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Mannheimer Morgenblatt — 1842

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No. 244
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No. 244

Samstag den 15. Oktober.

1842

Ein politisches Zeitbild von Preußen.
Wenn frühere Jahrhunderte zum Zeichen ihrer politischen Custur
die Freiheit des Gedankens forderten, so ^ordert das unsrige die
Freibeit des Worts und der Schrift, und die Welt kann ihm dieß
Gemeingut nicht mehr vore,'Halten. ES fordert Gleichheit der Rechte
und Ansprüche Aller, Abschaffung aller-zufälligen und beleidigenden
Vorrechte, Entfernung jeglicher Art von Egoismus; es fordert harm-
lose Staatenlenker, die, den Charakter unseeer Zeit begreifend, im
Geist' der O'ssentlichkeit und Nationalität die llcberbleibs-'l aller, mit
der Freiheit und de» Gmüssen der Menschheit unverträglichen Einrich-
tungen und aller Willkür, allen Despotismus, aller Unterdrückung je-
der Art und in jeder G statt noch vollends vernichten.
Darum sehen wir die deutschen Fürsten und Völker diese Forderun-
gen bald mit, bald ohne Constitu'ionen in dem großen Humanitäts-
prozesse der G genwart ernstlicher als je verhandeln, auf daß sich
Willkür und Gewalt auf der einen und Hiß und blinder Gehorsam
anderen Seite in Einheit und Harmonie auflösen, damit alle Stan-
ds-, Glaubens-, und Kastenverschiedenheit aufhöre, und die manig«
fach getrennte» Interessen in einem Brennpunkt zusammenschmelzcn, da
mit Einheit und Kraft als bleibender Hebel urd wirkendes Princip
olles Guten u-d Großen im ordentlichen und friedlichen Laufe der
Staatcmaschine erscheine, und damit das große deutsche Werk, Ein-
heit der ganzen Nationalgesammtheit mit Einheit und Kraft
und Willens und im Gefühl der deutschen Würde, zur Ehre deutscher
Fü-sten und deutscher Völker nachhaltig dmchgesetzl werde. An der
Spche dieses geistigen und moralischen Principü steht Preußen.
Was die neuere Z it bei mißverstandenen Begriffen von VolkSson-
vcränilät „politische Freibeit" nennt, ist den Staatsbürgern dieses
Staates durch eine „Constiiutionsiirkund " bis jetzt nicht zugemessm;
aber gleichwohl erfreut sich der preußische Unlerthai, der bürgerlichen
Freiheit und Selbstständigkeit im hohen Grade, und kräftig waltet in
Preußen das Streben, den Staat zu heben, und zwar durch Erhöhung
des VolkSgO'ickö nach -nnen und außen. Groß steht Preußen da in der
Sache der Entwickelung d.uischer Nationalität, der Entfaltung und Be-
sörderung industrieller Interessen, durch V rträge, durch Wege und Bah-
ren , groß durch alle seine B strebunge» für Deutschlands innigere Ver-
bindung, Eintracht, Standhaftigkeit und mannhafte Wehre. Seitdem
Preußen der V-rbindungöpunkt all r zerstreute» Tbeile des deutschen Va-
terlandes geworden ist, bietet Deutschland dem Auslände einen bsneidens-
wcrtben Glanrpunkt der Selbststä digkcit und Festigkeit dar, die gegen jede
Nnbilre und U-gebühr gerüstet dastehet, woher ste auch kommen möge.
Und wodurch hat Preußen seinen Höhepunkt erreicht? Nicht durch
die Fülle lau? ständischer Rechte, auch nicht durch die Steigerung königli-
cher Alleinberschast, wobl aber durch den Geist, die Kra't lind durch die
Tüchtigkeit seiner Herrscher und durch das Wirken jener ausgezeichneten
Staatsmänner, die, durch echten Patriotismus, Freimüchigkeit, Ord-
nungolikb-, Pflichtgefühl und N liglo» auf den richtigen Weg gewiesen,
dem Volke die Richtung geben, die Preußen so hoch empor gehoben bat.
Möchten dieses alle Jene erwägen, d e. wenn von nicht-constitntionel-
len Staaten im modrrnen Sprachgebrau^e die Rede ist, immer nur blinden
Gehorsam und willenlose Ergebung im Munde führen und dadurch überall
Mißwauen auskreuen ». das Vertrauen zwischen Völkern u. Regierungen stö-
ren. Wcnn v. Ro Ne ck im „Staatslerivn" B. 6, 3. Lieferung S. 425 sagte:
„In absoluten Staaten kann vou einem gesicherten Nechtszustande keine
Redefein, weil all'ort nichts Anderes Recht ist, als der Wckle des Herrschers,"
so kann er Preußen wahrlich damn nicht gemeint h'.brn; denn dieses bat
die ersten Bedürfn is? Siaates deu'licher erkannt, die Ausgaben der Z-st
besser begriffen und in seinen Regierungsmaßreg ln das Bessere glücklicher
"strebt und befestigt, als manche Staaten,die sich zu den constitutionellen,
p. freiheitlich orga-iisirten zählen.
(Schluß Prgt)

