Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Mannheimer Morgenblatt — 1842

DOI Kapitel:
No. 64
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.32620#0257

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Uo. 64

Donnerstag, den 17. März.

1842

d - Einladung Bch-I,u«z-» au! »ich Blatter rin.
Mannheim un Marz 1842.

Tagesbericht.
Carlsrnhe, 1'«. März. Bei der heute stattgehabten Wahl der
Wahlmänner für den ersten Distrikt wurden ernannt: 1) Oberbürger-
meister Füeßli'n: 2) Geheimerrath und Stabtdircklor Stößer; 3)
Ministcrialrath Vogelmann; 4) Zimmermeister Hel ln er; 3) Par-
tikulier Pbilipp Schmidt; 6) Münzrath Kachel; 7) Maler Fritz;
8) Bierbrauer EHP per.
Berlin, 12. März. Das Militär-Wochenblatt meldet, daß
Se. köi'igl. Hoh. der Kronprinz von Baiern unterm 30. Jan.
rum Chef des achten Husarenregiments ernannt worden ist.
° . Der König von Hannover gab vorgestern Morgen der hiesigen
Generalität und den Stabsoffizieren eine große Cour, und Nachmit-
tags ein Diner an dem der Prinz von Preußen auf eine kurze Zeit
Theil genommen hatte. — Die vielen Zeitungsberichte über einen Auf-
stand Petersburg haben hier zwar keine Consistenz gewonnen, jedoch
sollen glaubwürdige Privatbriefe die Mitchellnng machen, daß 2 Garde-
Regimenter, als sie mit gefälltem Bajonette einen Angriff auf das
Wintcrpalais versuchten, total zurückgeschlagen und 20 Offiziere von
ihnen ge,ödet worden sind.
Hamburg, 11. März. Die unglückliche Lage der Auswanderer
nach ^Amerika, und der Mangel deutscher Kolonien hat eine hiesige Ge-
sellschaft bewogen, von der neuseeländischen Kompagnie in London die
„n er dem Namen der Cbataminscln bekannte Inselgruppe in der Süd-
See für 10,000 Pfd. St. anzukaufen. Das Konnte besteht aus Sr.
Maantfizenz dem Hrn. Syndikus K. Sieveking, den HH. I)r. A. Abend»
rotb de Chapeaurouge u. Komp., I. L. Godeffroy und Sohn, Edu-
ard Johns, Nosz Mdal u. Komp., Schiller Gebrüder u. Komp.,
Adolph Schramm und R. M. Slomann. 400 Aktien L 1000 Mark
Banko sollen kreirt werden, auf welche vor der Hand aber nur 20 Proz.
Einschuß geschieht, da die Kompagnie für jetzt nur 1000 Pfd. St. zu
devoniren den Kaufpreis aber erst nach drei Jahren zu bezahlen hat,
während welcher Zeit sie mit Verlust der 1000 Pfd. St. sich vom
Kontrakte ganz frei machen kann, wenn sich bei genauer Untersuchung
d" Inseln vielleicht Gründe zeigen sollten, die die Akquisition nicht
vorthcilhaft erscheinen lassen. Die Gesellschaft wird sofort ein Schiff
dahin ausrüsten, Feldmesser, Handwerker und Arbeiter werden die
^nseln genau untersuchen und die nöthigen Vorarbeiten zur Anlage
emer Hafenstadt aus der Hauptinsel machen.
Das Land wird in Parzellen Auswanderern für billige P-ceise an-
geboren werden, und wenn nicht Alles trügt, wird es an Käufern nicht
fehlen, da sich wohl mit Recht darauf schließen läßt, daß der Deutsche
die deutsche "oionle .n der ihn nur Brüder umgeben, und deutsche
Sitte und deutsches Recht ihn empfängt, den amerikanischen Urwäl-
dern vorziehen wird. -
Paris, 13. März Wie es heißt, sind diesen Morgen im Mini-
sterium der auswärtigen Angelegenheiten wichtige Nachrichten aus Por-
tugal eingetroffen.
— Das Ministerium hat ds? bcstlmnucsten Befehle gegeben, daß die
spanischen Flüchtlinge, welche sich seit einigen Monaten an der spani-
schen Grenze versammelt und bereits verschiedene Junten organistrt hatten
wieder nach den inneren Dcpartementen zurückgewicsen werden und zum
wenigsten 40 Lienes von der spanischen Grenze ihren Aufenthalt nehmen
sollen. Durch strenge Ausführung dieser Befehle werden sicher die In»

