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Mannheimer Morgenblatt — 1842

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No. 232
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https://doi.org/10.11588/diglit.32620#0943

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Tagsbericht.
Carlsruhe, 29. Sept. Das gestrige Staats- und Regierungs-
blatt Nr. 29., enthält eine nachträgliche Bekanntmachung, Großb. Mi-
nisteriums der Finanzen, vam 24. d. M.. die Aufnahme eines Kapi-
tals von 12 Millionen Gulden für die Eisenbahnichuldentilgungskaffe betr.
Freiburg, 29. Septbr. Gestern Abends 8 Uhr sind Ihre Maj.
die Königin von Preußen in Begleitung Höebstihrer Oberstbofmeisterin
Gräfin von Reede hier angekowmen und im Gasthofe zum Zählt,iger
Hof abgestie^cn.
— Ihre königl. Hoheit unsere Durchlauchtigste Großherzogin, Jh>e
Durchlauchten die Fürstin von Hechinaen und die Erbprinzeisin von
Sigwaringen fuhren alsbald vor der Wohnung Ihrer königlichen Mas.
an, Höchstdicselben mit einem Besuche erfreuend, worauf die höchsten
Herrschaften das Souper einnahmen.
— Erst um Mitternacht trafen Se. Mas. der König mit hohem
Gefolge, hier ein.
— Um 11 Uhr verließen die Königlichen Majestäten, bei Höchstwes-
chem sich die übrigen höchsten Herrschaften versammelt und Sich von Ih-
nen verabschiedet hatten, unter unermeßlichem V.lkSzudrange, unsere
Stadt, um heute nach Carlsruhe zu reisen.
Mainz, 26. Vevt. In der Naturforschergesellsbast wurde auch
das Leinbergcrsche Luftdurcdschiffungsprojckt einer Pulsung unierzog-n,
und dessen totale W-rthlofigkeit dargethan. (Siehe Morgenblatt Nr.
229 Seite 934.)
Weimar, 23. Sevt. In einer besonder» Verfügung ist hier wie-
derholt auf die Bestimmung aufmerksam gemacht worden, nach w-lcher
die Beschädigung fremden Viehes aus Bosheit oder Mutbwillen
mit Grsängnißstrafe bis zu einem Jahre, nach B finden auch mit Ar»
beitshausstrase bis zu 6J hr-. n, geahndet wird.
Berlin, 24. Sept. In unfern vornehmen Zirkeln will man wis-
sen, daß die Stelle eines sardinischen Gesandten am hiesigen Hoie,
welche durch den Abgang des Grasen d'Aglie erledigt ist, der Graf
v. Rosst (Gemahl der bekannten Henriette Sonntaa) nun cinnehmen
werde. Di? Gräfin v. Rosst soll sehr erfreut sein, wieder ein Mal
in unserer Hauptstadt leben zu können, wo sie einst so viele Triumphe
gefeiert hat.
Hamburg, 23. Sept. Nach und nach sieht man neue Häuser
sich aus den Trümmern erheben, auch werden fortwährend temporäre
Wvbnungen erbaut, so daß diejenigen Obdachlosen, die noch nicht von
den Dörfern, wohin sie geflüchtet waren, zurückgckebrt sind, oder die
in der Stadt und den Vorstädten sich bei Freunden jetzt eng zusammen-
gedrängt behelfen müssen, vor dem Winter wieder unter eigenes Dach
kommen werden.
Ncufchatcl in der Schweiz, 25. Sept. Der „Constü." zeigt in
Golddruck die am 24. Abends 6 Uhr erfolgte Ankunft des Königs und
der Königin von Preuß-n an. In Landero, empfingen sie General
Pfuel und Baron Cbambrier; von da an bis in das Schloß zu Neu-
enbürg war der Zug ein eigentlicher Triumpbzng: Kanvnensalven,
Glockengeläute, Ehrenbogen, Gmrlanden u. s. f., die Bevöckerung, fest-
lich geschmückt, rief ihr vivo >6 roi. Am Abend ging im Schlosse vor
de» Augen des königl. Paares das Fest der Armurins vor sich, an
welchem dasselbe großes Gefallen bezeugte. Nach diesem Schauspiele
machte der König noch einen Gang durch die Stadt, um die vielen ge-
schmackvollen Illuminationen anzuschen, womit die meisten Häuser ge-
schmückt waren. Der König war bei seinem Einzuge in die Uniform
des Schützenbataillons gekleidet.
Wien, 24. Sept. Die Zahl der Brände, von denen der Umkreis
von Olmütz so viel zu leiden bat, ist in jüngster Zeit wieder durch zwei
bedeutende aus eine traurige Art V rmehrt worden. Am 1. September
brannte der größte Thnl von Hvlleschau und am 2. ein ziemlicher Tbeil
von der Stadt Kojetcin ob. Das Elend in den genannten Orten soll

