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Mannheimer Morgenblatt — 1842

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No. 100
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https://doi.org/10.11588/diglit.32620#0401

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Xo. 10«

Freitag den 29. April.

1814.

St-«u»g St-at»-
s, Sich,,»,!, ü; » «- »..
Gibraltar constitutioneller EtaaiS VerfEmm l" W'Ei ^ Bollwerk, das
lung des französischen Richters zur ob-eff? ^
sassuugö Urkunde von 181L ^^atsgewali? Die V e r-
49 hat das Verhälmiß der Richter »on Art.
.cn»c Weise fcstgestell!.->„lw8 ft,„„z /^ersten Staatsgewalt aus fol-
v.dles." Mit wenigen Worten ist hier ^r inamo-
.«ng richterlicher Unabhäugigkci! ist „ff ^ 3^"6». Die Gruudbedin-
^selben. Was heißt das? es ist ».,7- '^ar In a m ovib, l ität
die N.chter in Frank cich in feinem Falle ^""ung. kraft w lcher
«ung von der obersten Staatsgewalt ^"'«usse-
suL »'chnl u-d R-chy -nilas,-» °'!7 -b" °"b» »-'-
fasten zu lassen. Durste der Richter ohne seine Zustimmung verlest
^ .u--abhangigke,t^ ^N-^dann sehr ins Gedränge kom.neu.


großartige il-ben» - Verhältnisse hat — ich sage ein Richter wird von
Paris - damit ich alles in einem Worte sage — in da» Departement
d„r Steppen verseht. Wird ein Richter, welcher dergleichen z» be-
fürchten hat, so frei, so unbefangen, so unabhängig sein als ein Rich-
ter der vor den Streichen der Staatsgewalt durch eine versassangS-
wä'ßiae Unabhängigkeit sicher gestellt ist? Nimmermehr! Man steige hin-
unter tN den tiefen Schacht der Menschen-Natur und belausche sie in
ihren Geheimnissen — Inter«ffe, Eigennutz, persönliches Wohlbehagen,
das sind die ?aute die dumpf aber vernehmbar an das Ohr des Hor-
chers schlagen. Ich will hier nicht rechten mit der Menschen - Natur,
daß sie so ist, allein so ist sie. Die Festigkeit eines ste Is Vscgnsrio,
eines Nolö, der Math eines ll'Jgusreau, l'Uopital, eines Olano stell»
Lella, i-incs st'Ormc>88c>n sind ungewöhnliche Erscheinungen, sind seltene
Vögel!! Wenn man weiß, daß der französische Richter eine durchaus
unabhängige Stellung hat, dieser Richter aber dennoch sich verleiten
läßt, der Stimme der Gerechtigkeit und Maß gnng sein Ohr zu ver-
schließen und die Worte des Gesetzes und des Rechts an ihm spurlos
adglciten, nutzlos verklinge», wie dann?
. Charakterlose Richter sind eine öffentliche Calamitäi! In Frankreich
wiederholen sich die Klagen in dieser Beziehung lecher zu oft. Die
-Lpalten der französischen Journale sind zu häufig Mit den heftigsten
Angriffen auf die Nichtcrehrc gefüllt. Die eonr rozal von Paris soll
in der bekannten Ohrfeige,, Geschichte „p-rr complaisantw pour UN staut
auf eine unverantwortliche Weife entfchirdeu haben. Selbst
dem C^ssa^onöhofe wirft man allerlei vor. Namentlich behauptet man,
er habe sich Eonmvenzen ,u Schulden kommen lassen, die mit der
Würde eines so hohen Gerichtshofes unerträglich seien. Schon vor
einer Reitze von Jahren will man in Bezug auf den Castatronshof
ganz eigene Beobachtungen ge,,haben. Herr von Feuerbach
hat Frankreich im Iah" lo-l besucht und eine Schrift über sie Ge»
richlsversassuug und das gerrchiliche Vorfahren Frankreichs im Jahre
1823 erscheinen lassen. dieser Schrift S. 119 Note 16 ist Fol-
gendes zu lesen: „Die ausgezeichnete Persönlichkeit so vieler durch
Wissenschaft, Geist und Charakter ausgezeichaeter Männer, welche im
Cassarionehche stimmen, die Gründlichkeit seiner lehrreichen srrötr er-
halten ihn ohngcachtet dessen, was drc Erfahr,,,,g über diese Institu-
tion im All re-neiNi'N gelehrt hat und täglich lehrt, noch immer auf ei-
«er hohen Stufe öffentlicher Achtung. Buoneparte, der für seine

