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Mannheimer Morgenblatt — 1842

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No. 120
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https://doi.org/10.11588/diglit.32620#0477

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Mnheirwr

k^o. 12«

Dienstag, de» 24. Mai.

1842.

TaqeSberiHt.
z. Malinbcim, 23. Mai. Obcrgerichts-Advokat Rindeschwen-
der, der lM Oberamt Pforzheim zum Abgeordneten erwählt war. nahm»
da er unter tue Doppeltgewählten gehört, für diesen Bezirk die Wahl nicht
«n, worauf Freitag den 20. d. bei der Nachwahl Herr Oekonomie-
ratb vr^Herrmann in Carlsruhe znm Deputirten erwählt wurde.
Hdfgerichtsadvokaten, Amtmann Sander von Rastatt,
welcber gleichfalls die Wahl abgelebnt hatte, wurde am 21. d. Negie-
rungsrath, Domanenverwalter Hofmann in Karlsruhe, zum Abgeord-
neten fiw die «vtadt Pforzheim erwählt.
Die hier eingcgangenen Beiträge für Hamburg haben bereits die
Summe von fl. 12,000 überstiegen. In Freiburg wurde zum Vortheil
der Brandverunglückten „Szaar und Zimmermann" und in Carlsruhe
vut doppelten Eiugangspreiscn „Don Jouan" gegeben. Sogar in Lahr
— woselbst die Beiträge bis fetzt auf fl. 1009. 16'kr. u. ferner von 118
Mitgliedern des Gcwerbsvercins auf fl. 420 sich belaufen — wurde von
einer wandernden Schauspiclergescllschaft eine Vorstellung zu gleich edlem
Zweck gegeben.
-j- Nohrbach, Bezirks-Amt Hoffenhcim, 19. Mai. Auch die hiesig-
en Einwohner haben am 17. d. M. durch freiwillige Beiträge ihr Scherf-
sein zur Unterstützung für die durch Brand in Hamburg Beschädigten
hcigetragen: Es sind von christlichen Einwohnern 18 fl. 45 kr.
und von israelitischen 31 fl. 13 kr.
Zusammen 30 fl. —kr.
gegeben, und als bald direkt an die Behörde nach Hamburg abgeschickt
worden.
Carlsruhe, 21. Mai. Das großh. Staats- und Regicrungs-
blatt No. 17, vom Gestrigen, enthält eine Bekanntmachung hochprciß-
Men Ministeriums des großh. Hauses und der answärligen Angelegen-
heiten vom 8. April d. I., demzufolge der am 8. Febr. d. I. im Haag
Unterzeichnete Staatsverlrag wegen des Anschlusses des Großhcrzogtbums
Luremburg an den deutschen Zoll- und Handelsverein die höchste
Genehmigung Sr. köuigl. Hoh. des Großherzogs erhalten hat, und
nun höchster ^nmächtigung gemäß zur öffentlichen Kenntniß gebracht wird.
Frankfurt, 21. Mai. Zm hiesigen „Amtsblatre" ist folgende
amtliche Aufforderung erschienen: „Da in der letzten Zeit mehrere
Mal nacheinander in dem hiesigen Stadt-Walde Feuer ausgebrochen,
es sogar am 16. d. M. gleichzeitig an sechs verschiedenen Stellen
brannte und alle Umstände auf böswillige Brandstiftung schließen
'affen, bezüglich welcher der Art. 140 der Forst-Rügen-Ordnung be-
stimmt: „Wer den Wald muthwilliger Weise in Brand steckt, wird als
em Mordbrentwr dem Criminalgericht übergeben," so fvird, im Jnte-
kne der öffentlichen Sicherheit, Jedermann aufgefordert, etwaige An»
zur Ermittelung der Verbrecher beizutragen vermögen,
lassen, und wird zugleich demienMN. welcher den
^ ,we dahier anzeigt, oder eine solche Mittdeilung macht
5 Name":'b°r zu deren Entdeckung führt, unter Ver.chweigung
^Äer? Prämie von Ein Hundert Reichotbalern zu»
gesickert. Frankfurt a. M., den 19. Mai 1842. Forst-Amt.
ArcSr cn, 19 Mai. Eine Mvrvthat wird sert gestern früh be«
sprachen. Inder Wildsrufer Vorstadt, in einem ziemlich belebten Haus
ist, wahrschernlich vorgestern Abend, eine einzeln wohnende alte, nicht
mittellose Frau vermöge zweier absolut töd.licher Schläge an den Kopf
getödtet und wahrschemllch auch beraubt worden. Der Thater ist b.s
jetzt noch nicht ermittelt.
Coblcnz, 21. Ma,. Das auf der Bergfahrt begriffene Damps.chiff
Prinz Wilhelm hat heute Nacht nach 2 Uhr in der Nähe von Rhern-
brohl einen Leck erhalten, wodurch es verhindert wurde, seine Fahrt fort«
Zusehen. Die Reisenden wurden unverzüglich zu Lande hierher befördert.
Hambnra, 17. Mai. Der Anblick unserer sonst so belebten Stadt
ist furchtbar. Eia großer Theil der Straßen ist noch immer militärisch