einen hoben Grad erreicht haben. Voi einem jüngst abgebrannten
Orte Passel sind nur zwei Häuser unversehrt geblieben.
Paris, 27. Sept. Die Absicht Marschall Soults, dem General
Bugeaud einen Nachfolger im Generalgouvernement von Algerien zu
geben, soll bereits Mißhelligkeiten im Cabinet veranlaßt haben. Meh-
rere einflußreiche Mitglieder des Ministerratbes nahmen den General
Bugeaud in Schutz. Es beißt, diese Frage dürfte wohl nach der Rück-
kehr des Königs vom Schlosse von Eu nicht ohne Folgen bleiben.
— Der Prinz von Joinville und der Herzog von Aumale sind ge-
gen den io. Oktober bin in Brest erwartet. Sie werden sich daselbst
an Bord der „Belle Poule" einschiffen und sich ,-ach Lissabon begeben.
Dort wird der Herzog von Aumale seinen Bruder verlassen und sich
an Bcrd eines Dampfschiffes nach Algerien verfügen, während der
Prinz von Joinville die Fahrt nach Rio-Janeiro autr.ten wird.
— Das Gerücht, Se. kaiserl. Hoh. der Erzherzog Friedrich von
Oestreich werde von London nach Paris kommen, ist ungegründet. Er
wird sich durch die Meerenge von Gibraltar noch Triest zurück begeben.
— Man vermuthet, die großen Verluste bei dem Brand in Liver-
pool werden auf den Cours der englischen Fonds einwirken und ein
namhaftes Sinken zur Folge haben. Da heute keine Post aus London
kommt, ko hielten die Spekulanten vorerst mit ihren Operationen zu ück.
— Ein Angestellter bei der Eisenbahn, Versailles rechtes U-er, der
vor Kurzem entlassen worden war, bat sich am letzten Samstag um
9 Uhr Abends ums Leben gebracht, indem er sich mit dem Kopf voran
unter die Räder der Locomorive warf; sein Körper wurde von dem
Waeenzug zermalmt.
London, 24. Sept. Seit zwanzig Jahren batte in Liverpool kein
so heftiger Brand, wie gestern, stattgefunden. Die Zahl der bei diesem
schrecklichen Unglücke umgekommenen Personen d läuft sich auf 17; sie
verbrannten oder wurden von den Trümmern erschlagen. Der Brand
währte 7 Stunde». Er brach um drei Uhr Morgens in der Werk-
stätte eines Künrs aus, wo große Vorräthe von Holz und anderen
drennbaren Steffen aufgedänft waren. Ein heftig wehender Wind ver-
breitete rasch, das Feuer über in der Nähe gelegene Baumwollenma-
gazine. In einigen wenig--» Augenblicken waren sämmtliche Magazine
der For?by.Stre?t eine Beute der Flammen. Die Pompiers "boten
alle möglichen Anstrengungen auf, dem rasenden Feuer Einhalt zu thun;
allein der starke Wind, der die Flammen a fachte und weiter trug,
spottete ih er Anstrengungen. In allen umliegenden Quartieren flüch-
teten die Einwohner. Die Hitze, welche das Flammenmeer ansstieß,
war so heftig, daß man sich dem entsetzenden Schauplatze nur in gro-
ßer Entfernung nahen konnte. Die Baumwoll nmagazine in der Form-
by-Street bildeten nur einen einzigen riesigen Haufen von Trümmern,
aus welchen ei e einzige ungeheuere Flamme anfschlug. Die Zahl der
Baiimwollenballen, die hier verbrannten, beläuft sich ans nahe an
45,000, in einem Werthe vou 330,000 Pf. Sierl. Der Verlust in den
übrigen Artikeln ist unermeßlich. Das Feuer verzehrte die Crompkon-
Street, die Formby Street und die Neptune S.-reet, die angränzenden
Straßen wurden mehr oder minder hart mitgenommen. Der verheerte
Raum umfaßt etwa 6 bis 7 Acres. Die Höhe bis zu welcher die Flam-
men ausschlugen, war wohl 150 Fuß, wenn nicht noch mehr. Der
Schaden wird im Ganzen, freilich nur nach ganz oberflächlicher Be-
rechnung, auf mehr als 700 000 Pf. Sterl. geschätzt.
Madrid, 20. Sept. Die Fregatte ,-Esp-ranza" wird demnächst
mit einer Anzabl Kanonen, 6,000 Flinten und einem ansehnlichen Mi
teriale nach den philippinischen Inseln abgehen. Dadurch werden am
besten die Gerüchte widerlegt, vaß die spanische Regierung mit einem
Verkaufe der überseeischen Besitzungen umgehe.
St. Petersburg, 20. Sept. Der Kaiser ist am 14. d. M.,
nachdem er an demselben Tage die Truppen in Twer gemustert hatte,
in Moskau eingetroffen.
 
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