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Mannheimer Morgenblatt — 1842

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No. 303
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No. 303.

Freitag den 23. Dezember.

1842.

TagSbericht.
ss Mannheim, 22. De;. Unsere so oft angetasteten Theater-Ver-
hältnisse, werden sicheren Vernehmen nach, bald eine ankere, und wie
wir hoffen, günstige Wendung nehmen. He. Düringer geborner
Mannheimer, seit 8 Jahren Regisseur des Leipziger Theaters, und rem
der Nus eines tüchtigen und umsichtigen Verwalters vorangebt, wird
sehr wahrscheinlich in den ersten Monaten des künftigen Jabrs a!S
„Technischer Direktor" die Leitung des hiesigen Theaters über-
nehmen. — Das städtische Coinite das wie früher auf 3 Personen soll
ergänzt werden, wiid fortbestehen. Seine Funktionen werden aber mch
dem Eintritt des Hrn. Düringer eine Aenderung der Art erleiden,
daß es so zu sagen als Aufsichtsbehörde waltet; z. B. die Engagement,
welche Herr D. abschließen wird, die Bestätigung zu erthcilen oder zu
versagen u. s.^p. D r auf 10 Jahre lautende Vertrag ist vom Ge-
meinderatb mi^ Hrn. Düringer bereits abgeschlossen und vom kleinen
Bürgerausschuß gutgeheißen. Es ist nur noch die Genehmigung der
hohen Negierung cinzuholen, die ohne Zweifel wird erweck« werden.
Frankfurt, 20. Dez. Die Verwerfung des von einem Mitglieds
unserer gesetzgebenden Versammlung gestellte,! Antrages für Oeffent«
lichkcit der Sitzungen derselben ist, wie man nun vernimmt, fast mit
Siimmeneinhelligkeit ausgesprochen worden. Nur einige wenige Mit-
glieder unserer Legislatur (man spricht von fünf oder sechs) nahmen an
dieser Verwerfung nicht Theil; und selbst von diesen wenigen einige
nur dadurch, daß sie wr Votum bei diesem Anlasse suspendirien.
Aus dem Großhcrzogthuin Hoffen, 18. Dez. Dl. Car-
riere, bekanntlich von den Universität,n Berlin und Heidelberg wegen
angeblicher junghegelianischer Tendenzen zum Doeiren nicht zugelassen,
ist nunmehr auf unserer Landesunivcrsiät Güßen als Plivatdocent aus-
genommen und wird nach den Weihnachtsferien seine Vorlesungen be-
ginnen.
Mainz, 20. D-z. Diejenigen, welche in diesem H rbste dießjäh-
rigen Wein gleich nach dem Keltern kauften, haben nicht wohl ge Han,
denn die Preise sind seit vier Wochen ans-hnlich gewichen, und es wä-
ren jetzt eber Speculationskäuse zu machen, als damals. Dennoch
können die Eigner jetzt wenig an Mann bringen, denn jeder will jetzt
die Epoche des ersten Abstichs abwarten, um deutlicher zu erkennen,
wohin das dicßjähn'ge Gewäkds zu rangiren. Der Wein wiid vortreff-
lich, doch verdiente er die P-esse nicht, die man in der ersten Hitze
dafür ausgab; man zahlte ihn wie im Herbst 1834, aber d-r Jahrgang
steht noch'sehr weit von dem 1834r. Die Champagner-Fabrikanten
waren es, die im Herbste die ungewöhnlichsten Preise zahlten und wohl
mit N cht, denn zum „msuftirendrn Rheinwein" eignet sich der Wein
von 1842 recht sehr.
Weimar, 14. Dez. Die von Hall? über Weimar nach Frank-urt
projektirte Eisenbahn steht endlich ihrer Ausführung nahe. Des Kö-
nigs von Preußen besonderer Wunsch soll es sein, daß Weimar mit in
di- Bahnlinie gezogen werde. Die preußische Regierung hat an die
unsere berichtet und verlangt, daß auch das Großherzogthum Weimar
für seinen Antheil 3'/, pCt. Zinsen garantire; es wird demnach unse-
rem Landtage die Sache zur Genehmigung vorgelcgt werden, an wel-
cher kaum zu zweifeln ist. Der Minister Schweitzer hat in der Eisen,
bahnangelegenhn't eine Reise nach Leipzig und Halle gemacht.
Sichtverz. Unter den Begnadigungsgesuch.-», die dem großen
Nathe in einer Sitzung vom 1. Dez. vorgelegt wu- den, war das eines
Weibes, Namens Marthe Pcrren. w iche vo n Zebngericht von Biieg
zu lebenslänglicher Zuchthausstrafe! v rurtheilt worden, weil
sie vier uneheliche Ki d,r g boren ha«. Sic schmachtete schon seit lan-
ger Zur im Zuchtbause m t der Aussicht, daß ihre Strafe nur mit ih-
rem Leben enden wirb. Bei der Geburt ihres dritten Kindes war sie
nach d-m a'ten Gebrauche des Land s mit einem Ztrohkranze auf dem
Kopse an den Pranger gestellt worden, bei der Geburt des vierten

