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Mannheimer Morgenblatt — 1842

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No. 260
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No. 260

Donnerstag den 3. November.

1842.

TagSbericht.
Mannheim, 2. No». Im Mombacher Walde, unweit Bieb-
rich wurde unlängst der entseelte Körper eines Mannes gefunden, in wel-
chem man die Person des Mathematikers Sch.erkannte, der sich die
Sommermonate hindurch im Gasthause zum Gären in Kastel aufgcbalten,
Um die Ausführung einer von ihm erfundenen Schleppmaschine zu leiten,
wozu das Gerüst unweit der Rbeinbrücke längere Zeit vor Anker lag. Der
Kummer über den Übeln Erfolg der von ihm eingestellten Versuche, die
man als gänzlich gescheitert betrachten kann, scheint ihn zu dem Entschlüsse
gebracht zu haben, sein Leben selbst zu endigen.
Der Unglückliche wird um so mehr bedauert, da er als mathema-
tisä er Schriftsteller und Lehrer rüüinlichst bekannt war. Non der Un-
fehlbarkeit seiner, freilich nur auf dem Wege mathematischer B rech»
nun.en gemachte Entdeckung, die Dampfkiaft mit überwiegendem Dor-
is eil durch thieri che Kräite ersetzen zu können, soll er jedoch bis zu
den letzten Tagen seines Lebens überzeugt geblieben sein.
— Heidelberg, 2. Nov. „Das Ehepaar aus der alten Zeit,"
ein lokaler Scherz von Angelst, und „der Degen," ein dramatischer
Scherz von Raupach, nebst einem, von eincm Bühnenmitglied selbst ge-
dichteten P-o'og, kü di.jie uns der Theaterzettel vom l. November als
Bühneneröffnung dahier, an. Der Kunstsinn des Publikums soll eben
reicht sehr befriedigt worden sein, und mancher meinte, daß die jetzt
vorhandenen Kräfte, vicht sehr vortheilbringend für das Institut seien.
Eine weise Besprechung dcsselben, jwenn eS sich halten sollte, wer-
den Sie mir schon in Ihrem Matte zugestehen.
— Man erzählt sich seit g stcrn, daß ein hi sizer Professor, eine
der ältesten Zftrven unserer Universität, in den Freihcrrnstand erhoben
wc.den soll.
Aus Scm Badische«, 28. Oct. Man vernimmt nun, daß die
Uaterhaildlunge« unke-er Regierung mit Wmtemberg hinsichtlich der Ei-
senbahn Angelegenheit auf eine beide» Ländern vorthcilhafte Weise been-
digt si d, wobei die Anliegen der Letalitäten und namentlich Pforzheims
berücksichtigt wurden. — Wie eS heißt, w rden im nächsten Frühlinge be-
hufs des Gaues der Festung Rastatt von allen einzelnen Bundesstaaten
Mannschaften dahin beordert werden, um die Arb-st so viel als möglich zu
beschleuw'g"».
Frankfurt a. M., 1. Nov. I n Monat Ockober l. I. wurden
aus der Taunus Eisenbahn 67,286 Person n befördert. Die Geldein-
nahme mäh e,d dieser Zeit b.ttug 41,322 fl. 22 kr.
.Zürich, 28. Oct. D e Aa>gauer N guriiug hat, wie cs heißt,
d m Vorort einen ausführlichen Bericht über die sich eihobki.cn A- stäube
z.riichen ib w d d-'M Grvßberzogthum G äben übe-macht; die Bundes-
b.Hörde soll ,s sich nun höchst angelegen sein laff.n, den Handel so
schleunig als möglich beizulegen, uns Hab? dem diplomatischen Depar-
tement die Sache -u untersuche» übergeben.
München, 29. Oct. Ein diesen -Mi«twg.erschienenes Regierungs-
blatt bringt folgende königliche Erklärung: „Wir haben mit leb-
haftem Vergnügen die Glückwünsche empfangen, welche uns aus An-
laß der Be mät'lu' g Unskls vielgeliebten Sohnes, d s Kronp-inzen,
mn Ihrer kör.. ^Hoh. der P inzcssin Marie von Preußen, Unsr,r viel
g lieb»n Schwiegertochter, aus allen The l n Unlers NichS zugefom-
men. Deo La: d e all--mein Füllte, di sich darin so innig ausqe-
sp'.ochlN und in f. oh begangene.: Festlichk-it-n all.-rmä ts kund gegeben,
erhöht tre Uuscrrr. und grrn erkeunea Wir in ihr der Bayern stets
bewährte Lirbe za Uns und Unsrem kö..«'glichen Hauke. Sie gilt uns
kür dir f.he Bürgschaft, daß di-ses neue, fttuter dem göttliche» Bei-
st! d geschlossrre. Ehebündniß für U ftrs N ich s Zukunft ftgenvvll,
nud doppelt schätzbar ist es .deßhalb U-sserm Bat-rherzen. Mit Rührung
dank- » W.r ändu-ch für der UrS d 'kg- brachten Wünsche gefübtooüen.
°A»öd lck, und erwl-d-r» Uns.iw Vo lk dftikö Zeichen siiner Treu?
und N' chanAchk.it in u,.Vl-S..ddrl.'chen -.roh'w.ll ndeu G.sianungt» mit

