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Mannheimer Morgenblatt — 1842

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No. 307
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https://doi.org/10.11588/diglit.32620#1247

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No. 367.

Donnerstag den 29. Dezember.

1842.

Tagsbericht.
Stockach, 25. Dezember. Abends 9 Uhr. Seit 7 Uhr brennt
in lichierlobcu Flammen das hiesige der badischen Gesellschaft für Zu-
ckerfabiikation gehörige Etablissement. Die Stadt scheint außer Gefahr
zu sein, da kein Wind geht. Die Löschmannschaften aller Orten eilen
herbei.
Pforzheim, 26. Dez. Vor einigen Tagen wurde hier ein jun-
ges Mädchen wegen Verdachts heimlicher Niederkunft und Beseitigung
ihrer Leibesfrucht verhaftet und auch wirklich die Leiche eines neugebo-
renen Kindes, das g lebt zu haben scheint, in einer Kiste in ihrer Woh-
nung vorgesunden. Wie wir hören, soll die Verhaftete bereits die Er-
mordung ihres am 13. d. geborenen Kindes eingcstanden haben.
Carlsruhe, 23. Dez. Das großh. Staats- und Regierungsblatt vom 23.
Dezbr. enthält noch: (Fortsetzung.)
Nachstehende Militärdienstnachrichtcn:
Seine Königliche Hoheit der Großherzog haben durch höchste Ent-
schließung vom 3. Deccmber d. I. gnädigst geruht, den geh. KricgSrath und Ge-
ncralauditor Vogel zuin geh. Rath zweiter Klaffe zu ernennen.
Durch höchste Ordre vom 8. November d. I. erhielt der Major v. Hinkcl-
dey im zweiten Dragonerregimcnt und der Major v. Reck in der Artilleriebrigade
den Charakter als Oberfflieutenant, und der Hauptmann von Porbeck im Gene-
ralstab, der Rittmeister und Brigade-Adjutant v. Roggen bach vom Dragoner-
Regiment Großherzog, der Hauptmann Nückcrt und Hauptmann und Zeughans-
Director Köbel von der Artillerie-Brigade den Character als Major.
Nach derselben Ordre und nach höchster Ordre vom rl. Nov. wurde der Lieu-
tenant Schwarz im Leib-Jnfanterie-Regiment, der Lieutenant Karl v. Renz im
zweiten Infanterie-Regiment und der Lieutenant v. Reubronn in der Artillerie-
Brigade zu OberlieutciiantS befördert und nachstehende Portepeefähuriche zu Lieute-
nants ernannt, als:
Geres im zweiten Infanterie-Regiment,
Hasen stab im vierten Infanterie-Regiment,
Frei im ersten Infanterie-Regiment,
Specht im ersten Infanterie-Regiment,
von Liebenstein im zweiten Dragoner-Regiment,
Wolf im ersten Infanterie-Regiment,
Wagner im dritten Infanterie-Regiment,
von Berg in der Artillerie-Brigade,
Watzen eggcr im zweiten Infanterie-Regiment,
von Theobald in der Artillerie-Brigade,
von Günderode im Leib-Jnfanterie-Regiment,
von Kbuon in demselben Regiment,
Hieronymus ln, zweiten Infanterie-Regiment,
von Seldcneck im Dragoner-Regiment Großherzog,
Holz im Leib-Jnfanterie-Regiment, und
von Adeisheim im vierteil Infanterie-Regiment.
Nachstehende Civil-Dienst-Nachrichten:
Seine Königliche Hoheit der Großherzog haben gnädigst geruht,
dem Forstmeister Eichrovt in Achern das erledigte Forstanit Bruchsal zu über-
tragen;
den Bezirksförster Gmelin in Gernsbach zum Forstmeister in Schwetzingen,
den Bezirksförstcr von Scldeneck in Gengenbach zum Forstmeister in Achcrn,
Len Bezirksförster von Schilling in Pforzheim zum Forstmeister in Hei-
delberg
zu ernennen. (Schluß folgt.)

Berlin, 20. Dez. Die Zensoren sind angewiesen worden, kei-
nen Abdruck allerhöchster Kabinetsordres zu gestalten, wenn sie nicht
zuvor in der Staatszeüung oder in der Gesetzsammlung erschienen sind,
oder die betreffenden Mmisterialbehörden müßten sie ausdrücklich ge-
stattet haben. Dahin hat es die Ultraprcsse gebracht!
Wien, 2t. Dez. Die badischen Prinzen sind von Seite des kais.
Hofs fortwährend der Gegenstand vieler Aufmerksamkeit.
Hamburg, 23. Dez. Durch E. Hochw. Rath sind der Unter-
stützungsbehörde von dem hamburgischcn Consul, H-n. Christ. Hellmann,
in Lima 388 P-. 10 Sch. 2 D. zugestellt worden, welche der Er-
trag einer zum Bisten der hiesigen Abgebrcnnten daselbst veranstalteten
Subskription sind.
Paris, 19. Dez. Wir beeilen uns, die wichtige Nachricht mitzu-
thel! n, daß in Folge der von dem Fürsten Metternich an das engli-
sche Cabinet gesandten Note über die serbischen Angelegenheiten zu Lon-

