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Mannheimer Morgenblatt — 1842

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No. 194
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No. 194.

Donnerstag den 18. August.

1842.

LanStagsverhanVlungcri.
Carlsruhc, 13. August. 37. öffentliche Sitzung der 2. Kammer. (Forts.)
Staatsrath Frhr. v. Rüdt. Die Regierung habe unter der Menge von Wün-
schen und Anträgen, die an sie gestellt werden, eine Ausscheidung zu treffen und
zunächst diejenigen zu befriedigen, welche die dringendsten und notwendigsten sind.
Eine große Masse von Wünschen bleibe immer übrig; hätte man sie alle ausge-
nommen, so würde das Budget des Ministeriums des Innern um eine Million
stärker sein. Privative Mithcilnngen dieser Wünsche sollten nicht Gegenstand der
öffentlichen Berathung sein; man kann der Regierung die Ausscheidung überlassen.
Diese sei bei den: polytechnischen Institute nach den vorhandenen Mitteln und den
Bedürfnissen geschehen. Die Zukunft bringt Rosen und kann auch noch manche
erfüllen. Ucbcr den Bau glaubt er nichts weiter sagen zu sollen, da die Regierung
keinen Vorschlag deshalb gemacht habe. Die Ingenieurschule betreffend, konnte
das gctheilte Verhältmß der Beamten, wenigstens für die Zeit, wo die Eisenbahn
so viel zu thun mache, nicht fortdauern. Ein Ersatz werde nöthig sein und man
sei dermalen damit beschäftigt, ihn zu finden. Ueber den Austritt eines Lehrers
nähere Erläuterung zu geben, hält der Herr Redner nicht für nöthig. Was die
Stelle der Anstalt betreffe, so glauben Viele, es sei im Interesse der Zöglinge,
daß jw nicht zu hoch gehalten werde.
G"bel.bemerkt, daß die Kommission, obgleich sie den Grundsatz der Spar»
samkctt stets im Auge habe, doch hier auch noch inehr genehmigt haben würde,
wenn cs gefordert worden wäre. Da Letzteres nicht geschah, so lag es nicht an
der Kommission, mehr zu verlangen. Für diese Periode, die in 16 Monaten um»
laufen sei, genüge der Antrag der Kommission.
Nachdem hiermit die Verhandlungen üben das Schulwesen geschloffen sind nimmt
der Abg. Welcker das Wort. Er wünscht, daß das Turnen, soweit als möglich
von der Negierung befördert werden möchte. Es werde zwar kein Hinderniß in
den Weg gelegt, allein es fehle an Mitteln und Aufmunterung. Ueber die Bor-
thcile der Leibesübungen für die Jugend etwas zu sagen, halte er für überflüssig.
Es sei dies anerkannt ein wesentlicher Theil der deutschen Nattonalerziehung, von
den llebuugen an, die Tacitus schildert, durch die Turniere des Mittelalters hin-
durch, bis auf die Zeiten der Erniedrigung Deutschlands gewesen. Als die Zeit
der Schmach vorüber war, erwachte auch wieder die begeisterte Liebe für das Tur-
nen. Man verdächtigte cs zwar in einer Zeit der Reaktion, wo man' alles ver-
dächtigte; allein jene Zeit sei gottlob vorbei und dieser wohlthätige Theil der Er-
ziehung werde in den meisten deutschen Staaten begünstigt. Er bittet die Regie-
