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Mannheimer Morgenblatt — 1842

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No. 127
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https://doi.org/10.11588/diglit.32620#0507

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Ko. 127. Mittwoch, den 1. Juni. 1842.

TKHL'sK'Sr'HKL.
Carlskuhe. Durch das Ableben des evangelischen Schullehrers
Bronn" ist vie in die zweite Klaffe gehörige Schulstelle zu Wolien-
rveiler, Bezirksschulvisitatur Freiburg mit einem Gehalt von 190 fl.
48^4 kr., der aber, wenn ein Unterlehrer nothwcndig wird, auf 175 fl.
zu reduziren ist, nebst freier Wohnung und einem Gulden Schulgeld
von jedem Schullinv in Erledigung gekommen. Die Bewerber um
die eibe haben sich binnen 0 Wochen bei ihren Bezirksschulvisiiaturen
zu melden.
Der erledigte katholische Schul-, Meßner- und Organistendienst zu
Zäbnngen, Stattamts Frciburg, ist dem Hauptlehrer Ignatz Schnei-
der in Umkirch, Landamts Frciburg, übertragen, und dadurch wird
der katholische Schul-, Meßner- und Organistendienst in Umkirch mit
Lein geietzlich regulirten Diensteinkommen von 175 fl. jährlich nebst freier
Wobnung und dem mit 50 fl. jährlich bestimmten Schulgeldsaversum
bei einer Zahl von etwa 110 Schulkindern erledigt worden. Die Eom-
Petenten um den lkytbenannlen Schuldienst haben sich bxi der Bezirks-
schulvisitatur Freidurg zu Munzingen innerhalb 6 Wochen zu melden.
Der erledigte katb. Schul-u. Mcßnerdienst zu Ettenhelmwüler, Amts
Etcenbeim, ist dem Hauptlehrer Joseph Koch zu Brandcnberg,' Amts
Schönau, übertragen; und dadurch ist der kath. Filialschulc-ienst zu Bran-
denberg, mit dem gesetzlich regulirten Dicusteinkemmen von ILO fl.
jävrlich nebst freier Wohnung und dem Schulgeld, welches bei einer
durchschnittlichen Zahl von 84 Schulkindern auf 30 kr. jährlich für je-
^5° Kind festgesetzt ist, erledigt worden. Die Competenten um diesen
Schuldienst haben sich durch ihre Bezirksschulvisitaturcn bei der Bezirks-
schulvisitatur Schönau, innerhalb 6 Wochen zu melden.
Hamburg, 27. Mai. Nächste Woche wird vom Senat ein An-
leben in Vorschlag gebracht werden, daß unter den gegenwärtigen Ver-
hältnissen gewiß bedeutend sein wird. Die Bürgerschaft ist in großer
Aufregung, und man darf erwarten, daß be, dieser Gelegenheit herbe
Worte fallen werden. Sie wird es nicht dabei btwenden lassen, bloß
die Einwilligung zu einem Anleben zu geben, sondern sie wird auch
verlangen, den Vorschlag zu prüfen und vor allen Dingen genaue
Rechnung Uber die Verwendung öffentlicher Gelder zu erhalten. Die
Gedeimnißkrämerei in der Schatzkammer muß verschwinden und alle
Jahre eine klare Rechnung vorgelcgt werden. So erheischen es das
Wesen einer Republik und der Geist der Zeit.
— Hier ist folgende Polizei Bekanntmachung erschienen: „Während
des großen Unglücks, wodurch diese Stadt heimgesuchl worden ist, war
die Hülfe fremder Arbeiter im höchsten Grade willkommen und nütz-
lich, und haben die nachbarlichen Behörden, welche für solchen Bei-
stand augenblicktich mit dem größten und liebevollsten Eifer gesorgt, sich
ffuch dadurch Ansprüche auf dauerndste und innigste Dankbarkeit dieser
Stadt erworben. Da jedoch in dein gegenwärtigen Augenblicke eine
Hülse bei den gewöhnlichen Tagelöhnerarbciten kein Bcdürfuiß mehr
ist, w wird dieses hiermit bekannt gemacht, und werden die relp. aus-
wärtigen Beb^d^ jreluidlichst ersucht, ihre Angehörigen, welche di?
Absicht haben möchten, sich zu solchem Zweck hierher zu begeben, bei
kiwamgen dazu sich zeigenden Veranlassungen davon gefälligst in Kennt-
niß setzen ZU »rollen, unter der Anzeige,daß solchen, ohne vorgängige
Genehmigung der Unterzeichneten Behörde hierhcrkommenden Arbeitern
die Weisung krtbcilt wird, sich nach ibrerHeimath zurückzubegeben.
Hamburg, L6. Mai 1842. Die Polizeibehörde."
Weimar, 21. Mai. Empörend ist es, zu hören, daß sich in bie-
ster Gegend eine Rotte nichtswürdig,r, schadenfroher Menschen auf-
dält, welche an dem oft stattgefundenen Unglücke von Feuersbrünsten
dce Schuld tragen soll. Sv fand man am vergangenen dritten Pfingst-
ftiertage Abends 10 Uhr feuerfangcnde Materialen mehr angebäust,
und wäre wenige Minuten später dazugekommen, hätte die Scheuer
und Mlt dieser das ganze Dorf ein Raub der Flammen werden können.