Herrschaft die Meinung zu gewinnen suchte, als sei ihm die Gerecht,'.;,
kcit das Erste und Heiligste, wußte vor Allem andern den Caffatrons-
hof, gleichsam als das allcrheiligste der französischen Justiz äußerlich
und innerlich auf das glanzvollste und ehrwürdigste auszustatten. Von
ftlienen Ausnahmen abgesehen, waren dessen Stellen nur dem ausge-
zeichneten Verdienste Vorbehalten. Seit einigen Jahren will man in-
dessen Gelegenheit zu der Bemerkung gehabt haben, daß auch diese
Plätze nunmehr häufig bloß als Vergeltung für Verdienste gege-
ben werden, die mit der Gerechtigkeit und der Rechts wisse li-
sch« st durchaus nichts gemein haben. Seitdem beginnt auch dieser
Grund seines Ansehens zu wanken."

,T G r K A « IN j L.
Carlsruhc. Durch die längst erfolgte Entfernung des Schul-
chrere Franz Raver Huber ist der katholische Schal- und Organi-
fiendienst zu Herrischned, Amts Säckingen, mit dem gesetzlich regulir-
ten Diensteinkommen von 175 fl. jährlich nebst freier Wohnung und
Anth.il am Schulgeld, welches bei einer Zahl von etwa 200 Schul-
kindern auf 30 kr. jährlich für jedes Kind festgesetzt ist, erledigt wor-
den. Die Compenleateu um diesen Schuldienst haben sich du-ch ihre
Bezirksschulvisitauiren bei» der Bezirksschulvisttatur Säckingen zu Wehr
innerhalb 6 Wochen zu melden.
Durch das am 23. Februar d. I. erfolgte Ableben des Hauptleh-
rers Georg Weuner ist der katholische Schul-, Meßner- und Orga-
nist endici» st zu Dornberg, Amis Walldürn, mit dem gesetzlich regulrr-
tcn Diensten,kommen von 140 fl. /ährlich, nebst freier Wohnung und
dem Schulgeld, welches bri einer Zahl von durchschnittlich 36 Schul-
kindern aus 40 kr. jährlich für jedes Kind festgesetzt ist , erledigt wor-
den. Die Competeilteii um diesen Schuldienst haben sich bei der fürst-
lich leiaingenschcn Standcstzcrrschaft, als dem Patron, innerhalb 6
Wochen nach Vorschrift zu melden.
Berlin, 24. April. Es betätigt sich, daß auch hier an einer
Umgestaltung des Bncfportowesens gearbeitet wird. Man hat die Ue-
belstände in diesem Theil der Postverwaltung schon längst gefühlt, und
die Arbeit ist schon seit längerer Zeit im Werk.
München, 24. April. Diesen Nachmitag legten in der hiesigen
Met,epolitanlüche drei Personen protestantischer Religio» (2 Männer
und 1 Frauenzimmer) das katholische Glaubensbrkcnntmß ab. Der
Zudrang des Volkes, dieser Handlung bcizuwohnen, war ungeheuer.
Auch künftigen Sonntag werden zwei protestantische ^adlviducn zur
katholische» Religion i» derselben Kirche übertreten.
Paris, 25. April. Der Finanzminister Hr. Humann iss
verschieden. Er wurde diesen Morgen, einige Augenblicke nach sei-
nem Frühstücke, von einem Schlage getroffen, dem er erlag.
— Die Sitzung der Deputirteukamiuer wurde um 1 Uhr eröffnet.
Es sollte die Berathung über das Eisenbahnengrsetz beginnen. Man
bemerkte eine Aufregung unter den Mitgliedern. Der Präsident S au-
zet nahm das Wort: „M.rne H.rreu! Ich werbe so eben von einem
höchst bcklagenöwerthen Ereigniß in Kenntniß gesetzt. Der Herr Fi-
nanzmlliistcr ist heute früh un, 8 Uhr plötzlich gestorben. Ich glaube,
die Kammer wird lhrcn gerechten Schmerz über dcn B.rlust, den sie
erlitten hat, dadurch an den Tag legen, daß sie die Sitzung, welche
heute statifinden sollte, «uf morgen aueftut." — Von allen Seiten
hörte man rufen: I« I J§! __ Die Sitzung wird aufgehoben. Die
Deputaten trennen sich unter lebhaften Gespräche»; man stellt Betrach-
tungen an über die mnthmaßlichcn Folgen des Todesfalls. Der Mi-
nister der öffentlichen Änderten, Hr. Teste, erfuhr erst in der Kam-
mer, daß sein College mit Tod abgcgange-, war.
— Sobalv man wußte, baß Herr Humann gestorben sei, entstand
Bewegung in dcn verschiedenen Ministerien, so wre in Len Tmlerien.
Alle Glieder deS Cabinets fanden sich beim König ein, um zu Rath zu
 
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