rung nur darum, daß sie es unterstützen möge, wenn Turneinrichtungen in den
Schnlcn gegründet werden sollen. Zeder Widerstand werde aufhörcn, wenn man
wisse, daß die Sache von der Regierung begünstigt werde. Auch wäre cS zweck-
mäßig, wenn Turnlehrer angestellt werden.
Für das Blinden-Jnstitut wird die Dotations-Erhöhung von 1300 fl.
angesprochcn, um die Zahl von 16 Zöglingen vorerst um 4 zu vermehren. Rach
einer im Jahre 1840 vorgenommenen Zählung befinden sich 146 Blinde unter 25
Umbren im Großherzogthum. — Die Forderung wird genehmigt.
Für Wissenschaften, Künste u. Gewerbe beträgt oer Budgetsatz 38,735 fl.,
wozu nachträglich noch 1000 fl. verlangt werden, um insbesondere zur Verbreitung
der neuesten Erfindungen und Erfahrungen durch ein Gewerbcblatt, für Industrie-
Ausstellungen und Prämien als Belohnung vorzüglicher Leistungen verwendet zu
werden. — Endlich werden zu Belohnungen für Gutachten über Patent-Privilegien-
Gesuche, welche bisher von Professoren der polytechnische» Schule unbilligerweise
umsonst verlangt wurden, 300 fl. bewilligt.
Cultus. Der Budgetsatz mit 83,517 fl. für 1812, und 83,382 fl. für 1843
erscheint um 16.725 fl. für bcire Jahre höher als in der letzten Periode und zwar:
Erhöhung des Gehalts für die Stadtvikare: 400 fl.; Mehraufwand für die Abthci-
lung einer Dtöccsespnode: 325 fl.; die Pensionen für die Kirchendiener-Relikten mit
gehören^ ' früher unter dem Pcnsionsfond verrechnet wurden, aber hierher
eimS evangelischen Prediger-Seminars werden für jedes Budget-
ZNhr 6600 ff. gefordert. Im Jahr >837 wurde ausführlich über die Anstalt Hera-
thcn, um die Theologen nach Vollendung ihrer theoretischen Studien zur Führung
des Predlgtamts praktisch vorzubcreitcn. Der Kurs soll zwei Semester umfassen
und von jedem Inländer nach zurnckgelegtem zwei und ein halbjährigem theoreti-
schen Studium auf einer Universität und vor Zulassung zur Staatsprüfung nach
Bestehung einer Vorprüfung durch den Direktor der Anstalt und die theoretische
Fakultät der Universität Heidelberg unter Mitwirkung eines Kommissärs der Kir-
chensection besucht werde». Das Reglement über den, in Homiletik, Katechetik,
Pädagogik, Kirchenrecht und Musik zu erthcilenden Unterricht »nd über die prakti-
schen Uebungen sollte unter Mitwirkung des Direktors entworfen werden. Der
Aufwand für den Direktor der Anstalt, der zugleich einen Lehrstuhl an der theolo-
gischen Fakultät zu übernehmen hat, für Honorare einiger anderer Professoren, die
am Unterricht Theil nehmen, für Musiklehrer, Bibliothek und Verköstigung von
16 bis lg Seminaristen wurde auf 7000 fl. veranschlagt, wovon 4v0 fl. durch Ue-
Vertrag»,ig der bisherigen Dotation der Universität für das pävagogisch-kathegetische
^ homiletische Seminar gedeckt sind; es wurde» also 6600 fl. für jedes Jahr
rst ^"mruch genommen, und diese auch bis jetzt mit dem Anfügen bewilligt, daß
die Befreiung von Kostgeld nie an Wohlhabende gegeben werde und unter den

