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Mannheimer Morgenblatt — 1842

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No. 71
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No. 7L

Freitag den 25. März.

1842.


Wegen des h. Charfreitags erscheint morgen kein Blatt.

-T « 6 « s d e r r O r.
^^i der heute stattgehabten Wahl der
^ Distrikt wurden ernannt- 1) Gemeinde-
„th Bautz 2) Blerbrauer Roos, 3) Kabinetssecretär Mittcll, 4) Kauf-
0) Staatsrath Nebenius, 7) Ge-
.„enidr'Mh Hrlmle, ^ Oberst,ieu.enant v. Renz.
^ Der geh. Rath und Regicrunsdirektor v.
.ua wuree hiute z Deputaten der Universität mit eminenter Stim-
davon, daß der verstorbeneErz-
^ I. » , ? be Stiftung zu einer barmherzigen Schwcsteranstv.lt
gemacht liabe; wenn es sich bestätigt, so ist dies ein Vermäcblnisi wel-
ches höchst wohlthatig für die Stadt Freiburg seyn würde. '
Waldürn, 20. März. In verflossener Nacht nach 10 Uhr ae-
ntth Conrad Kaufmann, ein junger, lediger Mann vo» 23 Jahren
mit dem ledigen Burschen Jos. Mai, beide von hier, bei'm Nachhause-
gehen auf der Straße in Wortwechsel, in Folge dessen jener von die-
sem einen Messerstich in den Unterleib erhielt, woran Kaufmann diesen
Morgen starb. Der Thäter ist in Hast und Untersuchung.
Grafen Hausen, Amts Bonntorf, 17. März. Einem hiesigen
Bürger erkrankte schon vor etwa 10 Tagen ein Ochs, den er der Pflege
dee Ortölhierarzteo übergab. Dieser nahm Symptome an dem Thiere
wahr, dir einen ihm fremde» Karakter trugen, so daß er sich veran-
laßt sah, den Fall zur Kenntniß des Physikats zu bringen, das auch
gestern eme Untersuchung dcS kranken Thieres vornabm, wobei es als
der Math verdächtig befunden wurde. Zum Zwecke weiterer Beobach-
tung ist der Ochs nun in einen abgelegenen Stall gestellt worden.
Der Ursprung dieser Krankheit ist unbekannt.
Augsburg, 21. Marz. Nachrichten aus Constan tinopel vom
2. März, welche eben cintreffen, melden einen wilden Ausbruch der
Drusen gegen die englischen und amerikanischen Missionäre, deren Nie-
derlassungen sie zerstörten, deren Bücher und Handschriften sie ver-
brannten. Auch mehrere maronitische Klöster sollen beraubt und ver-
heert worden seyn. Noch dauerten in Constcmtinopel die Protestationen
siegen den türkischen Gouverneur im Libanon; die Pforte wollte nicht
nachgeben, aber Jzzctö Herrschaft schien dem Ende nahe.
München, 20. März. Nach hier angelangten Privatnachrichten
aus Nssabon steht in Aussicht, daß Ihre Majestät die Frau Herzogin
von Braganza im Frühjahre 1843 in München eintrcssen, und nach
w"rte^"' Verweilen von hier aus eine Reise nach Brasilien antreten
^0. März. Die geheime Polizei soll, wie man sagt, auf
KLariS aufgehoben werden.
. lXabinets^'»-^^' Gerüchte von eurer bevorstehenden Modifikation
^ soll das"o-^-^ute an der Börse einige Consistcnz. Die Zuk-
kerfrage > in's Schwanken gebracht haben, da die Ver-
tagung ^^,,^^^/niwurfs sowohl in den Seehäfen, wie in den
«ckkrbautretbrndkn Departcmcnten einen höchst ungünstigen Eindruck ge-
macht hat, so daß wau au ^ Börse, wenn das gegenwärtige Kabiuet
^eibeir will, eine ^erläge desselben bei den nächsten allgemeinen
Wahlen zu besorgen schewt. -- Die Handelskammern von Havre und
-ssanti's haben Ul Folge der von dem Ministerium beliebten Vertagung
k'"" definitiven Eutsch"düng der Zuckerfraae ihre Entlassung gegeben
. d" Handelsstaud ron Bordeaux h^ förmlich erklärt, daß ihm,
' das Ministerium auf diesem Bcschlusse beharre, nichts anderes
ulmg bleibe, als bei den Wahlen ans diese Maßregel zu antworten.
Die Anzahl der Individuen, die sich gegenwärtig in den Ge-

