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Mannheimer Morgenblatt — 1842

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No. 288
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No. 288

Dienstag den 6. Dezember.

1842.

TagSbericht.
Mannheim. Alls der Mannheim-Heidelberger Eisenbahn wurde»
im November befördert:
Von Heidelberg nach Mannheim 7341 Persone».
„ „ ,, Friedrichsfeld 582 „
„ Friedrichsfeld nach Mannheim 1048 „
„ Mannheim n^ch Heidelberg 7762 „
„ „ „ Friedrichsfclv 1177 „
„ Friedrichs seid nach Heidelberg 518 „_
Zusammen 18428 Personen.
Hiefür beträgt die Einnahme:
1) an Personentaren 5388 fl. 45 kr.
2) an Uebergewichts- und Garantietaren 90 fl. 1 kr.
3) an Taren für 2 beförderte Equipagen 6 fl. 45 kr.
4) an Taren für die Beförderung von
85 Ochsen,
260 Kühen,
13 Rindern,
13 Kälbern,
284 Schweinen und
120 Hunden,
zusammen 745 Stück _280 fl. 54 kr.
Summa 5766 fl. 25 kr.
Karlsruhe, 30. Nov. Mit dem Anfänge künftigen Jahres sicht
man bei uns vielfachen Veränderungen in ein;clncn Zweige» der Mi-
litärverwaltung entgegen. Die Eimührung des Waffenrockes für die
badischen Truppen kann nun als definitiv entschieden betrachtet werden.
Mainz, 2. Dez. Wie man vernimmt, hat das für die Basel«
Mainzer Gesellschaft auf der Seine erbaute Dampfboot: „Adler Nr. 3,"
auf seiner Reise in den französischen Binnengewässern am 12. Novbr.
Besaneon passirt und dürfte, wenn ihm der hohe Wasserstand in den
Canälen keinen Aufenthalt verursacht hat, sitzt in Basel cingetroffen
sein. Hoffentlich wird diese Gesellschaft nun bald noch ein viertes Schiff
bauen lassen und können wir sodann die nächste Saison eine tägliche
Fahrt zwischen Basel und hier bestehen sehen.
Stuttgart, 2. Dezbr. Bon Seiten der Mehrheit der hiesigen
Bürgerschaft wird eine Petition an die Kammern vorbereitet, worin
die Unterzeichner in Betreff der zur Berathung vorgelegtcn Straf«
Prozeß-Ordnung um durchgängige Oeffentlichkeit und Münd-
lichkeit, sowie um Einführung des Anklage-Prozesses bitten und die
wesentlichen Vortheile dieses Systemes in einem länger« Vorträge aus«
emanderzusetzen bemüht sind.
London, 29 Nov. Ein Commis der Londoner Actienbank — sein
Name ist Edwin Job» Jordan —hat sich am letzten Samstag mit
19,715 Pfd. St. in Noten der Bank von England aus dem Staub ge«
»acht. Man verfolg« ihn mit Seckbriefen und bietet 500 Pfd. für die
Wiedererlangung des geraubten Gutes.
Paris, 2. Dez. Nachrichten aus Spanien.
1. Barcelona, 29. Nov. Der Gcneralcapilän Ban Halen be«
droht nicht länger Barcelona mit dem Bombardement. Geschützsalven
vom Fort Montjouy kündigen an, daß der Regent im Hauptquartier
kingctroffen ist. Die neue Junta, gestern in der Nacht ernannt,
besteht auö dem Bischof und den wohlhabendsten, einflußreichsten, Ei«
genchümern und Fabrikanten. Sie hat ihren Stützpunkt in der Mehr-
heit der Nationalgarden. Mehrere Mitglieder der Volksjunta haben
sich auf spanische Schiffe im Hafen geflüchtet.
2. Barcelona, 30. Nov. Die neue Junta sollte zusammen-
gesetzt werden aus Mitgliedern der konsultativen Junta. Van
Halen Hai am 28. Nov. einen weitern Aufschub des Bombardements