Unbemittelten die Tüchtigkeit den Vorrang cinräumen solle. Die Kommission erhebt
keinen Anstand gegen die Verwilligungssda sie aber keine Ueberzeugung davon hat,
daß der Erfolg den Erwartungen entsprechen werde und ohne solche ein so großer,
ständiger Aufwand in Zukunft nicht weiter zugcstanden werden kann, so schlägt sie
vor, den Wunsch in das Protokoll niederzulegcn: »Bei künftiger Vorlage der Nach-
weisung über die Verwendung dieser Position^ eine klare Uebersicht über die Statu-
ten dieses Instituts und über die bisher gelieferten Resultate mit genauer Specifi-
kation der Vertheilung des jährlichen Aufwands vorzulegen» Im nachträglichen
Budget werden als vorübergehender jährlicher Zuschuß zu dem neubadtschen Pfarr-
wittwenfiskus 2600 fl. verlangt, um diese Wittwen denen des altbadischen Fiskus im
Bezüge von 160 fl. gleichzustellen. — Die Forderung wird genehmigt.
Staatsrath Frhr. v. Rüdt erläutert, daß über die Einrichtung des evangeli-
schen Prediger-Seminars 1837 eine besondere Verordnung ergangen ist, aus welcher
sich die ganze Organisation ergebe.
Gerbet. Es werde bei dem Antrag sein Bewenden behalten können, da
Zweifel bestehen, ob der Zweck im Vcrbältniß zu den Mitteln stehe. Man sage,
cs seien mehr Lehrer als Schüler da; deshalb werde eine Vorlage auf dem nächsten
Landtage zweckmäßig sein.
Zittel unterstützt den Antrag, weil die Kirche eben so wenig wie die Kam-
mer die Art und Weise kenne, wie das Geld verwendet werde. Die Erwartungen
davon seien nicht in Erfüllung gegangen. Man erwartete ein kirchliches Institut,
mehr oder weniger von der Universität getrennt, Aufnahme der Zöglinge nachdem
Eramen, damit sie ihr Hauptaugenmerk ihrem praktischen Berns zuwenden, und mit
dem nöthigcii Zusammenleben der Candidateu. Essei aber eine Untversitätsanstalt,
ohne Zusau,menleben, ohne praktische Einführung in den Beruf, wo die theoretischen
Fächer, als Vorbereitung zum Staatsexamen getrieben werden. Die Folge sei da-
her nur, daß die Theologen ein Jahr in Heidelberg zubringen müssen; doch werde
auch damit der dortigen theologischen Fakultät nicht aufgeholfen und cs sollte daher
kein Theologe dahin gezwungen werden. Dagegen stelle er einen wohlthätige» wis-
senschaftlichen Einfluß auf die Zöglinge nicht in Abrede; dies sei aber bas rein Per-
sönliche eines ausgezeichneten und geliebten Lehrer«. Das Institut gehöre jedenfalls
nicht unter den Titel Cultus, sondern unter die Universitäten. Wäre cS ein kirch-
liches Institut, so gehörte es unter die Leitung der Kirche. Er stellt den Antrag:
daß die Verwendung der vcrwilligten Gelder, so weit sie nicht zu laufenden Aus-
gaben bestimmt sind, ausgeseßt bleibe, bis sich die Generalspnode über das Bud-
get ausgesprochen habe.
Züllig findet die Behauptung, daß die Anstalt den Erwartungen nicht ent-
sprochen habe, etwas zu allgemein. Die Einen wünschten, wie der Abg. Zittel,
eine von der Universität gesonderte Lehranstalt für eramtmrte Kanidaten. Die An-
dern hielten es für besser, daß sie bei der Universität bleibe, wo das Lchrerpeeso-
nal, die Bibliothek, überhaupt Gelegenheit sei, sich fortwährend eine freiere Bil-
dung als in abgesonderten Seuiinaricn zu verschaffen, wo der persönliche Einfluß
glücklich oder unglücklich walte. Nach den Resultaten des «eminarS frage man et-
was zu früh. Auf die Frage, warum bei einer so trefflich besetzten Fakultät so
wenige Studirciwe feien, will er nicht ctngehen; die geographische Lage und der
Mangel an Stipendien frage hauptsächlich Schuld; dies werde sich bessern, wenn
einmal Sie Theologen ein Jahr dort zubringen müssen. Eine besondere praktische
Vorübung, die dort allerdings stattfindc, sei minder nothwendig, wenn die theore-
tische Bildung tüchtig jei. Ob man die Anstalt unter die Rubrik Cultus oder Uni-
versität stelle, scheint ihm bei dem engen Zusammehang beider gleichgültig. Eine
künftige Nachweisung der Früchte der Anstalt, findet er zweckmäßig; nach einem
Jahre werde nian mehr darüber sagen können, als fetzt.
__(Schluß folgt.)_
Tagsbcricht.
Karlsruhe, 15. August. Seine Königliche Hoheit der Großher-
zog haben heute um 12 Ühr eine Deputation der ersten Kammer der
Stände huldvoll zu empfangen und deren Glückwünsche zu dem Ge-
burtsfeste und dem damit verbundenen Eintritt der Volljährigkeit Sr.
Hoheit des Erbgroßherzogs Ludwig gnädigst entgegen zu nehmen ge-
ruht. — Aus derselben Veranlassung wurde um 12Uhr auch eine
Deputation der zweiten Kammer der Stände, bestehend aus dem
Präsident Bekk, den Vicepräsi. Bader und Sander, den Sekre-
tairen Blankenhorn, Bleidorn und Bissing, und dem durch
das Loos ernannten Abg. Löffler und Waag, bei Hose empfangen.
Dem Kammerpräsidenten, Vizekanzler Bekk, wurde die Gnade zu Theil,
dem Großherzoge eine Glückwunschadresse zu überreichen.
Monzingen, an der Nahe, 13. August. Gestern wurde bereits
bei dem Gastwinh Daniel Fuchs ein in seinem Weinberg geweunener
diesjähriger Wein mit vielem Beifall getrunken.
Salzburg, 10. August. Heute Morgens 1V Uhr kam Mo--
zart'S Standbild hier an.
 
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