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Mannheimer Morgenblatt — 1842

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No. 130
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https://doi.org/10.11588/diglit.32620#0519

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Uo. 130 Samstag, den 4. Juni. 1812«

Landtagsverhandlungcn.
Carl-ruye, j. Z„ni. Fünfte öffentliche Sitzung der zweiten Kammer.
Diese nimmt, da sehr yjew Abgeordnete erst spät in den Saal traten, gegen 10
Uhr ihren Unfang, Hx. Ministerial-Präsidcnt Frhr. v. Rlidt zeigt an, daß für
die Bezirke Wcinhcim und Ladenburg Hr. Oberhofgerichtsrath Litschgi in Mann-
heim erwählt worden seie. Hierauf kam die Wahl des Abgeordneten Schaaf, welche
zuerst von der Äbtheilung beanstandet, welcher Beschluß icdoch wieder abgcändert
wurde, zur Diskussion. Die Wahl wird für gültig erklärt.
Hierauf erstattet der Abgeordnete Wel cker Bericht über die Wahl des Land-
amtes Lahr, in welchem Fabrikant Daniel Völker von Lahr mit 29 Stimmen
gasten ll erwählt wurde. Die Verhandlung über diese Wahl führte zu sehr leb-
haften Austritten und füllte bemabe die ganze heutige fünfte Sitzung der Kammer
aus. Beanstandet wurde die Wahl 1) durch eine Petition von 16 Bürgern von Seel-
bach die deren Umstoßung beantragen, welche Bitte durch eine vor dem Notar ge-
schehene Erklärung des Burgers G. Linsemaper über den Empfang von 10 st. von
Hrn Völker untkrstutzt wird; 2,) durch eine Petition des Handelsmann Fried. Dürr
Von Lahr und mehreren Beilagen gegen die Zulässigkeit des Hrn. Daniel Völker.
Der Inhalt hstler Petitionen und Beilagen handelt von Bestechungen von Seiten
dcS Hrn. Daniel Boiler, betrügerischen Bauqucrott in früheren Jahren, und Un-
regclmaßttsteucn die bei der Wahlmänncrwahl vorgefallen sind. Die Abtheilung
Hat die Wahl »nt 7 Stimmen gegen 2 für beanstandet erklärt und wünscht eine
strenge Untersuchung der vorgefallenen Bestechungen.
Der Abgeordnete Welcher als Berichterstatter über diese Wahl liest mehrere
der Eingaben nebst einem an ihn gerichteten Briefe vor, worauf die Diskussion
eröffnet wird; wir werden dieselbe in einer spätern Nummer des Morgenblattc«
Nachträgen. Die Verhandlung dauert bis gegen 2 Uhr. Bei der namentlichen Ab-
stimmung über den Antrag: -Soll die Wahl des Abgeordneten Völker beanstan-
det werden- wird derselbe mit 30 Stimmen gegen 22 verworfen.
Für den Antrag stimmten: Baffcrman», Binz, Blankcnhorn-Krafft, Bleidorn,
Eerbel, Grctber, Gottschalk, Heilung, Hundt, v. Jtzstri», Knapp, Lenz, Morde-,
Müller, Relchcnbach, Richter, Nindeschwcndcr, Sander, Schmidt, Welcher Weller
Züllig. Dagegen: Bader, Bannwarth, Bissing, Böhme, Dörr, Fant/, Fische/
Gastroph, Goll, Jorger, Junghanns, Lang, Lciblcin, Löffler, Martin, Metzgc/
Meyer, v. Neubronn, Platz, Posselt, Ncgenaucr, Rcttig, Schaaff, Schanzlin,
Scltzam, v. Stockhorn, Trcfurt, Vogclmann, Waag, Wagner.

ss Mannheim, 3. Juni. Die für Hamburg eingegangenen Bei-
trage belaufen sich bis fetzt auf circa ff. 13,000. — In Carlsruhe
bis zum . b- M. fl. 28,369. 32 kr. — In München sollen die Samm-
lung-n am so. Mai bereits über 10,000 fl., in Nördlingen 800 fl.
betragen haben.
Ikastatt, 20. Mai. Es sind Sechskreuzerstück« aufgegriffen wor-
den, welche jenen mit großh. bad. Gepräge vom Jahr 1837 nachge-
bildet sind, aber aus leicht versilbertem Kupfer besteben. Die Uuächt-
heit d'escr Stücke ist nicht nur an ihrer Farbe, sondern auch daran zu
erkennen, daß sich »m Namen DLOI'OI,!) die Buchstaben 1,1) ausser-
halb der Linie des Kreises befinden, und daß die Zahl 1837 nach ih-
Form von der aus den ächten Stücken merklich abweicht. Sämmt-
«che grßh. Ober- und Bezirksämter des Mittelrheinkreises werden hiervon
«" dem Auftrag in Kcnntniß gesetzt, vor Annahme solcher Münzen
geeignete Warnung ergehen und auf die Verfertiger und Verbreiter der-
selbe" sabnden zu' lassen. Großh. Regierung des Mittelrheinkreises.
Daven, so. Mai. Unser Kurplatz belebt sich bereits; doch fehlt
es noch »» vielen der sonst um diese Jahreszeit schon eingeiroffencn
Gäste, ^n ^"schonerungen blieb Baden auch dieses Jahr nicht zurück.
Ob der Ban der Soenbabn von dem nahen Oos hierher geleitet wird,
darüber verlautet noch nichts Bestimmtes; jedoch ist dfts jedenfalls zu
«rwarten.
Frankfurt, 2m Monat Mai l. I. wurden auf der
Taunuöei'eiibahn 83,000 Personen befördert. — Die Geld-Einnahme
wäbrund dieser Zeit betrug 42.300 fl 2g kr.
Basel, 31. Mai. Die basellandschaftliche Regierung hat dem von
dem Bischof von Solothurn ungeordneten Gebete für die bedrängte
kaiboltzche Kirche in Spanien das Placet verweigert, weil der Canton
aSaselland mit Spanien im tiefen Frieden lebe und das Gebet ein Ge-
bet HA»" ^ eigene Ueberzeugung sey.
München, 30. Mai. In demselben Augenblick, da Se. Maj.

