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Mannheimer Morgenblatt — 1842

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No. 39
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https://doi.org/10.11588/diglit.32620#0157

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Tagesbericht.
Carldruhc, 1-',.. Febr. Bei noch fortdauernder Unpäßlichkeit Sei-
ner königlichen Hoheit des Großherzogs haben heute Nachmittag Ihre
königliche Hoheit die Großherzvgin, im Beiseyn Ihrer Hoheit der Prin-
zessin Aleran drine, Seitens der Städte Rastatt und Bruchsal
zwei Deputationen zu empfangen und deren ehrerbietigste Beglückwün-
schung zu der Verlobung Höchst,hrer Prinzessin Tochter huldvoll entge-
genzumhmen geruht.
Stuttgart, 5. Febr. Eme in der Schwei; gedruckte Schrift des
katholischen Psarrverwesers Zell über die Gründe seiner Suspcndirung
(in Sachen der gemischten Ehen) ist von unfern Behörden in Beschlag
bUegt worden.
Haun»vcr, 9. Febr. Seit einigen Tagen schon ging das Ge-
rücht von einer bevorstehenden Erledigung des Portefeuilles der Fi-
nanzen, und heute spricht man so allgemein davon, daß das Gerücht
als solches wohl erwähnt werden mag. Die Resignation des Hrn. v.
Schulte wurde, wie gesagt, beute so bestimmt behauptet, daß man schon
seinen Nachfolger in der P.rson des Grafen v. Knpphausen, Präsiden-
ten des Schatzcollegiums, designirte.
Berlin, 10. Febr. Die Wiederankunft des Königs hrerselbst ist
setzt auf den 16. F-br. bestimmt festgestellt. Es sind zwar keine directe
Empfangsfeierlichkeiten angeordnet, doch wenn die Stunde des Ein-
treffens bekannt wird, so darf man an einem wahrhaften Volksempfange
nicht zweifeln, da der Enthusiasmus, den die Aufnahme wie das Auf-
treten des Königs in England erregt hat, auch hier nvthwendig der
Liebe und Verehrung gegen den Monarchen einen neuen Aufschwung
geben mußte.
Paris, 12. Febr. In der heutigen Sitzung der Deputirtenkam-
mer legte der Kriegsminister einen Gcsetzvorschlag vor, wornach für
das Jahr 1843 achtzig Tausend Mann von der 1842er Classe zum
Diei st einbcruscn werden sollen.
Die Minister Duchatel und Martin waren gestern Abend lange
in Cviifcrenz vereint mit Hrn. Guizot.
_Noch Briefen aus Madrid vom 3. Febr. hatte man daselbst
Nachrichten aus Galizien vom 1. Febr., wornach das Gerücht von ern-
sten Unruhen umlief, die zu Lissabon ausgebrochen seyen und das Le-
den der Königin in Gefahr gebracht hätten^ (Man hat über London
directe Nachrichten aus Lissabon vom 31. Jan. und weiß daraus, daß
die Cbattistenbewegung zu Oportv bis dahin die Person der Königin
''^LonÄtt/lO^-br. Die spanische ActivMentc ist von 24"4 auf
23'/s gestiegen, weil, auf die Nachricht, das Haus Rothschrld werde
bie Agk„,ur für die Madrider Regierung übernehmen, viele Einkäufe
h>Uin sta,t ^
— Der Firebrand mit welchem der König von Preußen nach Eng-
land gefahren ist, wird künftig der schwarze Adler heißen.
Es ist in- London viel die Rede von einem Knimnalprozeß, in
welchem Lord Ashburton, außerordentlicher Gesandte bei den Vereinig-
ten Staaten , siguriren soll, weil er zwei merikanische Abgeordnete habe
bestechen woll.n.
Brüssel, 11- Fcbr. ^ scheint, daß General Buzen von der
fixen Idee verfolgt war, ^ im Jahre 1842 sterben werde, weil
ibm in Polen pr^hezeit wardc,, war, daß das Jahr 42 ihm Unglück
bringen werde. Bor 8 Mona-ei, speiste er beim englischen Gesandten,
man sprach von Ahnungen, alle lachte,,, er aber sagte, er glaube daran,
er habe, als er 19 Jahr a>t gewcs«,, dreimal im Traum fern Grab
mit der Zahl 42 darauf gesehen. Da er nicht in seinem 42. Jahre
gestorben fey, so sterbe er gewiß nn ^ahre 42.
— Hr. de Polter gibt zu Brussel ein neues Journal, unter dem
Namen Illluiimnitö, heraus.

