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Mannheimer Morgenblatt — 1842

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No. 124
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https://doi.org/10.11588/diglit.32620#0495

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^o. 424 Samftag, den 28. Mai. 1842«

TaaesDeröGL.
ff Mannheim, 27. Mai. Nachrichten aus Constanz zufolge,
wurre verflossenen Dienstag der hiesige Bürger, Herr Carl Mathy,
ehemaliger Redactcur der National - und später Landtags Zeitung mit
ZS Stimmen gegen 7 zum Abgeordneten für gedachte Stadt erwählt.
Hr. Dr. Bissing in Heidelberg der die Wahl für den Landbezirk Bruch-
sal annahm, lehnte für Constanz ab, deshalb die Nachwahl.
Carlsruhe. Die auf Freitag angekündigte Sitzung der zweiten
Kammer der Stände findet erst Samstag den 28. dieses früh 9 Uhr statt.
Vom Kaiscrstuhl. Am Sonntag den 22. Mai entlud sich Mit-
tags um 12 Uhr über mehrere Gemeinden des südwestlichen Kaiser-
stuhls, namentlich Leiselheim, Königschafhausen und Kirchlinsbergeu ein
schmus Gewitter mit Hagel, der sich eine volle Stunde lang in dich-
^ Felder und Weinberge schüttete. Der Schaden an
Neben, Räumen und Früchten ist zwar nicht so beträchtlich, alö in den
^zahr>n 18.!/ und 1839, allein dennoch ist vielen seit jenen Zähren
verarmten Rebleuten die Hoffnung auf den diesjährigen Herbstcrtraa
gänzlich genommen.
Frankenthal, 24. Mai. Unterm Heutigen wurde dem Senate
der Stadl Hamburg die Summe von 300 fl., als Ergebniß der bis
-letzt von der Einwohnerschaft unserer kleinen Stadt eingegangenen Bei-
träge, zugcschickt, und cs unterliegt wohl keinem Zweifel, daß die offi-
cielle Hauscolleete, die durch das Gesammt-Ministerium für das Kö-
nigreich angcordnet wurde, ein gleich erfreuliches Resultat haben werde»^,
LVürzburg, 28. Mai. Heute gehen die Schiffe von Nicolaus
Schöns Wiuwe und Kilian Schön mit direkten Getreideladungen
«ach Rotterdam und Amsterdam von hier ab.
Cvblcnz, 23. Mai. Gestern Morgen hat hier in der Pfarrkirche
zu St. Eastor eine seltene religiöse Handlnng statt gehabt. Sechs evan-
gelische Christen verschiedene» Alters, und eine Jüdin von circa 17
Zähren legten vor einer zahlreichen Versammlung das katholische Glau-
ibenebckenntiiiß ab.
Hannover, 22. Mai. Die Sammlungen für Hamburg haben
im ganzen Lande ihren guten Fortgang; wie man hört, will jedoch
tue Negierung von den 100,000 Thlr., welche die Stände für eine
etwa von der Regierung zu beschließende Unterstützung Hamburgs be-
willigt haben, keinen Gebrauch machen.
Hamburg, 23. Mai. Ein Theil der bei der Wiederherstellung
der Brüllen beschäftigten preußischen Pioniere ist bereits gestern wie-
der in sein Standquartier zu Magdeburg zurückgekehrt, wohin ihnen
Eine zweite Abtheilnng in wenigen Tagen folgen wird; die Garde-
Pioniere kehren ebenfalls in diesen Tagen direct nach Berlin zurück,
und es wirch noch eine kleine Abtheilung dieser Truppe» hauptsächlich
gum Bchufe der noch vorzunehmenden Sprengung von Gebäuden für
emjge Zeit hier Zurückbleiben.
Durch die baaren Einsendungen, welche in so edlem Wetteifer von
HießgsU Auswärtigen cingchen, werden die Unterstützungsbehörden
und Hhlssvcreink immer besser in den Stand gesetzt, einen Hauptzweck
zu erfüllen, vielen Handwerkern zu.helfen, die ihre Geräthe ver-
loren haben, zun, -r-heil, weil sie das ihnen anvertrautc^fremde Gut
zuerst retten wellten und ^ einem zweiten Transporte die Flamme keine
Zeit ließ. An ^uelt wrrd cg „icht fehlen und eine Mevge ehrenwer«
ther Bürger des Mittelstandes wird ihrer Familie, ihrem Gewerbe,
dem Staate erhalten blerbcn, sobald zu Anschaffung von Handwerks-
N^rätden hinreichende Dummen gegeben oder auch nur auf billige Ter-
mine vorgestreckt werden.
— Mehrere der größten Gastwirtschaften Hamburgs, die meistens
ouf dem alten Jungsernstieg clablirl waren, haben bereits Mittel ge-
funden, ihren Betrieb zum Thcil in andern Gegenden der Stadt wie-
der aufzunehmen. So ist die „alte Stadt London" jetzt nach der Damm-
thorstcaße, das Hotel „zum Kronprinzen" nach der AsC-Straße, die