unser gelftb.'er König von dem unermeßlichen über die deutsche Schwe-
sterstadt Hamburg g>sommenen Brandunglück während des Ausenihalw
z» Nom volle Nachricht erhielt, hat Allcrhöa stv, rftli e an den Minister
des Innern v. Abel das nachstehende so eben hier ciugelrosseue Hand-
schreiben zu erlasse» geruht: „Nom, 22. Mai 1842. Mein werther
Minister, durch die Zeitung das ungeheure, Hamburg betroffene Un-
glück vernommen habend, tdeile ich hiermit die Weisung, daß in mei-
nem ganzen Königreiche gesammelt werde zur Unterstützung der durch
diesen Brand um ihr Vermögen gekommenen oder brodios gewordenen
Hamburger. Möchten dic Bayern, so wie alle Deutsche, auch bei die-
ser Gelegenheit das Gefühl berhärigen, daß wir alle einem gemein-
schaftlichen Vaterlande angehörcn! Das' Ergebniß der Sammlung ist
mir anznzeigen. Der Ihnen wshlgewogene Ludwig."
Solingen, 22. Mai. In dem benachbarten Städtchen Wald Ha-
chen, bei Gelegenheit der Predigerwahl, Streitigkeit.» unter den ver-
schiedenen Parteien stattgefunden, die durch wechselseitige Erbitterung
endlich in offenen Kampf auobrachen, in welchem mehrere Personen
lebensgefährlich verwundet und Eurer getödtet wurde. In Folge die-
ses Handgemenges beschädigte und verwüstete die siegende Partei «och
einige Bürgerhäuser. Der herbeigerufeuen Genedannerie und der ver-
einigten polizeilichen Macht gelang es endlich, nicht ohne bedeutende
Anstrengung, die Ruhe wiederhcrzusiellen und den Tumult zu unter-
drücken.
Das Ereigniß, wie heklagencwcrth es an sich ist, wird es noch viel
mehr dadurch, daß es aus religiösem Anlaß stattgefuuden, daß die
meisten Pfarrerwahlen hier zu Lande mit ähnlichen, wenn auch nicht
mit so vehementen Ausbrüchen, gefeiert werden, so das Wohlmeinend«
von ganzem Herzen wünschen müssen, daß die Sorge für Besetzung
der Pfarreien künftig dem Consistorium allein Vorbehalten bliebe, we-
nigstens daß das Gesetz der Wahl neu beschränke und rcsonmrt würde.
Hamburg, 27. Mai. Unsere Börse gewinnt eine immer festere
Haltung. Heule fanden alle Valuten Nehmer, und es fehlte an Wech.
seln, besonders auf London und Paris; man bewilligte hohe Course;
zu 4 pCt. Geld für Diskoiitowechsek. Alle fälligen Wechsel gehen am
Verfalltage prompt ein, und selbst von kleinen Häusern. Man hat keine
U>sache, für irgend ein Haus von Bedeutung Besorgnisse zu hegen und
auch für Mittelhäwer ist mir göttlicher Hülfe im Allgemeinen nichts za
befürchten.
Poris, 31. Mai. Herr Gur'zot ist seit mehreren Tagen in leb-
hefter Umerdaiidluiig mit Lord Eowlep; die Conserenzen sollen auf
das Votum der Kammer über das Marmebudget Bezug haben.
— Die Dcputiuenkammer hat gestern mit 209 Stimmen gegen 70
das Ausgabenbudget für 1843 angenommen.
— Die Totalsumme der bei den Banquiers von Par's bis jetzt
eingegangenen Beiträge für Uuterslützuud der Abgebrannten Hamburgs
beläuft sich auf 131,782 Fes. 30 c.
— Die Deputiricnkammerkc-mmission über den Gesetzentwurf wegen
Auswertung einer Summe von 30,000 Fr. zu Versuchen mit Nacht-
telegraphen hat so eben entschieden, daß der von dem 11r. Guyot er-
fundene, welcher mittelst beweglicher Laternen arbeitet, allein der An-
stellung einer Probe werth sev, und empfiehlt denn an, daß die Ver-
suche damit auf einer Linie von mindestens 60 Wegstunden und bei
nebeligem Wetter sowohl, als bei Nacht ausgedehnt werden möchten.
Madrid, 25. Mai. Es war von mehreren Seiten angekündigt
oder prophezeit, am 23. Mai werde eine Bewegung ausdrechen zur
Proklamation der Constitution von 1812. Die Regierung hatte ihre
Maßregeln genommen. Indessen ging der Tag ganz ruhig herum;
man fragte sich auf der Straße, wo denn die Bewegung bleibe? Den
Neugierigen wurde geheimnißooll zugeflüstert, sie sei auf deu 13. Juni
vertagt.
Bon -er spanischen Gränze, 28. Mai. Einige Journale
 
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