Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Mannheimer Morgenblatt — 1842

DOI Kapitel:
No. 54
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.32620#0217

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext

orgenölait

ISo. 34

Damstag, den s. März.

184S.

Hcibclbcrg, 28. Febr. ' Gestern Nachmittag brach bei dem Is-
raeliten Joseph Maier zu Nußloch Feuer aus, wurde jedoch durch die
Zlnstrengu'gen der alsbald herbcigeeilten Löschmannschaft nach Verlauf
einer halben Stunde wieder gelöscht. Ausser dem Dachstuhl, der ein
Nau^der Flamme wurde, ist nichts weiter verletzt.
(sinken, 23. Febr. Gestern Nacht zwischen 11 und 12 Uhr brach
in dem Hause des - ackers und Buschwirths K. Seiterle zu Hausen
Feuer auö, und gnff so schnell um sich, daß das ganze Haus in kur-
zer Zeit in Flammen stand und bis auf den Grund niederbrannte. Den
angestrengtesten tbattgjten Bemühungen der schnell herbeigeeilten Be.
wohner von .sausen, gingen, Friedingen und Schlatt gelang es in-
dessen, des Feuers in so weit Meister zu werden, daß dasselbe nicht
weiter um sich greifen konnte. . ^
Die Mobilien wurden sämmtlich gerettet; nur ein in der Scheuer (wo
das Feuer ausgekommcn seyn soll) befindlich gewesener Wagen, nebst
den dortigen Vorräthen von Heu und Stroh wurden ein Raub der
Flammen
Darmsta-t, 1. März. In der heutigen Sitzung der zweiten
Kammer der Stände wurde Bericht erstattet über einen Antrag: die
Ertheilung des Staatsbürgerrechts an nicht.christliche
Glaubensgenossen betreffend. Der Namens des dritten Ausschusses
erstattete Bericht lautet im Allgemeinen ablehnend.
Frankfurt, 3. März. Die Geldeinnahme auf der Taunus-
Bahn war iin Februar voriges Jahrs 13,100 fl.; ün-Februar dieses
Jahrs 13,530 fl., mithin ist dieses Mal 2450 fl. mehr erlös't worden.
Da die Frequenz fortwährend im Steigen ist, so darf man für die
Zukunft noch größere Dividenden erwarten, was für die Actienbesitzcr
erfreulich seyn wird.
Stuttgart, 28. Febr. In der Nähe von Ulm fand vor kurzem
zwischen eine», bayerischen und würtcmbergischen Offiziere ein Duell auf
Pistolen statt, worin erster« eine nicht unbedeutende Wunde erhielt. Auch
in Tübingen ist nach dem Vorgang von Heidelberg das Berboot der Duelle
geschärft worden.
Cöln, 1. Marz. Ein freudiger Anblick ist die Rührigkeit und
Thätigkcit in den Bauhütten des Doms; Werkstücke, Basaltsäulen und
Bruchsteine sind an der Südseite auf dem Domhofe schon aufgefahren,
wo eben mit dem Fortbaue begonnen werden soll, nämlich mit der
Fundameutiriiug des südlichen Krcuzfliigels, und diese vorbereitenden
Anstalten allein wecken schon den Muth, erfüllen mit Freuden die Seele
aller Freunde des heil. Baues; denn bald dürften wir erwarten, daß
sich der weite Plan des Domhokes zur Bauhütte umgcstaltet, wie er
<6 zu Anfang des vierzehnten Jahrhunderts war.
Berlin, 28. Febr. Der Besuch, welchen der Prinz Albert, Ge-
mahl der Königin von England, in diesem Sommer in Coburg am
hiesigen Hofe und sodann im Lager beim Schlosse Brühl (im preuß.
Regte»ungsbeflrk Cöln) machen wird, scheint entschieden, da bereits
Befehle' dw sich «uf das letztere Verhältniß beziehen, an die betreffen,
den Behörden ergangen sind.
Neustadt a. d. O., 27. Febr. Vor mehreren Tagen wurde
das unweit von hier gelegene Dorf, Namens Nuhna, von einem ent-
setzlichen Geschick vnroffen. Nachmittagöstunden des 18. d. M.
begaben sich vier Kinder von sechs h,s zehn Jahren, blühend und le-
bensfroh, auf einen mit Cts belegten Teich, um zu huschiln. Unglück,
lichcr Weise drangen steter zu wen vor und geriethen dadurch auf
kine sogenannte warme Stelle, wo sie sämmtlich einbrachen und in dem
großtentheile mit Sumpf angcfulltcn Teiche augenblicklich ihren Tod
fanden. Erst nach Verlauf von cmrgen Tagen gelang es, ihre Leiche
aufzufinden und ans Tageslicht zu fordern. Unter ihnen befand sich
ein Geschwisterpaar, Kinder nicht sehr bemittelter Eltern. Die Ver-
unglückten wurden am 24. d. feierlich zur Erde bestattet, bei welcher

