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Mannheimer Morgenblatt — 1842

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No. 226
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https://doi.org/10.11588/diglit.32620#0919

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Mmmheimrr MoWiMatt.

^o. 226. Samstag den 2-1. Septbr. 1842.

Bestellungen auf diese Blätter für das mit dem 1. Oktober beginnende Quartal wollen für hier und die nächste Umgegend bei der
Redaction (lUt. >4 Xo. 7 neben dem Zweibrücker Hof) und auswärts bei den betreffenden Postämtern gemacht werden. Abon-
nementsprcis das Vierteljahr mit Inbegriff der Postgebühren bei allen Poffanstalten des Grostherzog-
thums Baden ff. L. 2L kr.

TagSbericht.
Ikastatt, 22. Sept. Gestern Abend um 9'/. Uhr sind Ihre Ma-
jestäten der König und die Königin von Preußen, Höchstwelche unter
dem Namen eines Grafen und einer Gräfin von Zollern reisen, da-
hier eingetreffen und im Gasthofe „zur Post" abgestiegen, wo Allerböchst-
dieselben von Seiner Königlichen Hoheit dem Großhcrzog und Ihren
Hoh. dem Erbgroßherzog und dem Prinzen F-iedrich empfangen wurden.
Nachdem Seine Maj. der König heute früh untere zu einer Bundes-
festung bestimmte Stadt und deren nächste Umgebung zu besichtigen ge-
ruht hatten, sind Zhre Majestäten um 8'/, Uhr Vormittags nach Frei-
burg weiter gereist.
Carlsruhe. Der Schulcanditat Bernhard Habich von Sas-
bach, Amts Sichern, ist auf seine Bitte vom Schulfache entlassen, und
demnach aus der Liste der Schulcandidaten gestrichen worden.
Der erledigte kaihol. Schul-, Meßner- und Organistendienst zu Nauen-
berg. Amts Wiesloch, ist dem Hauptlehrer Johann Anton Diemer
zu Rohrbach, Oberamts Heidelberg, übertragen, und dadurch ist der
kath. Schul-, Meßner- und Organistendienst zu Rohrbach, OberamtS
Heidelberg, mit dem gesetzlich regulirten Diensteinkommen von 175 fl.
jährlich, nebst freier Wohnung und dem Schulgeld, welches bei einer
Zahl von durchschnittlich 135 Schulkindern auf i fl. jährlich für jedes
Kind festgesetzt ist, erledigt worden. Die Competenten um diesen Schul-
dienst haben sich durch ihre Bezirksschulvifitaturen bei der katholischen
Bezirksschulvisitatur Heidelberg zu Handschuchsheim innerhalb 6 Wochen
zu melden.
Die freiherrlich von Hornsteinsche Präsentation des Hauptlehrers
Rudolph Knecht zu Detzeln, AmtS Bonndorf, auf den erledigten kath.
Schul-, Meßner, und Organistendienst zu Bietbingen, Amts Blumen-
seld hat die Staatsgenebmigung erhalten. Hierdurch ist der katholische
Schuldienst zu Detzeln, Amts Vonndorf, mit dem gesetzlich regulirten
Diensteinkommen von 140 fl. jährlich nebst freier Wobnung und dem
Schulgeld welches bei einer Zahl von etwa 47 Schulkindern auf 1 fl-
jährlich für jedes Kind festgesetzt ist, erledigt worden. Die Competen-
ten um diesen Schuldienst haben sich durch ihre Bezirksschulvifitaturen
bei der Bezirksschulvifitatur Bonndorf innerhalb 6 Wochen zu melden.
Frankfurt, 22. Sept. Gestern Abend trafen, mit der Eisendalm
von Mainz kommend, hier ein und stiegen im Hotel zum „Römischen
Kaiser" ab: Se. kaiserl. Hoh. der Erzherzog Johann von Oe-
sterreich nebst hohem Gefolge und Dienerschaft. — Auch Se. königl.
Hoh. der Prinz von Preußen nebst hohem Gefolge sind gestern hier
angekommen und haben Ihr Absteigquartier im „Russischen Hof" ge-
nommen.
Berlin, 17. Sept. Mehrere Tausend Juden in Polen und Ruß-
land sollen sich durch Eidschwur verbunden haben, nach Jerusalem zu-
rückzugchen, sobald der Weg dazu geöffnet sein wird, um dort unter
Beten und Fasten tue Ankunst des Messias zu erwarten.
Eoln, 20. Septbr. (Schluß deS gestern abgebrochenen Artikels.)
Der zweite Trinkspruch Sr. Majestät unseres Königs lautete: „Wir
daben das Glück, sin Mitglied des erhabenen Kaiseihauses her uns zu
sehen. Er hat die Gewogenheit gehabt, mein 16. Infanterie-Regi-
ment anzjlnehmen, und wir ist die hohe Freude geworden, ihn heule
m den Farben des Erzhauses an der Spitze dieses Regiments zu be-
grüßen, in den uralten Farben dieses Hauses, welche ihren Ursprung

