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Mannheimer Morgenblatt — 1842

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No. 138
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No. 138 Dienstag, den 14. Juni. 1842«

LandtagsverhanSlungen.
^arlsriibe, 10. öffcntl. Sitzung der 2.Kammer. Vorsitz des Alterspräsi-
denten Wetze l. ^egieriuigScommiision: Staatsrath Frhr. v. Ziudt.
Frhr. v. skiidt eröffnet ein allerhöchstes Rcseript Sr. künigl. Hoh. des Groß-
herzogs, wonach von de» 3 zur PrLsivcntenstelle gewählten Kandidaten, der Abg.
Vizekanzler Bekk als Präsident bestätigt wirr>.
Der Alterspräsident Wctzel nimmt daS Wort und sprichi: Vcrehrteste Herrn
und greunbe! Mein Amt ist nun beendigt. Habe ich dabei Me Znfricdcnbcit ver-
dient, so ist mein innigster Wunsch erfüllt. 3m Bewußtsein, mich nach Kräften die-
ser Funktion, welche dem Alter zugewiesen ist, gewidmet zu baden, danke ich Ih-
nen für jede gütige Nachsicht, mit der Sie mir cutgegcngckommcn sind. Meine
v>ahre sind zwar vorgerückt bis zum Abend des Lebens, aber meine Vaterlandsliebe
und mein Eifer für Wahrheit und Recht, stehen noch jugendlich fest. In diesen
Gesinnungen werde ich die Pflichten des Abg. im Geiste unserer preiswcrthen Ver-
fassung gewissenhaft stets erfüllen, und so das Vertrauen meiner Committenten
rechtfertigen, welche in Liebe zu Fürst, Vaterland und Verfassung alle gleich einig
sind. Möge vor Allem auch diese Eintracht unter uns herrschen! Unter ihrem Pa-
rner ist in diesem Saale schon so manches Tute »nd selbst Große ins Leben gcru-
des .s«r ,surft und Volk zum bleibenden Heil und Segen milercS Baterlan«
rer ermtracht möge herrschen, aus der Gesinnung der Liebe zum
7' ^ Gesinnung der Mäßigung hervorgehend, wcl-
He ine gegebenen Verhaltrusse wohl beachten und denselben Nechruma balt so Welt
es immer die Pflicht erlaubt. Mit diesen, W.msaw keh» ^ gh'Z g^'^^rück
aber schmcrzilch bewegt, baß zwei edle befreundete Stimmen, welche so oft von die-
sem Stichle sprachen, nicht mehr vernommen werde», welche als Zierden meiner
Vaterstadt und der Kammer ans diesen Bahnen uns so oft ermunterten »nd deren
Gedächtnis und Freundschaft ich am liebsten anrnfr, wenn ich meinen Worten die
rechte Kraft geben möchte. Ich lade den würdigen Mann unseres V.rtraucnS nun
ein, de» Präsidentenstuhl iinzmikhmeii, und indem ich mich Ihrem freundlichen
Wohlwollen enipfchlc, wiederhole ich meinen Dank, zu dem ich nzich^.lvghrbgL
pflichtel halte.
Auf den Antrag des Abg. Bader votirt die Kammer dem Alterspräsidenten
kuistimmig ihren Dank. Der Abg. Wetzet tritt den Borsitz dem Präsident Bekk
ab, welcher folgende Worte an die Versammlung richtet:
Meine Herren! indem ich Ihnen das durch Ihre Präsidentenwahl gegen mich
an den Tag gelegte Vertrauen meinen aufrichtigsten Tank ausdrüüe, habe ich
dicsesnial mehr stlS >e ein früherer Präsident, Veranlassung, Sie um gütige Nach-
sicht und Unterstützung in der Verwaltung meines ohnehin schweren Amtes zu bit-
ten Meine Herren! Sehen Sch „in sich, sehen Sie hinaus in das Land, und Sie
werden nicht verkennen, daß die Wahlbewegunaen, wie sic von zwei entgegengesetz-
ten lsettcn angetacht »nd unterhalten wurden. da und dort Leidenschaften erregten
hee nicht zum Guten fuhren, Leidenschaften, die der cdlcrn Gesittung des Volkes
nicht forderlich sind. Die gereizte Stimmung, die außerhalb dieses Saales
herrsch", wirkte nun naturgemäß fort auch auf die Stellung der Parteien in die-
sein Sa-ne; aber eben oet dieser Lage der Sache sind wir durch unsere Pflichten für
das Wohl des -andcs, durch unsere Pflichten für die öffentliche Sicherheit, jetzt
doppelt ausgrsordert, jene Regungen zu bekämpfen, sic »iedcrzubaltcn. Die Ver-
sammlung der Männer, die daö Volk als seine Vertreter mit seinem Vertrauen
beehrte, ist berufen, durch den Anstand, durch die Würde ibrer eigenen Verhand-
lungen voranzulcnchten alS Vorbild, wie das Volk selbst unsere öffentlichen Ver-
