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Mannheimer Morgenblatt — 1842

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No. 107
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https://doi.org/10.11588/diglit.32620#0429

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No. 407.

SsKNtüg. den 8. Mai.

1842.

Tagesbericht. „„
,-vuÄr, Ma>. Zur Feier der hohen Vermahlung wuAK.
CarlsLUye, ^ .^obann- o.«,. ..... .<.7-^ ..

vlt r-ou-stkin ^ ^ rnnvoiku, Hllt zrr-
bcludcs dreimaliges HvO, m welches das Orchester rauschend einsiel.
Von Allen, welche cN ^<nrm nur immer fassen mochte, wurde dieser
Anlaß mit Degrcroe ^g^;,sen, um sich des Anblickes der erhabenen
Neuvermählten EZ-^'kyrten Familienkreise zu erfreuen. — Den heuti-
gen Tag — das O'ksi oer ^rmmelfghrt — brachten die höchsten Herr-
schaften an lam.Uo zu.
— Hervelberg, 6. Man Vorgestern in der Frühe entleibte
sich -in junger -Nnoch »ahier, ludem er sich mittelst eines Rasiermes-
sers den HalS Lurcoschmtt. Er hwterließ einen Brief, worin er sei-
nem Lchrhcrr (Bürstenmacher) wegen seines Fehltritts um Verreibung
bittet, versicherte aber, daß es rhm nicht möglich gewesen länger zu
leben. —
/ — In den hiesigen Tageblättern hat sich eine eigenthümliche Po-
lemik geltend gemacht: es wird nehmlich der Direktion der Neckardampf-
schiffsahrt von einem Theil der hiesigen Bürger der Vorwurf gemacht, „daß
„sie ihre Fahrten nicht bis zum Mittelpunkt der Stadt ausdehnen,
„was unbedingt nöchig wäre, wenn das Unternehmen gedeihen sollte,
„und der Direktion schließlich noch die wunderliche Drohung gemacht,
„daß man ihr ttüternehmen, wenn sie sich nicht eines Bessern'besinne,
„in Verruf erklären werde." —
Das Dampfbcot kann aber, wenn nicht eine vollständige Cor-
rectton des Neckars am sogenannten Stein Gerümpel dahier statlfindet,
ohnmöglich bis zum Mittelpunkt der Stadt fahren, was sich bei noch nie-
derem Wasserstand, als der gegenwärtige ist, aufs Bestimmteste dar-
thun wird; daS Dampfboot muß daher bis zu diesem eintretenden Fall
am Haushackcr, was ganz nahe der Stadt gelegen ist, landen.
Von einer andern Seite will man den crtra Fahrten des Damps-
bootcs, zwischen Heidelberg und Ncckarsternach Hindernisse verschiedener
Art in den Weg legen. — O Kleinstädterei!!
Carlsrtche, Mai. Das heutige großherzogl. Staats, und Re-
gierungsblatt enthält ferner:
Folgende Erlaubniß zum Tragen eines fremden Ordens:
Se. königl. Hoh. der Großherzog haben dem Geh. Rath und Pro-
fessor Nr. Nägele in Heidelberg dir gnädigste Erlaubniß ettheilt, das
ihm von Sr. Mas. dem König von'Dänemark verliehene Ritterkreuz
des DauebrogorLens anzunehmen und zu tragen.
Folgende Ordensverleihung:
Se. königl. Hoheit der Großhcrzog haben gnädigst geruht, dem k.
bapcnsche» Obersten v. Schmauß, Festungsbaudirckwr m Germeröhcim
das Kommandeurkreuz des Ordens vom Zähringer Löwen zu verleihen.
Folgende Zivildicnstnachrichtcn:
Se. vmgüch. der Großherzog haben gnädigst geruht:
das Pppfikat Vtllingen dem Assistenz- und Badearzt Rees zu Lan-
genbrückcu zu übertrage»-
dem Vorstand der böhern Bürgerschule zu Mosbach, Rektor August
Willens, den .Lite, "is Prrst^r zu verleihen;
den Pfarrer und Dmk. Herrmann Eisenlohr zu Gernsbach zum
Diakonus und Vorstand der böhern Bürgerschule in Nheinbsschofsbeim
zu ernennen;
drckle du dem Pädagogium und der Bürger-
schule zu Durlach dem Lchrümtspraiikanten Friedrich Burghart Schu-
wacher daselbst zu übertragen;
den Puvatdozenten vr. Earl Roeer zu Heidelberg zum ausseror-
dentlichen Professor der Rechtswissenschaft zu ernennen;
den Bezükssörster Emil Seidel zu Sulzburg als Bczirkssörster in
Friedrichsthal anzustellen;

