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Mannheimer Morgenblatt — 1842

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No. 241
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https://doi.org/10.11588/diglit.32620#0979

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Mawheimrr MoWiMM
^o. 241. Mittwoch den IL.October. 1842.

Tagsbericht.
Carlsrnhc, 10. Okt. I. K. H. die verwutwete Großherzogin sind
in Begleitung I. H. der Prinzessin Marie diesen Morgen nach 11 Uhr, von
Baben kommend, zum Besuch bei »er Gcoßherzogl. Familie hier eingctrof-
fen und im Schlosse abgcstiegen. Nach der Tafel haben Höchstdieselbc»,
um 3 Ubr, Ihre Reise nach Mannheim fortgesetzt.
Karlsruhe, 8. Oct. Das großh. Staats- und Regierungsblatt vom Heu-
tigen, No. 31, enthalt:
I. Eine -öchsilandesherrliche Verordnung, nach welcher vom 15. Oktober d. I.
an bis auf Weiteres Schneizerkäse, schweizerischer Obmost (Eider) und schweizeri-
scher Essig bei der Einfuhr über die Vereins-Grenze längs des Eantons Aargau
der vollen tarifmäßigen Eingangs-Abgabe, sowohl wenn die Eingangs-Verzollung
bei dem Grenz-Eingangsamte geschieht, als auch, wenn bei dem Grenz-Eingangs-
amt nur Abfertigung auf Begleitschein begehrt wird, und Verzollung bei einem
Zoll-- oder Steueramte im Großherzogthum stattfinden soll, unterliegen.
II. Eine Verordnung des Großberzoglicheu Finanzministeriums, die Steuer-
erhebung für das Jahr 1843 betreffend, folgenden Inhalts:
Für das Jahr 1843 werden zur Bestreitung der allgemeinen Landes- und der
besonderen Bczirksbedürfniffe erhoben:
1) an Staatssteuer:
s. Grund-, Häuser- und Gefäll-Steuer von 100 ff. Steuercapital Neunzehn
Kreuzer;
b. Gewerbsteuer von 100 ff. Steuercapital Drei und zwanzig Kreuzer;
e. Claffcnsteuer von 100 fl. Steuercapital Drei und zwanzig Kreuzer;
<t. Zusatzsteuer von den Waldungen der Gemeinden und Körperschaften, welche
durch die Bezirksförster des Staats und der Standes- und Grundherrn befördert
werden, von 100 fl. Waldsteuercapital Sechs Kreuzer;
2) zu besonderen Bezirksbedürfnifsen:
s. Flußbaugeld der beitragspflichtigen Rheinorte von 100 fl. Steuercapital
Vier Kreuzer;
>,. Flußbaugeld der beitragspflichtigen Orte an Nebenflüssen von io» fl. Stcuer-
capital Zwei Kreuzer;
c. Dammbaubeiträge nach den von den Kreisregierungen genehmigten Anschlägen.
Frankfurt, 10. Oct. Bei der heute fortgesetzten Ziehung Oster
Masse hiesiger Stadtlotterie sind auf folgende Nummern nachstehende
Prei'e gefallen: Nr. 11509, 7338, 3760, 13763, 22401 und 22282
jede 1000 fl.
Mainz, 9. Okt. Die allgemeine Anerkennung und Theilnahme,
welche die deutsche Industrie-Ausstellung hier gefunden hat, so wie der
mit jedem Tag sich noch mehrende Besuch von Fremden, um diese so
intcr-ssante Zusammenstellung deutschen Fleißes und seine Fortschritte zu
beaugenscheinigen, hat die Direktion dieses großartigen Unternehmens
veranlaßt, die Dauer der Ausstellung bis den 17. Oktober zu erstrecken;
eine Anordnung, die um so dankbarer erkannt werden wird, als es
noch vielen Personen der nahe gelegenen Gegend unmöglich gewesen
sein möchte, diese in allen B ziebungen so würdige Repräsentation deut-
scher Gewerblhäti'gkeit zu besuchen.
Berlin, 8. Okt. Se. Maj. der König ist bereits mehrere Male
rm Publikum gesehen worden, und dasselbe freut sich, den Monarchen
w wohlaussehend nach der eben zurückgelegten Reise zu finden. Dem
-Beriiehmen nach, wird Je. Majestät in einigen Tagen eine neue Reise
antreie», und zwar glaubt man, baß Höchstderselbe der feierlichen Ein-
rvelhung pxx R'gensburger „Walhalla" persönlich beiwohnen werde,
was jedoch van noch mehreren Seiten in Abrede gestellt oder bezwei-
felt wird. "
Coblenz, 7. Oct. Während auf der einen Seite unserer Stadt
festliche Töne erschallen, läuten auf der andern die ergreifende Klängen
der Sterbeglocken eine erschütternde Scene ein; in einer, eben so den
Verstorbenen, wie die das Grabgeleite bildende Begleitung ehrenden
Weise wird ein junger Mann zur Erde bestattet, der eine gedankenlose
Rede mit dem Leben bezahlte. In der Nacht, in welcher die Stadt
Sr. Majestät dem Könige einen Ball im Schauspielhause gab, bclei-
digte er durch einen sehr pöbelhaften Witz nicht bloß die Person eines
Offiziers, der zufällig hinter ihm ging, sondern im Allgemeinen auch
die königliche Uniform; in Folge dessen hieb ihn der sehr erhitzte Mili-
tär Uber den Kopf, daß er zu Boden fiel. Die Wunde gab Beran.

