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Mannheimer Morgenblatt — 1842

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No. 126
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https://doi.org/10.11588/diglit.32620#0503

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Ro. 126 Dienstag,

LanVtagsvcrhanVlungen.
Carls ruhe, 28. Mai. Zweite öffentliche Sitzung der zweiten
Kammer. Vorsitz des Alterspräsidenten Wetzel. Auf der Bank der
Negierung: der Staaisratb Frhr. v. Rüdt, Ministerialpräfident; geh.
.Neferendär Eichrodt.
Der Präsident zeigt der Kammer eine Zuschrift des Abg. Bekk an,
worin derselbe um einen Urlaub auf einige Tage bittet. Staalsrath
Frhr. v. Nüvt macht der Kammer bekannt, daß in Konstanz Hr.Karl
Mathy aus Mannheim, in Villingen der Schriftverfasser Welte xu
Deputaten gewählt worden scven, und übergibt die Wahlakten der
Stadt Pforzbeim, in so weit sie die Wahl des Abg. Lenz betreffen, da
die die Wahl des Abg. Hoffmann betreffenden noch nicht vollständig
seven ; terner die des Landaintsbezirko Pforzbeiw über die Wahl des
Oekonomieratbs Herrmann. Der erste Sekretär übergibt eine Petition
aus dem Aemterwahlbezirk Schwetzingen und Pbilippsburg, beir. die
Wahl des Abg. Rcttig; ferner eine andere, die des Abg. Schaaff be-
treffend.
Die Tagesordnung führte hierauf zur Prüfung der Wahlen.
Von Seilen der Regierung war man der Ansicht, daß vorerst über alle
Wahlen Bericht zu erstatten, dann durch Abstimmung zu entscheiden seie,
welche für unbeanstandet und welche für beanstandet zu erklären
wären. Dieß, wurde von der andern Seite entgegnet, wäre gegen die bis-
Uebung. Nach einer längeren Diskussiion beschloß die Kammer, daß
zedc AblbeUiinq vorerst über die nicht beanstandeten Wahlen berichte und
dann über diese sofort diskutirt werde; die Diskussion der sämmtlichen
beanstandeten Wahlen solle aber bis zur Erledigung der nicht bean-
standeten auegesetzt werden; seder Berichterstatter jedoch die Gründe der
Beanstandung ohne weitere Motivirung kurz angebeu.
Als hierauf der Vorstand der ersten Abihcilung v. Jtz stein vom
Präsidenten zur Berichterstattung aufgefordert wurde, sprach er sich
kinleitungswcise tadelnd über die Ministerialrescripte aus, und äußerte
den Wunsch, daß solche bei gegenwärtigen Wablprüfungen nicht weiter
zur Sprache gebracht werden möchten, als es für die Gültigkeit der
einzelnen Wahlen von Erheblichkeit sei, indem er beabsichtige, über die
Regierungsmaßrcgcl im Allgemeinen später einen besonder,! Antrag zu
stellen.
Es erklärte.ldie Kammer sofort viele Wahlen für unbeanstandet. Be-
anstandet wurden die Wahlen des Daniel Völker in Lahr, Negie-
rungsrath Rettig in Freiburg, Amtmann Doctor Fautb in Schwe-
tzingen, die Wahl der Stadt Freiburg :c. rc. Die Verhandlung über
die beanstandeten Wahlen wird wahrscheinlich nächsten Dienstag stattsin«
d". x>xr heutigen Sitzung wurde von dem Abgeordneten Basser-
als Secretär, eine Eingabe des Handelsmann Fried. Dürr
ttl ^br «„gezeigt, die Wahl des Fabrikanten Daniel Völker
von da, resp. dessen Unfähigkeit, Kammermitglied zu sein, betrffd.
ssh Mannyr,m,^go. Mai. Man schreibt uns aus Paris vom
21. d. M.! ,-2U den Sonderbarkeiten der, hier nach einer ephemeren
Dauer kläglich zu Grunde gegangenen deutschen Oper gehörte un-
ter andern auch dre, daß, wie Man vernimmt, ein evangelischer Pfar-
rer aus einer deuischen Rheinprovinz bei derselben die Stelle eines
Tbeatercaiffers vertrat, welches Amt er sich zur Sicherung eines bärge-
ltehenen Capitals Vorbehalten hatte. Wenn es wahr ist, daß derselbe,
wie versichert wird, die Reise nach Frankreich mit Urlaub angetreten
bade; so kaim oieß nur unter Simulirung eines Reisezwecks geschehen
sein, der mit dem wirklichen nichts gemein batte. Schwerlich dürfte
seiner Vorgesetzten geistlichen Oberbehörde dieser seltsame Vorgang auf
die Dauer unbekannt bleiben und ihm alsdann der beberzigungswerthe
Spruch: „Ein guter Hirte bleibt bei seiner Heerde," aufs Neue nach-
drücklich eingeschärst werden."


ve» 31. Mai. 1842.

