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Mannheimer Morgenblatt — 1842

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No. 258
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https://doi.org/10.11588/diglit.32620#1051

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No. 258.

Dienstag den 1. November.

1842.

TagSbcricht.
Carlsruhe, 28. Oct. Das großh. Staats» und Regierungs-
blatt vom Heutigen, Nr. 32, enthält:
l. Nachstehende höchstlandesherrliche Verordnung:
Leopold von Gottes Gnaden,
Großberzog von Baden, Herzog von Zähringen.
Die deutsche Bundes - Versammlung hat in ihrer Sitzung vom 26.
März 1841, zur foriificatorischen Sicherstellung der oberrheinischen
Gränze Deutschlands, die Anlegung von Dundcsfestungen beschlossen
Und als einen der zu befestigenden Punkte Rastadt bestimmt. Nachdem
nunmehr auch durch Dundesbeschluß vom 11. August d. I. die Grund-
linien der Befestigung von Rastadt festgesetzt worden sind, >o finden
Wir Uns bewogen, dieses hiermit zur öffentlichen Kenntniß zu bringen.
Unsere Ministerien des Innern und des Kriegs sind mit den zur
Vollziehung obiger Bundesbeschlüsse zu treffenden Anordnungen beauf-
tragt.
Gegeben zu Karlsruhe in Unserem Staatsmiuisterium, den 21.
Oct. 1842.
Leopold.
Frhr. v. Plittersdorf, v. Freydors. Frhr. v. Rüdt.
Auf höchsten Befehl Sr. k. Hoh. des Großherzozs:
Büchler.
1«. Nachstehende Bekanntmachung:
Nachdem Seine Königliche Hoheit der Großherzog in Ra-
stadt eine Fkstungsbau-Direction zu bestellen und den kais. k. österrei-
chischen Oberstlieutenant im Ingenieur-Corps Eberle zum grvßb. ba-
dischen Festungsbau - Direktion berufen, auch der nunmehr daselbst er-
richteten Festungsbau. Direktion die Stellung, Rechte und -Sefugniffe
eines großh. Regiments-Commandos zuzuerkennen geruht haben, so
wird tolches hiermit zur Nachachtung öffentlich bekannt gemacht.
Carlsruhe, 24. Oktober 1842.
KricgSministerium.
v. Freydorf.
rät. Fröhlich.
III. Eine Bekanntmachung des großh. Ministeriums des Innern
.nachstehenden Inhalts:
Zum Vollzug des Gesetzes über die Erhöhung der Hundtare vom
10. Sept. d. I. Regierungsblatt No. 28 S. 256 §. 6 wird hiemit
Verordnet, daß die Auszeichnung sämmtlichcr Hunde und Hündinnen
am 1. Dez. d. I. und den darauf folgenden Tagen in sämmtlichen
Gemeinden des Großhcrzogthums vorzunchmen sei, und sohin die Er-
hebung der Hälfte der nach dem obigen Gesetz für einen Hund auf
4 st. und für eine Hündin auf 2 fl. jährlich bestimmten Tare für die
Monate vom 1. Dez. d. I. bis zum 1. Juni 1843 in der für die
Nachmusterung vorgeschriebenen Weise zu geschehen habe. Von letztbe-
sagtem Termine an hat die Haiiptmusterung in der bisher üblichen
Weise stattznfiiiden.
IV. Eine Bekanntmachung des großh. Finanz Ministeriums, die
Begebung des Anlehens für die Eisenbahnschuldentilgungskasse betreffend.
V. Eine B-kanntmachungung des großh. Finanzministeriums die
Derloosung und Rückzahlung 3'/, prozentiger Rentenscheinc im Kapital-
betrag von 70 ooo fl. betreffend.
VI. Eine Bekanntmachung des großh. Finanzministeriums die bei
Versendung von Branntwein nach dem Großherzogthum Hessen zu ent-
richtende Steuer betreffend.
(Forts, folgt.)
Carlsruhe. Die von der Freiherrlich v. Gemingenschen Pa-
tronatsherrschaft erfolgte Präsentation des Schulvcrwalters Johann
Wörner zu Leibenstadt auf die evangel. Schulstelle daselbst hat die
Staatsgenehmigustg erhalten.