nehmen von den Wällen von Acre. Der Name des hohen Gastes weht
uns an, wie die Bergluft der Hochalprn. ES lebe Se. kaiserl. Hob.
der Erzherzog Johann von Oesterreich!" — Der Gefeierte nahm
hierauf das Wort und sagte: „Der Kaiser, mein Herr, hat mich hier-
her gesandt, in dieses Lager. Das Eure königl. Majestät mir ein Re-
giment zu verleihen geruht, ist mir eine große Freude gewesen, denn
ich bin dadurch Mitglied eines Heeres geworden, welches in den Zei-
ten der Noch unerschütterlich dagcstanden und Großes Geleistet hat.
Vereint haben wir damals den großen Freiheitskamps siegreich bestan-
den. So lange Preußen und Oestreich, so lange das ganze übrige
Deutschland, so weit die deutsche Zunge reicht, einig sind, werden wir
unerschütterlich dastehen, wie die Felsen unserer Berge. — Gott erhalte
Eure Majestät!" — Nochmals erhob sich Se. Maj. der König und
sprach: „Ein seltener Kranz hoher Gäste, gekrönter Häupter und deut-
scher Fürsten hat sich hier versammelt; ein Theil von ihnen bat denk
blutigen Lorbeer bereits gepflückt, der andere ist bereit, dem Beispiels
zu folgen, wenn sich Veranlassung dazu finden möchte. Ich trinke aur
das Wobl meiner fürstlichen Gäste und füge den soldatischen Spruch
hinzu: Dem wohlerworv neu Ruhme der Einen und dem Nachstreben
der Andern!" —Zum Schluffe gedachte des Königs Majestät noch
einmal der Leistungen der rheinisch - wesiphälischen Heercsabtheilung mit
den Worten: „Ich trinke auf das Wohl des siebenten und achten Är-
merem PS, die auch in diesen Tagen ihre Schuldigkeit mit Freudigkeit
gethan und meine volle Zufriedenheit erworben haben. Sieleben
hoch!" — Wie alle diese herrlichen Sprüche in den Herzen der Anwe-
senden wiederklangen und sie zu einem feurigen Hochgefühle begeister-
ten, wird das Vaterland aus ihrem eigenen Munde vernehmen.
— Gestern Nachmittag ging hier die traurige Nachricht ein, daß
Morgens früh 2 Uhr in dem etwa 7 Stunden von hier unweit Eus-
kirchen gelegenen Städtchen Rheinbach ein furchtbarer Brand aus-
gebrochen sei und bei dem herrschenden Wassermangel eine bedeutende
Anzahl Häuser (die Angaben schwanken von 20 bis 40) in Asche ge-
legt habe. Sonderbarer Weise fehlen heute Nachmittag noch genauere
Nachrichten.
Königsberg, 16. Sept. Der Minister Mübler hat die Ober-
gerichte der Provinz Preußen aufgefordert, sich über die zu bestimmende
Amtstracht der Richter, falls das mündliche öffentliche Verfahren
allgemein eingeführt werden sollte, gutachtlich zu äußern. Seiner An-
sicht nach scheine ihm, da der Nichterstand sich am meisten dem geist-
lichen nähere, ein ähnliches Amtskleid am geeignetsten. Man könnte
etwa bei einem ganz schwarzen Anzuge den Richtern eine kleine goldene
Kette an der Brust als Abzeichen geben. Man wundert sich, daß über
diesen Gegenstand schon delibirirt wird, da noch gar nichts Bestimmtes
wegen Einführung des öffentlichen mündlichen Verfahrens festgestellt ist.
Unter den jetzigen Verhältnissen hält indessen der Minister eine Amts-
tracht für nicht erforderlich.
Brüssel, 18. Sept. Viele spanische Emigranten, Carlisten und
Cbrisünos, die sich in Frankreich und England aufhalten, haben sich
ein Rendezvous in Brüssel gegeben, um mit dem Herr Olozaga Unter-
redungen zu halten. Man versichert, daß diese Flüchtlinge die Absicht
haben, sich mit dem Herrn Olozaga zu verständigen, um so rasch als
möglich in ihr Vaterland zurückzukehren, wenn die Regierung ihnen ver-
bürgt, weder beunruhigt noch verfolgt zu werden.
 
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