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Mannheimer Morgenblatt — 1842

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No. 146
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https://doi.org/10.11588/diglit.32620#0583

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Donnerstag, den 23. Juni.

1842.

WMZA«SlIISM LT»»»
Am künftigen 1. Juli beginnt ein neues Semester, weßhalb wir die geehrten Abonnenten und Leser bitten, bei den betreffenden Postämtern
ihre Bestellungen ans dos Mannheimer Morgenblatt (mit Schulzeitung) recht bald im Laufe dieses Monats zu erneuern, damit in der
Zusendung der Blatter keine Unterbrechung stattsindet.
Preis das halbe Jahr (oom (l. Juli bis 31. Dezember) bei allen Postämtern des Großherzogthums Baden und zwar mit Inbegriff deS
Posiauss-blago nur fl. 2. -L8 kr. — In Würtemberg, Bayern, Hessen ungefähr fl. 3. JO kr. und je nach der Weilern Entfernung der Länder
ein unbedeutender Postaufschlag mehr.
Wie bisher, so auch künftighin, werden wir Alles aufbieten um durch interessante und mannigfaltige Mittheilungen die Leser die-
ser Blätter angenehm nnd lehrreich zu unterhalten.
Mannheim im Juni !842. Die Redaction.

«r-bcbcn auf St. Domingo.
In B zuq aus das zchreckiiche Erdbeben, welches die Insel St. Do-
mingo hfimgesucht hat, thcilt der N-w Yorker „Sillae" vier verschiedene
Privalschreiben aus Port au Priuce vvm 12. Mai mit, denen wir
die nachstehenden Mittheilungen eutncbmen. In dem ersten heißt cs:
In Betreff der Stadt Cap Hayti erfährt man, daß nur eine Person,
ein Herr Dupuy, sich gerettet hat; alle Ucbrigen sind entweder durch
die entbrechende See ertränkt oder zu Tode zerschmettert worden. Die
Stab ssldit ist nur ein Trümnwthausen. — Zweites Schreiben:
Gestern Abends rraf die Nachricht ein, daß die Stadt Cap Hayn und
mehrere Orte im Norden zerstört worden sind. Die Einwohner
von Cap Hayn sollen entweder in die See wcggespült
oder unter den Nullten begraben sein. — Drittes Schrei-
ben: Aus Cap Haytl selbst bat man noch keine Briese und man sülch-
tet dabcr, daß alle Emwodner, oder doch der größere Tbcil, unter den
Trümmern begraben worden sind. Ganaives hat bedeutend gelitten und
mehrere Menschen kamen um; dar Unglück wurde noch durch die Ent-
zündung einer Masse von Zündhölzchen in einem Laden gesteigert, wo-
raus em Brand entstand, der ein ganzes Viereck von Häusern in Asche
legte. Port au Prince hat ebenfalls gelitten; der Erdstoß am 7. zer-
brach eine Mage Scheiben, Gläser rc.; zwei Fuß dicke Backsteinm niern
krackten und erhielten an vielen Stellen Nrfse. Wir konnten uns kaum
auf den Füße» erhalten und die Schiffe im Hafen schwankten stark.
Gestern erfolgte wieder ei s HStiger SwZ und noch fühlen wir den
Bode» dann und wann erbeben; auch sind wir daher keineswegs ruhig,
hoffen aber, das das Schlimmste vorüber ist. — Viertes Schrei-
ben: D:e Stadt St. Marcs ist schwer beschädigt, und viele Menschen-
leben sind verloren gegangen. Gonaives ist verheert, indem die öffent-
lichen und viele andere Gebäude duich den ersten Stoß zerstört wür-
ben. Unmittelbar darauf brach ein Brand aus, und verzehrte ein gan-
zes Häuserviereck. Das aus dem doppelten Ung'ückc gerettete Eigen-
thum wurde Tags darauf durch das Landvolk giplünderr. Die Negie-
rung b«, Depeschen des Gouverneurs von LlMbe, emer Stadt unweit
Cap H'chti, empfange», worin derselbe melket, daß er nach dem Erd-
heben semeii Adjutanten nach der unglücklichen S^adt abgcsckickt, dieser
aber dieselbe zerstört, und die Ruinen von der See bedeckt gesun-
de» habe , einen kleinen Tbeil ausgenommen, wo sich die davon gekom-
menen Einwodner und Behörden meist schwer verwundet und verstüm-
melt befanden- Da beute, al>'o nach 5 Tagen, noch alle direkte Nach-
richten ans Cap Hchss, dieser Hauptstadt des Nordens, fehlen, so ist
das Schlimmste zu mrchten. Der Verlust von Menschenleben wird nn-
bttiimml ans ein bis zwei Drittel der Bevölkerung berechnet. Heute
werden von hier Vorräche von Lebensmitteln, die durch Subscripnorr
zusammengebracht wurden, zur Unterstützung der unglücklichen Ueberle-
bcilden abgeschickt. Auf die Geschäfte u„d den Wohlstand unserer Insel
znuß diese furchtbare Katastrophe die unseligsten > Einwirkungen übca.