lassung, daß andere bereits vorher vorhandene Krankheitsstoffe auobra-
chen und nach einem mehrwöchentlichen Krankenlager den Tod herbei-
führten. Wie verlautet, hat der bis dahin unbekannte Thäter, welcher
die Folgen jenes Hiebes kaum ahnete sich auf die Nacheicht von dem
Tode des Verwundeten heute freiwillig zur Untersuchung gemeldet und
wird die Strafe seiner Uebereilung tragen müssen. Traurig bleibt es,
daß in einer so kleinen Stadt wie Koblenz, bicß binnen kurzer Zeit
schon des zweite Rencontre ist zwischen dem Soldat und dem Bürger
(wiewohl in diesen Fällen die Bezeichnung Bürger nur mit Vorbe-
halt zu gebrauchen ist), und alle Verständigen beider Classcn werden
die Aufforderung fühlen, ihr Möglichstes zu thun, damit aus diesen zu-
fälligen Einzeluheilen sich nicht eine Reibung bilde, die in den meisten
Fällen mir den ganz Unschuldigen in Unglück und Sorge stürzt.
Hamburg, 5. Oct. Seit dem 20. des verfloffenenen Monats
haben sich die Herren Ehlers und Fcuerheerd dahier bankerott erklärt,
nachdem sie schon seit dem März ihre Zahlungen eingestellt hatten. Die
Schulden belaufen sich fast auf 1,000,000 Mark Banco, und man be-
hauptet in vollem Ernste, daß nicht mehr als ^ pCt. dabei heraus-
kommen werde. Ein solcher Bankerott ist unter aller Kritik und schwer-
lich kann ein Seitenstück dazu gefunden werden.
Paris, 8. Oktober. Im Ministerrathe soll beschlossen worden sein,
daß man in der nächsten Session keinen Gesetzentwurf über die Dota-
tion des künftigen Regenten vorlegen werde. Es heißt, Herr Guizot
scheue diese Geldfrage, da er, würde sie angeregt, eine Niederlage
besorgen müßte.
— Graf Mole stattet seit einigen Tagen häufige Besuche bei der könig-
lichen Familie in St. Cloud ab und hält häufige Confcrenzen in sei-
nem Hotel und zu Champlatreur.
— Man hat Nachrichten aus Algier bis zum 30. Sept. General
Cbangarnier hat nach den Gefechten am 21. und 22. Sept. mehrere
Vorthcile über die Kabylen davongetragen; am 23. Sept. wurde eine
Razzia (ein Raubzug) gegen die Stämme, welche ihn angegriffen hat-
ten, ins Werk gesetzt; das Ergebniß war eine Beute, bestehend m
200 Kamele», 400 Ochsen, 10,000 Schafen. Am 29. Sept. war Ge-
neral Cbangarnier zu Milianah angekommen. Der Feind soll bei den
letzten Gefechten 75 Tobte gehabt haben. An demselben Tage ist Ge-
neral Bugeaud mit 3000 Mann von Algier nach dem Osten der Colo-
nie ausgerückt.
— Man schreibt aus London, die neuesten Berichte aus Ostindien
batten die Regierung überzeugt, daß cs räthlich sein dürfte, Afghani-
stan zu räumen. Der Krieg mit China kostet, alles eingerechnet, jetzt
schon 500 Million Franke» im Jahr.
— Man erwartet sowohl in London, als in Paris mit Ungeduld
das Resultat der Verhandlungen des in Stuttgart versammelt gewe-
senen deutschen Zollkongrcss.s.
Marseille, 6. Oct. Das ägyptische Dampfboot Nil, eins der
schönsten Sch.ffe des Vicekönigs, ist in unserm Hafen eingelaufer. ES
bringt die Geschenke, welche Mehemed Ali dem König der Franzosen
und der königlichen Familie zusendet — nämlich 8 arabische Pferde
und mehrere Shawls von unschätzbarem Werth. Der Nil kommt von
Malta, von wo er am 30. Sept. abgefahren ist.
Madrid, 1. Oct. Der Justizminister Zumalacarregui war be-
auftragt, de» Entwurf zu einem Amnestiegesetz vorzubereitcn. Das
von ihm redigirte Project, in sehr liberalem Sinn gefaßt, ward im
Ministerconseil nicht gutgeheißen. Nach dem Entwurf sollten nur 25
Individuen verbannt bleiben. Zumalacarreguy hat erklärt, er bleibe
bei seiner Ansicht. So ist also vorerst die Amnestie vertagt. Das De-
kret zur Einberufung der Cortes ist erschienen. Es wird keine Eröff-
nungsrede gehalten werten. Damit fallen auch die unfruchtbaren Ad-
ressedebattcn weg.
 
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