zugestanden. Die Post aus Madrid ist unterbrochen; die Post aus und
nach Frankreich ist frei.
3. Bayonne, 1. Dez. Der Regent ist am 27. Nov. von Sara»
gossa nach Barcelona abgereist. Die Nationalgarde hat ihm in einer
Adresse ihre Hingebung und ihre sympathetische Gesinnungen ausge-
drückt.
4. Alle Seestreitkräfte, die sich zu Cadir befinden, haben Befehl
erhalten, sich vor Barcelona zu begeben. Der Admiral Baldasano
ist von Madrid abgegangen, um das Commando derselben zu über-
nehmen.
— Der Courrier F ran?ais läßt den Fürsten von Metternich zu
Wien sterben und ist seiner Sache so gewiß, daß er eine negrvlogische- ge-
nealogische Notiz beifügt. Die Presse aber belehrt ihn seines Jrrthums,
indem sie meldet, nach den neusten Berichten befinde sich Fürst Metternich
so wohl, daß er am 22. Nov. einer Soiree bei dem französischen Botschaf«
ter Grafen Flahaut bcigewohnt habe.
Madrid, 24. Nov. Nach allen Seiten hin sind Befehle abge-
schickt worden, um den Abmarsch von Truppen nach Catalonien zu
beschleunigen. In einigen Tagen werden schon 10,000 Mann zu San
Felice eintreffen. Die Munitionssendungen nach Catalonien dauern un-
unterbrochen fort.
— Alle spanischen Seestreitkräfte, die sich zu Cadir befinden, haben
die Weisung erhalten, nach Barcelona unter Segel zu gehen. Der
Gkneral Baldasano ist von Madrid abgegangen, um das Commando
über die spanische Flotte, die vor Barcelona zusammevgezogen werde«
soll, zü übernehmen.
Von der türkischen Grenze, 10. Nov. Von Zeit zu Zeit
taucht in den untern Donaugegenden das Gerücht auf, der Kaiser von
Rußland habe seinen Schwiegersohn, den Herzog von Leuchtenberg/
zum Regenten des neu zu erschaffenden byzantinischen König-
reichs ausersehen, und Oesterreich und Preußen hätten ihre Zustim-
mung unter dem Vorbehalte gegeben, daß erstgedachter Staat die Wa-
lachei und Moldau, nachbenanntrr aber Russisch-Polen bis zum Bug
erhalte, zugleich werde Griechenland, um diesem jungen Königreiche
mehr politische Haltbarkeit zu geben, durch Thessalien vergrößert, und
es solle der Donauhandel dem deutschen Zollverein so wie den öster-
reichischen Unterthanrn freigegeben werden. Ich glaube diese Gerüchte
deßhalb mittheilen zu dürfen, weil es der jetzigen Friedenspolitik voll-
kommen entsprechen würde, die immer unvermeidlicher werdende Auf-
lösung und Theilung der europäischen Türkei auf diplomatischem Weg
auf besagte Weise durchzuführen.
Rvn», 21. Nov. Die neuesten zuverlässigen Nachrichten über die
oft besprochene Verbindung des ältesten Sohnes von Don Carlos mit
der Königin von Spanien lasten kaum noch an dem Gelingen des Pro-
jekts zweifeln. Dieses gute Gelingen ist auch der warme Wunsch vie-
ler Hunderte von Spaniern aus allen Klassen der Gesellschaft, die hier
seit zehn Jahren im Erile darben. Die Vermählung beider Fürste»
wird, so hoffen sie, ihre ungefährdete Rückkehr in das langentbehrte
Heimathland möglich machdn.
Algier, 15. Nov. Bis zum 20. d. wird sich in Dlida ein be-
deutendes Erpeditionscorps unter dem Befehle des GencralstatthalterS
versammeln und den 21. aufbrechen. General Changarnier wird bis
dahin ebenfalls zum Aufbruch bereit sein, und General Baar ist be-
auftragt, 10 Bataillone zu mobilisiren. Im Ganzen brechen 8000 M.
auf, die in drei Colonnen ziehen und Lebensmittel auf zwanzig Tage
mitnehmen werden. Der Strcifzug soll bis 15. Dez. dauern und bis
Tcnez Vordringen, das besetzt werden soll. Vermuthlich rückt General
Bugeaud bis gegen das Gebirg Wanseris, dessen Bewohner den Abv-el«
Kader ausgenommen haben, dem es in den Proinzen Algier, Tetterie und
Oran an jedem Zufluchtsorte fehlte.
 
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