LanSLagsvcrhandlungcn.
Carls ruhe, 12. Febr. In der 43. Sitzung der 2. Kammer
kam das Militärbudget an die Tagesordnung.
Welcker stellt den Antrag, die Berathu-ig des Militärbudgets bis
zur Vorlage des außerordentlichen Budgets auszusetzen hiezu bestimmt
ihn, bei dem hohen Interesse des Gegenstandes, der die Vertbeidi-
gung des Vaterlandes bezwecke und bei dem Umstand, daß dieses Bud-
get das beträchtlichste von allen ist, die Erwägung, daß dem gegenwärti-
gen System bedeutende Veränderungen bevorstehen. Er ist weit entfernt
die Mittel zur Laudesverthcidigung ungebührlich zu beschränken, ersetzt
auch keinen Zweifel in den geordneten Haushalt und in die Sparsamkeit
der Militärverwaltung, worüber der Bericht klaren Aufschluß gebe. Allei -
etwas Anderes sei dem Militärsystem selbst. Hierüber habe die Kammer
oft Wünsche der Aenderung ausgesprochen, die bis setzt keine Erhörung
gefunden haben. Jetzt stehen wir aber i» einer merkwürdigen Epoche, iss
einer Krisis, welche vor nicht langer Zeit der Hoffnung Raum gab, daß
die Wünsche der Kammer verwirklicht werden würden. Im gegenwärti-
gen Augenblicke scheine cö aber, als ob gar noch ein schlimmeres System
bevorstehe und nun sei der Moment, den Gegenstand ernstlich zu erwägen.
— Die von der Negierung zu erwartenden Vorschläge, würden wohl nur
zur Befestigung des bestehenden Systems dienen. Die Kammer sollte aber
jene Vorschläge erst kennen, ehe sie das Budget für zwei Jahre bewillige.
Es sei noch keine Vorlage gemacht und wenn die Kammer in der Haupt-
sache ihre Wünsche ausspreche, werde dies vielleicht ans seme Vorlagen ein-
wirken. Der Redner wünscht eine Besserung des Systems in einigen
Hauptbezichungen. Die Militärlast sei verhältnißmäßig zu groß; der
Grundsatz, daß man für die Vertheidigung des Vaterlandes kein Opfer
scheuen dürfe, habe seine Grenzen. Die Mckitärlast sei in dem Maße ge-
wachsen, als die Zusagen für eine» würdigen, freien Zustand in Baden
in den Hintergrund getreten sind. Im Jahre 1831 wurden 1,300 000 st.
bewilligt; man hoffte, daß bald eme Million genügen werde. I üt zahle
man 1,500,000 fl.; dazu komme der außerordentliche Aufwand mit
1,100,000 fl.; in Zukunft stehe eine größere Summe in Aussicht. Dies
müsse zu einem M.ßvcrhältniß zwischen Einnahmen und Ausgaben führen.
Das traurigste ist, daß, so tapfer unsere Krieger sind, so wohlgeordnet
die Verwaltung sein mag, der Militäraufwand seinen Zweck nicht erreichen
wird. Künftige Kriege werden Nationalkriege sein und nicht durch Linien-
Militär entschieden werden. Der erste Krieg, der kommen wird, befürchtet
der Redner, ohne irgend Jemand einen Vorwurf ;u machen, wird zunächst
ein Prinzipienkrieg werden; eine Allianz gegen die Grundsätze der Freiheit
wird sich bilden und die kleineren deutschen Staaten werden das Opfer
werden oder nur mit unendlichen Aufopferungen ihre Cristen; behausten
Die kleinen Kontigenteu dienen nicht sowohl zur Berlheidianna der eiäcnen
Jutereffen, als vielmehr zur Verstärkung der großen Armeen und der
Principien, für welche diese verwendet werden. Von diesem Gesichts-
punkt aus betrachtet der Redner den großen Militäraufwaud als verderb-
lich. Die Summen für eine Landwehr, die selbst in Kabineten laut ge-
worden waren, seien wieder verstummt. — Die kleineren Staaten sollleu
den Grundjatz bechlgen, m der größtmöglichen Erweiterung der Verthei-
digungSkraft und urrz^rer Uebungözeit Ersatz für den großen Auf-
wand und Garantie ihrer Selbstständigkeit zu suchen. Der Redner kömmt
aus den Wunsch zurück, das Butget nicht eher zu oerathcn, bis die Vor-
lagen der Negierung bekannt und geprüft seien, damit die Kammer einen
wohlerwognen Beschluß fassen könne.
Geb. Kricgsrath Vogel erwidert, der Abg. Welcker sei durch
die Absicht, welche seinem Anträge zu Grund liege, zu wen geführt wor-
den. Der Redner erkennt die ausgesprochenen Befürchtungen für unbe-
gründet. Im Falle eines Krieges würden unsere Truppen wieder Ruhm
und Ehre erwerben, wie sie schon oft erworben haben. Der Antrag des
Abg. Welcker sei weder durch den Bericht der Kommission, noch durch
die zu erwartenden Vorlagen begründet. Die Regierung beschäftige sich
 
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