hältnisse anznschaven und zu beurthcilen habe. Man kann die Wahrheit sag-» ohne
irgend die Gesetze der Schicklichkeit und des Anstandes, ohne die gegenseitige äußere
Achtung zu verletzen, die zu jeder gemeinsamen Berathung unerläßlich'ist; man
an» vch Wahrheit sagen, obue jenen argwöhnischen Geist zu nähren, h^r überall
i, * Vöses wittert, und der immer und liberal! nur von den schlimmsten Vorausse-
wir?t^ ausgcht. Die Wahrheit, meine Herren, wirkt um so unwiderstehlicher, sie
.„.„„'""i UN, so nachhaltiger, mit je Mehr Ernst, Ruhe und Mäßigung ist. vorge-
«MsMe» Meine Herren! Ich hoffe, daß dieser Geist der Mäßig»,Sie he-
» >1, sa » "ii aufrichtiger Ernst, überall leidenschaftslos nur das Beste des
nint,""' Sie erfüllen wcroe. Diese Hoffnung, diese Zuversicht, meine
sie erleichtert mir die Uebernahmc des sehr ehrenvollen,
aber zugl«w , or fa^,.^„ dem ^ hnrch Ihre vertrauensvolle Wadl,
so wie durch " -mud ^ Höchstwclche die auf mich gefallene Wahl
bestätigte», " / Mit dieser Hoffnung, mit dieser Zuversicht beginne ich
daher die Verwaltung mn,ic« A^es u, o ?
Daö SekreUriät übergibt eine Beschwerde »nd Protestatio» gegen die Wahl in
Weinbelm, verschiedene Mangel derselben betreffend.
Posselt übergibt eine Vornellang rer Schneiderzunst in Heidelberg, den Klei-
derhanbel des Scisenlleders Ehrmann betreffend
ffrhr. v. Nndt übergibt die Wahlakten des Abg. Soffmann.
Der Präsident ist der Meinung, daß diese Wahl noch an eine bestehende
provisorische Abtheilung zu weisen sei, und zwar an die zweite, weil die Wahlprü-
"> der ersten stattgefnnden habe.
d- Rüdt. Dil Kammer hat die Wahlakten nebst einer Eingabe von
Wahl männern des Landamts Pforzheim an das StaatSministcrium gelangen lassen,
*>'-> U"" dann erwähnte Umstände eine Untersuchung zu veranlassem Nun ist aber

eine weitere Eingabe über diese Verhältnisse cingelangt, wonach eS zweckmäßig er-
scheint, daß die Kammer mit Rücksicht darauf die Sache nochmals berathe, um so
mcbr, als durch die neue Eingabe der Gegenstand der Untersuchung wohl als crle«
digt erscheint. Ich habe daher den Auftrag, der Kammer die Akten nebst der Ein-
gabe zu nochmaliger Bcrathung zurückzustellcn.
Rindeschwender bemerkt, man habe bereits in bcr letzten Sitzung erfahren,
daß eine Eingabe eingekommen sei. Den Inhalt kenne er nicht genau, allein man
werde ihr den Werth nicht beilegen können, den ihr der Herr Präsident des Mim-
steriums des Innern gebe. Es sei eben wieder nur eine unbescheiulgie Angabe ei-
ner Anzahl von Wahlmännern. Ucber das Zustandekommen dicser Eingabe will
der Redner einige Bemerkungen vortragen.
Der Präsident unterbricht den Redner, indem er darauf aufmerksam mach-
te, daß der Hr. Berichterstatter (Negenauer) heute noch Vortrag erstatten werde;
dann könne Alles, was zur Lache gehört, zur Sprache kommen.
Bissing. Es ist bereits ein Beschluß gefaßt von der 5. Abtheilung.
Negenauer. Die Umstände haben sich jetzt geändert.
Die Mitglieder der 2. u. 5. Abth. ziehen sich ln ihre Bcrathungszimmer zu-
rück. Die Sitzung wird auf eine halbe Stunde unterbrochen. Nachdem die Kam-
mer sich wieder versammelt hatte, wird der Abg. Welte beeidigt.
Sander berichtet über die zweite Wahl der Stadt Pforzheim (Hoffman»),
welche sofort genehmigt wird. Der Abg. Hoffman» leistet hierauf de» Eid. —
Negenauer berichtet über die Wahl des Landamts Pforzheim, welche wegen
einer Beschwerdcvorstellung von 12 Wahlmäuner» über Beschränkung der Wahlfrei-
heit beanstandet worben war. DaS Nähere ist aus der früher» Verhandlung in
der 4. Sitzung bekannt. Inzwischen ist eine zweite Vorstellung elngelau-
fcn, unterzeichnet von 27 Wahlmäiiiurn und dem Amttrevisor als Protokollfüher,
welche die Angabe des Wahlkoni,niffärs bestätigt, daß noch ein anstoßendes Schul-
zimmcr den Wählern zur Verfügung gestellt wurde, wo sie ihre Zettel hatten
schreiben können. Der Berichterstatter verliest die Eingabe. AlS diese zuerst bei !».
