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Mannheimer Morgenblatt — 1842

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No. 30
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Freitag, de» 4. Februar.

1842.

Carls»« ^ ^1- Sitzung der 2. Kammer. Neue Ein-
6??deö^brm.I« ^«"«"deratbs der Stadt Mannheim, die
kL BÄ "7'°ben' Mühlau betreffend. 2) Des Karl
xraktiffrenden Arztes Dr Brodhaa ^in^L" ^er Bit-raccise betr. 3) Des
Lesoldungsratums für Versebunq?,s Ausfertigung des
des Phpsikus. Ministerialrath Zi7le?E^"^^ eines Urlaubs
Gerung, betr. einen Gesetzesvorschlaa die «ne Vorlage der Re-
ster und Brigadiers der GendarmcAe ^ensiomrung der Wachtme,-
Der Abg. Vogelmann übergibt seinen Bericht über das Budget
über Trennung der Justiz von der Administration und Einführung der
Öffentlichkeit der Justiz zur Sprache. "
-I- Lahr, 2. Febr. Lahr, das im Verhältniß zu seiner Einwoh-
nerzabl mit Ausnahme Mannheims, unstreitig die bedeutendste Han.
delsstadt Badens ist, sieht nicht ohne einige Besorgniß daß die im bad.
Oberlande zu erbauende Eisenbahn so weit von hier entfernt sein
werde. Es hat darum der hiesige Handelsstand unserer hohen Regie»
rnng in einer Eingabe die Bitte vorgetragen, dieselbe an unserer
Stadt Vorbeigehen zu lassen nud auf dem sogenannten Thiergarten den
Bahnhof anzulege«. Auch der Gemeinderath hat sich mit der gleichen
Bitte an die Wasser- und Straßcnbaudircction gewendet.
Stuttgart, 30. Jan. Es heißt, daß unser Kronprinz zu Ostern
d I. die Berliner Universität verlassen, und seine Reisen zunächst mit
einem Besuche am Petersburger Hofe antreten wird. Was man von
den abgesonderten Vorlesungen, die dem Prinzen gehalten würden er-
zählte beruht auf einer Entstellung; derselbe hörte, mit Ausnahme
eines einzigen, die Kollegien in dem gemeinschaftlichen Auditorium.
HZcnf, 28- Jan. Der Staatsrath erläßt so eben an die Bür-
ger von Genf eine Proklamation folgenden Inhalts. Eine allge-
meine Aufregung gebe sich unter der Bürgerschaft kund; beunruhigende
Gerüchte sepen im Umlauf; es scheine darauf abgesehen zu seyn, die
ruhige Berathnvg der neuen Verfassung zu stören; es habe sich der
Bürgerschaft eine Unruhe bemächtigt, welche ohne Gefahr nicht länger
fortdnuern könne. Der Staatsrath stelle demnach die Handhabung der
öffentlichen Ordnung unter den Schutz der Bürgerschaft und erkläre
jeden Vrrsuch der Ruhestörung für einen Angriff auf die öffentliche
Freiheit und Ebre des Laudas. „Demzufolge beschließt der Staatsrath:
1) Alle milizpflichtigen Bürger haben sich bereit zu halten, im Falle
der Noch auf den ersten Ruf sich zu stellen. 2) Oberst Dufour ist zum
Eomma»danten der Truppen ernannt, die in diesem Falle versammelt
wurden Namen des Svndiks und des Staatsrathcs, De Roche,
Staatssekretär //

W«cn, 26. Jan. Es scheint uns fast gewiß zu sein, daß die Un-
ternehmungen der Staatsverwaltung in Eisenbahnen blvs der Anfang
eines großartig erfaßten Werkes ist', dessen Hauptcndenz die Erweite-
rung des Außenhandels sein dürfte. Die Vorbereitungen, welche gleich»
zeitig zur Modtsifatlon der getroffen sind, deuten darauf hin,
auch ist es augenfällig, aß Kvmunikationseröffnungen in der Ausdeh-
nung vom äußersten zum entgegengesetzten äußersten andern Punkt
der "Monarchie sich urcht btos auf Erleichterungen im inländischen Ver-
kehr beschränken können; onoUch entgeht der Staatsverwaltung die
Bemerkung gewiß nicht, daß die fortwährende Steigerungen der Ge-
rverbsproduktionen einer Mehrung der Absatzwege bedarf.
Paris, 30. Jan. Die Blatter der verschiedenen Farben enthalten
abweichende Urtheile über die jüngsten Debatten und das Finalvotum
der Kammer. An sonstigen Neuigkeiten sind sie leer. Das Gerücht,

