Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Mannheimer Morgenblatt — 1842

DOI chapter:
No. 65
DOI Page / Citation link: 
https://doi.org/10.11588/diglit.32620#0261

DWork-Logo
Overview
loading ...
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext


Uv.

Freitag den 18. März.

1842.

. T a g s s h § r 2 2»

( Mannheim, 17. März.
- Nach einer Bekanntmachung der hiesigen Handelskammer ist ihr
von Setten der Dnectwn der königl. Niederländischen Dampfschiffahrts-
Gesellschaft m Rotterdam die Nachricht zugekommen, daß diese Gesell-
schaft den Dienst einer direkten Fahrt zwischen Rotterdam und
Mannheim mittelst Personen- und Güter.Dampfbooten am
22. d. M. unfehlbar eröffnen wird. —
Karlsruhe, 16. März. Die hiesige Zeitung sagt: Dem Ver.
nehmen nach hat nunmehr Oberamtmann Sander seine Entlassung aus
dem Staatsdienste eingcreicht.
— Durch die erfolgte Penstontrung des Hauptlehrers Sebastian
Haselwander ist der katholische Schuldienst zu Todtmoos-
Schwarzenbach, Amts St. Blasien mit dem gesetzlich rcgulirten Dienst-
Einkommen von 1^0 st. jährlich nebst freier Wohnung und dem Schulgeld,
welches bei einer Zahl von etwa 36 Schulkindern, auf 30 kr. jährlich für
jedes Kind, festgesetzt ist, erledigt worden. Die Competenten um diesen
Schuldienst haben sich durch ihre Bezirksschulvisitaturcn bei der Bezirks-
schulvisttalur St. Blasien innerhalb 6 Wochen zu melden.
Berlin, 14. März. Se. Durchl. der regierende Herzog von
Nass"U ist Wiesbaden hier eingetroffen.
tzöanö, la. März. Man schätzt die Zahl spanischer Flüchtlinge
in Portugal — meist m Folg, der Ereignisse vom October v. I. aus
bcm Lande gewichen — auf mehr als 3000; diese alle sind in das
Chartisten Heer ausgenommen worden; Espartero soll auf diplomati-
schem Wege auf Entlassung dieser Leute angetragen haben.
— General Levasseur, der am 18. Jan, den Commandanten

Arrigbi unfern Marseille im Duell erschossen hat, stand am 9. März,
der freiwilligen Tödtung angeklagt, sammt seinen Secundanten.vor
dem Assi'enhof des Departements der Nohnemündungen. Die Jury hat die
Angeklagten nicht schuldig befunden, worauf sie freigcsprochen wurden.
London, 12. März. Sir Robert Peel's Rede zur Darlegung
des Zustandes der Finanzen Großbritanniens dauerte vierthalb Stun-
den uud wird allgemein bewundert. Sein Vorschlag geht auf Wieder-
einführung der Tare aus das Einkommen. Nach Peel's Anschlag wird
diese Tare, die vorerst, wenn es die Nothwendigkeit fordert, während
fünf Iibren erhoben werden soll, jährlich 3chi. Will. Pfund Sterl.
(46 Mill. Gulden) ertragen.
— Der Herzog von Orleans, der Herzogs von Nemours und sämmt-
liche Prinzen der königlichen Familie haben den Plan entworfen, von
nächstem Jahre an alljährlich einen Ball zum Besten der Armen zu geben.
Der Ball soll den Namen „der Prinz-Ball" (le dal äes prinoech erhalten
und der Eintrittspreis sehr hoch gestellt werden.
— In Vaponne sind mehrere spanische Flüchtlinge verhaftet und
nach dem Innern zurückgebracht worden.
Brüssel, 13. März. In den belgischen Gruben sind von 1821 bis
1840 nicht weniger als 1710 Arbeiter getödtet und 882 verwundet wor-
den; dies macht auf die 28,000 Arbeiter jährlich 129 Opfer.

(Aus der Carlsrccher Zeitung.)
Karlsruhe, 14. März. Seit der Auflösung der Ständeversamm-
lung haben verschiedene in- und ausländische Blätter sich mit den An-
gelegenheiten unseres Landes beschäftigt und dieselben aus verschiede-
nein Gesichtspunkte zum Gegenstanve ihrer Betrachtungen gemacht. Ei-
nem Theile jener Artikel liegt augenscheinlich das Bestreben zum Grunde,
die öffentliche Meinung zum Nachtheil der großh. Negierung irre zu
führen; sie entstellen in gehässiger Weise die Thatsachen, fabeln von
Uneinigkeit der Minister und dichten der Regierung verfassungswidrige
Bestrebungen und Vorhaben an, wie vorzugsweise die „Kölnische Zei-
tung." Andere jener Artikel zeugen von der Unkunde ihrer Verfasser
hinsichtlich unserer öffentlichen Rechtsverhältnisse; sie folgern aus einer
landständische» Verfassung Deutschlands Alles, was der Ultraliberalis-
mus in der frauz. Charte findet, wie dies nicht anders von dem „Cou-
rier du Bas- Rhin" zu erwarten war. Endlich liegen uns aber auch
Artikel vor, von denen wir anerkennen, daß es ihnen um Beleuchtung
des neuesten Ereignisses und seiner Folgen aus dem Standpunkte des
vaterländischen RechiS zu tbun ist, wenn sie auch nicht durchaus dem
Verfahren der Negierung Beifall zollen. Die Urlaubssrage ist
in den neuesten ErUerunzen der öffentliche» Blätter ziemlich in den
Hiutergruiid gestellt. Entweder es wird anerkannt, daß die zweite Kam-
mer im Unrecht gewesen sei, die Vorcnthaltung des Urlaubs als Ver-
fassungsbruch zu bezeichnen, auch daß diese Ansicht sich immer mehr befe-
stige und verbreite; oder cs wird wenigstens zugegeben, daß die zweite
Kammer, nach Verwesung ihrer Adresse durch die erste Kammer, kein
weiteres verfassungsmäßiges Mittel gehabt, das angebliche Unrecht vo»
sich abzuwenden, oder doch unklug und unpolitisch gehandelt habe,
bei dermaliger Gestaltung der landständische» Angelegenheiten in Deutsch-
land, die Sache auf die Spitze zu treiben. Dagegen unterliegt das
Man.ifcst vom 5. August v. I. verschiedenartigen Anfechtungen.
Einerseits wird zu verstehen gegeben, daß kein genügender Grund vor-
handen gewesen, solches ohne Kontrasignatur zu erlassen, hiedurch viel-
mehr das Gewicht, welches dasselbe als Regierungsakt gehabt haben
würde, geschmälert worden sei; andererscis wird nachzuweisen gesucht,
paß die Minister dadurch, daß sie in der Kummer nachträglich die Ver-
antwortlichkeit für dieses Aktenstück übernommen, selbst einen Jrrthum
zugcstanden hätten; endlich wird geradezu behauptet, daß sich die Mi-
nister durch Unterlassung der Kontrasignatur eines Eingriffs in die Ver-
 
Annotationen