Mudan, 27. April. Gestern früh gegen 4 Uhr geriethen Ludwig
Bonach und seine Ehefrau in Streitigkeiten, bei welcher Veranlassung
Bouach ein Beil erguff und damit feiner Frau den rechten Vorderarm
entzwei und ihr ferner dermaßen auf den Kopf schlug, daß (nach Aus-
sage des Physikais) an ihrem Aufkommen zu zweifeln ist. Bonach
machte selbst von seiner Thal dem Bürgermeisteramt dahier die Anzeige,
worauf er festgenommen und sofort in das Amtsgefängniß gebracht
wurde.
* -r Darmstadt, Mai. Wenn gleich oe la Motte-Fouquö singt:
Im jungen Mai
Da schlagen neu
Die licbbegehrcnden Herzen,
so möchte doch dieser dichterische Ausspruch in Bezug auf die jetzige
Jahrszeit eine kleine Ausnahme erleiden, da drr heurige Wonnemonat
mit den herrschenden rauhen Winden bis jetzt in hiesiger Gegend noch
so wenig Wonne entwickelt hat, daß jene sanfteren Gefühle, wie unser
Dichter'sie schildert, in der.neu erwachenden Natur, welche an ihrem
blaßgrüncn Kleide den Winter gleichsam noch «lö Schlepp anhängcn
hat, ftvahrlich keine äußere Anregung finde». Zwar haben die Gar«
tcuwirche und die Besitzer von Fctsenlrllern in der Umgebung der Re-
sidenz bereits ihre Rollen als Herolde des kränkelnden Frühlings über-
nommen; allein bis jetzt scheinen nur die letzteren den größten Nutzen
davon gezogen zu haben, da die Verehrer des langersehnten Lagerbiers
am 1. Mai in ihrem besten Sonntagspntze schaareuweise nach dem La-
bequcll der Felsenketter wattfahrtcten. Andere gesellschaftliche Einrich-
tungen, ,reiche aas die Gunst der schönen 2«hrszeit berechnet sind,
werden erst noch vorbereitet, und ehe wir uns dieser in vollem Maße
erfreuen, tzcrfolgcn wir mit Ungeduld den Gang des Thermometer»
und di- Bewegung der Windfahne. Morgen, am Himmch'ahrtstaae,
werden mehrere Singvereine auf der Koberstadt, einem Forsthause bei
Laugen, im Walde Zusammenkommen und sich gemeinschaftlich durch
Aufführung von Gcsangstücken vergnügen. Diese Art von Volksbelu«
stigung ist eine der besseren sittlichen Richtungen unserer Zeit, und den
beharrlichen Bemühungen der Singvereine werden wir künftig die
Verbesserung des Volksgesanges und die edleren Vergnügungen, die
sich daran knüpfen, nur allein zu verdanken haben.
KarjK, 3. Mai. Eine Depesche aus Marseille, bei der Regie-
rung eingelaufcn, bringt folgende Nachrichten suö Malta vom 26.
April. „Heute sind mit dem Great Liverpool Berichte aus China
bis zum l4. Februar, angckommen. In China haben die Engländer
drei Städte genommen, nämlich Pupao, Tstkee und Fungheva; diese
Orte liegen 20 bis 40 engl. Meilen von Ningpo. Sir Henry Pöttin-
ger, der am 1. Februar auf Hong Kong ankam, hat den Plan,"Clin-
ton anzugreifen, ausgegeben; er concentrirte seine Strcitkräfte, in
der Absicht, auf Peking vorzuruacn. Er hatte abgelchnt, mit den
Commissancn, welche der Kauer an ihn abgcvrdnet, zu verkehren, und
sich vorgenommen, nur mit dem Souverän selbst zu unterhandeln.
— Hr. Thiers empfangt seit mehreren Tagen eine große Anzahl
Pairs und Deputate. Wle man versichert, ist er häufig in Conferen;
mit dem Grafen Mole. * ^
London, 2. Mai. Im Unterhaus wurde heute eine von den
Chartisten m lärmendem Zug nach dem Parlamcntshause gebrachte
Petition von Hrn. Duncowbe übergeben. Da diese Petition von drei
.Millionen (!!!) Individuen der arbeitenden Elasten unterzeichnet
ist, so kann man sich leicht denken, wie riesenhaft ihre Dimensionen
sein müsse.
Brüssel, 2. Mai. In Dinant hat eine Msiitair-Emeute statt
gefunden. Die Soldaten der Strafcompagnie weigerten sich, Dienste
zu tbun, die Offiziere stellten jedoch die Ordnung ohne Hülse der Ge-,
Walt her und die Anstifter wurden in Keilen gelegt»
 
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