Rcgensburg, 26. Mai. Gestern gerieth die außerhalb unserer
Stadt gelegene Pechhütte ves'Pechlers.Bärtl, im sogenannten Seppen-
garten, in Brand, und stand bald in vollen Flammen, die, damit
denselben durch Spritzen des Wassers nicht noch mehr Nahrung zuge«
führt wurde, mit Erde und Gerolle erstickt werben mußte, welches ge-
fährliche Hrperrmcnt auch glücklich gelang.
Berlin, 28. Mai. Das heute ausgegebene Stück der Gesetzsamm-
lung enthält die Ccrbinetsordrc vom 11. Mai, betreffend den Erlaß der
herkömmlichen Prinzessin-Steuer bLi der vorstehenden Vermählung
der Prinreissn Marie.
Brüssel, 27: Mai. Vorgestern wurde der Konvoi von Mon» in
der Nähe des Tunnels von Braine-le-Comte dadurch gehemmt, daß die
Röhre brach, welche den Remorqueur nährt. Ein Reisender schrie ohne
allen Grund, daß die Wagen brennten, worauf die Paffagiere durch
die Thüren und Fenster herausstürzten, wobei viele Kleider zerrissen
wurden, sonst aber Niemand auch nur eine Schramme erhielt. Alle
Reisenden gingen zu Fuß nach der nächsten Station, von wo sie bald
eine Lokomotive abholte.
Antwerpen, 23. Mai. Bekanntlich hat sich König Leopold seit
seinem Regierungsantritte der Vollziehung jeder von Todesstrafe abge-
neigt gezeigt, unv dl« Hinrichtungen hatten in Belgien fast aufgehört.
Seit zwei Jahren aber bat sich, vielleicht durch diese Milde gereizt,
die Zahl der Mordthaten zu einer entsetzlichen Menge gesteigert, daß
der König sich endlich entschließen mußte, seinem bisherigen Grundsätze
zu entsagen und Recht vor Gnade ergehen zu lassen. Seit langer Zeit
zum ersten Male fand im Laufe dieser Woche hier eine Hinrichtung
statt. Der Verbrecher hatte im Monat Januar einen Raubmord der
schrecklichsten Art an einem 80jährigen Pfarrer und dessen Magd be-
gangen.
Paris, 28. Mai. Wie man hört, ist König Leopold mit seiner
Gemahlin hier erwartet; sie gehen mit dem Prinzen von Joinville und
dem Herzog von Aumale zusammen nach London.
— In den lcgiiimistischen Journalen liest man, daß sich der Her-
zog von Bordeaux nach Triest begibt, um dort Seebäder zu gebrauchen.
— In den 40 Kirchen der Hauptstadt haben in den letzten 8 Tagen
mehr als 25,000 Kindern ihre erste Communion gehalten.
Nom, 20. Mai. Ein widerwärtiges Vorkommniß der letzten Tage
bildet für Römer und Fremde das stehende Thema der Unterhaltung
und steigender Verwunderung. Die glänzenden Altäre der einsam ge-
legenen Hstche St. Croce in Gerusalemme, auf welche all jener reiche
Steinschmuck antiker Römeriempel, die hier in der Nähe standen, so
wie des anliegenden Ampbitheatrum Castrense übertragen wurde, er-
regten die Bewunderung einer seit einigen Monaten hier anwesenden
norddeutschen Baronin. Zu der Bewunderung gesellte sich bald eiw
nicht zu zügelnder Trieb, etwas von dem edlen Gestein, zu besitzen. Zn
wiederholrenmalen gelang es ihr, von drei verschiedenen Altären mittelst
eines dünnen Brecheisens kostbare Marmvrplatten loszulösen jund fortzu-
tragen. Beim dritten Versuch wurde sie indeß von einem verborgenen
Wächter arrctirt. Nachsuchungen in der Wohnung der Jnculpirtcn und
ihre Eingeständnisse ergaben, daß sie auch in andern hiesigen reich ge-
schmückten Kirchen Gleiches raubie. Das Strafgesetz bestimmt für die
geringer» Grade des Sacrilegiums die Galeere. Es ist zu wünschen,
daß cö den Vertretern der verblendeten Frau gelingen möge, das ge-
kränkte Recht durch eine mildere Büßung ihr zu versöhnen.
Bon der russischen Gränze, 12. Mai. Der Kriegsrath, wel-
cher aus Befehl Sr. Mas. des Kaisers Nikolaus zusammenberufen wor-
den, um über einen Feldzugsplan , gegen die widerspenstigen Stämme im
Kaukasus zu beratben, hat sich, wie wir aus guter Quelle vernehmen,
für einen Operationsplan in großartigem Maß st ah ent-
schieden.
 
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