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Mannheimer Morgenblatt — 1842

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No. 302
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Donnerstag den 21. Dezember.

1842.


302.

Durlach, >9. Dez. Die schnell verbreittte Nachricht, daß Se.
kö^igü Hoh, der Großheezog unserm würdigen Oberbeamren, geheimen
Rath und Oberv gt Baumüller, das Krmmnndeurkreuz des Zäh-inger
Löw norde s verlieben, bar uns angenehm überrascht. Dieser Mann,
w nn auch von Manchem wegen »siner entschiedenen politischen Ge-
sinnungen, die er w.ter allen Wechselfällen des Schicksals treu bewährte,
verkannt, hat doch von allen Parteien das Z ugniß einer strengen Recht-
lichkeit, erfahrener Umsicht und noch jugendlicher Thätigkeit.
Braunschweig, 1L. Dez. Man glaubte mit Bestimmtheit, daß
bis zum Anfänge des I ihres 18L3 such Hannover seinen A -schluß an
bei Zollvere n bcwerkstilltgt haben werde. Diele Vorauss.tzung hat
sich nun freilich nicht bestück zr; indeß lind dem Ven e men nach die
Unterbandlungkn in Berlin doch >o weit vorgeschritten, daß ein gün-
stiges Resultat mit ziemlicher Sicherheit in nicht langer
Zeit erwartet werden darf, und darin allein lag denn auch der
Grund, weßh-lb die Skändrver'amnilung auf den Antrag der Regie-
rung die Prolongation des jetzigen interimistischen Zustanves der süd-
wcstl chen Landesthcile für die Dauer des Jahres 18L3 ei stimmig ge-
nehmigte.
Gießen, 19. D z. Die Schiffbarmachung der Labn von hieraus
durch das königlich preußische Gebiet bis zur G anze des Herzogibums
Nassau wird mit Beginn des kommenden Frühjahr» b stcknmt in Arbeit
genommen werden, indem, wie wir aus zuverlässiger Quelle berichten
iönuen, nicht ^ur sämmtlichc Vorarbeiten beendig» sind, sondern aach,
w-s den p cußischen Gedirgüartbeil betrifft, die Lumme von 243,000 fl.
b.rcns schon zur D sposiiion gestellt sein soll.
Berlin, 16. Dez. Es ist nun nicht mehr zu bezweifln, daß
die preußische Bureoukratie die umfassendsten Anstalten getroffen hat,
die freiere Censur, wie wir sie nun seit ungefähr einem Jahre ge-
nossen, wieder in die st engsten polizeilichen Schranken zmückzuführen.
Fast gleichzeitig sind den Zensoren in Trier und Königsberg, in Cöln
un» Elbmg - allen preußischen Tensoren (mit Ausnahme des Een-
sors der preußischen Staats- und der Elberfelder Zeitung) die bestimm-
teste« Instruktionen zugegangen, welche dahin lauten, über gewisse
Dinge überhaupt gar nichts mehr pafferen zu lassen, sei es auch noch
so anständig und wvhlwoll nd
Alts Schlesien, 10. Dez. Ein Uebertritt mehrerer katholischen
Familien aus dem Badorte Landrck zur evangelischen Konfession, wel-
cher vor nickt langer Zeit in der evangelischen Kirche zu Gabclsckwert
st «fand, machte großes Aufsehen, weites in einem streng kacholichen
B zi'ke und noch dazu an dem Orte geschah, wo der sü-- d s Bis-
tbum Breslau neu erwählte Fürstbischof Knauer so lange als Seelsor-
g«r fungirt ha». Der Uebertritt scheint aus reiner Ueberzeugung her-
vorgeg-Ilgen zu sein, da sich auch nicht der geringste Vortheil von die-
sem Schritte erwarten laßt.
Schweiz. Die Birner zählen eine« tapfer« Mitbürger unter den
englischen Trupp, n in Afghanistan. Es ist der Brigad er Wild. Schon
im Begriffe, mit Frau und Kindern nach Europa abzure-sen, hört Wild
von dem Ausbruche der Feindseligkeiten in Kabul. Sogleich läßt er seine
Familie nach Europa reisen und begibt sich zu General Pollock, der
ihm die Forcirung der Kcyberpässe anvertraut. Dort trifft ihn die Ku-
gel eines Afghanen in den Mund, gerade wie er s inen Soldat:» vor-
wärts! kommandirt.
Kaum von seiner Wende hergestellt, begibt er sich auf's neue zum
Heere, um das gefährliche Unternehmen noch einmal zu beginnen. Der
Paß wird forrirt, allein Wild wird durch die Stücke ein.r Haubitzen-
kugel n'edergeworfen und gefährlich in die Brust verwundet. Kaum
batte er sich von seiner Wunde etwas wi derbergestellt, als rr auf's
Neue zur A mee eilte, um das Kommando z« übernehmen, womit man
seine Tapfcr'ei' be'oh t hat.