Tagsbericht.
Speyer, 11. October. Wir sind ermächtigt, die erfreuliche Nach-
richt mitzuth-u'len, daß inhaltlich einer gestern dem königlichen Regie-
rungs-Präsidium zugegangenen allerhöchsten Entschließung, Seine kö-
nigliche Majestät sämmtliche in der allerunterthänigsten Vorstellung ck. ck.
26. September des Comite der zur Darbringung einer Festgabe für
Seine königliche Hoheit den Kronprinzen vereinten Pfälzer unierbalte-
nen, so wie die in der Generalversammlung vom l. dieses Monats
gestellten, allerebrerbietigsten Anträgen und Bitten allergnädigst zu ge-
nehmigen geruht haben. Hiernach führt die Burgruine bei Hambach
zum immerwährenden Gedächtnisse an das bvcheisreuliche E'eigniß,
welches die Darbringung der Festgabe veranloßte, fortan den Namen
„M apbur g."
Frankfurt, 13. October. Bei der heute fortgesetzten Ziehung Oster
Klasse hiesiger Stadtlotterie sind auf folgende Nummern nachstehende
Preise gefallen: Nr. 17940 5000 fl. — Nr. 15988 2000 fl. — Nr. 1072
und 19855 jede 1000 fl.
Coblcnz, 12. Oct. Gestern Abend gegen 6 Uhr ist der der nie-
derländischen Dampfschiffahrtsgesellschaft gehörige eiserne Schleppkahn
der Rhein, ans der Bergfahrt begriffen und durch Pferde gezogen,
eine halbe Stunde von hier, am sogenannten Königebache bei den?»ie-
dern W'sserstande auf Gerolle gestoßen und hat einen so bedeutenden
Leck erhalten, daß das Wasser vier Fuß in den Schiffskörper drang.
Das Schiff ist mit 4000 Centner Colonial- und andern Maaren von
Rotterdam nach Mannheim befrachtet. Es wurden von hier gleich Licd-
terdchiffe an Ort und Stelle geschafft. Man ist mit der Bergung der
Güter, welche bierher gebracht werden sollen, thätigst beschäftigt.
Berlin, 9. October. Unser Königspaar, welches gestern wieder
von Halle zurückgekehrt ist, bis wohin die junge Kronprinzessin von Bayern
von Ihre» Mnj.stäten begleitet wurde, hat sich nun nach Potsdam bege-
hen, wo dasselbe bis zum Spätherbst zu residircn beabsichtigt. Den Ge-
burtstag unseres verehrten Monarchen wird der Hof auch daselbst feiern.
Unser Magistrat will zu der von ihm zu errichtenden neuen Gasbeleuch«
tungs Anstalt, deren Kosten man vorläufig aus 1,200,000 Nthlr. berch-
net, eine Anleihe machen und den Darlehen, dabei sehr günstige Bedin-
gungen stellen.
München, 11. Oct. Mit jeder Minute darf man der Ankunft
Ihrer königlichen Hoheit der Gemahlin unseres Kronprinzen entgegen
s hen. Außerhalb der Ludmigsstraße harrt derselben an einer Ehren-
pforte eine Deputation des Magistrats, um sie im Namen der Stadt
zu bewillkommnen. In der Straße selbst wogen auf den Trottoirs zu
baden Seiten viele Tausende von Schaulustigen auf und ab, nament-
lich von Fremden, deren außerordentlich viele hier sind. Das herrlich-
ste Herbstwetter begünstigt das F st.
Paris, 11. Oct. Der König und die Königin der Belgier sind
auf dem Schlosse von St. Cloud angekommen und werden, wie es
heißt, bis Mitte November iu Frankreich verweilen. M.brere Minister
verfügten sich heute nach St. Cloud, um sich mit dem Könige Leopold
über mehrere Fragen in Bezug aus den Handelsvertrag zu b-sprechen.
— Die Königin Marie Christine ist, bei Gelegenheit des Ge-
burtstages ihrer erlauchten Tochter, der Königin Jsa Hella H., von
Malmaison herein in ihr Hotel in der Straße Courcelles gekommen,
woselbst sie die Glückwünsche der hier anwesenden vornehmen Spanier
empfangen hat. Das Gerücht, als werde die Königin Marie Christine
den Winter in Italien zubrinqen, ist ganz ohne Grund.
— Sämmtliche belgische Eisenbahnen kosten bis zu ihrer Volle- düng
153,870,905 Fr., welche schönen Eisenbahnen hätte man in Frankreich
mit den 240 Mill. Fr., welche die pariser Befestigungen kosten werben,
bauen können!
Madrid, 4. Oktober. Don Carlos soll sei en A> Hangern förmlich
verboten haben, eine Schilderhcbung in Spanien zu wagen.
 
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