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Mannheimer Morgenblatt — 1842

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No. 35
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No. 53

Freitag, den 11. Februar.

1842.


T a g e H K> x x j t.
Carlsruhc, 0. Fcbr. Zur Feier der Verlobung Ihrer Hob.
her Prinz essln Ulernndrine fand gestern Abend im qroßh. Resi-
LenzschEe ein großer Hofball statt, der von Sr. Durchlaucht dem
Erbprinzen von wachsen.Koburg-Gotha mit Höchstdero er-
lauchter Braut eröffnet wurde.
Um 12 Uhr heute Mittag geruhten Ihre königliche Hoheit die
GroßherzoglN, rm Beffeya der Prinzessin Alerandrine Ho-
hert, aus derselben Veranlafsnug eine Deputation der Stadt Mann-
heim, bestehend aus dem Bürgermeister Jolly und sechs Mitgliedern
des Gcmeindera.hs und der Handelskammer, in den untern Räumen
des großherzogllchen Schlosses zu empfangen.
Nachdem dieielbe der durchlauchtigen Landcsmutter den Ausdruck
der innigen Glückwünsche der getreuen Bewohner Mannheims in tief-
ster Ehrfurcht dargebracht hatte, ward dem Bürgermeister Jolly die
Gnade zu Theil, der höchsten Person Seiner königlichen Hoheit,
wiewohl Höchstdieselben von Ihrem Unwohlsein noch immer nicht völlig
hergcstellt sind, besonders aufwarten und die Gefühle ehrerbietiger Tbeil-
nahme an dem allerorts mit Jubel begrüßten frohen Ereignisse aus-
drücken zu dürfen.
— Heidelberg, 9. Fcbr. Ein vom Senat an die akade-
mische Jugend, ergangenes Duell-Verbot, erregt gegenwärtig bedeu-
tendes Aufseben hier. Es ist nämlich den Studenten das Duelliren
bei Strafe der Relegation untersagt, ja sogar der Besuch des nahe
vor der Stadt gelegene» Wirtbsbauses, das als der Schauplatz aller
Duelle bekannt ist, mit Consilium bedroht.
Wie nothwendig es ist, die ohnedies nicht gegen die Kälte ge-
nug geschützte dritte Wage-Masse unserer Eisenbahn auch nicht noch
weiter ganz offen zu batten, lehrte uns ein dieser Tage dahier vorge-
kommener trauriger Fall; ein über Mannheim kommender Reisender,
der schon erhitzt in die 3. Wagenklasse eingestiegen, sich also hier eine
bedeutende Kälte zugezogen, ward sobald er hier angekommen und in
die warme Stube des Gasthoses getreten, vom Schlag gerührt und
verschied augenblicklich.
Aus Sem Herzogthum Nassau, 3. Fcbr. Es ist bekannt,
daß in unserm Herzogthum nicht, wie in Preußen, Hessen und andern
Staaten des deutschen Bundes, die Gemeinden die Einnahmen und
Ausgabe der Gemeindegelder selbst verwalten, sondern daß die Ge-
meindekaffen unter strenger Aussicht der Rechnungskammer stehen. Dieser
weise» Einrichtung verdanken wir es, daß selbst arme Gemeinden gan z
schuldenfrei sind, und daß im Laufe einiger Jahre fast alle Ge-
meinden des Herzogthums schuldenfrei scyn werden, wodurch es denn
nur allein möglich ist, solche Communalgebäude, Schulhäuser rc. zu
rEn. wie wir deren bei uns so viele mit federn Jahre entstehen sehen.
, München, 6. Februar. Die Vermählung unserer sehr liebens-
würdigen Prinzessin Adelgunde mit dem Erbprinzen von Modena wird
in den Ostertagen statthaben.
Berlin, 3. Fkbr. Trotz des bei uns herrschenden gelinden Winters
waren noch me so viele Feuersbrünste hier ausgebrochen, als gerade
fetzt, wo mait w stark geheizt wird. Ein besonderes Fatum scheinen da-
bei die hiesigen bayerischen Bierbrauereien zu haben, indem vorgestern
eine der größten derartigen Anstalten abbrannte, und schon gestern Abend
eine ähnliche Brauerei gleiches Schickst hatte. Bei beiden sollen große
Vorräche von Malz mstverbranm siyn.
Paris, 7. Febr. Der Minister der öffentlichen Arbeiten hat der
Kammer den Gesetzentwurf zur Errichtung von Eisenbahnen vorgclegt.
Es begreift derselbe Vorschläge zu ernem großen Eisenbahnennetz, des-
sen Centrum Paris sein wird. Es soll eine Linie von Paris nach der
belgischen Grenze, eine andere von Paris nach Calais, eine dritte von