„Stadt Paris" nach der Esplanade verlegt worden und von Streiks
Hotel, dessen Vordergebäude gesprengt worden, wird das Hinterhaus
zur Ausnahme von Fremden in Stand gesetzt.
Wien, 17. Mai. Genauen Erbebungcn zufolge sind in Stadt
Steyr 274 Häuser ohne die Nebengebäude, abgebrannt. Der amtlich
erhobene Schaden ist in runder Summe auf 600,000 fl. angeschlagen
aber natürlicher Weise bei weitem beträchtlicher. Die Versicherungs-
anstalten sind ungefähr mit 200,000 fl. Brandschadenvergütung bei die-
sem Unglücke beteiligt.
Prcstburg, 5. Mai. In unserer Umgegend haben seit einigen
Tagen mehrere Feuersunglücksfälle stattgefunden. Am 23. April Vor-
mittags brannten im Dorfe Grünau io Häuser, und Nachmittags in
der könig. Freistadt Modern bei 200 Häuser ab; am 2. Mai Nach-
mittags brach in dem zur Prcßburger Stadtherrschaft gehörigen Dorfe
Wainvr Feuer aus, welches durch Sorglosigkeit einer Bäuerin, die
Butter zerließ, entstand, und über 120 Häuser einäschcrte, wobei vier
Menschen ihr Leben verloren; am 3. Mai brannten in Lanscbiy, und
am 4. in Ratzersdorf mehrere Häuser ab. Auch zu Escklesz sind meh-
rere Häuser abgebrannt.
Paris, 24. Mai. Seine Majestät der König hat dem Hrn. Rumpf,
Minister-Residenten der Hansestädte, zwanzigtausend Francs für
die durch den Brand zu Hamburg in Noth geratenen Personen zu-
stcllen lassen.
Jedes Jahr klagt man über die Schnelle, mit welcher die De-
putirtenkammcr das Budget discutirt und votirt. Allein noch niemals
war sie so rasch zu Werke gegangen, wie gestern. In dieser einzigen
Sipnng nahm man nicht weniger, als fast drei vollständige Budgets
verschiedener ministerieller Departement an. Das ganze Budget des
Innern wurde in einer Viertelstunde abgemacht. Es bleiben nun noch
die Budgets von vier Departement!, zu discutiren übrig, und fährt
man mit der nämlichen Schnelle fort, so würde die Kammer ihre Ar-
beiten noch vor Ende der nächsten Woche schließen können.
— Die Mehrzahl der Individuen, welche in Folge der vor kurzem
stattgchabten Entdeckung einer geheimen Pulver- und Wurfgeschossen--
Fabrik verhaftet wurden, ist in den letzten Tagen wieder auf freien
Fuß gesetzt worden. Die Zahl derer, die compromittirt erscheinen, be-
läuft sich noch auf fünf.
— Den ganzen Umfang, welchen die schreckliche Katastrophe vom
8. Mai gehabt, wird man wohl niemals erfahren. Jeden Tag hört
man, daß noch Personen vermißt werden, die sich an jenem Schre-
ckenstage in Versailles befanden.
— Es sind Depeschen des Don Carlos an die Führer der in Ca-
talonien gegenwärtig wieder umherstreisenden Guerillas ausgefangen
worden. Sie zeigen, daß Don Carlos sich noch immer als König
betrachtet. Eine dieser Depeschen eröffnet der „königlichen Armee," daß
Se. Maj. die Abdankung Cabrera's von seinen Functionen als Kriegs-
minister angenommen und dieses Portefeuille dem General Alzaa über>
tragen habe.
London, 21. Mai. Am 7. und 9. Mai sind drei b'stoche Schiffe
die nach Petersburg bestimmt waren, in der Ostsee vom Eise einge-
schlossen worden und sämmtlich untergegangen. Die Mannschaft so
wie ein Theil der Ladung und der Vorräthe konnte noch gerettet wer-
den. Die Schiffe waren nur zum Theil Versichert.
Madrid, 16. Mai. Am 11. Mai haben zu Chiclane, bei Ca-
dir, ernste Unruhen stattgchabt. Die Bevölkerung lehnte sich geg n das
Ayuntamiento auf, welches eine Militärsteucr zur Bestreitung der Ko-
sten für die Ausrüstung und Equipirung der Miliz ausgeschrieben -w N
40 Mann Cavallerie, welche man von Cadir zur Unterdrück,' Scr
Unruhen hinbeorderte, wurden mit Flintenschüssen empfangen r:r:ö > te,:
sich genötigt, einzuhauen. Die Aufwiegler hatten einige ' - d)
Verwundete.
 
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