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Mannheimer Morgenblatt — 1842

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No. 4
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https://doi.org/10.11588/diglit.32620#0017

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Das Jahr 1841.
(Schluß.)
lieber den Zweck der Umwälzung von 1830 ist man in den elf
Jahren, le nun seit dem merkwürdigen Staatserperiement hinter uns
so viel heißt als in Frankreich,
noch so ^kNlgln s Klare gekommen, daß noch heute die Grundlage des
ganzen politischen Gebäudes, das Verhältniß des democratischen Ele-
ments zu dem monarchischen und die Bedeutung der Kronprärvgative»
von hundert Stimmen verschieden ausgedeutet wird. Die Begeisterung
für die Juludeen ist erloschen oder erkünstelt, die Negierung in der
Enge, die Presse, den Septembergesetzen zum Trotz, im Aufruhr; der
kühne Versuch, die Ruhmesflamme über der Asche" Napoleons wieder
anjuschüren, kam zu früh oder zu spät und entnervte die Kräfte, stgit
sie zu stahlen. — Den Blick nach Norden wendend, finden wir den
Karl Johann, noch immer rüstig, über Scandinaviens Geschicken wach-
end, und den ihm in Freundschaft verbundenen Nicolaus, erst auf der
Mitte der Lebensbahn, die Eroberungen des Friedens fördernd und im
Gefühl seiner Stärke den Vertrag von Cbunkiar Jskrlessi der Ruhe
Europa's zum Opfer bringend. — Die meerbeherrschende Vmannia
befehdet das uralte China, diese Schildkröte, welche eine Welt trägt.
Das Reich am Ganges muß am Hoangho befestigt werden. Frank-
reich ermüdet,aber läßt nicht »ach im Streben um Algerien. Aegypten
ist noch immer lockende Aussicht für begehrliche Augen. Die nordameri-
kanische Union senkt die Finanzflügel und flüstert von partiellem ^ank-
bruch- Montezuma's Land bleibt die Beute ehrgeiziger Feldherren, sich
stoßen und verstoßen, weil ihr möglicher Alexander in Bolivar unter-
ging. Werken wir nach einen Blick über Europa'S Kulturzustände, so
sehen wir allenthalben Fortschritt, diesen Wunderthäter im Gebiete
der Menschheit, gestärkt durch den von der Gottheit ihr verliehenen und
sich würdig entfesselnden Geist. Von den Eissteppen des hohen Nor-
wegens bis zu den heißen Fluren des Ptolomäersitzes, von den lusi-
lauischen Gefilden bis zu der bunten Volksmosaik Natoliens, strebt und
dringt und wirkt Alles auf Besserbefinden durch geistige Cul-
tur nach den verschiedenen Graden und Maßen. Und welche Erfolge!
DampffchWotten — Plutusnetze von Eisenbahnen — Literaturernten
und Realforschung — wundervolle Erscheinungen auf allen Feldern des
Wissens und der Kunst, bieten uns ein großes und ein eigentlich ger-
manisches Schauspiel. Deutschland gleicht dem lange im Studierzim-
mer verschlossenen Jüngling, der plötzlich als heroischer Mann her-
vorgcht. Es ist der Epimenides der geistigen Lichtwelt. Möge sich
Mcser ehrwürdigen Novantike der moderne Friedrich III. gesellen,
oen siebenjährigen Krieg mit den Dornen der Zeit siegreich beendend
"d die silberne Periode nach dem Hubertsbnrger Frieden potenzirend
« goldenen Epoche des Schluffes aller Pforten am Janustempel! —

Tagesbericht.
Dez. Das Großherzogl. Badische Staats- und
Regierungsblatt No. 43 vom 31. d. enthält ferner:
Nachstehende Erlaubniß zum Tragen eines fremden Ordens
Seine Königliche Hoheit der Großberzog haben dem Ge-
hcimenrath und Profcsser Doktor Chelius in Heidelberg die gnädigste
Erlaubniß ertheilt, das chm von Seiner Mejestät dem König von Dä-
nemark Verliehene Ritterkreuz des Danebrog.Ordens anzunehmen und
zu tragen.
Im Spätjahr 1841 sind von der Sanitäts-Commission 8 Candida-
len der Medizin, 7 Candldaten der Chirurgie und 11 Candidaten der

