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Mannheimer Morgenblatt — 1842

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No. 261
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No. 261.

Freitag den 4. Hovember.

1842.

Tagsbericht.
Karlsruhe. Die erledigte erste mit dem Organisten und Ebor-
regentendienst' verbundene Hauptlebrerstelle a» der katholi's'chen Volks,
schule ,u Nenchen, Amts Oberlirch. ist dem Hauptlehrer Franz Anton
Burkart zu Immenstaad, Amts Heiligenberg, übertragen morden.
Die erledigte ev. Sämlsttlle zu Seefelden ist dem bisherigen Schul-
lehrer zu Bottingen Karl Friedrich Maurer übertrag n worden.
Die erledigte evang. Schulstelle zu Ho:nberg ist dem bisherigen
Knab-mschullchrer zn St. Georgen Nicolaus Weiß übertragen worden.
Aus der bayerischen Pfalz, 27. Oct. Die diesjährige Wein-
leie an dem Fuße der Vogesen hat über Erwartungen befriedig:; Quan-
t'tät und Qualität kommen dem 183Ler nahe, an manchen Orten
gleich. Demungeachtet bleiben die Preise tief, so daß das Fuder durch-
schnittlich um IVO Gulden verkauft wird. Ucberhavpt wird eine Theue-
rurg nicht so schn ll und grrß ciitrefsen, als manche Kleingläubige zu
fürchten und viele — Spekulanten zu hoff n pflegten, zumal die Kar-
toffelernte ergiebiger war, namentlich in Gebirgsgegenden, als zu er-
warten stand, und die Futterpflanzen, besonders Rüben, bei dem frucht-
baren Nachsommer noch gut gerochen sind.
Augsburg, 31. Oce. In verflossener Nacht sind in dem eine
Stunde von hier entlegenen Markte Göggingen drei Häuser und
drei SLeunen abgebrannt. Man will wissen, das Feuer sei boshaf-
ter Weise angelegt worden.
Licgnitz, 2L. Oct. In der Gegend von Nickolstadt, Liegifttzer
Kreises, fand man vor kurzem auf freiem Felde einige Steine, von
gewichtigen Goldadern durchlaufen. Unter andern enthielt ein Stein
in der Größe eines Hühnereies ein Gewicht von gegen 7 Dukaten
remstm Goldes. Wahrscheinlich wi d man nun diesen Steinen mit
dem edlen Metallgehalt eifriger nachspüren, da sie mehr der Mühe
lehnen dürften, als die Sand-Goldwäsche bei Goldberg.
Basel, 28. Oct. Mit der basellandschaftlichen Staatsmoral
siebt es ungefähr aus, wie mit der Justiz. Es ist eben so schwer, sie
bestimmt zn benennen, aus ihren bcteiogcnen Erscheinungen etwas
Moralisches zn compliciren, als man die vom berühmten Maler H. Hiß
gezeichnete „Geburt der neuen Helvetia" für ein vernünftiges menschli-
ches Wesen anerkennen kann. Nicht selten ereignete es sich, daß die
Mitglieder der obersten Landesbehörde während der Sitzung als „schlechte
Kerls, Betrüger" rc. sich gegenseitig tituliren, und vor noch nicht lan-
ger Zeit hat Hr. Landrath Hug, ck. u. De., die Landstände ohne Aus-
nahme als „meineidig" bezeichnet, weil sie dem Hrn. Hofralh Glenk
aus Ludwigshalle das Salzaiisbeutungsmo. opol im Gebiet von Basel-
l>nd, ohne Vorwissen noch Vollmacht abseiken des Landes-Souverains,
ans die Dauer von 70 Jahren willkürlich veraccordirt haben.
Sä on oft fand man sich genöthigt, Mitglieder dieser ehrwürdigen
Landecbelörde wegen „übermäßiger Bettu; lei hest" aus der Sitzung
wegiianspoetiren zn lass n. Daß schon öfter stundenlang darüber dis-
cutin worden, ob der alte Landrath Buser einen Stock mit in die
Sitzung nehmen dürfe; daß ergangene Landrathsbedchlüsse in der näm-
lichen Sitzung wieder aufgehoben, ja sogar bas Gegentheil beschlossen
worden; daß die Landstände zu bestimmten Geschäften zusammcnberu-
f n, in der Sitzung aber ganz andere Sachen verhandelt worden: das
si d teider so trauere Wahrheiten, die unserer Staatsmoral zur Staats-
preris geworden sind. Die Staateversassung ist mit demokratischen
F'oskeln angefüllt, während die freie Mernungöäaßernvg, das Peli-
Iwusten, als Criim'nalverbrcch,n bestraft werden.
Paris, 31. Oct. Es sind dermalen an 15 Deputationen ver-
schiedner Handelskammern hier anwesend, sämmtlich beauftragt, Schritte
zu thun, zur Abwendung des proj ctirter Zollvertrags Mil Belgien.
Eure dieser Deputationen (die von Elbens, aus 11 anges. Herren Fab-
rikanten bestehend;) hatte gestern Audienz bei dem König, eine Petition
zu übergeben, die wie eine Remonstration oder Prot station lautete;