CarlSruhc. Der Dienfiwecksel der beiden Hauptlehrer August
Alb ick er zu Altenburg, Amts Jestetten, und Ludwig Eisele zu Un-
tcrsiggingcn, Amts Heiligenberg hat nach erfolgter Zustimmung der
fürstl. fürstenbergischen Standesherrschaft, hinsichtlich des Schuldienstes
in Untersiggingen, die Slaatsgenehmiguna erhalten.
Die fürstl. fürstenbergische Prüfer . des Schulcandidaten Bern-
hard Männer von Frickingen, bisherigen Schulverwalters zu Dcggen-
hausen, auf den erledigten katholischen Schul-, Meßner« uns Organi-
stendicnst zu Deggcnhausen, Amts Heiligenberg, hat die Staatsgeneh-
migung erhalten.
Gttenheim, 29. Mai. Bei der gestern dahier statt gefundenen De-
putirtenwahl, welche durch die Ablehnung des Hofraths und Professors
vr. Welcker geschehen mußte, wurde mit Majorität Hr. Pfarrer Zittel
von Bahlingen erwählt. Der Gewählte wurde sofort nach der Wahl von einer
Deputation von Wahlmännern in Bahlingen adgeholt und in den Wahlort
geführt, allwo ein glänzendes Festmahl statt hatte. Die Herzlichkeit und
patriotische Freude, welche bei diesem Feste herrschten, gaben einen neuen
Beweis von der allgemeinen Verehrung und Liebe, welcher sich Herr Zit-
tel zu erfreuen hat.
Cöln, 27. Mai. Die Theilnahme für unfern Domb au ist, trotz
gegcntheiliger Bemühungen in gewissen Blättern, die denselben wegen
der Unterstützungen für Hamburg aus längere Jabre bei Seite gesetzt
und wo möglich ganz beseitigt wissen wollten, nicht im mindesten er-
kaltet, wovon unser Dombauvcrein, der sich bei der Sammlung für die
abgebrannte Hansestadt so rühmlich an die Spitze stellte, fast täglich
die erfreulichsten Beweise empfängt.
Neustadt, im Großherzogchum Weimar, 28. Mai. Noch hallt
die Trauerkunde von Hamburgs Unglück in den deutschen Gauen wie-
der, als in den gestrigen Nachmittagsstunden auch daS in unserem
Kreise gelegene Städtchen Berga von einem ähnlichen Geschick betrof-
fen wurde. Wie es heißt, brach in dem Hause eines Kaufmanns wäh-
rend des Kaffecbrennens, Feuer aus, welches bei der ungewöhnlichen
Trockenheit der Jahreszeit und dem deßhalb herrschenden Wasserman-
gel mit einer solchen Schnelligkeit um sich griff, daß beinahe das ganze
Städtchen in Asche gelegt wurde. Von 110 Wohngebäuden konn-
ten mit vieler Mühe nur 33 gerettet werden. Die Kirche und das
Schulgebäude wurden glücklich erhalten, dagegen aber wurden die Pfarr-
wohnungen ebenfalls von den Flammen verzehrt. Von 600 Einwov-
nern irren 400 dieser Unglücklichen ohne Habe und ohne Obdach um-
her, denn wegen der Eile mit welcher das Feuer sich über die Häu-
serreihen wälzte, konnte von den Gerächschasten nur wenig, ja fast
nichts gerettet werden. Dieses Unglück ist um so beklagenswerther, da
die Einwohnerschaft dieses Städtchens fast meistens aus armen Leuten
besteht, die durch ihre Hände Arbeit kaum so viel ermöglichen können,
um sich und ihren Kindern das Leben zu fristen.
Berlin, 26. Mai. Durch die neue Postordnung, welche zur
Berathung vorliegt, soll auch der Postzwang für Güter unter ft-Cent--
«er ganz aufgegeben werden, der Personenverkehr aber gegen eine ge-
wisse Abgabe ebernalls frei sein.
Hamburg, 23. Mai. Bei der Feuersbruust sind verletzt wor-
den: 107 Personen, und zwar am 3. Mai 27 Personen, am 6. 33,
am 7. 20, am 8. 6, am 12. 1. Bei dem Feuer getödtet und bis
jetzt gefunden sind 26 Personen. Vermißt werden noch 28 Personen.
>— Es verbreitet sich seil einigen Tagen das ''Gerückt, die engli-
schen Brand Versickerungs-Compagnien, welche hier Agenturen haben,
hätten dem Staate das Anerbieten gemacht, sämmtliche Deficite der
hiesigen Brandschäden vergüten zu wollen, wenn ihnen daS Monopol
der Versicherungen auf 25 Jahre zugestanden würde.
Paris, 26. Mai. Man sagt, es sei abermals ein Unglück auf der
Versailler Eisenbahn passirt; roch soll Niemand dabei umgekommen
fein; es ist nur von einigen leichten Verletzungen die-Rede« Die Ei«
 
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