gesperrt und darf nur mit Erlaubnißscheinen betreten «erden, weil die
großen in den Kellern befindlichen Steinkohlen- und andere Lager fort»
brennen und bei Nacht schauerlich leuchtend emporschlagen. Brücken
werden mit Hülse der preusischen Pioniere anstatt der verbrannten oder
eingestürzten über die größlentheils noch vollgeschütteten Kanäle ge-
schlagen, weßhalb die Verbindung zwischen Alt- und Neustadt, da, es
in allen hinab- und hinaufführenden Straßen gebrannt hat, nur durch
deren Umkreisung statifiadet, nordwärts auf den Wällen, südwärts
längs dem Hafen. Alle Fenster der ganzen Stadt sind durch die Ex-
plosionen und Sprengungen zertrümmert; die Möbeln sind auch in dem
unverbrannten Thc>le, weil fast Alles mit sehr wenigen Transport-
mitteln flüchten mußte, schwer beschädigt worden. Am Jungfcrnsiiege
wo die auf demselben ausgestellten geflüchteten Möbeln und Betten von
der ungeheuren Glutb Feuer fingen, wurden fast alle Käbne und Gon-
deln, um nicht gleichfalls in Brand zu gerathen, in den Grund gebohrt
zum Theil voll geretteter Sachen, die im schönen Alsterbecken umher-
' trieben. Vom Sonntage, den 8., wo dem Brande Gcänzen gesetzt
worden, bis gestern sind in Folge des seit vier Wochen wehenden Ost-
windes, der die Ankunft der Schiffe aus dem Meere hinderte, 40S
Seeschiffe auf die Elbe und an die Stadt gekommen. Welch' ein Glück
daß sie mit ihren reichen Ladungen nicht 14 Tage früher eintrasen!
— Der Nutzen des Telegraphen hat sich wieder bewährt. Er bat Spri-
tzen und Hülfe aus allen Orten der Linie gleich am ersten Tage de-
Brandes Herbeigerusen, und als der Pulvcr-Vorrath hier und in Al-
tona bei den Sprengungen verbraucht war, ließ der Senat die han-
noverschen Behörden in Stade um Schießpulver und Artillerie ersuchen,
worauf nach wenigen Minuten von der Landdrostei die Antwort erfolgte,
man habe nur ein Dampfboot an die Mündung dbr «Schwinge in die
Elbe hlnabzusenden, um das Geforderte eiuzunnehmen. Zwei Stun-
den nach dem vom Senate gefaßten Beschlüsse donnerten bereit« di
hannoverschen schweren Geschütze in Hamburg.
Posen, 14. Mai. Schon am Feiertage St. Mathias hat der Erz.«
bischof einen (jetzt erst öffentlich geworden) Hirtenbrief erlassen, in welchem
er unter Andern sagt: „Was die gemischten Ehen betrifft, welche von
Katholiken vor einem nichtkatholischcn Geistlichen geschloffen sind oder
leider auch künftig von Verirrten geschlbffen werden sollten (pro ctolor!
ad errantidus insunäa) so sind wir darüber nicht anders gesinnt, noch
sprechen wir eine andere Lehre aus, als wie sie durch des sichtbaren
Oberhaupts der Kirche und des apostolischen Stuhls Entscheidung fest,
steht: daß zwar Ehen dieser Art unstatthaft un»sü"dnch, aber doch,
wen» kein trennende« Hinderniß vorhanden, als gesetzlich gültig und
die baraus entsprungenen Kinder als in rechtmäßiger Verbindung
erzeugt zu erachten seyen u. st w."
Paris, 20. Mai. Das Schloß Malmarson — voll Erinnerungen
an Napoleon und Joseph««?" lst an einen Spanier, Hrn.
Sanchez verkauft worden; ^a« lagt, " habe die Acauisttion für
Rechnung der König«» Marie ^nstme gemacht.
— Mole und Thiers fehen sich täglich im Pavillon Marfan beim
London, Mar'. Rach einem Schreiben aus Sing ap »re vom
22. Febr. sistv die chlnestjchen Häfen von Amoy, Chllsan, und Ningpo
von der britischen Autoritäten als Freihäfen erklärt worden. —
Madrid, "- Mai. Die Deputirtenkammcr hat vorgestern de»
Gesetzentwurf zur Mobilisation der Nalionalgarde mit 67 Stimme gegen
12 angenommen.
Lugano, 16. Mg,', Das Criminalgericht hat verflossene Woche
zum Tode durch das Schwert verurtheilt: Advokat und Großrath
Poglia, Advokat Pomerta und den Priester I. Chiapella. Viele
andere, politischer Vergehen angeklagt, wurden auf lebeslang zur Ket-
tenstrafe verurtheilt. Im Lande herum erwecken diese Urtheile das tief-
ste Grausen.

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