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Mannheimer Morgenblatt — 1842

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No. 292
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https://doi.org/10.11588/diglit.32620#1187

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TagSbericht.
Freiburg, 7. Dez. Seit bald zwei Monaten sind die Nivellk-
rungen und Prefi'irungen zum Eisenbahnbau im hiesigen Bezirke vol-
lendet, aber noch wird zur Ausführung der Arbeiten nicht Hand an-
gelegt, ja selbst die Expropriation der Güterstücke, welche in die Bahn-
linie fallen, ist noch richt vorgenommen. Man erwartet seit mehreren
Wochen den Hrn. Geh. Referendar Eichrodt aus Karlsruhe zum Behufe
dieses letzterwähnten Geschäftes dahier.
Da die oberländische Babn, fast auf ihrem ganzen Zuge von Of-
fenburg bis Lörrach (oder Basel), verbältnißmäßig weit größere Schwie-
rigkeiten machen und demnach größern Kraft- und Zeitaufwand erfor-
dern wird, als die unterländische auf ihrem beinahe völlig ebenen Ter-
rain, so sollte fürwahr keine auch noch so kurze Zeit unbenutzt bleiben,
um sobald als möglich das große Werk ans Ziel zu führen, denn un-
leugbar ist, was in dieser Hinsicht der verewigte Notteck einst sagte:
„Zeit verloren, Alles verloren!" — Für den hiesigen B'hnhof ist nun-
mehr definitiv eine Stelle auserschen, welche gewiß als die passendste
und selbst für die Interessen der Stadt angemessenste von jedem Unbe-
fangenen anerkannt werden muß.
Frankfurt, 8. Dez. Bei der beute fortgesetzten Ziehung erster
Klasse der 103ien hi-sigen Stadtlotterie ist auf nachstehende Nummer
folgender Preis gefallen: Nr. 1952 LOO fl.
Berlin, i. Dez. Die preußische Regierung geht ernstlich damit
um, alle Schriften ohne Unterschied des Umfanges, jedoch mit Aus-
nahme der Zeitschriften, von der Censur zu emanzipiren, zu diesem
Zwecke sollen bereits Unterhandlungen ängeknüpft sein.
Elberfeld» 26. Nov. Hier haben sich eine Anzahl Handwerker,
namentlich Maurer, bereit erklärt, zunächst zum Behuf des Kirchenbaues
nach Palästina zu reisen. Sie werden noch dieses Jahr die Reise an«
treten.
Paris, 5. Dez. Nachrichten aus Spanien.
Perpignan, 30. Nov. Llinas, der Er Commandant der Mi-
lizen zu Barcelona, ist hier angekomme». Alle zu Barcelona weilende
Fremden, welche sich an Bord der französischen Schiffe begeben haben,
-erhielten Sicherheitskarten; sie können ungehindert in die Stadt gehen,
NM ihre Geschäfte zu besorgen. Man sagt, Terradas, der auf das
französische Gebiet zurückgckehrt ist, sei gestern zu MaurcillaS einge-
troffen.
— Seit zwei Tagen fehlen directe Berichte aus Barcelona; ein
dichter Nebel hindert die Uebermittelung telegraphischer Depeschen. Die
letzte Meldung war, daß der Regent am 29. Nov. im Lager angekom-
men war und eine Junta, aus gemäßigten Personen zusammengesetzt,
die Leitung der Angelegenheiten zu Barcelona, d. h. die vorbereitenden
Anstalten zur Unterwerfung übernommen hatte. Privatbriefe aus Bar-
celona vom 28. und 29. Nov. gehen nicht weiter als bis auf diesen
Punkt, enthalten viele interessante Einzelheiten. D,x Bevölkerung der
Hauptstadt Cataloniens war in schwerer Besorgniß und Angst vor den
kommenden Dingen. Die fürchtete scharfe Züchtigung einer Revolte,
die Espartero's Absetzung ausgesprochen hat. Acußerungen, die dem
Regenten in den M»nd gelegt wurden, ließen keine Schonung er-
warten.
— Ein Schreiben aus Saragossa vom 27. Nov. gibt Details über
den dvrtig-n Aufenthalt des Regenten und die Stärke der zur Zäh-
mung des Aufruhrs zusammengezogenen Armee. In der That sah der
Regent durch die Jnsurrection zu Barcelona seine Stellung bedroht.
Er zögerte darum nicht, zu den äußersten Mitteln zu greifen, um den
Aufstand mit einem Schlag zu unterdrücken. Er selbst brockte sechs
Regimenter aus Castilien; eben so viele erwarteten ihn in Catalomen;
seine Reise nach Saragossa glich einem Triumpbzug. In der aragoni-
schen Hauptstadt erzeigte man ihm alle erdenkliche Ehre. Der Jnfant

