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Mannheimer Morgenblatt — 1842

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No. 125
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https://doi.org/10.11588/diglit.32620#0499

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No.

Sonntag, den 29. Mai.

L §; SH s K K er»«K t»
z- Manrrycnn, 28. Mar. In Villingrn wurde am 25. dieses
Monat» Advokat W^lte von Engen, an die Stelle des Hofgerichls-
ratbs von Jhünn ans Mannheim, der die Wahl abgrlvbnt harte, zum
Abgeordneten für hx,, g, Acinterwahlbesirk (Aenuer Vcklingen uns Hü-
fingens, gewählt.
Speyer, 25. Mai. Eine Nachricht, welche die Runde durch die
meinen öffentlichen Blätter gemacht hat: daß demnächst die Erbauung
eurer Eisenbahn von der Rheinschanze nach Lauterburg werde begon-
nen werden u. dgl., entbehrt aller Begründung; die gan;e Angabe ist
rein aus der Luft gegriffen.
München, 24. Mai. Seit gestern befi idet sich zwei, wie es
scheint vornehme und reiche Indier (Vater und Sohn) in unserer Stadl,
die durch das Charakleristsiche ihrer Farbe und Gcfichtobilvung und
das Fremdartige ihrer Kleidung auffallcn. Sie kommen aus Italien
und begeben sich »ach England.
_ Der KabmetSkurier Brennemann ist vorgestern früh dahier ein-
getroffen, und hat den Weg von Nom bis hierher in noch nicht LV
Tagen znrückgelegt. Mit großer Freude vernimmt man die Bestach
gung der Nachrichten über das treffliche Befinden Sr. Mas. des Königs.
Berlin, 21. Mai. Se. Mas. der König wild sich am 23. Juni
zu Danzig nach Sr. Petersburg einschissen; zwei kaiserlich ruffache Dumpf-
bvote werden zur Verfügung Sr. Majestät daselbst erwartet. Der Auf--
en-balt des Königs in der russischen Hauptstadt dürste sich bis 12. Juir
erstrecken.
MagScbuL-g, 2-. Mai. Der hiesige Verein zur Unterstützung
her Nothleideudcn in Hamburg zeigt an, daß in der nächsten Tagen
eine Geldsendung von 20,000 Thlrn., vom hiesigen Handelsstande ad-
gelielcrl, nach Hamburg abgebe!! werde.
Hamburg, 23. Mai. Gestern von 5 Uhr Vormittags bis 5 Uhr
Nachmittags wurden die Silbervorräch? der Bank ans den Kellern des
abgebrannte» Bankgebäudes unter militärischer Eskorte nach von Kel-
lern der neurn Börse geschafft.
Schon sind mehr denn 1L Tage verflossen und immer noch glüht
nnd raucht und lodert es in diesem ungeheure» Schutthaufen; unter
andern grauenhaften Stellen gewährt auch derselbe Play, au welchem
das Feuer entstand, jenen crgeutbüml chrn Anblick chw fonbrenne,,dea
Ruinen verheerter Gebäude. Hier wird noch fortwährend gepan.pt
sind eine unendliche Masse Wassers verschüttet, die immer noch nicht
inr Stande ist, die Glurh des furchtbaren El.mcms ganz zu befchwich-
tsgen. Ein Gang durch die Ruinenwelt führt noihrv endig auch an düse
^elle, und unwillkübrlich drängt sich dem Beobachter die Frage auf,
ab eben h,)r Alles „rag geschehen sein, eine Gefahr abzuwehren, de-
ren folgen so viele Movschenleben dabingerafft und Tausende Unglück«
b^nacht haben. Es ist viel von der Zweckmäßigkeit und weisen Ein-
richtung^ er ^Hamburger Löschai-stalten gereoet, und sie haben sich in
de» werben Bällen als praktisch erwiesen. Doch bietet ivr Prinzip so
manche Mangel d?.r, man auf den ersten Blick erkennt, sie rei-
chen eben nur " Feuersbrüusten aus, und sind nicht für große
Katastrophen berechnet. v , > o o
HanttSyed', .20. Mal. Seit einigen Tagen befindet sich der Ge-
heime Justizralb Bergmann «Döttingen vier, um, wie es heißt,
mit dem Curatorium der Unwerfl«^ über Maßregeln zu berathen, durch
welche dem Flor der Universität einigermaßen wieder amgcholfen
Werden lönire. Zahl der Smdrrenden ln diesem
Semester wieder abgenommen, und außerveur drohen einerseits die Ver-
luste von Proftssoren (wie Thöle und Weher) andererseits will es
„och immer nicht gelingen, die großen Lücken, welche Göttingen in meh-

