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Mannheimer Morgenblatt — 1842

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No. 136
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https://doi.org/10.11588/diglit.32620#0543

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wo. L56

Samstag, den 11. Juni.

1842.

LanStagsverhanSluttgen.
Carlsruhe, oen 7, J,„,i. Nennte öffentliche Sitzung der zweiten Kammer.
> . n? c (Fortsetzung und Schluß.)
Geheimer uceserendär Eichrodt öemerkt, er sei weit entfernt, die Glaubwür-
digkeit ocs Abgeordneten Matby in Zweifel stellen zu wollen; allein cs handle sich
doch bier um den Beweis seiner StaatSbürgereigenschaft, und diesen könne doch wohl
der Depittlrtc io wenig wie den 'andern Qualitäten durch bloßes Versichern führen.
chegcnauer ;cigt vorerst, wie der von Wagner hervorgebobene Gesichtspunkt
hier nutzt ganz bedeutungslos sei, obwohl er auch auf diesen Grund die Wahl
nutzt beanstande, wohl aber auf die von der Staatsblirgercigenschast und dein po-
litischen Charakter hergenommenen Umstände. Cr sucht darzuthun, wie man mit
Unrecht dem gegen die Wahl erhobenen Widerspruch tcu Vorwurf der Leibenschäft
und der Parteilichkeit mache.
Welker fordert den Mathp auf, auch über die Beschuldigung, daß er in -der
Schwei; nch politische Umtriebe und Einlassung in gesetzwidrige Verbindungen HKbe
^ kommen lassen, ssch zu äußern, Mathp gibt auch diese Erklärung Vcr-
Welcher der in den mit vieler Entschied!„heit und Ruhe gesprochenen
w äl Zeugenden Beweis für die Unschuld Melden findet, spricht s-ch nun
IN aslllichcr Welse wie Sinder und v. Ztzliein über die Sache ans
. ^ wolle die harte,, Angriffe auf seine Person, von Sander
und v. ^tzstcu, »nsgegangcn nicht erwiedcrn, er entgegne nur, da« cs ibui amtz
diesmal leine leichte Psticbt gelotstn, die er geübt seinem Eharaetcr ividerürebe ieoe
auch noch so geringe persönliche Verletzung, es sei ihm deßhaib ein sehr bittere Auf.
gäbe gewesen, den Charakter, wenn gleich nur den politischen eines Mannes ainn-
greisen, welchen er in sonstiger Beziehung zu achten gensthigt sei; er hätte dek-
halb sehr gerne gesehen, wenn gerade der Kann, der ihn jetzt so hart tadle, sich
den Triumph versagt hätte, den Mathp in Konstanz wählen zu lassen, wo er dann
seiner jetzigen schweren Psticht enthoben gewesen wäre.
Nachdem aber dies geschehen, so sei gleich darauf im ganzen Lande bei vielen
Wohlgesinnten nur ein AuSrrnck ccr Mißbilligung vernommen worden, und nicht
wculgr, w sogar Männer aus dieser Versammlung, welche v. chpstci» ;u seinen
freunden zähle, batten das Wahlereigniü als einen wahrhaften Hohn betrachtet;
