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Mannheimer Morgenblatt — 1842

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No. 141
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https://doi.org/10.11588/diglit.32620#0563

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Freitag ^ den 17. Juni.

1842.

Tatbericht.
Frciburg, 18. Ium, Vormittags halb 11 Uhr. So eben wird
von der Kanzel der Metropolitankirche dem versammelten Volke das
Ergebniß der erzbischöfliche Wahl verkündet. Das hochwürdige Dom«
kapitcl hat mit Stimmen ein Helligkeit den hochwürdigsten Weih-
bischof und Domdekan so wie auch Verweser des Eigenthums, sHrn.
vr. Hermann von Vicari, zum Erzbischof und Metropoliten der
Oberrheinischen Kirchenprovinz erwählt.
Carlsruhc. Der erledigte kothalsiche Schul-, Meßner und Or«
ganiste»dienst zu Paimar, Amts Gerlachsheim, ist dem Schulcandida-
ten Peter Herrc von Leimen, bisherigen Scdulverw alter zu Gericht-
stettcn, Amts Walldürn, übertragen worden.
Der erledigte katholische schul-, Meßner und Organistendienst zu-
Dohenwanb. Oberamto Pforzheim, ist dem Hauptlehrer Johann Bene-
^'unicr zu D rlanden, Landsamt Carlsruhe, übertragen, und
d>>durch ist erste, mU dem Meßner- und Organistendienst verbundene,
Oaupllehrcrst,llc an der kath. Volksschule zu Darlanden, mit dein ge«
setzlich regulirten Dienstcinkommen von 178 fl. jährlich, nebst freier
Wohnung und Antheil am Schulgelde, welches bei einer Zahl von et-
wa 800 Schulkindern auf 30 lr. jährlich für jedes Kind festgesetzt ist,
erledigt worden. Die Compeienlen um diese Hauptlehrerstelle baden
sich durch ihre Bezirksschulvisrtaturen bei der katholischen Bezirksschulvi-
sitarur Carlsrube innerhalb 6 Wochen zu melden.
12. Juni. Fräulein Agnese Schebcst hat als Nor-
- von cr bicstgcn Bühne Abschied genommen, auf der sie nie wie-
der «scheinen wird da sie sich mit Dr. Strauß, der durch sein „Le-
ben z su und durch seine Berufung zur Professur der Dogmatik nach
Jurch allgemein bekannt geworden ist, verlobt hat.
Würzburg, 1Juni. Gl stern Nachmittag entstand in dem
Orte Billingshausen eine sehr bedeutende Feuersbrunst: wie mau heute
früh Mahlt, wurden LO Gebäude ein Raub des Elementes, welches
so verderblicher wüthete, als der Ort sehr großen Mangel an
Waffcr h" und flch die Einwohner größlcntheils auf dem Felde be-
fanden.
Vcrlitt, 11. Juni. An unserm Hofe trifft man jetzt große Vor-
bereitungen zur Resie des Königs nach Petersburg. — Dem "Vernehmen
zufolge begibt sich schon heute der Prinz von Preußen über Lübeck nach
der russischen Kaiserstadt, während der Prinz und die Prinzessiu Fried-
rich der Niederlande sich bereits vor einigen Tagen in Swinemüde nach
Petersburg eingeschifft haben. In der Begleitung Sr. Mas. wird sich
fluch Ater. v. Humboldt befinden, wclcher'zu diesem Behufe den 20. d.
^"li„ zn verlassen gedenkt.
es J^fluiburg, 10. Juni. Gestern fand eine Zusammenkunft der
h- des berathenden Collegiums der Bürger, Statt, um
cue rptzlägb des Senats auzuhören, welche in Beziehung auf unsere
Dranoang-legenheitcn entworfen wurden. Die Sitzung ist dkm Ver-
nehmen nach ruhig abgelaufen, und scheint befriedigendkr ausgefallen
zu sein, als man erwartet hatte. Sv viel man bis jetzt darüber in
Erfahrung dringen konnte, so ist auf ein Anleihe von 32 Millionen
Mark Banko angetragen worden, zu dessen Tilgung und Zinsenzahlung
der Grundwerth und der Belauf der Gebäulichkeiten der Stadt auf
eine bestimmte Reihe von Jahren jährlich '/2.PCt. zu entrichten haben.
Ueberdteß sollen noch ermge andere minder bedeutende Erhöhungen der
Abgabe» Statt finden, »nd zwar auf solche Weise, daß diejenigen Ge-
fälle, welche bisher in Courant abgetragen und bestimmt wurden, spä-
ter in Vaneowerth zu erledigen sind. Die meisten Maaren entrichten
bei der Einfuhr ' , pCt. vom Werth, d. h. 8 Schill. Courant von
100 Mark Baues, müssen aber in Zukunst „ach diesem Vorschläge 8.