reren Fächern hat, durch Herbeiziehung tüchtiger Lehrer auszufüllen,
so daß das bekannte Wort des Königs Dionys von Syrakus: „daß
man für Geld Mimen unv Professoren haben könne, so viel man wolle",
— für Göttiugen nicht zuzutreffen scheint. Geb. Justizrath Berg-
mann soll ein umfassendes Gutachten über die Art und Weise, wie
der Universität auszuhelsen fti, ausgearbciter und vorgelcgi habe», lie-
ber die Details dieses seines Planer verlautet nichts Näheres; er hieß
anfangs, er habe eine Wiederberusung der Sieben in Vorschlag ge-
bracht, doch erscheint dieß unwahrscheinlich.
Lsicu, 22. Mai. Der Heirathsvcrtrag zwischen dem Kaiser von
Brasilien und der zweitjüngsten Schwester des Königs von Neapel ist
von den brasilischen Bevollmächtigten bereits abgeschlossen worben und
dieser Tage wirb ein Employö der diesigen brafil.scheu Gcsaiidschaft mit
dem betreffenden Teactat nach Rio-Janeiro abgehen.
Paris, 25. Mai. An der Börse war das von guter Autorität
ausgegangene Gerücht im Umlauf, die Vermählung der Königin Jsa-
Hella von Spanien mit dem ältesten Sohne deü Jnsanten Don Franz
de Paula stehe ganz nahe bevor und werde unmittelbar nach der An-
kunft des jungen Prinzen, den Hr. Onis aus dem Haag abholt statt»
finden.
Lsudou, 23. Mai. In Manchester waren am 20. d. für Ham»
burgs Branvverunglückte 5000 Pfd. Sterl. gezeichnet.
— Heute Morgen wurde zu Newgate der Mörder Daniel Good,
der bekanntlich seine Geliebte Jane Joues ermordet und daun auf
schreckliche Weise zerstückelt hatte, unter Zulauf einer ungeheuren Men»
schenmenge gehängt. Bis zum letzten Augenblick betheuerte er seit!«
Unschuld.
— Ein Sackträger hatte eine Erbschaft von etwa 30 Millionen
Frs. gemacht.
— Das Athenäum veröffentlichte vor einiger Zeit bildliche Darstel-
lungen, wie es in den englischen Kohlengruben zugebe. Seitdem ist
diese Angelegenheit auch im Oberhanse wiederholt zur Sprache gebracht
werde» und dürste noch zu nähern Untersuchungen Veranlassung geben.
Einstweilen hat sich bereits hcrauögestcllt, daß in den Kohlengruben
oft ohne Kleidung gearbeitet wird; daß beide Geschlechter an dieser
Beschäftigung Theil nehmen; daß es Gänge gibt, die für Erwachsene
zu niedrig sind und iu denen deshalb Kinder zum Fortschaffen der
Kohlen gebraucht werde», die zuweilen auf Händen und Füßen krie-
chen müssen und dabei die Kvblenwagcn entweder mit dem Kopfe fort-
zuschikben ober an einer um den Leib befestigten, zwischen den Beine»
durchgehende» Kette zu ziehen genöthigt sind. Armuth und Konkurrenz
führen natürlich zu übermäßigen Anstrengungen, und das ganze Ver-
hält» iß ist von der Art, daß Wilde im Naturzustand und Sklaven i»
den Kolonie», nirgend elender und sinnlicher leben können, als es in
einzelnen Kohlengruben der Fall ist.
--- Zu Liverpool wurde kürzlich unter dem Vorsitze des Major eine
öffentliche Versammlung gehalten, und darin die Eröffnung von Unter-
zeichnungen für die Hamburger beschlossen. Vergebens widersctzte»
sich ein Chartist, Hr. Macartney, und andere Redner, indem sie z»
beweisen suchten, daß Hunderttausende von Armen im Lande
seien, die bei noch größerm und hoffuungsloserm Elende weit nähere
Ansprüche auf die Mildthätigkeit ihrer Milbürger hätten, als die Abge-
bra iten in dem reichen Hamburg, dem von allen Seiten bereits die
anskbnlichsten Gaben zuflössen.
St. Petersburg, 16. Mai. Es ist bereits eine Comitee vom
Kaiser bestätigt, um Sammlungen hier zu machen, und für Hamburgs
Unglück schlagen hier viel theiluehmende Herzen.

Gestellungen auf das Mannheimer MorgeublatL mit Schulzeitung nehmen fortwährend alle Nshllöbl. Post»>
amter an. Preis beider Blätter in ganz Baden fl. L. 2L kr. Saft Vierteljahr. De» jetzt erst eintretenden UGG-
»Mte» Verde» die Blätter vom 1. April an, fo weit sie noch vorräthig sind, nachgelicfcrt.
 
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