folgte ihre Verurtheilung ins Zuchthaus. Herr Ferdinand Stockslper
erklärt die Motive, welche das Gericht von Brieg bestimmt haben, die-
ses Weib zu lebenslänglicher Gefangenschaft zu verurtbeilen. Sie ist
arm und ihre Kinder fallen daher der Gemeinde zur Last, daher sie
ins Zuchthaus geihan wurde, um ihr die Wiederholung ihrer Fehltritte
unmöglich zu machen. Uebrigens habe sie die Strafe außerdem ver-
dient, weil sie fleischlichen Umgang mit einem Ketzer gehabt — ! —
Die Begiiadigungscommission trägt darauf an, die Strafe auf 8 Jahre
von jetzt ab zu verringern. Herr Joris drückt seine Empörung über
den Fall aus und trägt auf augenblickliche Freilassung au, welcher An-
trag zur Esre des großen Raches von Wallis angenommen ward.
Paris, 19. Dez. Die ministeriellen Journale veröffentlichen fol-
gende Nachrichten aus Spanien: „Man schreibt aus Sev lla:
Zwei Bataillone der Miliz griffen in der Nacht vom 8. auf den 9.
aus eigenem Antri be zu den Waffen; sie verlangten die Entfernung
der Garnison. Das Martialgesetz wurde pivclamnt, und am folgen-
den Tage war alles wieder zur Ordnung zurückgekehrt."
— Die „France" insinuirt, daß französischer Einfluß dem Aufstand
von Barcelona nicht fremd gewesen sei; den Agenten der gemäßigten
Partei wäre eine Summe von 1,500,00V Frs. zur Verfügung gestellt
gewesen.
StraSburg, 14. Dez. Die Lage der Dinge in Spanien scheint
also so ernst betrachtet zu werden, daß es mit den angekündigken Reduk-
tionen in der Armee wiederum nichts ist. Die Entlassung der Alters-
klasse 1837 war auf das Neujahr anberaumt, sie bleibt vorderhand
suspendirt.
Madrid, 12. Dez. Das Londoner Bankhaus Baring soll dem
Ministerium 40 Millionen auf die Quecksilberminen von Almaden vor->
geschossei, haben. Demnächst wird ein Agent mehrere Capitaliken
Präpositionen für Uebcrnahme des Anlehenö von 583 Mill. Realen
hier eintreffen.
Von der spanischen Gränze, 16. Dez. Nach den neuesten
Berichten aus Barcelona war dort der Befehl gegeben worden, keinem
spanischen Einwohner der Stadt, unter welchem Vorwände es
auch sei, zu gestatten, die Stadt zu verlassen. Zu gleicher Zeit war
durch Dccret des Regenten verordnet worden, daß jeder Einwohner
Catalo- iens, d r sich, aus welcher Utsache cs auch gewesen, seit dem
15. November nach Frankreich begeben, nur unter der Bedingung nach
Epani.n zu ückkthren dür-e, daß er sich einer gerichtlichen U nter-
suchung über die Ursachen seiner Entfernung unterzieht. Der
Regent war nech zu Sarria, und es hatte noch nichts bestimmtes dar-
über verlautet, an welchem Tage er dieses Dorf verlassen werde.
Brüssel, 18. Dez. Ei» Eisenbah Wächter, der l icht auf seinem
Posten war, als der Convoi Passate, sprang gestern von einem Damm
herab, wo er sich befand, um seine Stelle rcoch mch emzu:>ehmen.
Er kam aber unter einen Wagen, der ihm den Kopf abfchnite.

Carlsruhe. Die erledigte evangel. Schulstelle zu Mosbrunn,
Schulbezirks Neckargemünd ist dem bisherigen Hülfslehrer zu Knchheim
August Würth, übertragen worden.
Der erledigte katholische Schul-, Meßner- und O ganiftcndienst zu
Eberstcinbmg, AmlS BadiN, ist dem Schulkandidaten Alexander Knörr
von Muggensturm, bisherigen Schulvcrwalter zu Ebeisteinburg über-
tragen worden.
Durch das am 2. Dezember 1842 erfolgte Ableben des Schulleh-
rers Johann Wilh. Herr ist die Schulstelle zu Wittling-m, Bezirks
Lörrach, mit dem Normalgehalt von 140 fl. nebst freier Wohnung und
dem gcs tzlichen Antheil am Schulgeld ä 48 kr. von j dem Schulkind
in Erledigung gekommen, die Bewerber um die'elbe haben sich nach
Maasgabe der V rord urg vom 7. Juli 1836 binnen 6 Wochen bei
ihren Beeirkoschulvisiiaturen zu melden.
 
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