betrachtet MI vwblick aus die nun schon euimal längst gebildete öffentliche Mcinunä
über de» politischen Charakter Mathys. " ^ egentu-ye Meinung
Die Kammer, als politischer Körper, müsse den Blick über die Grenze ihres
Saales sH ""v könne über solche Verhältnisse nicht leichtfertig hinweg-
gehen, ohne stw st'lbst gerechen Vorwürfen preis zu geben, er habe es, so schwer
cs ihn auch ankam, unter diesen Umständen für durch das Wohl des Vaterlandes
geboten gehalten, sich gegen die Gültigkeit der Wahl ansz,-sprechen, und werde da-
gegen lttmmen, "mme -wer hinsichtlich seiner evenmeltea Bemerkungen nicht, wie
Bckk zu meinen IW", , jich Widerspruch, denn er habe mit guter Ucbcrlc-
gung nicht gesagt- rap man, falls man nicht mit ihm sofort die Wahl verwerfen
wolle, sic vorerst tiur oeaiisianden solle, gerade weil er die Verschiedenheit der All-
st len der Mitglieder über die formelle Behandlmigsweise solcher gegen die Wahl-
Akten erhobenen Anstande kenne, und vorausgesetzt habe, cS werde ei» Jeder nach
lcincr individuellen Ansicht, daraufhin die Wahl beanstanden oder auch nicht bean-
standen. —
v. Z Hst ei 11 bemerkt, er müsse wirklich darüber lachen, daß Trefurt ihm eine
w große Bedeutung dcliege, daß er im Stand gewesen sei, Mathp's Wahl in Con-
"-tnz zu bewirken. (Man lacht auf verschiedenen Seiten.)
Bei der erfolgten Abstimmung wurde die Wahl von 35 Stimmen gegen 17 für
"''-'"standet erklärt.
Kaans äußert sich hierauf mit Bitterkeit über die seinem Eintritte in das
wolmer Mittrniff'' er sagt unter Anderem, die unschuldigen Be«
ffck, wobt „-^bwcizerdorfcs, weiche ihm das ehrende Bürgerrecht schenkten, hätten
selb» m 'räumen lassen, oaß die Leidenschaft des Parteihasscs so weit gehen
^ Er wolle Geschenk zu seinem Verderben zu kehren.
^ trnae - insbesondere auch die Regierung nicht verletzen, obwohl
A ^ d/rm?a /esu de« "^'6^ habe, und leicht darin' für Um letzt ein Grund zur
Erwiederung g . werden könne. Er werde bei künftigen Anlässen, wo wirkliche
tischt Zwecke ^hier verfolge"^" ^ bemühen zu zeigen, daß er nur Patrio-
Miliistkrialpraiikent v Rcidt Unter den außergewöhnlichen Umständen, welche
hier Vorlagen, sei in der That verpflichtet gewesen, der Kammer
und eiuzetncn Abgeordneten von d ^ Wahlprüfnng 'erheblichen Thatsachen,
welche ihr bekannt, M den ^ah alte» aber nicht erhalten waren, «enntniß
ZU geben; und es bedurft wob kemer besonderen Bckräftiaung, daß diese Wahl
»dcrasi im Lande Staunen erregt haoe. > v o-
-L-ie Kammer schritt hierauf zur Wahl der drei Candidatcn zur Präsidcutenstelle,
wovon wir das Resultat bereits vorgestern imtgethrttt haben.
-G^ste Sitzung Freitag den 10. Ju»i.