surrectionsprojccte vereitelt werden, die schon durch die O-ffentlichkeit, die
ihnen gegeben wurde, fast unausführbar gemacht worden waren.
London, 11. März. Diesen Abend wurden im Unterhaus an
Sir Robert Peel Interpellationen über die unheilvollen Ereignisse in
Afghanistan gerichtet. Sir Robert Peel gab zu, daß die Truppen Ih-
rer Majestät ernste Unfälle in Afghanistan erlitten hätten, ging aber
in keine Details ein. Er bemerkte: „Die Regierung Ihrer Mas. rech-
net auf die Unterstützung des Parlaments, um alle die Maßregeln zu
ergreifen, welche die Umstände nothwendig machen würden." Sir R.
Peel gab sodann zu verstehen, daß es vielleicht unumgänglich sein wer-
de, die Land- und die See-Macht zu vermehren. Der Premiermini-
ster legte hierauf seinen Finanzplan vor; dieser besteht darin, das De-
ficit, welches über zwei Millionen Pf. Steel, beträgt, durch eine Ein-
nahme-Tare und durch Taren auf den Stempel, auf Steinkohlen und
geistige Getränke zu decken. Der sehr ehrenwerthe Baronnet kündigte
eine allgemeine Revision des Tarifs zum Zwecke einer Milderung des
prohibitiven Charakters desselben an.
Die Journale sü d heute noch mit Details über die Vorgänge in
Afghanistan angefüllt. Doch bringen sie im Ganzen nichts von Be-
lang. Es scheinen indeß wirklich noch einige Depeschen vorhanden zu
sein, welche die Negierung erhalten hat, aber nicht zu veröffentlichen
für gut findet.
Diesen Morgen war der Ministerrath im Buckingham-Palast in
Anwesenheit der Königin versammelt. Man beschäftigte sich hauptsäch-
lich mit den indischen Angelegenheiten. — Das Ministerium soll be-
schlossen haben, die Armee um 0 Regimenter zu vermehren und ansehn-
liche Verstärkungen nach Indien zu schicken.
Sämmtltche Berichte in den englischen Blätter stimmen übrigens
in der Angabe überein, daß die ganze Garnison von Cabul auf ihrem
Rückzuge nicdergemacht worden und es nur zwei oder drei Manu ge-
lungen sei, sich aus dem entsetzlichen Blutbade zu retten.
Der Schaden, welchen der Sturm in der Nacht vom 9. auf den
10. in London und dem Hafen angerichtet, wird auf mehr als 500,000
Pfd. Sterling geschätzt. — Von allen Seiten her erhält man die be-
trübendsten Nachrichten über die Folgen jenes Sturmes.
Brüssel, 12. März. Der Sturm vom 10. hat in den Provinzen
großen Schaden angerichtet. Die Deiche an dem Scheldefort St. Ma-
rie sind durchbrochen und man fürchted für das Fort selbst. Die Pol-
der in der Nähe sind überschwemmt. Die Truppen arbeiten an der
Ausbesserung der Deiche. In Callao und auf der flandrischen Spitze
sind Häuser eingestürzt. Cs sind noch mehrere Fahrzeuge untergegan-
gen. Das holländische Dampfboot Concordia ist glücklich in Antwer-
pen angckommen, hat zedvch seinen Anker verloren. In Ostende
fürchtete mau für das Dampshoot Mcnai, das am 9. ausgelaufen
war. Das Meer war furchtbar. Das gescheiterte Dampfschiff City
vf Edinburg ist durch den Sturm ganz zerschmettert worden^ In Gent,
wo Markt ist, hat der Sturm unter den Buden großen Schaden un-
gerichtet und manche mit allen ihren Maaren ganz vernichtet. Die
Schelde und Lyö sind ausgetreten und überschwemmen das Land.
Athen, 27. Febr. Die fortgesetzte Vermehrung der türkischen
Truppen an der Gränze bestimmte die griechische Negierung zur bes-
sern Besetzung der letzter». Am 23. d. ging von hier abermals eine
Escadron Lanzenreiter nach Lamia ab. Von Nauplia sandte man vier
Pi cen der Bergbatterie und die Raketenbatterie nach der Gränze.
 
Annotationen