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Mannheimer Morgenblatt — 1842

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No. 143
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No. 145

Sonntag, den 19. Juni.

1842.

Tagsbcricht.
" HerSclberg, 18. Juni. Es ist nun bestimmt beschlossen, daß
das bisherige Irrenhaus, sobald es gänzlich geräumt ist, was in eini-
gen Wochen der Fall sein dürfte, den chirurg.' und medicin. Hospitälern
dahier übergeben wird; das bisherige Verwaltungsgebäude des Irren-
hauses soll dann ebenfalls denAmtörevisoraten eingeräumt werden. —
Meine in No. 137 Ihres geehrten Blattes enthaltene Corresp. ist von
der hiesigen Armen Verwaltung öffentlich dahin berichtigt worden, daß
ihr die consiscitten Gegenstände nicht wie solches früher geschehen, zu-
gekommrn seien. Das Publikum sieht nun um so gewisser einer
Aufklärung entgegen, da es seinen Beutel betrifft, denn eine Ver-
ordnung w ißt solche Confiscationcn den Armenspitälcnr zu.
ftä Lahr, 15. Juri. Heute war die Wahl eines Wahlmannes
als Ersatzmann für den abwesenden Freiherr Ferd. v. Lotzbeck. Die
Wahl fiel auf den hochgeachteten Hrn. Cb. .Trampler Vater. — Von
der Lotzbeck-Dölkersiclwn Parthei war Hr. Obcramtmann Lang als
'Candidat gestellt. Bei dieser Wahlmannwabl gingen die Umtriebe
Wieder ins Aschgraue und man sagt, daß vorausgegangene Drohungen
an mehrere Hanbwerksleute, die in die Fabriken Arbeit lieferten, bereits
in Vollzug gesetzt seien. Die Wabl eines Dcputirten für unsere
Stadt wird nun in Kurzem vor sich gehen, man glaubt cs werde Ad-
vokat Bauist erwählt werden.
Darmsiaöt, 16. In i. Morgen wird in unserer zweiten Kam-
mer über d.e Vortage der Staaisngiekung ui Beziehung auf die Er-
bauung der Enendahüeu im Großherzogtbum Hessen, abj,cstimmt wer-
dcn. Man verspricht sich im Allgemeinen ein günstiges Resultat und
hofft, daß die Propositionen des Ministeriums in ibrcn wesentlichen Be-
stnnmnngen die Zustimmung der Kammer erhalten werden. Eine wich-
tigere Sitzung als die auf Morgen auberanmie, batten die Stände seit
dmn Bestehen der neuen Verfassung gewiß nicht, wenigstens nicht in
Beziehung auf die materiellen Interessen des Landes, da cs sich von
Mch^„E)"Mstercm pp>i der Votirung von zehn Millionen handelt.
Die Verabschiedung des Landtags dürfte vor der Hand »och nicht er-
folgen und wahrscheinlich bis zu dom Zeitpunkt ausgesetzt bleiben, wo
mehrere noch in Betrieb sich befindende Gegenstände ihre vollständige
ErlcNgrwst,gefunden haben werden.
Frankfurt, 17. Juni. Man vernimmt aus B rlin, daß Se. k. Hoh.
der Prinz von Preußen am 13. Juni Abends abgercist ist, um
sich über^ Königsberg nach St. Petersburg zu begeben. Die
Abreise Sr. Mojestsi, ^es Königs blieb auf de» 23. Juni festgesetzt.
Gasscl, 16. vs >ni. Bei einem im Homberg am 9. d. Nachts statk-
gehabten Brande fand die schwangere Gattin des Bewohners eines
Hauses, in welchem das Jener ausbrach, so wie zwei pflegbesoblene
Waisen derselben und ein IOftihriger Lehrling in den Flammen ihren Tod.
, Stuttgart, 15. Jnm. Gestern fielen in der Dcputtrtenkammer
wyr ernste Worte über den Wildschaden und das die Rechte der
^ "nv WeingärtewEi'genihümer allzusehr beschränkende Forst-
end- Deßgwichen wiederholte die Kammer in nachdrücklicher Weise
ihre 'Positionen um Preßfreibcit.
Vtrmchctt, Juni. Heute Morgen 5 Uhr ist der zweite an
den König »ach No,,, abgcsandte Courier wieder hier angekommen. Der
Monarch befand sich hes^n Abgang von Nom im erwünschtesten
Wodlscin und gedachte am 24. Juni in München ein zutreff, n. '
Vcgcnsburg, 15. Iu,ift Pftvarnachrichten zufolge hat sich am
9. Juni ein wo'keuvruchab-nlichcs Ungewitter üd.-r Wien entladen und
große V rbeerung angenchlet.
^ .Aus Sc?)!efion, Juni. Nicht erfreulich ist die Bemerkung,
an der Geist der Unduldsamkeit, de» man ''chon gebannt glaubte, von
Rt. Ja einem nicht unbedeutenden Sprengel haben sich,
kcn' nltflhen Geistlichen unter einander das Wort
wo der Bräutigam evangelisch ist — die