Gelegenheit man den bedauernswerthen Eltern vielfache Beweise unbe-
gränzter Theilnahme zu erkennen gab.
Dresden 25. Febr. Das Widerstreben, nach Neugroschen zu
rechnen und die Preise danach zu stelle», hat jetzt eine Ministerial-Be-
kanntmachung veranlaßt, daß, wer vom 1. April an, in irgendeinem
Verhältnisse des inländischen, öffentliche», gewerblichen Verkehrs, anders
als nach Neugroschen rechnet, in Strafe verfallen wird.
Colmnr, 28. Febr. Man hat in unserer Gegend, in Thann
nämlich, die traurige Entdeckung gemacht, daß sich mehrere Personen
mit Falschmünzerei abgaben. Es sind bereits mehrere Verhaftungen
erfolg». Unsere Behörden haben ln langer Zeit nicht so viele Krimi-
naluntersuchungen einleitcn müssen, wie das in den letzten Monaten
der Fall war. Einigen Brandstiftern ist man ebenfalls auf der Spur,
.jedoch stellt sich heraus, daß dieselben durchaus nicht jener Bande an-
gchörtcn, die in der nahen Schwei; so viel Unheil anrichtete.
Paris, 1. März. In der gestrigen Sitzung der Deputirteukammer
hat H. Grizot auf eine Interpellation des Abgeordneten Glais-
Bizoin erklärt, Cabrera sey nicht nach Paris gekommen; er habe
um Ermächtigung dazu gebeten, sie sey ihm aber abgeschlagen worden.
(Cabrera selbst schreibt aus Lyon 21. Febr. an die France, er
habe wohl gewünscht, sich wegen persönlicher Angelegenheiten und nicht
um politische Plane zu fördern nach Paris begeben zu können; es sey
ihm aber von einer Autorität, die er stets ehren werde, untersagt worden.)
^ — Aus Madrid, 22. Febr. vernimmt man, daß Marliani
m der Sitzung des Senats den Conseilpräsidenten Gonzaleck inter-
pellirt habe in Bezug auf die Unterhandlungen der spanischen Negie-
rung mit Hrn. von Salvandy. Der Minister weigerte die Vorlegung
der treffenden Aktenstücke aus dem Grunde, weil die Unterhandlungen
mit der französischen Regierung noch im Gange seyen. Die Inter-
pellation hatte keine weitere Folge.
London, 26. Febr. Bei den Assiscn zu Lonth haben mehrere
Verurthcilungen wegen Tumults und Gewaltthätigkciien bei den letz-
ten allgemeinen Wahlen stattgehabt. Drei Kerls wurden überwiesen,
einen Wähler unter der Drohung, ihn zu erschießen, nackt ans dem
Bette fortgeschleppt und in einem Boot aufs Meer gebracht zu haben,
wo sie ihn 11 Stunden laug fefthieltcn, um ihn an Abgebmig seiner
Stimme zu verhindern.
— Privatbriefe aus Jerusalem vom 27. Jan. melden die Ankunst
und den öffentlichen Einzug des evangelischen Bischofs von
Palästina in die Stadt David's unter Umständen von günstiger
Vorbedeutung.
Brüssel, 28. Febr. Heute hatte die Eröffnung des Prozesses der
in das orangistische Complott verwickelten Personen statt. Viele Neu-
gierige drängten sich zu. Die Behörde hatte es nicht für nötbig ge-
funden, besondere Sicherheitsmaßregeln zu treffen. — Die Stücke, wel-
che in der Sache des Komplotts zur (Überführung dienen sollen, finv
gestern in das Local des Aflijenhofeü gebracht worden; sie bestehen in
-4 Kanonen, 23 Flinten, 1e säbeln, 3 Earabincr».
St. Petersburg, 19. Febr. Der höchsterfolgte Consens zur
Ausführung einer Eflenvahn zwischen beiden Hauptstädten des Reichs,
Len erst in der vergangenen Woche die nordische Biene hier allgemein
veröffentlichte, bildet jetzt m unfern öffentlichen und Privat-Salons das
Tagesgespräch. Alle Klaffen der Bevölkerung finden sich bei dieser
wichtigen Unternehmung mehr oder milder stark interssirt, vor allen je-
doch die dem Handel und der Gewerb-Industrie Rußlands den kräft-
igsten Aufschwung erwarten. Unter die besondere Inspektion des Groß-
fürsten-Thronfolgers gestellt, wird sie unfehlbar rasch ihrem Zeile ent-
gegengeführt werden. Man hofft sie zwischen sechs bis sieben Jahren
ganz vollendet zu sehen. Zu den dabi auszuführenden Arbeiten soll
zum Mehrtheil das jetzt reducirte Militär verwendet werden.
 
Annotationen