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Mannheimer Morgenblatt — 1842

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No. 61
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Sonntag, den 13. März, i

1842.

No. 61

— Hcivclbcrg, 11. März. zg,,. hatten gestern früh 7 Uhr ein
vollkommenes Gewitter, unter Donner, und Blitzbegleitting; der The-
rometer st-ud auf ^ ?"!!' Während des ganzen Tages wüthete
ein heftiger n, so daß das Dampfboot von Heilbronn hierher,
gewöhnlich eintraf und dem auf der
^hr. schon mehrere ^chauÄradee gebrochen waren, sich genö.higt sah,
am tensettigen 1Uer zu landen, da es trotz aller Anstrengung den Lan-
dungsplatz n.cht erreichen konnte. Nach sechs Uhr heute früh, trat es
Wader seine Rene Strom aufwärts an —
Bis jetzt ist hier noch nicht bekannt geworden, wann die Urwahlen
für den Landtag beginnen sollen, indessen entfaltet eine gewisse Parthei
letzt schon alle Thatigkett, um ihre Candidaten durchzusetzen, ohne sehr
Lelicat rn der Wahl ihrer Mittel zu sei,,.
chch F-rerburg, 10. März. Unser Herr Erzbischof hat neuerdings
Unpäßlichkeiten zu eidulden gehabt, und es zirkulieren vor wenigen Ta-
gen beunruhigende Gerüchte über seinen Zustand, als dessen Versehen
mit den Sakramenten kund wurde. Einen unbeschreiblichen Eindruck
machte diese Nachricht auf die hiesigen Einwohner, welcher feierliche
Act jedoch, wie man hört, mehr die österlichen Zeit als irgend eine
Gefahr hervorgcrufen haben soll.
— Vor wenigen Tagen wurde dein Domkapitular und Professor
an der Hochschule dahier, Hrn. Dr. Hug, das Diplom eines Ehren»
bsirgers, hiesiger Stadt von unserem Gemeindcrath überreicht.
^ Carlsr«he, 11. März. Die hiesige Zeitung sagt: „Es ist die
-^achncht verbreitet worden, der gewesene Hofgerichtsrath, nunmehriger
^,'bcramtmann Sander habe seine Entlassung aus Großherzoal. Staats-
diensten genommen. Wir glauben dieser Angabe mit Bestimmtheit wi-
dersprechen zu können.
Ntlsitltt, 10- März. Seit einigen Togen hat der El'senbahiibau
auch bei uns werkthätig begonnen, und zwar zunächst mit dem schwie-
rigen Murgübergaiig, eine Viertelstunde oberhalb dem Dorfe Niederbühl.
Gernsbach, 10. März. Heute früh nach 7-Uhr schlug der Blitz
Ln die ThurmsPitze der katholischen Kirche dahier, und zündete das Ge-
bälk in der obersten Zusammenfügung an, das Feuer konnte jedoch
vermittelst kleiner Handspritzen schleunig wieder gedämpft werden; mit
größeren Spritzen >Mre sowohl wegen des engen Raums, als wegen
der beträchtlichen Höhe nicht beizukommen gewesen.
Berlin, 7. März. Wie weit die Duldung des Sektenwesens jetzt
geht, mag Folgendes beweisen. Vorgestern, an einem rauhen und
stürmischen Wintertag, erblickte man in der Mittagsstunde 18 meist ge-
brechliche Männer und 8 Frauen von einem eben solchen Zustande sammt
lyren Kindern an dem eine halbe Meile von hier entfernt gelegenen sogen,
^"""blsburger See, um dort nach Art der Mennvnitcn mehreren von
^ Wiedertaufe zu geben. Ihr in England ordinirter Prediger,
per Pe,ige Kupferstecher Lehmann, hielt zuvörderst eine gute Anrede, 'wo-
^ die Offenbarung Johannes gewählt, worauf ein geistliches
Lied avgestlmint wurde.
Nachdem sich nun die Männer und die Frauen in den zwei für sie
aufge,chlagcncn adge,änderten Leinwandzelten entkleidet, erschienen sie
in einem wettzcn dünnen Badehcmd, während erwähnter Prediger znm
Abzeichen ein schwarzes uberwvrfen hatte. Trotzdem obenerwähnter See
noch größtenteils 'Utt.Els bedE war, gingen die gebrechlichen Tau.
flinge mit einer Hast »ns Gaffer, ^ nur Begeisterung hervorbringen
konnte. Als sie bis an vre Arme im Wasser standen, tauchte einen
Jeden ihr ordinirter Prediger mit einer Geschicklichkeit unter, welche
nne große Praxis der Art voraussetzt.
Aus die Frage, warum sie nicht zu einer mildern Jahreszeit diese
Ccremonie vorgenommen, antworteten sie bescheiden, daß der Durst
nach dieser heiligen Handlung sie jetzt dazu sehr gedrängt hätte. Wie