Kbthcilung zukam, waren die Akten bereits an das Großh. Staats,iiinisteriuni ab-
gczängen; sie wollte daher auf nachträgliche Uebcrscndung der Eingabe Mi trage».
Da aber nun die Akten zurückgegebcn sind, eine Untersuchung aber nicht angeord-
net, so hat die Abthettung sich nochmals berathen,
Ei» Lbett ist der Mcinnng, daß auch durch diese Eingabe nichts an den früyt-
ren Motiven geändert, eine Untersuchung also noch immer nöthig >ei. Die andere
Hälfte ist einer entgegengesetzten Meinung. Da die an sich Gleiubcn verdienende
Aeußcrung des Wahlkommiffärs von der ^Mehrheit der Wahlmäuner und rem Pro-
tokollführer bestätigt ist, so trägt dieser Theil darauf an, daß nunmehr von der
Untersuchung Umgang genommen und die Wahl als gültig erkannt werde. Der
Abthettung wurde zugleich eine dritte Vorstellung von 24 Wahlmänern dieses Be-
zirks übergeben, welche über Umiriebe und unanständiges Betragen der Pforzhet-
mcr Einwohner, namentlich der Beemöglichen, der Fabrikanten, klagen und bitten, eine
dritte Wahl, wenn es dazu komme „sollte, Nicht mehr in Pforzheim vorzunchmen. DerPrä-
sidentistdcrMeinung, daßdie Diskussion, bievoraussichtlich nicht schnellenden werde, bis
die Kammer vollständig definitiv constttuiri zu verlangen sei. Es geschieht.
Der Abg. Lenz trägt auf Verlesung der letzten Eingabe an. Vissing unter-
stützt den Antrag. Negenauer verliest dieselbe; r>as Bewirthen mit Champagner
spielt darin eine Hauptrolle und sie erregte vielfache Zeichen der Heiterkeit.
v. Ix stein. Ich fühle die Pflicht in mir, der verchrlichen Kammer herzlich
zu danke», dafür, daß sic mich unter die drei Kandidaten zur Präsidentenstelle aut-
genommen hat. Ich sehe darin eine wohlthuendc Fortsetzung ihieS Vertrauens,
zugleich aber auch eine hinreichende Genugthnung für die'harten Kränkungen, die
ich in vielfacher Beziehung erleiden mußte. Wie ich übrigens schon im Jahre 1831
erklärt habe, so erkläre ich auch heute wieder, daß ich meine Pflickt auf den Ban-
sen der Dcplitttttu zu erfüllen wünsche. Die Kammer schreitet zur Wahl der zw«
Vizepräsidenten. Es sind 52 Mitglieder anwesend.
Bader erhält 50, Sander 29, Trefurt 22 Stimmen. Demnach wird der
Abg. Bader als erster, Sander als zweiter Vizepräsident proklamirt. —
Bader. Meine Herren! Ich sage Ihnen für die mir erwiesene Eure und bas
Vertrauen meinen innigsten Dank und werde mich bestreben, mich Ihres Vertrauens
würdig zu zeigen.
Sander. Ich danke Ihnen, meine Herren, für die große Auszeichnung, welche
Sic mir durch die Wahl zu einem ihrer Vizepräsidenten haben wicderfahrcn las-
sen. Ich kann diese große Auszeichnung nicht meinen geringe» Leistungen in die-
sen! Saale zuschreibtn, sondern kann darin nur den Ausdruck Ihrer trotz meines
außerhalb der Kammer^ veränderte» Standes unveränderten Zuneigung und fort-
dauernden Vertrauens finden; ich sann darin nur den Ausspruch Ihrer Erwartun-
gen finden, daß ich mit unser,» verehrten Präsidenten und mit Ihnen auf eine voll-
ständige Erfüllung der uns austiegenben schweren Pflichten mit Ruhe und Umsicht
aber auch mit Festigkeit und Entschlossenheit hinwirken werde. Für Ihr Vertrauen
danke ich Ihnen. Ihre Erwartungen werde ich suchen zu erfüllen.
Bei der nun folgenden Wahl der drei Sekretäre erhalten von 52 1 nwcfenbcn:
Abg. Blaukcnhorn 32, Blcidorn 27, Bissing 27, v. Sto ckhorn 23, Schanz-
lin 21, Junghanns 18 Stimmen. Die drei Sekretäre sind also: Blanken,
Horn, Bissing und Bleidorn. Die Gewählten danken für daS ihnen geschenkt»
Vertraue», - -
 
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