Tagsbcricht.
XX Heidelberg, 20. Juni. In einem Cvrrechondenz-Bericht
Ihres vielgelesenen Blattes, den Fremdenverkehr und das sociale Le-
ben dahier betreffend, wurde besonders dem Etablissement des Herrn
H. Bootz lobende Anerkennung gespendet. Obwohl wir nun in den
Panegyricius des verehrten Correspondenten, mit der größten Urber-
zeugung cinstimmen, so können wir doch nicht umhin denselben aufmerk-
sam zu machen, daß die Erwähnung, „als hätte Hc. H. Bootz von
Seiten der Behörde freundliche Aufmunterung erhalten," auf einem
Jrrthum beruht, indem statt diesem gerade das Gegentheil der Fall
ist; denn statt Aufmunterungen von dieser Seite, werden dem Be-
gründer der Schwimm- und Badeanstalt. Hindernisse bereitet, welche
das aufstrebende Werk schon im Keime zu ersticken drohen und dieses
nur darum, weil das neue, zur Bequemlichkeit und Erholung der Be-
suchenden, errichtete Brettcrhaus in etwas die Aussicht von der Stadt-
anlage schmälert. Wenn man nun bedcnkl, daß wenig Lustwandelnde
(denen dabei noch der Gang durch die Anstalt offen stebt) ihren Weg
in den noch immer sehr ländlichen Stad tt heil nehmen, es müßte
denn sein, daß sie genölhigt wären, obige Anstalt zu besuchen, so be-
fremdet es um so mehr, wenn man vernimmt, daß eine Unternehmung
in ihrem Entstehen gehemmt wird, welche einstens den, keines Weges
in seiner Ansicht erquickenden Tbcil der Stadt verschönern und sich zur
Zierde der Ska»t, und zum Bedürfnisse der Leidenden aufschwingen
wird. Dies als Berichtigung des Artikels von Nr. 1L2.
Mainz, 20. Juni. Das Dampfschiff der Basel-Mainzer Gesell-
schaft, ter „Adler Nr. 1.", ist von seinem letzten Bruche noch nicht
ganz hergcstellt; cs liegt noch an dem Kasseler Ufer in Ausbesserung.
Diese Unierbr.chung ist gegenwärtig um so unangenehmer, als die zwei
neuen Boote, die für die Gesellschaft gebaut worden, noch nicht ein-
eingetroffen sind, dieselbe also nur ein Boot für die Fahrten zwischen
hier und Basel hat.
Sobald die zwei neuen Boote kommen, beginnen die täglichen Fahr-
ten. Die Boote der Kölnischen, Düsseldorfer und niederländischen Ge-
sellschaft sind seit dem Monate Juni bei ihren Fahrten immer besetzt;
übrigens bemerkt man immer mehr Reisende, die rheinauf- als rhein-
abwärts gehen. Die Bäder, in unserer Umgegend füllen sich mit Frem-
den, besonders Wiesbaden und Weilbach.
Augsburg, 19. Juni. Gestern Vormittags hatte auf dem königl.
Kreis- und Stadtgericht bei offenen Thüren von einem Individuum Ab-
bitte vor dem Bildnisse Sr. Mas, des Königs, wegen Mase-
stä!öbeleitl»ung, bei versammeltem Senate, stehend, statt. Der Verur-
thcilte war auf frettm Fuß prozessirt worden und hat nun noch zwei
Monate Gefängnißstrafe zu bestehen.
Berlin, 17. Juni. Der Bürgermeister Smidt aus Bremen war
vor einigen Tagen hier anwesend, um mit unfern Behörden über
den Anschluß der drei Hansestädte: Hamburg, Lübeck und
Bremen an den deuschen Zollverein zu unterhandeln. Wenn
 
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