Marschall Soult sei) gestorben, bat sich nicht bestätigt;dagegen ist lei-
der gewiß, daß der bejahrte Krieger gefährlich krank liegt; man sagt
an der Brustwassersucht.
— Obngeachtet der von den Ministern bei der Adreffedebatte er-
langten Majorität hält man in den diplomatischen Cirkcln die Auflö-
sung der Kammer für wahrscheinlich. Einige Spekulanten haben Wet-
ten angeboren, daß vor dem 1. März die Kammer aufgelöst oder daS
Cabinet gestürzt werde.
— Heute Abend um halb 9 Uhr überreicht die große Deputation
her Kammer dem König die votirte Adresse.
London, 28. Jan. Bei den Festlichkeiten in Windsor wurde auch
die prächtige Weincisterne gebraucht, welche für ^leorg IV. von den
Goldschmieden Nundle und Bridge verfertigt wurde, und das größte
Silbergcräth ist, das man in Europa kennt. Die Cisterne enthielt bei
diesem Anlasse 40 Gallonen gewürzten Claret, und der Königin nebst
ihren Gästen wurden damit die Gläser gefüllt, als sie die Gesundheit
des Prinzen von Wales tranken. Auch viele Stücke der Kronschätze
welche seit dem Brande in Gewahrsam der Hrn. Bridge u. Comp,
sind, waren bei den Festen im Windsorschlosse aufgestellt. Das alte
und reich mit kostbaren Steinen geschmückte Salzfaß, welches bei dem
Banket zwischen der Königin und dem Könige von Preußen stand, ist
ein Modell des weißen ThurmeS im Tower; die Schießscharten darin
sind mit kleinen Kanonen ausgefüllt, welche auf goldnen Lafetten stehen.
— Die Fregatte Vindicative von 50 Kanonen, esnes dxx, Schiffe,
chelchö HM König von'Preußen aus Ostende abholen sollten, ist bei ei-
Sturme im Canal, der am 26. Abenrs wüthete, unweit St. Helens
auf den Strand gerochen, jedoch noch glücklich am 27. Morgens mit
Verlust eines Mastes davon gekommen.
— Der König von Preußen ist heute von Windsor-Castle zu Lon-
don angekommen und mit Enthusiasmus empfangen worden.
Httüg, 29. Ea». Bei Hose lebt man gegenwärtig so einfach als
möglich, und selbst die Anwesenheit des glücklichen Bräutigams, Erb-
großherzcgs von Sachsen Weimar, verursacht wenig geräuschvolle Feste;
doch hat man den König und die Königin seit längerer Zeit nicht so
heiter gesehen, als jetzt. — Gestern wurde erzählt, die Königin habe
einen Brief von ihrem erhabenen Bruder, dem Kaiser von Rußland,
erhalten, woraus hervvrgingc, daß die Kaiserin höchst wahrscheinlich
schon im Monat Mai dieses Jahres, zum Gebrauch der Bäder, nach
Ems reisen würde. Die neunzehnjährige Prinzessin Olga wird, allem
Vermuthen gemäß, die Kaiserin nach Deutschland begleiten.
Mavriv, 23. Jan. Es hat sich das Gerücht verbreitet, ein ern-
stes Zerwürfniß sep zwischen der Regierung und dem General Rodil,
welcher die Truppen in den Nordprovinzen befehligt, entstanden Wir
wissen nicht, inwieweit dieses Gerücht Grund hat.
Coristantinvpcl, 12- ^au. Soeben erfährt man, daß England
mrt Mehemed Ali eine Convention definitiv abgeschlossen hat, nach wel-
cher England außer der Mallepvst einen freien Handelsweg durch Ae-
gypten nach dem rochen Meere gestattet ist. Die Genehmigung des
Sultans hat man umgangen.
Athen, 16. Jan. Hier ist seit vierzehn Tagen der großbritan-
nische Botschafter der der hohen Pforte, Sir Stratford Canm'ng, der
mit dem Anfänge dieses Jahres hier eingetroffen, der Mittelpunkt aller
Besprechungen und aller Gespräche. Dem Vernehmen nach läßt dieser
ausgezeichnete und hellsehende Diplomat der Lage des Landes und den
Bestrebungen unserer Regierung weit mehr Gerechtigkeit wiederfahren,
als wir seit langer Zeit von jener Seite zu erfahren gewohnt waren.
Er hat wiederholt, und zuletzt noch vorgestern, eine mehrstündige Un-
terhaltung mit Sr. Maj. dem Könige gehabt, und es ist nicht zu
bezweifeln, daß die Anwesenheit des Botschafters die völlige friedliche
Erledigung der griechisch-türkischen Angelegenheiten hiesigerseits wird be-
schleunigen helft«.
 
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