Paris, 18. Dez. Tele graphische Depesche. Perpignan,
13. Dez. Am 12. wurden in Barcelona dreizehn Soldaten der
Frcicorps auf der Esplanade erschossen. Kein Spanier durfte die Stadt
verlassen.
— Es ist der offici lle Bericht des Comire Admirals Dupetit-ThuarS,
des Commandanleu der französischen Station im stillen Oeean, über
die Besitznahme der Marquesas-Jnseln eingetroffen. Die Okkupation
im N »men des Königs der Franzosen hatte am 1. Mai (dem Namens-
tage des Kö-.igs) dieses Jahres statt. Die Einwohner der Inseln ha-
ben die Au orität des Königs der Franzosen anerkannt.
London, l3. Dez. In Linke Preccott Street, Minories Viertel,
ist gestern Abend bei einem Seifensieder dicht neben den Remisen der
Blackwell Eisenbahn, ein furchtbares Feuer ausgebrochen. DaS Feuer
nahm so schnell überhand, daß mehrere Personen sich aus den Fenstern
stürzen mußten und tvdt blieben. 5 Personen sind verbrannt. D.-S
Feuer griff nicht weiter um sich.
— Das lsndwirthschaftliche Journal „Marklane-Erpreß" gibt die
Zahl der gegenwärtig brodloscn F ldarbciter in England auf 400 000 an.
Madrid, 12. Dez. Es ist außer Zweifel, daß die Regierung
dem Inlauten Don Francisco de Paula und seiner Familie die Wei-
sung erih-ilt hat, Spanien zu verlassen.
— Die Gerüchte von drohenden Staatsstreichen und von Puspen-
dirung der persönlichen Freiheit find fortwährend verbreitet. Dies hält
übrigens die hiesigen Blätter nicht ab, sich über das Verfahren Espar-
/rros ganz »nun,wunde» anszusprechen. — Der Verlust der Garnison
von Barcelona während der Erneute beläuft sich auf 600 Mann. —
Die officielle „Gac ta" verlheidigt heute Ekparrero gegen die unauf-
hörlichen Angriffe der Oppvfi.ionsorgnre; man habe e-st dann Zuflucht
zur Artillerie genommen, nachdem alle Mittel zur Herbeiführung einer
Versöbnuiig vrrg büch angcwa-dt worden wären.
Madrid, 12. Dez. Man liest heute im „Castellano": „Am 3. Dez.
wurden 300 Ell bände der zweiten Stadt Spaniens zersiött. Der Tag
des 4. sah diese Verwüstung und die Barcelonescn waren entrüstet beim
Anblick d s Brandes, der Ruinen und der Leichen. Am 5. aber mußte
di? Entrüstung schweigen; Van Halen zwang ihr Schweigen auf durch ei-
neu eines Attila würdigen Bando. Das Wort „erschossen" wiederholt sich
in jeder Linie dieses Bando, der die Schuld eines d'Espagne, eines Cha--
Peron vergessen läßt. Wie, wir sollen den Ruin einer blühenden Stadt,
die Verhöhnung der Constitution sehen, und schweigen? Nein; denn nun
ist cs zu viel; das Maß unserer Gdulb ist voll. Wir verabscheuen die
Toranuei, wir führen die Bertheidigung der beschimpften Humanität,
unse er g schmähten Rechte. Wird so die Gerechtigkeit im Namen einer
singen Königin geübt, die schaudern wird b.i der Kunde von Ereig-
nissen zu Ba celona? Wird so der Frieden einer Nation hergcstell! und
beieftigi? Ruhe herrscht zu Barcelona, das Gesetz waltet dort; ja die
Ruhe von Palmyra, bas Schwelgen eines TodteuackeiS, das Gesetz
Zurbano'e und Van Halen's."
Palermo, 7. Dez. Der Ausbruch des Ä tna erfolgte am 27. Nov.,
11 Uhr Nachts. Schon einig" Tage zuvor hatte man in Catania und der
Umgeg nd sehr starke Erdstöße verspürt. Die ungeheure Feueesäule, die
von Catania aus zu erblicken war. s-tzte die Bewohner dieser Stad: in
großen Schrecken, denn si glaubten sich der Zeit nahe, wo die Stadl von
neuem mir Lava werde üdcrgvffen werden. Als der Tag anbrach, über-
zeugte mau sich durch Ferinöpre, d: I die Eruption weniger bedeutend
war, als man in der Nacht gefürchtet hatte. Zwei Lavaströme entquollen
dem Kroter vom Jahr 1838 und nahmen die gleiche Richtung', wie die
Lava jeieS Ausbruchs, so daß diese L-vast aße grvßemheils von dem
neuen Strom beleckt wurde. Am 30. Nov., als der Coucker aus Catania
diese Nachricht brachte, besorgte man, daß die Lava das auf dem Aetna
sich befindende Gebäude (Casa Jnglese), das den Reisende!! als Zufluchts-
ort diente, vernichten möchte.
 
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