

TagesRerieht.
Karlsruhe, 17. Fcbr. Einer Deputation der Stadt Eberbach,
bestehend aus dem ersten und zweiten Bürgermeister und einem Ge-
ineinderath, wurde gestern die Gnade zu Theil, ihre Glückwünsche zur
Verlobung der großherzvglichcn Prinzessin Alcrandrinc zu den Füßen
deS Thrones niederzulegen.
Ebenso wurde heute Nachmittag von Ihrer königlichen Hoheit der
Großherzogin, in Anwesenheit der hohen Braut, eine Deputation des
arundherrlichen Adels des GroßherzogthumS gnädigst empfangen.
" Durch das am c>. Januar d. I. erfolgte Ableben des Haupt-
lebrers Georg Galser ist der katholische Schul-, Meßner- und Or-
aanistendienst zu Zahnngcn, Stadtamts Freiburg, mit dem gesetzlich
reaulirten Dienstewkonunen von 173 fl. jährlich nebst freier Wohnung
und Antbeil am Schulgeld, welches bei einer Zahl von etwa 146
Schulkindern auf 40 kr. jährlich für jedes Kind festgesetzt ist, erledigt
norden Die Compctenten um denselben haben sich durch ihre Be-
zirkSschnlvisitaturen bei der Bezirksschulvisitatur des Stadtamts Frei-
burg innerhalb 6 Wochen zu melden.
Durch die erfolgte Staatsgenehmigung der Präsentation des Schulleh.
rcrs D §r z buch es aus die Schulstelle zu Windischbuch, Bezirksschulvisita-
tur Borberg ist diese mit dem neu rcgulirten Gehalt von 140 fl. nebst
freier Wohnung und 30 kr. Schulgeld von jedem Schulkind in Erle-
digung gekommen; die Bewerber um dieselbe haben sich binnen 4 Wv-
chcn bei der fürstlich leiningenschen Standcsherrschaft zu melden.
^ ><4eidclbcrg, 19. Febr. Bei der am 3. d. M. in London
siattgefundenen Parlaments-Eröffnung versprach die Königin Victoria
ihrem Volke unter andern,, auch ein zu verbesserndes Bankerottgesetz.
Ci» solches Gesetz ist glw'ß "nes der nöchigsten Bedürfnisse unse-
rer Zeit, wenn man sieht, wie täglich auf die leichtsinnigste und eine
mchtzuverantwortendc Weise das öffentliche Vertrauen von Subjecten
mißbraucht wird die in der üppigsten Verschwendung dahmlebend, sich
nicht darum kümmern, wie und aus welche Weise sie ihre Verbindlich-
keiten halten können.
Muß unter solche» Umständen der Credit nicht ganz dahinschwin-
den, besonders wenn Leute, die gemäß ihres Geschäftes und ihrer bür-
gerlichen Stellung das Vertrauen des Publikums sich so zu erschleichen
wußten, daß man ihnen über Hunderltausende creditirte, und dann
auf' einmal ohne nachzuweißen, daß sie außergewöhnliche Verluste er-
litten hätten, ihre Zahlungen einstcllen? Doppelt empfindlich ist es,
wenn, wie es fast immer geschieht, man bei solchen Vorkommnissen
ohne alle Rücksicht Handwerker, die bei der ohnedies jetzt so starken
Cvncnrrenz mit wenigem Verdienst arbeiten muffen, mtt Hunderten ind
Düsenden von Gulden um ihren, oft jahrelang sauer erworbenen Ver^
dienst bringt. ^ . .
Wie schwer es einem mehrmals auf diese ^Werse hart mitgenomme-
ne" H-tndwerksmann wird, sich von solchen Schlagen wieder zu erho-
Ik"' 'ff,zu bekannt, und nicht selten sieht er sich durch diese wiederhol-
ten Ungluckssälle Zahlungseinstellung genothigt.
Hier ttetcn aber nicht, wie bei dem erstgenannten Falle, eine oder
mehrere geschäftig Krämerseelen auf, um die Gläubiger so ganz im
Stillen zum Aachlasse von 30 und 80 "/« zu bewegen. O nein, der
gewöhnliche Gewerben.««,, ^Hie Bürger " der nur im
Schweiße fernes Angesichts fto, ozrod aß, muß — unverschuldet an
seinem Schicksale, " »l"S aufbieten, er muß den Rock vom Leibe
verkaufen, um den harten Drängungen seiner Gläubiger Genüge zu
leisten, und wenn sein Kv>Pkr siech, seine Kräfte ihm die harten
Arbeiten versagen, was lst daun oft das End vom Liede? — — der
Bettelstab! Jndcß jene vornehmen Verschwender mit einem sogenann-
ten Privat-Vergleich davon kommend, alsbald sich wieder in dem Ge-
nüsse irdischer Glücksgüter befinden (ohne aber im entferntesten an die