Paris nach Straßburg, eine vierte von Paris nach Marseille, eine
fünfte von Paris nach Bordeaux und nach Nantes sichren. Alle dicke
Linien würden auf Staatskosten ausgefübrt. Der Kostenanschlag ist
150,000 Fr. per Kilometer oder 600,000 Fr. Pr. Lieue. Die Kosten
des ganzen Eisenbahnnetzes sind auf zwölfhundcrt Mil-
lionen Franken berechnet. Der Finanzminister bedarf keines
Specialcredito zum Beginn der Arbeiten; die Fonds der Schuldentil-
gungskasse und die Hülfsmittel der fiottirenden Schuld (Schatzschcine)
reichen vorerst hin.
— Man hat über Marseille wichtige Nachrichten aus Ostindien
erhalten. Noch den Bombay Times vom 1. Jan. lauten die Be-
richte aus China günstig, dagegen aber die aus Afghanistan sehr
beunruhigend. Briefe aus Macao vom 15. Nov. melden, daß die
Engländer am 1. Oct. die Insel Chusan (die früher schon einmal
besetzt war) wieder genommen; hierauf erstürmten sie das Fort Ting.
Han; bald ergab sich nun die Stadt Ring-Po, auf dem festen Land
gelegen, woselbst am 13. Oktober eine provisorische Regierung nieder-
gesetzt wurde, Ring-Po ist etwa 50 Stunden von Nanking entfernt.
— Ganz Afghanistan ist in Aufruhr gegen die Engländer und ihren
Schützling, Schah Sofah. Die Insurrektion brach am 2. Nov. zu
Cabul aus. Sir Alexander Vurnes, sein Bruder, und sieben
andere brittische Offiziere wurden in der Stadt umgebracht. Ein Theil
der Truppen campirte vor den Thoren, ein anderer Theil hatte sich in
das Fort zurückgezogen. Am 18. Nov. waren beide Abtheilungen noch
blokirt und ihrer Communcation beraubt. Am 3. Nov. wollte der
Feind die Cantonnirungen angreifen; bei der Abfahrt wurden die Lieu-
tenants Mhecler und Maule getödtet. Man vernahm, wie das beste
Regiment cm Dienste des Schah mit Verlust von 800 Mann aufgen'e-
den worden war. Auch wurden 150 Sipapen zwischen Cabul und
Ghiznic nicdergemacht. Von allen Seiten brechen Verstärkungen nach
Afghanistan auf. Die Regierung zu Bombay entfaltet die größte Thä
tigkeit. —
Lonösn, 5. Febr. Deputationen des Lords und der Gemeinen
haben der Königin die in Antwort auf die Thronrede votirten Adres-
sen im Buckinghampalast übergeben.
Brüssel, 7. Febr. General Buzen hat, als er um Mittag aus
dem Kriegsnniiisterium weggegangen, einem Huissier einen versiegelten
Brief zugestellt, mit dem Befehl, solchen erst um 1 Uhr seinem Ad-
jutanten zu übergeben. Der Huissier befolgte den Befehl ganz pünkt-
lich. Als der Adjutant das Schreiben in Gegenwart des Auditeurs
Gerard und des Majors Stroplcns öffnete, las er darin die Worte:
„Wenn Sie diese Zeilen lesen, habe ich aufgehört zu scyn; Sie wer
den meine Leiche in dem kleinen Schoppen des Gemüsegartens finden."
Wie vom Blitz getroffen eilten die Herren nach der bezeichnten Stelle'
sie fanden da den General Buzen leblos, mit schrecklich zerschmettertem
Kopfe. Der Bediente des Generals war schon von dem Vorgang un-
terrichtet, aber Madame Buzen wußte noch nichts. ES war ein schreck-
licher Augenblick, als sie das Geschehene erfuhr; sie wollte ihren un-
glücklichen Gatten noch ein Mal sehe»; es hielt schwer, sie von diesem
Gedanken abzubrinqen.
Paraüba, in Brasilien, 28. Dez. Die Provinz Ceara ist im Auf-
stand begriffen. Die Rebellen haben den Vicepräsidenten in seinem
eigenen Hause ermordet. Alle nördlichen Provinzen sind ebenfalls in
großer Aufregung.
Nom, 24>. Jan. Zwei grobe Verbrecher starben vor wenigen Ta-
gen. Der Tod des einen hat viel Redens gemacht. Er weigerte sich,
das Schaffst zu besteigen, baranguirte vom Morgen bis spät Nach-
mittags zum Volke über die Jmmoralität der Kleriserei, verwundete
den das Sacrament ihm anbictenden Geistlichen mit den Zähnen und
mußte mit Gewalt unter die Guillotine geschleppt werden.
 
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