Geburtshülfe zur Prüfung gelassen worden. Von diesen haben 3 Can-
dldaten der Medizin, 6 Candidaten der Chirurgie und 9 Candidaten
der Geburtshülfe Licenz erhalten, und zwar in folgender Ordnung:
zur Ausübung der innern Heilkunst:
Heinrich Frei von Mannheim,
Franz Fischer von Singen,
Leopold Rosenfeldt von Merchingen;
L. zur Ausübung der Chirurgie:
Heinrich Frei von Mannheim, " -
Fran, Fischer von Singen,
practischer Arzt Doctor Johann Jos. Burg v. Oberkirch,
Theodor Blaß von Freiburg,
practischer Arzt Franz Kürzel von Kappel-Rodeck,
Ignaz Kleinmann von Baden;
0. zur Ausübung der Geburtshülfe:
Heinrich Frei von Mannheim,
Franz Fischer von Singen,
Leopold Rosenfeldt von Merchingen,
praktischer Arzt Franz Kürzel zu Kappel-Rodeck,
„ „ Eduard Erggelet zu Renchen,
Ignaz Kl ein mann von Baden,
praktischer Arzt Ottmar Ummenhoser von Constanz,
„ „ Ferdinand Merkle zu Elzach,
„ Anton Staig er zu Heidelberg.
Sodann noch nachstehende Stellen, die zur Bewerbung bekannt
gemacht werden.
1) die dritte Bcamtenstelle bei dem Stadtamt Mannheim;
2) die kathol. Pfarrei Untersimonswald, Amts Waldkirch;
3) die kathol. Pfarrei Leibertingen, Amts Mößkirch;
4) die Pfarrei Mittelschefflenz, Decanats Mosbach;
5) die evangelisch-protestantische Pfarrei Seckenheim, DecanatS
Oberheidelberg;
6) die Pfarrei Schonach, Amts Triberg.
Mannheim, 2. Jan. Im Monat Dezember betrug die Perso-
nenfrequenz auf der mannheim-heidelberger Eisenbahn:
Von Heidelberg nach Mannheim 6843.
- - - Fricdrichsfeld 332.
- Fricdrichsfeld nach Mannheim 401.
» Mannheim nach Heidelberg 7039.
- - - Fricdrichsfeld 474.
» Friedrichsfeld nach Heidelberg 362.
Zusammen^ 15,451. "
Hiefür betragt die Gesammteinnahe 9728 fl. 43 kr.
Paris, 31. Dez. Die Deputirtenkammer bat beute durchs Loos
die große Deputation gewählt, welche sich zum Glückwunsch beim Jah-
reswechsel nach den Tmlericn begeben soll. — In Folge der neuen
Geständnisse Colombters und Brazier's waren etwa zwölf Verhaftun-
gen angcordnet worden; sie betreffen keine namhaften Personen. —
Bis jetzt sind nur 330 Dcputirte hier angekommen; die noch fehlen-
den haben wohl den Neujahrsrag im Schooße ihrer Familie verdun-
gen wollen und werden sich zur Adrrssedcbatte einstellen. — Hr. von
Salvanty ist nächster Tage hier erwartet. Seine diplomatische Reise
scheint ganz verfehlt.
Athen, 10. Dezember. Die bedeutendste Schwierigkeit, welche
dem guten Vernehmen zwischen Griechenland und der Türkei im
Wege stand, ist jetzt beseitigt. In Folge der von den drei Schutzmäch-
ten an König Otto erlassenen Noten hat die griechische Negierung die
Bezahlung der Grundbesitznngen übernommen, von denen die türki-
schen Eigrnthümer entweder vertriebe» worden, oder die sie verkauft
hatten, deren Kaufpreis sie aber bisher vergebens zu erlangen suchten.
 
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