Lahr, 29. Oct. Unsere Gemeinde - Angelegenheiten sind
schon so vielfach öffentlich besprochen worden, daß es wundern muß,
wenn stets reue Unzufriedenheiten zum Vorschein kommen müssen, und
doch ist's leider der Fall.
1) So haben wir heute zu beklagen, daß die Erneuerungswahl
von 5 Mitgliedern des Gcmcinderaths vom Bürgermeister-
Amt immer noch nicht vorgenommen und hinansgeschoben wird.
Man kann solches nur dem Umstand zuschreiben, weil voraus-
sichtlich nur erleuchtete Männer zu dieser Stelle von der Bür-
gerschaft bestimmt sind, welche die ihnen zugedachte Stellung
und Pflicht zu würdigen wissen werden.
2) Eine auffallende Thatsache, daß bei der kürzlich statlgehabten
Steuerrevision (M. der hiesige Steucrpcräquator ist ein Bruder
des Bürgermeisters Fingado) meist solche Bürger und Ge-
schäftsmänner, welche sich zu den liberalen Grundsätzen beken-
nen und gegen die hiesigen bekannten Wahlumtricbe gekämpft
haben — in höhere Steuer genommen — wird hier vielfach be-
sprochen und commcntirt.
3) Das Zehntablösungögesetz scheint hier zu einer reichen Diä en»
quelle aufgcfunden zu sein. Durch eine unterm 31. Juli 1840
vom Bürgermeister Fingado publizirte Verfügung wurde be-
stimmt, daß die Zednlpflichtigcn bei ihren Abzahlungen '/2 kr.
vom Gulden für Zählgeld an den Rechner zu entrichten hätten.
Allein bei der diese Woche stattgefundene» Abrechnung war den
Pflichtigen 1 kr. per fl. 1 Zählgeld vom Bürgermeister und einem
Gemeinberath abgenommen, also wieder I^H pCt. Zuschlag der
ganzen Zehntablösungssumme von 57,000 fl. was für die bei-
den Geld-Einzieher ein hübsches und leicht verdientes Diäten»
sümm chen von circa 950 fl. ansmacht; denn es hat sich hier na-
mentlich getroffen, daß viele Posten von 500— 1500fl. Ablö-
sungsgelder gebracht wurden und in wenigen Minuten 10 bis
25 st. Zählgeld von einem Posten diesen Einnehmern in Sack sie-
len. Ein Zufall führte zur Entdeckung dieses unregelmäßigen
Diätenbczugs, und da in unfern benachbarten Dörfern die Zehnt-
Einnehmer nur 10 kr. für 100 fl. Erhebungsgebühr beziehen, so
wird der enorme Bezug von 100 kr. für 100 fl. also 90 pCt.
mehr um so ungerechter gehalten, als die Zehntablösungssumme
selbst Manchem schon so schwer fällt.
Jedenfalls mnß der zu viel bezogene '/2 kr. von fl. 1 gleich zurück»
bezahlt werden und man hofft die Rechnung? Revision werde selbst die
hohe Gebühr von '/? kr. per fl. 1 bedeutend mindern. —
Wann werden unsere Leiden einmal ein Ende nehmen!!
München, 27. Oct. Der von Vielen mit Sehnsucht erwartete
„Armeebefehl" ist diesen Abend erschienen. Er enthält die Listen der
seit dem letzten Armeebefehl mit Orden begnadigten, der characreristr-
ten, versetzten, penstonirten u. s. w. Unter den Ernannten befindet
sich der ehemalige k. griechische Kriegsminister Obrist v. Schmaltz als
Kommandant der Stadt und Festung Germersheim, dann der bishe-
rige Kürassieobcrst Frhr. v. Mayerl als Kommandant der Festung
Würzburg, mit dem Character eines Generalmajors.
Berlin, 26. Oct. Dem Vernehmen nach haben Se. Maj. nun
definitiv die neue Uniformirung der ganzen Armee nach den, bei
der letzten großen Heerschau am Rheine bei einer größeren Truppen-
abtheilung gemachten und bewährten Proben genehmigt.
Wien, 24. Oct. Wie man aus guter Quelle hört, wird der
Einfuhrzoll in Oestrcich für mehrere fremde Maaren, darunter beson-
ders Kaffee umd Zucker, demnächst eine bedeutende Ermäßigung erfah-
ren; man bezeichnet den ersten Jan. 1843 als den Termin, wo diese
reue Handelsbegünstigung in Wirksamkeit treten soll.
Paris, 27. Oct. König Leopold reist am 5. Nov. ab; der
Minister Teste kommt erst am 10. Nov. nach Paris zurück; man
 
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