wir hören, hatten Polizeibeamte «x ollloio diesem religiösen Unwesen
still mit zugesehen, um dem Minister darüber zu referiren. Wahrschein-
lich wird nun diesem Treiben ein Ziel gesetzt werden.
Paris, 9. Marz. Die Differenzen über die Etiguette-Frage,
welche zur Zeit der Anwesenheit des Grafen von Salvandy in Madrid
so großes Aufsehen gemacht, solle- in Folge unausgesetzter Communi
eation zwischen Spanien und Frankreich erledigt sein; hauptsächlich durch
Vermittlung und Unterhandlung zwischen Lord Aberdeen und dem Gra-
fen St. Aulaire wäre ein Vergleich zu Stande gekommen, nach wel«
chem der Rang eines Familienbotschafters von dem Gesandten Frank-
reichs in Madrid nicht mehr repräsentirt werden, sondern dieser fortan
einfach den Charakter eines bevollmächtigen Ministers haben und seine
Accreditive bei der spanischen Negierung, der Constitution von 1837
und der Interpretation der Cortes gemäß, dem Regenten überreichen
würde. Ferner wird behauptet, daß demnächst die Ernennung eines
bevollmächtigten Ministers Frankreichs bei der spanischen Regierung vom
„Monsieur" veröffentlicht werden und der dazu erwählte Diplomat sich
sofort auf seinen Posten begeben sollte; auch werde Hr. Olozaga bald
nach Paris wieder zurückkehren, um seine diplomatische Mission beider
französischen Regierung mit dem Charakter eines Bevollmächtigten wie
früher fvrtzusetzen.
Schwerin, 7. März. Heute Morgen 3'/- Uhr ist — wie bereits
im gestrigen Morgenblatt gemeldet wurde — unser geliebter Gcoßher-
.zog, Paul Friedrich, an einer Uutcrlcibsentzündung mit hinzuge-
tretenem kalten Brande gestorben. Die Kunde vom Tode dieses ge-
rechten und wohlwollenden Herrschers verbreitete allgemeine Trauer in
der Hauptstadt, die das ganze Land bald «heilen wird. Paul Fried-
rich, geboren den 13. September 1800, hat erst sein Mistes Lebensjahr
und sein Srcs Negierungsjahr vollendet. Sein Nachfolger, Friedrich
Franz, geboren den 28. Februar 1823, war auf die Trauerkunde
von der schweren Erkrankung seines Vaters von Bonn hierher geeilt
und am Sonnabend hier angekommen.
Vim Der spanischen Grenze, 6. März. Wir haben die Jour-
nale von Barcelona vom 3. d. erhalten. Sie melden, daß den Be-
richten zufolge, welche von allen Seiten her einträfen, die Entstehung
und Zunahme der aufrührerischen Banden, welche sich im Fürstenthmn
wieder gebildet, dem Clernö und einigen unzufriedenen Beamten zu-
geschrieben werden mußte; von diesen letzteren, die alte Anhänger des
Grafen d'Espagne seien, würden die Liberalen unterdrückt, und an
Agenten die von Barcelona kämen, um das Land aufzuwiegeln, Pässe
ercheilt. .
Neapel, 26. Febr. Großes Aufsehen macht Re Ermordung eines
jungen Mannes, der vorgestern Abends 7 Uhr in Toledo einem Herrn,
dem eia Bursche das Taschentuch zu stehlen im Begriffe war, znrief,
sich davor zu hüten, und deßwegen von einem Helfershelfer, welche
stets die Taschendiebe begleiten, einen Stich bekam, an dem er wenige
Stunden nachher starb. Einige ähnliche, jedoch in ihrem Ausgange
weniger traurige Fälle landen ui der letzten Zeit hier statt; allein je-
desmal gelang cs der Polizei, die Thäter zu entdecken. Die drei In-
dividuen, welche an dem oben angeführten Mord betheiligt waren, er-
hielten gestern auf offener Straße auf der gleichen Stelle, wo sie die
That verübt hatten, hundert Siockprügel, nachdem sie zuvor mit einem
Messer auf dem Rücken hängend durch die Straßen geführt worden
waren. Nach empfangener Strafe wurde der Mörder ven Gerichten
überliefert, und man sicht seinem Uciheil entgegen, denn die Prügel
galten bloß dem Vergehen, daß er ein Messer bei sich führte. Ein
Kerl, der in einer engen Straße neben dem Teatro dei Fiorentini ei-
nem Herrn den Mantel vom Leib riß und damit davon lief, rannte
der Schildwache, die auf den Ruf des Bestohlenen sich mit gefälltem
Gewehr in den Weg stellte, gerade ins Bajonnet und fiel todt nieder.
 
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