fängnissen von Paris in Hast befinden, beläuft sich aus nicht weniger,
als 10.000
— Es heißt, Victor Hugo und Jules Janin würden bei
deu nächsten Wahlen als Caudidaten auftreten.
Lyon, 8. März. Die Journale des mittäglichen Frankreichs ha-
ben vor Kurzem von der fürstlichen Freigebigkeit eines jungen Deut-
schen gesprochen, der überall unerhörte Trinkgelder und Spenden aus-
getheilt und sogar in Air Gelo aus dem Wagen unter die Menge gewor^
fen habe. Hier angekommeu, hat derselbe sich zu einem protestantischen Pfar-
rerbegeben und ibm für die protestantischen Armen 200 Fr., für die protestan-
tischen Schulen ein Geschenk von 100 Fr. cingevändigt. A-chuliche Summen
sind von ihm au andere protestantischen Gemeinden in Montpellier und
Nismes Übermacht worden. Zur Ausfertigung eines Empsangscheiues
über seinen Namen gefragt, hat er sich Friedrich Gustav genannt und
sich für einen Abkömmling Gustav Adolfs ausgegxben. Er hat erklärt
aus Bielefeld zu sein, jetzt aber in Frankfurt zu leben. Einige haben
ihn, mit Unrecht, für einen Sobn des Colonel Gustavson gehalten,
andere für einen preußischen Emissär. In der That hat er Hoffnun-
gen über baldige Gestaltungen der protestantischen Kirche aus-
gcspro^M, die sich an ähnlich öffentlich verlautbare Wünsche anschlie-
ßcu. Dieselben möchten aber eben so wenig ausführbar als ihre Ver-
wirklichung heilbringend sein.
London, 19. März. Gestern kam es im Unterhaus zn lebhaften
Debatten über die proscctirte Einkommensteuer. Baring, Howick und
Russell (Glieder des verdrängten Wbigcabinets) erklärten, sie würden
sich der Peel'sckcn Bill nach Kräften widersetzen. Sir Robert Peel
nahm darauf das Wort, rechtfertigte seine Maßregel auf den Grund,
daß ihm die abgetretene Regierung ein starkes Deficit, das gedeckt
werden müsse, als Erbschaft binterlasseu habe, und erponirte dann den
Mechanismus der beabsichtigten Erhebung der Jncome-Tar. Im All-
gemeinen soll der Modus von 1816 beibehalten werden; das Stempel-
und Taren-Amt wird die treffenden Beträge einsammeln; Einkommen
vom Erwerb durch Handel soll nach einem Durchschnitt der letzten drei
Jahre firirt werden. Labouchrre vertheidigte das Whigcabinet gegen
die Angriffe des Ministers; die weitere Berathung ward aut den Mon-
tag ausgesetzt. ^
— Gestern durchzog eine große Anzahl das Westende,
der Stadt mit Tafeln, auf welchen stand „keine Knegssteuern! keine
Einkommensteuer! keine Inquisition!"
— Die Anstalten zur Vermehrung der Armee in Indien schreiten
rasch vorwärts. Nach der „Naval und Milüray Gazette" werden sich
das 10. und 78. Regiment unverzüglich zu Chatam nach Indien ein-
schiffen; jedes derselben wird, wie alle indischen Regimenter, über
1100 Mann zählen. — Das „Dublin, Register" zeigt an, daß das
88. Regiment, welches erst vor wenigen Jahren aus Ceylon zurückkehrte,
Befehl zum Abmarsch von Richmvnd und zur Einschiffung nach Indien
empfangen habe, und setzt hinzu, daß die Anwerbung von Rekruten
sehr schwierig und das Handgeld schon auf 11 Pf. St. gestiegen sey.
Das 86. Regiment zu Cork, welches für das Eap bestimmt war, soll
ebenfalls direkt nach Indien abgehen, und das 84. Regiment zu Li-
merick sah dem gleichen Befehle täglich entgegen.
Haag, 19. März. Von der bevorstehenden Ankunft Sr. Maj.
des Grafen von Nassau weiß man auf dem Loo nichts bestimmtes,
doch glaubt man allgemein, daß derselbe vorerst einer Einladung des
kaiserl. russischen Hofes nach Petersburg folgen und erst zur Vermäh-
lung der Prinzessin Sophie nach Holland kommen werde.
 
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