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Mannheimer Morgenblatt — 1842

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No. 53
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https://doi.org/10.11588/diglit.32620#0213

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Em neues Vankcrott-;esetz.
Mit dem 1- de» Vereinten Staaten ein neues Ban-
kerottgesetz M Kraft getreten. In hxr großen anglo-amerikanischen
Agricu!t"v- und Handelslnuon konnte bis jetzt jeder Kaufmann, Krä-
mer, Handwerker, private, Gelehrter, Zeitungsschreiber, Prediger oder
Schanzg'.aber, welcher mehr Schulden als Zahlungsmittel hatte sein
Vermögen an irgend einen oder mehrere seu.cr Gläubiger abtrcten,
die dann piekt-rrc-ä ore-iitors hießen; die übrigen mußten nehmen was
ihnen übrig blieb, Von einer sogenannten Masse war keine Rede;
übrigens gab es hierin doch ein gewisses koim d'iionnour. Man machte
nemlich alle jene, welche bäares Geld geliehen oder ohne Nutzen einen
Wechsel indossier hatten, zu vorgezogencn Gläubigern; Waarengläubi-
ger mußten mit dem zufrieden sein, was jene übrig ließen. Hatte man
nun auf diese Weise über sein Vermögen verfügt, so daß nichts übrig
blieb, als die unentbehrlichsten Möbel, Handwerkszeug und 5 Dollars
in baarem Gelde, so konnte man in den sogenannten Lome ok insol-
vent äslitors gehen und dort eine cüsolmrge verlangen, welche die Person
des Schuldners vom Personalarrest befreite. Die Gläubiger die auf
diese Weise unbefriedigt abziehen mußten, blieben aber dessen unge-
achtet in ihrem vollen Recht und konnten, so wie sic nur irgend eines
EigenthumS des Schnldnes habhaft wurden, sogleich ans dasselbe fahn-
den; erwischen sie ihn aber in einem andern Staate, als in dem wo
er Bankerott machte, so konnten sie ihn auch wohl einsperren, weil nur
jeder Staat innerhalb seines Bezirks den Schuldner von Pcrsonalar-
rest srciiprechcn konnte. Man kann sich denken, daß diese Einrichtung
zu manchem Unfug Veranlassung gegeben, namentlich konnte jeder Bank-
rotteur sein Vermögen wem er wollte, übermachcn, vielleicht seinen be-
sten Freunden und Verwandten; die übrigen Gläubiger mußten sich an
seine Haut halten. Was ist nun durch das neue Bankcrottgesetz an
diesem Zustand geändert? Es führt eine Generalabsolution von
Seite der Ccutralgewalt ei».
Statt daß der Schuldner sich an den Gerichtshof des Staates
wendet, in dem es l^t, soll er sich an die eigens zu diesem Zwecke
von der Vereinten Staaten-Negicrung zu ernennenden Gerichtshöfe
wenden, die, wenn er wie oben nichts hat, ihn sodann vom Personal-
arrest in der gn"Zen Union freisprechen. Gegen 30,000 solcher
Leute lebten min dis setzt im Westen, weil sie sich nach Philadelphia,
Baltimore, Neupork nicht wagten, aus Furcht, dort abgesangen und zur
Zahlung angchalten zu werden. Jetzt werden sie wohl aus ihren Schlupf-
winkel hcrauskriechen, und es dürften hiedurch die großen Seestädte
per Union demnächst sehr belebt werden. Durch das Bankerottgcsetz
verlieren die Philadelphier Kauflcute nicht weniger als 40 Millionen
Dollars, während sie schon durch den Bankerott der Vereinten Staaten-
bank um 33 Millionen gekommen sind.

Tagesbericht.
Mainz, i. März. Der Bischof v. Geissel übernachtete aufseiner
Reise nach Köln heute Nacht hier im „Europäischen Hofe" und setzte
heute früh auf einem Dampfboote der Kölnischen Gesellschaft seine
Reise fort.
Hannover, 6ebr. Se. Maj. der König werden morgen oder
übermorgen nach Verlm abreisc». Diese Reise wird Se. Maj. wahr-
scheinlich auf 3 brs-r Wochen vo„ hiesiger Residenz entfernt halten;
man trägt sich in Beziehung auf diese Reise im Publikum mit Gerüchten.
Es heißt nämlich, es sey des Königs Absicht, für die Dauer seiner Ab-
wesenheit die oberste Leitung der Negierungsgeschäfte in die Hand des
Kronprinzen zu legen.
München, 27. Febr. ^e länger, desto ernstlicher beschäftigen
uns unsere Hundezustände. An dem epidemischen Character der
unter den Hunden dahier und in der Umgegend ausgebrochenen Krank-
heit kann längst nicht mehr gezweifelt werden. Aber das in Sorge