Versicherung Unserer königlichen Huld und Gnade. München, den 26.
Oktober. Ludwig."
Leipzig, 30. Oct. Auch unsere Stadt sollte dieses Jahr vom
Feuer nicht verschont bleiben. In dieser Nacht bald nach 1 Uhr wur-
den wir durch Feuerlärmen erschreckt, und trotz der kräftigsten Hülfe
brannte das der Stadt zugehörige große Mühlenetablissewent, die so-
genannte Angermühle, aus der Frankfurter Slraße völlig nieder.
Berlin, 28. Oct. Bei der gegenwärtigen Erleichterung unserer
Ccnsurverhältnisse vernehmen wir, daß es auch wieder erlaubt sein soll
die bisher bei uns thrilwcise verbotenen französischen Blätter an öf-
seutlicdcn Orten auszulegcn.
Wien, 25. Oct. Ein Postvertrag mit dem Großherzogthnm Ba-
den ist abgeschlossen und der hier mit den einschlägigen Unterhandlun-
gen beauftragte Hb. v. Mollenbeck bereits nach Carlsruhe abgereist.
Paris, 20. Oct. Das Vaudevilletheaier, dessen Direction dem
Hrn. Ancelvt auf neun Jahre bewilligt worden ist, wurde gestern
unter der neuen Leitung mit einer gewissen Feierlichkeit eröffnet.
— Die Arbeiten an den Fortificationen von Paris sind seit einigen
Tagen in Folge des schlimmen Wetters suspendnt..
London, 28. Oct. Die Specialcowmission zu Stafford, welche
über die Anstifter und Theilnebmer der jüngst, n Unruhen in den Fa-
st ikbeznken richtet, hat 84. Individuen zur Deportation verurtheilt,
worunter 11 auf Lebenszeit, 13 auf 21 Jahre, 25 aus 15 und 22
auf 10 Jahre. — lieber 300 andere Arbeiter sind zu längerer oder
kürzerer E-nsp. rrung kondemnirt wo-den.
— Der Morning-Herald verbreitet das ganz unglaubhafte Ge-
rückt, der König der Franzosen wolle dem Th on entsagen zu Gunsten
des Herzogs von Nemours.
— Der deutsche Gesanglehrcr, Hr. Mainzer, der, wie früher in
Paris, so jetzt in London mit glücklichem Erfolg Tausende von jungen
Leuten der unbemittelteren Volksklaffen im Gesang unterrichtet und da-
durch in weiten Kreisen sittlich bildend und veredelnd wirkt, hat jetzt
von Sir Henrp Bichop, Professor der Musik in Edinburg, und Sir
I. Forrest, dem do tigen Provost (Bürg rmeistcr), ei-.e Einladung
noch der schottischen Hauptstadt erhalten, um auch dort sein Untern'chs-
sy stein. (zufuhren.
Brüssel, 30. Oct. Mit der bclgisc! en Schiffahrt nach Norda-
merika, die ohnehin nur schwache Anfänge hatte und erst durch dir
regelmäßigen Fahrten der „British Queen" und einiger Segelschiffe ei-
von Aufschwung e'halte» sollte, ist es nun, bis zur Beilegung der
zwischen de» V-reute - Staaten und Belgien ernsta-denen Mißverstand-
p-ffr, zu Eule, den.» die Abgab.' von kt'ium Dollar per Tonne, nebst
den a d r-n Gebühre», die man noch sw den, ist zu hoch, als daß
unsere Verbindungen dorthin sie ertragen könnten.
— Der Minister der äußern Angelegenheiten hat bekannt machen las-
sen, daß di-' /pan. Nrgi nwg zur Verfügung ihres Geschäftsträgers in
Paris, Hm. H'rnantez, dir Suin-ne vo : 150 000 Fr. gest.llt habe, um
mit derselben eiimn Th il des rückständigen Soldes der Fremden-Legion
zu zahle-. Die Forderungen unter 100 Fr. me den go»z bezahlt; die über
diese Summen hi'.ausgehen, zum Theift
Venedig, 25. Oct. Dm Triestiner Börse Hot der hiesig n Han-
delskammer w.itg th-ikt, daß sie den Entschluß gefaßt habe, einige Per-
sonen nach Ostindi n zu «enden, um zu erforschen, in wiefern directe
Handeleve;b.'r.du-rgen zwifche > Ostindien und den österreichischen Staa-
te» anzuk? üpf.n wären. Gleichzeitig ward Beredigs Handelsstand zur
j cmsftsiciwftftchkn Wirksamkeit mit d m Tr»stirer eingeladen. Die Sa-
cke ist höchst wichtig, nicht »ur «ür die bftdeu Schwesterstädte, sondern
für di- ganze Monarchie, wie kür das übrige Deutschland. Es unter-
liegt ,k.-i»en) Zweifel, daß die W»bk ans Männer fallen werde, die sich
durch ihre K nnt nsse und ihrer Charakter - zu einer eben ,ss wichtigen
als ehrenvoll.n Mission eignen.
 
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