dennoch soll der König in einer Weise geantwortet haben, woraus sich
schließen läßt, daß ihm das Projekt sehr am Herzen liegt. Von Lpvn
und Bordeaux werden Petitionen für den Vertrag erwartet.
Metz, 29. Oct. Eine von Herrn Anspach dahier erschienene
Schritt: „Worte eines gläubigen Israeliten", die in französischer Sprache
abgefaßt ist, erregt unter Christen und Juden großes Aufsehen. Sie ist
unter andern auch gegen jene Piosclytenmacher g richtet, die Jahr auS
Jahr ein unser Land durchreisen, um Seelen zu retten und zu gleicher
Zeit durch Jahrgchalte von den englischen Missionsgescllschaften ihrem
Leibe gütlich zu thun. Dieses Gewerbe findet leider immer mehr An-
hänger, daher sich denn auch die Bekehrungssucht jetzt größkenthcils auf
Christen auedehnt, da ihre Zahl doch weit bedeutender als die dev
Juden ist, wodurch jene wandernden Komödianten ein größeres Ter-
rain für ihr Handwerk haben. In diesem Au zenblick- durchreisen un-
gefähr 36 solcher CowmiSvoyageurs die französischen Moftl- und Rhein-
gegenden.
London, 28. Oct. Unter der Rubrik: Der König derFran-
zoscn soll dem Thron entsagen wollen, lautet der (gestern
kurz >rwähnt>) A tikel des „Herold" folgendermaßen: Aus achtbarer
Quelle haben wir die Kunde erhalten, daß der König Ludwig Philipp
Mit seinen Vertrauten die Frage berathcn hat: Ob cs für das Wohl
des Lanecs zweckmäßig sei, wenn er zu Gunsten d s Herzogs von Ne-
mours auf die Krone verzichte. Die Vortheile eines solchen Schuttes
liegen essen und viele Leute in Paris sind der Ansicht, daß dies der
einzige Weg sei, die Dynastie Orleans zu befestigen; doch glaubt man
auch, daß Luudwig Philipp zu sehr Freund der Macht ist, als daß
er die Zügel der Negierung aufgcben sollte und das Gerücht mehr in
der Absicht verbreitet worden ist, um die öffentliche Stimmung darüber
zu vernehmen, als wirklich den Plan auszusühren. Der Herzog von
Nemours ist nicht allgemein beliebt und es ist mehr als zweifelhaft
wie er eine Nation leiden würde, die so schwer zu regieren ist, als
die französische. Werden dagegen die e-st?n Jahre der Negierung diuch
die gewandte Hand seines Vaters geleitet, so wird des Herzogs Ne-
gicrurg auch nach dem Tode seines Valero gesichert sein. Ohne eine
Meinung über dies G rücht anszusprechen, theilen wir es doch mit»
um das Publikum auf ein Ereigniß voczubereiten, von dem cs nicht
unwahrscheinlich ist, daß is in der nächsten Sitzung dec Kammern zur
Sprache komme.
Mavrid, 24. Oct. Der Confti'lp! äsident NoLil soll an den Ge-
neralcapitän eine veitrauliche Note g, richtet haben, die auf eine Un-
terdrückung der Preßfreiheit durch ungesetzliche Mittel Hinziel'. Der
Gencralcapitän von Midrd beruf die Couunrndauten der Madrider
Garnison zusammen, um ihre Gesiniung.-n und die der unter ihren
Befehlen st,henken Trupp.» zu sondiren. Das ministerielle Organ
„Jberia" bru gt heute einen äußerst heftigen Art kel gegen die unab-
häng'g-n Journale, welche sie schmachvoll und verläuderisch rennt; die
Redakteuie de>se!ben betitelt sie Auftri'gle., Anarchisten, Uaterdrücker
beschwert sich über die Straflosigkeit, die ihnen das Geschworuenge-
ri'cht zu Theil werden lass, Und weist auf die gebieterische Noihw.n-
digkeit hin, sie mederzudrücke-'.
Constantinopcl, 7. Oct. Eia Girier aus Bagdad Hit die De-
pesche hierher gebracht, d a ß Ge ne r a l P ollock mit dem brittisch-
en Heere vor Eabul angkommen s,p und die Stadt um-
ringt habe. Er soll die Einwohner zur Übergabe aufgefordert und
ihnen gedroht haben, im Weigerungsfälle die Stadt Mit Sturm zu
nehmen.
Brüssel, 29. Oktober. Alle Gesandtschaften Hollands sind durch
ihre Negierung beauftragt worden, in den Bureaur d r fremden Plät-
ter. welche den vorgeblich,» Schiffbrnch der österreich. Kriegsfregatte
„Bellona" gemeldet haben, Erkundigungen über die Wege cinzuzflhei!,
auf welchen sie diese falsche Nachricht erhalten haben.
 
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