versetzte Publikum von jeder Gefahr sicher zu stellen, würde selbst dann
außerordentlich schwer seyn, wenn die Hundeeigenthümer, woran nie zu
denken, das ihrige redlich zur Minderung derselben beitragen wollten.
Abermals geht ein Knabe, wenn es der Kunst nicht noch gelingt, ihn
zu retten, im allgemeinen Krankenhaus der schrecklichen Katastrophe
entgegen. Derselben ist am Anfang dieses Monats gebissen und vor-
gestern wegen allerdings noch schwachen Indizien der Wasserscheu in
öffentliche Behandlung genommen worden. Verschiedene andere Falles
daß Personen von ihre» eignen oder von fremden Hunden gebissen
wurden, sind außerdem erst in den jüngsten Tagen vorgekommen. Gleich-
wohl hat nun erst ein sehr geringer Theil unserer Hundehalter ange-
fangcn, sich des Promenircns mit Hunden an der Leine durch die be-
lebtesten Straßen der Stadt zu schämen.
— Für den Abend Palmsonntags ist uns ein hoher Genuß in Aus-
sicht gestellt, nemlich die Aufführung der großen Passionscantate von
Sebastian Bach, eine Tondichtung, die vor 100 Jahren ins Leben ge-
rufen ward.
BcrLiir, 22. Febr. In Königsberg ist dem dasigcn Polizeipresi-
tenden, vr. Abegg, wiederum die Ccnsur der Zeitungen rc. übertragen
worden. Da sie ihm früher angeblich wegen zu großer Nachsicht, die
er geübt, entzogen worden seyn soll, so wird die gegenwärtige Resti-
tution als ein gutes Zeichen für die Presse angesehen.
Wien, 23. Febr. Die Nationalbank hat einen Prozeß mit der
Geymüller'schcn Konkursmasse im Betrag von 80,000 fl. K..M. in
erster Instanz verloren. Gcpmüller hatte nämlich auf Depositen, die
fremdes, meist Schweizer Eigenthum, waren, Darlehen genommen,
und die Bank wollte sich aus dem Ueberschusse des Werthes für jene
80,000, fl. decken, welche ihr Geymüller in Wechseln schuldete. Es
ist kaum wahrscheinlich, daß die von Seite der Bank ergriffene Appel-
lation zu einer andern Entscheidung führen wird.
Paris, 28. Febr. General Bugeaud soll gegen Ende März hier
eintrcffen; cs ist indessen nicht wahrscheinlich, daß er Algier vor der
gänzlichen Unterwerfung Abdel Kaders verlassen werde.
— Die legitimistische France hat eine Reihe Notizen über die
Plane der Christinos zu einer neuen Schilderhebung in Spanien. Eine
Eonspiralion die so offen angcsponnen würde, könnte wohl leicht durch
Espartero vereitelt werden.
London, 28. Febr. Am Schluß der gestrigen Unterhaus-Sitzung'
wurde der Antrag des Hrn. Christopher auf eine höhere bewegliche
Scala für die Getraide-Einfuhr mit 306 Stimmen gegen 104. ver-
worfen.
Man glaubt jetzt allgemein, daß die von Sir Robert Peel pro-
Ponirte Scala ungeändert angenommen werden wird.
Madrid, 20. Febr. Man verbreitet hier jetzt jeden Tag neue
Gerüchte über die Heirath der Königin, von der höhern Orts auch
nicht einmal die Rede ist. Die Emen sprechen von dem Herzog von
Amnale, die andern von einem österreichischen Prinzen, wieder An-
dere bringen die Verbindung mit dem ältesten Sohne des Don Carlos
auf's Tapet. » .
Constatttisn>v"- N Februar. Einem heute in allen Moscheen
der Hauptstadt verlesenen großhcrrlichen Befehle zufolge soll das Volk
wieder das alte turkpche Costüme annehme» und nur den Regierungs-
bcamten und ihrer Dienerschaft wird gestattet, die neue der europäischen
nachgeahmte Kleidung beizubehalten. Diese Maßregel ergänzt gewisser-
maßen das kürzlich veröffentlichte Aufwandsgesetz, nach welchem die
Staatsbeamten allein an ihren Kleider seidene Borten und Schnüre
tragen düsen, eine Mode, die allmählig auch unter den unbemitteltsten
Classcn um sich gegriffen hatte.
Athen, 12. Febr. Mit dem nächsten französischen Dampfboot
gehen die Zinsen der garantirten griechischen Anleihe nach Marseille.
— Endlich!
 
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