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Mannheimer Morgenblatt — 1842

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No. 6
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No. 6

Freitag den 7. Januar.

1842.

s O- Jam Gestern A^nd trieb der Rhein, wiewohl
Wurden sofort alle Boranstalten getroffen die
adzufübren, allein die Nothwendigkeit trat
lÄ?" 'H diesen Morgen wieder ganz frei,
-eboren^.«, KO. « in Mannheim verehelicht 137 Paare,
starben . »nd gestorben sind 782 Personen. Es
' ^krsonen mehr al« zur Welt kamen.
, tl^ervurg, *- Januar. Gestern Abend '^8 Uhr schloß eine
^^er Bürger und Einwohner sich einem Fackelzuge,
-in d>e Biirgermilüärmusik sich befand, an. Der Zug be-
^ nch in die Salzgasse vor das Groß-Regicrungögrbände, um dort
chcrm verehrten Herrn Regierungsdirektor von Reck eine «Serenade
j« ^sltgen. Schon vorher verfügte sich der Herr Bürgermeister in
Begleitung des Gemeinderaths und der Offiziere des Bürgcrmilitärs
dabin, und übergaben dem Herrn Director das Diplom eines Ehren-
bürgers der Stadt Freiburg. Es wurde von dem Herrn Hanptmann
Sigel ans das Wohl unseres neuen Mitbürgers ein Lebehoch ausge-
bracht, welches unter dem herzlichsten Wiederhall aller Anwesenden die
2nft erfüllte. Der Herr Regierungsdirektor von Reck genießt durch
sein gerechtes, freundliches Benehmen die Liebe aller Freiburger. Auch
unser Hrn. Stadtdirektor von Vogel wurde zu gleicher Zeit zum
hiesigen Ehrenbürger ernannt, und es begab sich der Zug um V-9 Uhr
vor dessen Wohnung. Beide Herrn dankten herzlich und man hat sicht-
bar erkannt, daß es ihnen Freude machte nun Ehrenbürger unserer Stadt
zu sein.
Es gibt diese öffentliche Verehrung dieser beiden Staatsdiener zu-
gleich den schönen Beweis, baß alle vorhandene und aber meistens zuge-
dachte Spannung unserer so friedliebenden Bürgerschaft der Negierung
gegenüber sich vollends ausgeglichen hat.
Carlsruhe. Durch die erfolgte Staatsgenehmigung der Prä-
sentation des Schullehrers Jakob Ludwig auf die Schulsiellr zu
Neckarwimmcrsbach, ist der Schuldienst zu Lindach, Bezirksschulvisita-
lur Eberbach, mit dem neu regulirten Gehalt von ILO fl. nebst freier
Wohnung und 30 kr. Schulgeld von jedem Schulkind in Erledigung
gekommen, die Bewerber um denselben haben sich binnen L Wochen
bei der fürstl. lein. Standesherrschaft zu melden.
Hannover, 30. Dez. Die Stadt Hameln, welche seit Beginn des
Verfassmgstreites auf der Seite der Opposition stand und zu zwei nach
einander folgenden Landtagen de» Doctvr Christiani zum Deputirren ge>
wählt hatte, soll nun wirklich ihre Garnison verlieren, ungeachtet die dort
bestehenden Strafanstalten die Anwesenheit einer Militärabcheilung als
röchst wünschenswerth erscheinen lassen. Das in Hameln garnisonirende
atmlloii soll nach Northeim »erlegt werden.
Uni^^vrück, 28. Dez. Von Polizeiwcgen ist der hiesige Club
Mitglieder zählend und dadurch bekannt, daß er dem
lersaft."'^" Magistrate 130 Thaler zu den Prozeßkosten schickte, un-
- - Die übliche Sitte vom Darbringer, der Neu-
zahrsgratulailonen sch^,, ^i, gg^rn Ständen immer mehr ver-
bannt zu werdet, was dem Leben auch eine comfortablere Seite ab-
Lkwinnt.
Neuß, (NbkiwPreußen), 29. Dez. Kur; vor dem Schluffe des
^ten Jahres wird unsere Gegend tief empört durch einen Mutter-
Word, der unter unftrn Augen vorgefallen. Ein ^drHwenderischer
bohlt, dem die Mutter Geld zu s,i„^ Schwelgereien verweigerte,
lödtete sie durch einen Hieb mit der Art und ließ seine Wuth an der
Leiche noch durch wiederholte Schläge aus , die er derselben mit seinem
Stocke »ersetzte. Wir wollen hoffe», daß sich in der Untersuchung dieser
That Wahnsinn des Thäters herausstellt, auf wir nicht die Schande
erleben, ein solches Ungeheuer unter uns aufgenährt zu haben.