L«l- SvrdtlEr
ft Mannheim, 10. Inn,'. Gestern Abend, kur; r,
Wurden unsere Bewohic-r durch -Feuerlärm in Bkwe.uina

. IV,. »..») Iiach 10 Abr,
Bewoh.-er durch Feuerlärm IN Bewegung gesetzt. Ja


der benachbarten Rhein schanze brannten die, hinter dem Lotterie-
Bureau bcfiiulichni, dem Gastwiitb Frank zugebörenden Occonomis-
gebäude ad; das F ucr brach so schnell und mit solcher Heftigkeit aus,
daß, so wie wir vernehmen, 4 Kühe und 1 Pferd in den Flammen um-
gefommen sind. Die von hier aus eisigst gebrachte Hülfe verhütete wei-
teres Unglück.
Darmstadt, 9. Juni. Seit gestern diskutirt un'ere zw ite
Stänvekammei der verschlossenes Thüren das Etsenbabngesetz. Beide
Sitzungen, sowohl die vap gestern als auch die heutige, sollen sehr
lebhaft gewesen sein. Morgen wird die Bcratdung über denselben
Gegenstand witgesetzt werden. Ueber den Ausgang der weitaussehen-
den Disku sion ist man übrigens bei uns nicht in Verlegenheit, da
kaum daran zu zweifeln sein dürste, daß die Staatsrcgierung die zu
d,m Bebufe gcforbcrien Ermächtigungen von den Ständen erbaltcn wer-
de. Die für den ganzen Ersenbahnbau in den Provinzen Oberbkffen
und Starkenburg veranschlagte Summe beträgt 9,686,000 fl., worun-
ter für den projeklüteu 360 Klafter langen Tunnel bei Butzbach allein
die Summe von 1,120,000 fl. in Ansatz gebracht worden ist. Wen»
Plivat-Aclien-Gescllschafien dabei koukurrieten so würde jener Kosten-
aufwand für den Staat sich um so viel vermindern als die Summen
betrugen, welche von diesen gezeichnet wurden. Dieß könnte für dm
Staatshaushalt keine andere als ersprießliche Folge haben. Wie man
hört, so wird von mehreren Deputirteu auf die Zulassung solcher Actiea-
G sellschasten gedrungen werden. Sie möchten gerne dem Givßher-
zoglhume die unschätzbare Wohlthat einer Eisenbahn verschaffen, ohne
jedoch den Staatöfiuanzen dadurch Verpflichtungen aufzuerlegen, welche
bei dem Eintritt außerordentlicher Zeilvcrhältnisse leicht lässig werden
könnten. Überdies glaubt man, daß die bereits v'eranschlagten »,686.000 fl.
bei der lünftig-'n Ausführung deck Projekts zuletzt noch einen supple-
Mkiftanschcn Credit erfordern dürften.
Hamburg, 6. Juni. Die vom Senate eingesetzte öffentliche Un-
terstützilngöbehö: de macht heute i» der „Börsenhalle" folgendes bekannt:
„Es wirb heute der erste Bogen des Verzeichnisses der von Außen ein«
gegangenen woblwollciideu Gaben ausgegcben. Die andern Bogen
werben folgen, so wie sie aus d,r über die Kräfte der Arbeiter hinaus
beschäftigten Rrthöbuchdtttckerei hervorgehen. Nach diesem, am 31. v.
Monats, Abends, abgeschlossenen V,r; lchniffe war der Betrag dieser
Gaben, dis dahin ra. 1,600.000 Beo. Mark. Dor Betrag der hiesigen
Gaben war bis dahin 73,000 Beo. Mark. Bei dem Hü l ss'Ver ei ne
waren bis da bin übel Haupt eingegangen ca. 270,000 Beo. Mark. To-
tal ca. 1.943,000 Beo. Mail. Hamburg, 6. Juni 1842." Zugleich bat
die Unterslützungs Behörde das dktaillute zweite Verzeichniß der von
Hiesige» bis z»m 31. Mai eingesaudten Beiträge publicirt.
Jena, 3. Juni. In dom Net-städtischen Kreise ist schon wieder fast
ein ganzes Dorf durch Feuersbiunst in Asche gelegt worden.
Schlei;, 6. Juni. Gestern Abend ist unsere Stadt wieder von
einem furchtbaren Unglück betroffen worden. Kaum daß in dem
als Theater benutzten Gebäude die Bcrstellung begonnen hatte, so hörte
man ein Knarren und Knistern in den obern Räumen, welches ans
unheilvolles Ereiguiß binzudeuleu schien. In der Aufmerksamkeit des
Spiels gestört, wendeten sich Aller Blicke nach eben, und kaum batte
nur flüchtig ein Gedanke an mögliche Gefahr in den Herzen der Zu-
schauer Raum gefaßt, als sich auch schon mit entsetzlichem Geprassel die
Decke senkte und in das gefüllte Parterre berabstürzte. Es war eilt
fürchterlicher Augenblick. Im ganzen Theater herrschte Verzweiflung
und Bestürzung; Alles jammerle, suchte, schrie, rang und wand die
Hände und stürzte fast besinnungslos nach den Ausgängen. Viele Per-
sonen sind von dem herabgefallcnen Schutte gelödter worden, noch meh-
rere aber wurdn im Gedränge erdrückt. Wer stelpirte und zu Bo-
den fiel, mar verloren; der Strom der Fliehenden stürzte unanfhallsam
darüber hin und zermalmte Alles, was unter seinen Füßen lag. ES
 
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