don eine Uebereinkunft zwischen Oesterreich,, England u»d
Frankreich zur ReHulirung der Verhältnisse Serbiens geschlossen wur-
de, und daß dem Divan in Constantinopel bereits eine Collectiv-
note dieser drei Mächte übergeben wurde, worin das Verfahren der
Pforte, Serbien gegenüber, entschieden gemißbilligt und die Wieder-
einsetzung des Fürsten Michael auf den serbischen Thron ener-
gisch gefordert wird. Zu gleicher Zeit bat das österreichische Cabinct
Pen andern Mächten notisicirt, daß es sich gezwungen sähe, ein Ar-
meecorps an der serbischen Gränze zusammen zu ziehen, um auf alle
Ereignisse gefaßt zu sein. Hr. v. Butenicff, der von diesem Schritte
erst im letzten Augenblicke Nachricht bekam, reichte sogleich eben-
falls eine Note ein, in der er gegen die Absetzung des Fürsten
Michael prvtestirte. Dieser ziemlich unerwartete Schritt Oesterreichs
hat in St. Petersburg große Sensation gemacht. — Man will als be-
stimmt wissen, daß die Pforte in dieser Sache durchaus nicht nachgeben
will, und kann dann aus das Aeußerste gefaßt sein. Das österreichi-
sche Cabinct faßt solche energische Beschlüsse, die den allgemeinen Frie-
den stören können sehr ungerne und zögernd; sind sie aber einmal be-
schlossen, so werden sie auch konsequent und in ihrer ganzen Ausdeh-
nung durchgeführt. Die Abberufung des österreichischen Gesandten in
Konstaiitinopel, Baron v. Stürmer, und des österreichischen General-
consuls in Serbien stehen mit diesem Entschlüsse im Zusammenhänge.
Jedenfalls sieht man im Oriente wichtigen Ereignissen entgegen, daß
Oesterreich, seiner eigenen Sicherheit wegen, entschlossen ist, alle ori-
entalischen Verhältnisse im Einverständnisse mit England
und Frankreich aus eine dauernde unv billige Weise zu ordnen
und so den Saamen künftiger Zwietracht und Kriege im Keime zu er-
sticke.
— Vom 24. Dez. Der Moniteur enthält einen Bericht deS
Eonsiilpräsidcnten Marschall So ult an den König und eine darauf
sich beziehende Ordonnanz vom 24. Dez., die Creirung eines Gehei-
men Raths (Lonsail privö) betreffend. Die Personen, welche dem
Staat in hoben Fnnmvnen bedeutende Dienste geleistet haben, können
in Zukunft den Rang und Titel ei^cs Staatsministers erhalten und,
so oft es der König für gut findet, bei der Geheimenrathsversammlung
zugezogen werden. Nach der in der Ordonnanz angeführten Quali-
ficationsliste dürften sich etwa fünfzig Personen in dem Full befinden
Mitglieder des Geheimcnraths werden zu können. Es wird sich bald
zeigen, ob die Kammer die für die neue Institution erforderlichen
Geldmitiel zu bewilligen sich herbeilassen wird. Zu 15,000 Fr. für
jeden d.r Gchrimcnrärhe angeschlagen, würde das Budget die Summe
von 750,000 Fr. zu tragen haben.
— Aus Barcelona vom 17. wird geschrieben, der Regent werde
am folgenden Tage daselbst einziehen, einige Tage verweilen, dann
aber über Valencia nach Madrid zurückkehren. Vor seiner Abreise ge-
denkt er. wie cs heißt, eine Art Amnestie zu verkünden.
— Der Eonstitutionel sagt, es habe sich das Gerücht verbrei-
tet, Msdame La sarge sei aus ihrem Gefängniß entflohen.
Madrid, 17. Dez. In Catalonien soll eine permanente Armee
von 40,000 Mann zusammengezogen werden. Der Wiederaufbau der
Citadelle von Barcelona wird wahrscheinlich schon im Lause des näch-
sten Monats vollendet sein. — Der ministerielle „Patriot»" erklärt die
Gerückte für ungegründek, daß Hr. Zingo zum politischen Chef von
Barcelona ernannt und die Auflösung der Kammern definitiv beschlos-
sen worden sei. — Der „Coreesponsal" fordert alle Parteien auf, sich
gegen das Cabinet zu vereinigen. Als Programm stellt er auf, „Con-
stitution von 1837; Thron Jsabella der !k.; Vergessenheit des Ver-
gangenen; Aussöhnung der Spanier; Negierung Ihrer Mas., wann
sie ihr 14. Lebensjahr zrrückgelegt hat; parlamentarisches Wirken; ge-
setzlicher Krieg gegen jeden, der diese heiligen Gegenstände würde ver-
letzen wollen.
 
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