Wien, 30. Dez. Man versichert, daß an sämmtciche Gouverneure
in den Provinzen Bcfebl ergangen sep, ihr Gutachten in Betreff einer
gedenklichen Vereinigung der deutschen Erbstaaten mit dem deutschen
Zollverein einzusenden. Die Sage verdient Bestätigung; gewiß ist.
Laß sie seit dem veröffentlichten Entschluß der Regierung in Betreff der
Staatseisenbahnen vielen Glauben findet.
Paris, 3. Jan. Nach Berichten aus Madrid vom 26. Dez.
verspricht die Session der Cortes stürmisch zu werden. Nicht alle sind
mit Espartero zufrieden; man murmelt von einer Mit-Regentschaft.
Drei Parteien dürften sich die Herrschaft streitig machen: die legale,
revolutionäre und republikanische.
— Die franz. Thronrede ist in Zeit von 22 Stunden nach London gekom-
men; Dienstags um 1 Ubr stand dieselbe in der „Times" abgedruckt.
London, 31. Dez. Die „Mormng-Post" hofft, daß die Königin
ibren hohen Gast, den König von Preußen, nickt die ganze Zeit in
Windsor behalten, sondern England Gelegenheit bieten werde, sich
ihm in seinem Glanzpunkte, in London zu zeigen. Der König werde
von einem Gelehrten (Humblodt), der europäischen Ruf besitze und
Vertreter der in Preußen so weit vorgeschrittenen Wissenschaft sey, und
von Generalen begleitet, welche mit den britischen den Ruhm von
Waterloo getheilt hätten. Friedrich Wilhelm selbst sep ein Mann, der
des Thrones zur Auszeichnung nicht bedürfe; an Sprachkenntniß dem
Könige Mithridat von Pontus gleich, besitze er ein ausnehmend reiches
encyklopädisches Wissen, und dabei jenen scharfen Verstand, welcher
ror allzu raschem Unheil bewahre.
Madrid, 26. Dez. Die Eröffnung der Session des Cortes von
18L2 hat heute unter großen Ceremonien und ohne alle Störung statt-
gefunden. Um 2 Uhr verließ der königliche Cortege den Palast; der
Regent saß im Wagen der Königin, Ihrer Maj. zur Linken. Nach-
dem die Königin auf dem Throne im Saale des Senats Platz genom-
men (die Infantin, ihre Schwester, befand sich ihr zur Linken und der
Regent, eine Stufe niedriger, zur Rechten), überreichte der Conseilprä-
sident Ihrer Maj. die Thronrede. Die Königin übergab sie dem Re-
genten, welcher sie verlas und dann die Session von 18L2 für gesetz-
lich eröffnet erklärte.
Cvnftantinopel, 15. Dez. Das Handelsconseil, eine Art ge.
mischles Handclstribunal, aus türkischen, armenischen, griechischen und
größtcntheils europäischen Ncgociantcn zusammengesetzt, um über die
Interessen des Handels zu wachen und über die dahin einschlagenden
Streitsachen zu entscheiden, ist durch eine allerhöchste Ordre aufgelöst
worden. Man will keine fremden Einmischungen mebr. Auch gut!
Beirut, 1. Dez. Ein am 23. Noo. hier aus Malta angrkom-
meiies Kriegsdampibvot hat den wenigen hier noch befindlichen Eng-
ländern den Bcfebl überbracht, Syrien zu verlassen. Sämmtliche auf
verschiedenen Punkten zerstreute Offiziere sind sogleich einberufen wor-
den. Seit einigen Tagen hat man den kleinen Artillericpark und sämmt-
liches Material einznschlfsen begonnen. Die Offiziere treffen allmäh-
lich ein, und die Abfahrt derselben soll auf den L nächstens Monats
bestimmt sein. , .
AlcxanVrra, 10. Dec. Der König der Franzosen hat dem Pa-
scha ein prachtvolles Porzellanservice znm Geschenk gemacht, ein wah-
res Meisterstück an Schönheit und Geschmack.
Algier, 19. Dez. General Bugeaud's Thätigkeit ist es gelungen Abd»
kl- Kadcr's Macht wankend zu machen, denn immer mehr Stämme sind
fest zum Uebergehen entschlossen und blos um einen Mann verlegen, der
den Aufstand gegen den Emir geschickt und kräftig zu leiten im Stande
märe. Die bedeutendsten Streitkräfte werden jetzt nach Oran gerichtet, und
General Changarnier wird mit L000 Mann gegen Tlemsen operiren.
Der Krieg, die Eroberung und die Friedensherstcllui g stehen nun auf dem
ersehntesten Punkte, es hätte daher Bugeaud, der das allgemeine Vertraue«
genießt, zu keiner ungelegenem Zeit abherufen werben können.
 
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