Schill. Banco bezahlen. Sämmtliche aus diesen Quellen fließenden
Mehreinahmen sollen der Brandcaffe zugewiesen werden, wodurch das
Anleihen eine gesicherte Bürgschaft gewinnt. Ob dieser Vorschlag an-
genommen, verworfen oder verbessert wird, werden die nächsten Tage
lehren, wo dann auch die Frage zur Entscheidung kommen muß, ob
der Staat die Grundfläche der abgebrannten Gebäude übernimmt, um
neue gcradliNigte Straßen aulegen zu können, oder ob der Schlendrian
die Oberhand behält, in welchem Sinne schon mehrere Stimmen sich
vernehmen ließen.
Luxemburg. Die Eröffnungsrede im deutschen Großherzog-
thum Lliremburg ist in französischer Sprache gehalten worden:
werden auch die Stäudc französisch reden? Die Sache ist doch einer
Beachtung werth. Im deutschen Bunde ist dich wohl die einzige Pro-
vinz, wo man nicht deutsch redet — sollte dort deutsch gedacht werden?
Paris, 13. Juni Der Moniteur enihält die vom 12. Juni
datirte Ordonnanz zur Auflösung der Deputirtenkammer.
Die Wahlcollegien sind auf den 9. Juli (die zwei von Corsika .auf den
12. Juli) einberufeu; die Pariskammcr und die neu gewählte Depu-
tirtenkammcr stn.d auf den 3. August einbrrufen. — Die Dcbats be-
merken, die Sitzung werde von kurzer Dauer seyn; man wird nur
die Vollmachten verificiren und den Präsidenten, die Mccpräsideuten
und die Quästoren wählen.
— Eine telegraphische Depesche meldet, daß am 8. das spanische
Ministerium noch nicht gebildet war. General Rodil hatte noch Nie-
manden dazu bewegen können, ein Portefeuille anzunehmen.
London, 11. Juni. Der französische Botschafter, Graf Sainte-
Aulaire, hat der Mademoiselle Rachel einen Besuch gemacht; am
Abend wurde die berühmte Schauspielerin von der Frau Gräfin Saiute-
Aulaire zum Diner empfangen.
— Mau hat aus Westindicn die unangenehme Nachricht erhalten,
daß das Dampsboot Medina am 11. Mai nahe bei Turk's-Island
au einem Felsenriffe gescheitert ist; Mannschaft und Passagiere wurden
gerettet; voa der Ladung ist Vieles verloren gegangen. An Bord der
Medina befand sich Lord Elgin, der zum Gouverneur von Jamaika
ernannt ist, mit seiner Gcmablin und Lady Charlotte Bruce; Lord
Elgin konnte kaum seine Depeschen in Sicherheit bringen; was cr sonst
bei sich hatte, war nicht zu retten. Am 8. Mai kam das brittische
Kriegsschiff Jllustrious mit Viceadmira.il Sir Charles Adams an
Bord nach Havannas), woselbst es noch am 12. Mai im Hafen lag.
Am 8. Mai ist die englische Brigg Helen Symers mit einer La-
dung von 1200 Kisten Zucker am Eingang des Hafens von Hrvanuah
an einer Sandbank gescheitert. Am 12. Mai wurde das Wrak und
und eni Theil der Ladung vom brittischen Eonsul »erkauft. Fanny
Elsler befand sich noch zu Havannah, gedachte aber bald nach Me-
riko abzureisen.
Brüssel, 12. Juni. Gestern ist auf der Eisenbahn in der Ebene
von Mon-Plaisir ein Convoi aus den Schienen gekommen. Niemand
ist verwundet worden. Der Maschinist gewahrte dieß frühe genug, um
seinen Moderateur zu schließen und die Bewegung zu hemmen, aber
nicht früh genug, um zu verhindern, daß das Convoi aus dem Ge-
leise kam. Die Locomotive stürzte auf dem Rand des Bahnweges um,
und die Wagen wurden beschädigt. Eine Hülfslocomotive kam un-
verzüglich von Brüssel an, und die Reisenden setzten ihren Weg in den
i» der Bahn gebliebenen Wagen fort. Der Maschinist zeigte große
Kaltblütigkeit. Um die Bahn für die übrigen Convois frei zu machen,
wurden, gleich nach der Abfahrt der Reisenden, die Wagen, welche
sich auf dem Rande befanden, in die Wiesen gestürzt.
— Bei dem nächsten Septemberfesten wird wieder ein Gesangs-
Concurs statlfinden. Mehre deutsche Liedertafeln haben schon ihre Pitt-,
Wirkung zugcsagt.
 
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