einstige volle Rückzahlung ihrer alten Gläubiger zu denken) ja sogar
zu allen öffentlichen, nicht vom Gesetz besonders ausgeschlossenen bür-
gerlichen Aemter und Würden sich hervordrängen, und sie einnehmen.
Von einem solchen speeiellen Falle spricht man nun auch seit eini-
gen Tagen hier, wir werden aber denselben Schritt für Schritt ver-
folgen, und es uns zur Aufgabe machen, seiner Zeit Näheres darüber
zu berichten. Wenn es Pflicht der Presse ist, alle schönen und erha-
benen Acte der Menschen mit Anerkennung zur Oeffentlichkeit zu brin-
gen, so ist sie es nicht minder, alles Schlechte auch öffentlich zu
brandmarken.
Frankfnrt, 14. Februar. Die vom Bundestag für den Festungg-
bau von Rastatt ausgesetzte Summe beträgt 600,000 fl., nicht 60,000 fl.
(wie früher durch einen Druckfehler gesagt wurde.) Es sollen an die-
ser Summe jeden Monat 100,000 fl. ausgezahlt werden.
Wiesbaden, 10. Febr. Wenn das allerdings hin und wieder
verbreitete Gerücht begründet ist, daß unser Militärwesen in der Art
dem mancher anderen Bundesstaaten genährt werden soll, daß alle
Einwohner ohne Unterschied des Standes Waffendienste
thun müssen, so ist auch Hoffnung vorhanden, daß an die Stelle
unserer acttven Reserve berittene Landjäger oder Gendarmen treten,
wie dies vielfach in Deutschland der Fall ist.
Cvln, 14. Febr. Nach heute hier eingegangener amtlicher An-
zeige ist der in Hamburg erscheinende „Telegraph", von vr. Gutz-
kow, im ganzen Umfange der preußischen Monarchie verboten
worden.
Wien, 14. Febr. Zur tiefen Betrübntß der anwesenden durch-
lauchtigsten Familienglieder erfolgte der Tod Ihrer kais. Hoheit der
Frau Erzherzogin Her mine.
Paris, 16. Febr. Die Deputirtenkammer hat gestern, nachdem
sie Guizot und Lamartine gehört, — den einen gegen, den an-
dern für den Ducos'schen Vorschlag, die Adjunction der zweiten Jury-
liste (der Capacitäten) betreffend, — die Jnb etrachtnah me der
Proposition mit 234 Stimmen gegen 193, sonach mit ei-
ner Majorität von 41 Stimmen, verworfen. — Heute wur-
de über den Vorschlag des Abg. Golbery, die Veröffentlichung offiziel-
ler Bulletins von den Sitzungen der Kammer betreffend, discutirt und
darauf beschlossen, es sei derselbe ir Betracht zu ziehen und zum Gut-
achten an eine Commrssion zu verweisen.
London, 14. Febr. Man vernimmt, daß 5000 Mann Verstär-
kung nach Ostindien eingeschifft werden sollen.
Madrid, s. Febr. Es wird aus Lissabon vom 2. Febr. geschrie-
ben, es sei augenscheinlich, daß die Regierung darauf ausgehe, ihre
Revolution ganz in Ordnung und ohne Blutvergießen zu Stande zu
bringen; d. h. man werde sich der Bewegung für die Charte von 1826
anschließen, aber dazu den letzten Moment abwartcn, so daß es das
Ansehen gewinnen möge, man weiche nur der Gewalt der Umstände.
Brüssel, 13. Febr. Man erfährt aus Paris, daß der Marschall
Soult den Beamten m «nein seiner Bureaus, welcher das von dem
„Patriote" benutzte Eertlftkat über die Dienstzeit des General Buzen
lieferte, abgcsetzt hat.
Athen, 3. F^br. Die Ernennung von A. Maurokordatos zum
außerordentlichen Gesandten bei der hohen Pforte ist erfolgt.
Nom, 7. Febr. Die Frau Großherzogin von Mecklenburg-Strr-
litz, durch den Verlust ihrer Tochter in tiefste Trauer versetzt, hat Nom
schon gestern verlassen, um sich über Civitavecchia und Marseille zu-
rück nach Deutschland zu begeben.
Turin, 6. Febr. Es sind gegenwärtig von dem brasilischen Höf
Unterhandlungen hier eingeleitet worden wegen einer Heirath zwischen
den kaiserlichen Prinzessinnen Januaria und Francisca mit zwei sar-
dinischen Prinzen.
 
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