Don Francesco wurde neben dem Regenten wenig bemerkt; er soll die
Weisung erbalten haben, mit seiner Familie nach Andalusien zu gehen.
Espartero ist nickt so gut mit Geld versehen, als mit Soldaten; er
suchte zu Saragossa zu borgen und konnte nur mit Million Reale auf-
bringen. Am Abend vor seiner am 27. Nov. erfolgten Abreise war
er noch, umgeben von seinem Stab, im Theater, wo ihn enthusiasti-
scher Zuruf empfing. Als das Stück aus war, erhob er sich und rich-
tete folgende Wn7 die Zuschauer: „Meine Herren! Ich gehe ab nach
Barcelona; übermorgen werde ich dort sein; die Aufrührer sollen für ihre
Verbrechen gestraft werden; ich kehre bald nach Madrid zurück; nächstens
sehen wir uns wieder; leben «sie wohl." —
— Der Messager enthält folgende Notiz aus Malta vom 27.
Nov. „In Afghanistan sind alle Gefangenen ohne Ausnahme zurück-
gegeben worden. Eine Proclamation aus Simla vom 1. Oct. kündigt an,
daß sich die englische Armee an den Sutledge zurückzieht und den Afg-
hanen freie Hand gelassen ist, sich eine Regierung, wie sie ihnen dient,
zu wählen. Quettab ist vollständig verlassen. Major Malcolm (der
aus China kommt) «st gestern Abend nach London abgegangen."
— Seit einigen Tagen gehen Gerüchte von einem Ministerwech»
sel; dergleichen Sagen sind zewöbnlich in der Zeit unmittelbar vor
der Session der Kammern; neue Namen werden nicht genannt; es ist
immer nur von Mole, Thiers, Lamartine die Rede.
— Die Ueberlandpost aus Ostindien ist angekommen; sie bn'ngt
Nachrichten aus Bombay vom 1. Nov., die jedoch meistens nur bestä-
tigen, was inan bereits durch die letzte Ertrapost erfahren batte. In
den Berichten aus China die bis zum 16. Sept. gehen, findet sich
nichts, was mit der telegraphischen Depesche aus Alexandrien — als
habe der Kaiser von China die Unterzeichnung des Vertrags vom 29.
August ausgesetzt, bis die Ratification der Königin Victoria eingelau-
fen sei, und als er gedenke einen Botschafter nach England abzu-
schicken; — übereinstimmc, vielmehr brachte der Dämpfer Auckland
nach Suez die officielle Anzeige, der Kaiser von China habe den Frie-
densvertrag mit einigen unbedeutenden Abänderungen ratificirt
Lon-o«, 3. Dez. Vier Schiffe mit The'eladungen, zusammen
von einer Million Pfund, sind direct aus China in den Dünen ange-
kommen.
— (Das heutige „Morning Chronicle" entwirft folgendes düstere
Bild von der inneren Lage Englands:) „Der Zustand des Landes ist
derzeit entsetzend. Wir erhalten von allen Seiten Briefe über die große
und zunehmende Ueberfülle von Taglöhnern. Einige dieser Briefsteller
suchen sogar eine Entschuldigung für die sehr harte Behandlung in un-
fern Gefängnissen und Korrektionshäusern darin, daß bei der gegenwär-
tigen entblößten Lage der untern Klassen diese die Gefängnisse als Zu-
fluchtsstätten anseben würden, wenn man es ihnen dort nicht so unbe-
haglich als möglich «nachte. Die Armenweftnskommission hat an die
Arincnhausanstalten überhaupt ein Schreiben erlassen, sich mit Bettwcrk
und andern Verpflegsmittcln zu versehen, um eine Ertraanzahl Insas-
sen aufnehmen zu können.
Brüssel, 30. Nov. Gestern versammelten sich die hier leben-
den Polen im Hotel de Bille, um den Jahrestag ihrer Re-
volution wie gewöhnlich zu feiern. Das Häuflein der Emi-
granien, welches die Novemberereigalffe 1830 nach Belgien führte,
ist sehr zusammengeschmolzen.
Mcapcl, 26. Nov. Es treffen aus verschiedenen Theilen unsers
Königreichs höchst b-trüberide Nachrichten über die traurigen Folgen des
anhaltenden Regenwetters ein, namentlich haben theils die anbaltende
Nässe, «Heils die «»wachsenden sonst wasserarmen Flüßch:n und Wald«
däche jenseils der Abruzzen beträchtlichen Schaden angerichtet. Biele
Brücken, Straßen, Wohnungen, Mühlen rc. sind fortgensse», die
Menschen obdachlos und der Verkehr unterbrochen.
 
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