Kinder also nach den Landesgesetzcn in dieser Konfession erzogen wer-
den — einzusegnen. Auch wollen sie bei Taufen keinen evangelischen
als Taufzeugen gelten lassen. Die einfache Folge davon ist, daß diese
für sich selbst schon verweigern, bei Katholiken als Pathen zu erschei-
nen, und daß sich die Paare denen man die Einsegnung verweigert,
in den evangelischen Kirchen trauen lassen.
LonSon, 13. Juni. Der Prozeß des John Francis, der auf
die Königin geschossen hat, ist heute vor den Central-Gerichtshof für
peinliche Fälle gebracht worden. Die große Jury hat bei Abgang der
Post noch nicht entschieden, ob Francis in Anklagestand zu versetzen sei.
Die Punkt-', welche ihr zu besonderer Erwägung anheim gegeben wor-
den sind, waren: Ob das Attentat auf die Königin vorbedacht
und ob die Pistole geladen war. *
— Die Schilderungen des großen Elends, welches in England
herrscht, werden immer ergreifender. Die Kleinhändler in Manchester
baden eine Versammlung ausgeschrieben, um zu berathen, wie sie dem
drohenden Ruin entgehen könnten. Manchester bei seinem großem Reich-
thume empfand die Noch am letzten, aber jetzt ist auch dort alles in
Verzweiflung. Die Arbeiter sterben buchstäblich vor Hunger.
Eine Zeitlang haben sie ihr Geschick ergeben ertragen, aber jetzt wer-
den sie schwierig. Bankerotte folgen auf Bankerotte. Die Armentarr
ist in manchen Orten nicht mehr zu erschwingen, denn oft verlangt die
Hälfte der Einwohner Unterstützung von der andern Hälfte. In Leeds
rotten sich die Arbeiter zusammen und verlangen Brod in einem Tone,
der keine Verweigerung zuläßt. In ganz Schottland überste'.gt das
Elend alle Begriffe, und wie in Irland die Ruhe erhalten werden
kann, sieht mau noch nicht ab. Die Emigration nimmt beseutend zu.
Paris, 15. Juni. Der Messager erklärt die seit zwei Tagen
umlaufenden Gerüchte von einer Insurrektion in der Provinz Constan«
tine für durchaus falsch. Die Negierung hat keine irgend bedeutende
Nachricht aus der genannten Provinz erhalten.
— Die Arbeiten an den Fortificationen sind die letzten Sonntage
auf böhern Befehl ausgesetzt geblieben.
— An einem der nächsten Tage wird, wie man vernimmt, Lord
Cowley, der englische Botschafter, nach einem Bade abreisen. Er
würde nicht wieder nach Paris zuräckkchren, sondern durch Lord Stuart
von Nothesay aus dem Botschafterposten am Tuilerienhof ersetzt werden.
Diese Wahl würbe ans Seiten des britischen Cabinets feinen besonbe-
ren Wunsch noch völliger W ediraussöhnung vorauSfttzen lassen. . Be-
kanntlich ist Lord Stua t von Nosesay dem Tuilerinnhofe nicht günstig
gestimmt. Er war bei der Jnlirsvolution Botschafter in Frankreich und
bot damals alle seine Anstrengungen auf, um England oon einer Al-
lianz mit der neuen Regierung Frankreichs entfernt zu halten.
— Nachschrift. Es beißt, eine telegraphische Depesche habe
heute die Nachricht überbracht, daß am 12. Morgens das spanische
Cabinet endlich reconstimirt war, und zwar mir Ausschluß der D'pn-
tirten der Coalition.
Aachen, 15. Juni. Bor einigen Tagen haben wir in Aachen
das traurige Schauspiel gehabt, mit der Eisenbahn ein paar hundert
Auswanderer ankommen zu selten, welche ihr Heil jenseits der Meere
suchen wollen. Ist ihren Aussagen zu trauen, so steht balv noch ein
Transport, und zwar ein weit - bedeutenderer, bcvor. Also wieder so
viel buadert fleißige Hände, welche ihre Kraft dem Vaterlande ent-
ziehen w d, von Noch getrieben, sich ein anderes Varerland suchen,
dieses bereichern, das eigene ärmer machen.
Brüssel, 1ä. Juni. Man berichtet uns ko eben, daß in einem
unter dem Vorsitz des Königs gehaltenen Eabinets-Consei! die gegen
Vandersmissen, Vandermeere, Van Laemthem und Vervraet ausge-
sprochene Todesstrafe in lebenslängliche Zwangsarbeit nmgewandelt
worden sei, eine Umwandlung, welche ösi'ntliche Ausstellung am Pran-
ger nach sich zieht.
 
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