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Mannheimer Morgenblatt — 1842

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No. 66
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No. 66

Samstag- den 19. März.

1842.

Aus der I"iburger Zeitung No. 75 vom 16- März 1842.
Herr Redakteur! - lle badischen Zeitungen und auch die Ihrige
«heilen nicht "oö ^ ^er munstenellen Wahlrescripte mit; sie gaben
auch den früheren ich fftjtellen Artikel der Carlsruhcr Zeitung
gegen die Mehrheit ^ ^fgelosten 2. Kammer. Die Freiburger
Zeitung vom .. D ä "der gab «„ch noch ein sehr merkwürdiges
Schreiben elner ang lrchen Bürgermeisters vom Schwarzwald,
ebenfalls enthaltend ehrenruhrrge Angriffe gegen die Mitglieder jener
Mehrheit. ^
Obwohl nun bekanntlich die Censur bisher nichts zu Gunsten jener
Männer durchücß, so kann ich doch, ehe ich es gesehen habe, nicht
glauben, daß Sie Hr. Nedacteur, und Ihr Herr Censor es mit Ge-
rechilgkcit und Ehre .r^ hielten, einem Mitglied jener
Mehrheit selbst für eme einfache Zurückweisung öffentlich ausgesproche-
ner ehrenrühriger Angriffe gänzlich den Mund zu verschließen. Ich
will aber, um jedsn denkbaren Vorwand dazu abzu chneiden, mich darauf
beschränken, auf die Landtagsversammlungcn und auf das bisherige
öffentliche und Privatleben dieser Männer der Mehrheit hinzuweisen,
und an das leidenschaftslose Nrtheil unserer Mitbürger zu appellircn,
ob sic annehmen können, daß wir gegen unsere redliche Ueberzeugung
von unserem Verfaffungseid handelten, als wir glaubten, in Bezie-
hung auf eine.Verfügung, welche bereits die Herrn Minister feierlich
als ihr Werk erklärt hatten, durch eine einfache Verwahrung die aller-
wichtigsten Verfassungsrechte, und die für heiftame Wirksamkeit wesent-
liche Ebre der Volksrepräsentation schützen zu müssen? Auch in Bezie-
hung auf die neuen Wahlen will ich mich auf die möglichste Erkaltung
eines verfassungsmäßigen Zustandes und der Ehre und des Wohls des
badischen Volks, wofür die gegenwärtigen Wahlen entscheidend sein
wilden, mit dem frommen Wunsche begnügen, daß de» Bürgern und
Wahlmänncrn wirkliche „Freiheit der Wahlen" bleiben möge,
und daß sie von keiner Seile versucht würden, auch nur einen Augen-
blick die heiligen Eide der Wahlmänner und der Dcputirten'(im
§. 72 derWahlordnung und im §.69 der Verfassungurkunde)
zu vergessen, i" Gemäßheit welcher beide lediglich: „nach ihrer eig-
nen Ueberzeugung von den Verfassuugs Pflichten" und von dem „Be-
sten des ganzen Landes" ohne Rücksicht auf besondere Vvrtdeile
für sie oder andere besondere Personen oder Orte abstimmen sollen.
3n Gemäßheit dieser verfassungsmäßigen Eide bleiben also zur Ein«
Wirkung auf Wahlmänner und Deputirte nur eine allgemein glei-
che und freie Gedankenmitthcilung und Belehrung über das wahre
Wohl des ganzen Landes und über die Persönlichkeiten rechtlich
möglich, während jede etwaige Verheißung oder Drohung solcher be-
ton deren Vortheile und Nachthcile und einer sie bestimmenden höhe-
"" Ungunst wegen jenen Abstimmungen als Verführungen
zum 4Neme,d der gerechten Ahndung zu überweisen sein würden.
Ein Mitglied der Mehrheit der aufgelösten
2. Kammer.

Frankstlit, 17 März. Sicherm Vernehmen nach hat sich die
Kölner DampsschlMhnsgesrUschaft mit dem Tauiius-Eisenbahn-Comitö
dahin verständigt, daß dieses den Dinst nach den Vorschlägen ersterer
einrichtet, dagegen vle Fahrten der Dampfschiffe auf dem Main unter«
bleiben.
. — Der erwachende Fruhlig zeigt bereits eine große Bauthätigkeit
m unserer Stadt; wir werden m diesem Jahre wieder viele neue Ge-
bäude in und ausserhalb der Stadt erstehen sehen. Das neue Börsen«
gebaude wird aber erst im nächsten Zahre vollendet werden.
Eelle, io. März. Am 2ü. Febr. wurde hier der Geburtstag
de« Herzogs von Cambridge, ehemaligen Vicekönigs von Hannover in

verschiedenen Kressen festlich begangen. Seit der Herzog das Land ver-
ließ, pflegt diese kleine Demonstration alljährlich hier wiederzukehren.
Bei dem Festmahle, welches diesmal in einem höhern Kresse gegeben
ward, brachte ein anwesender Adoocat den Toast aus: „Die Depu-
tirten, die es mit dem Wohle des Landes ehrlich meinen!" Ein hoch-
gestellter Militär crwiederte darauf: „Meine He n', wo solche Toaste
ausgebracht werden, darf ich nicht bleiben," und t5 Oberappellations-
räthc folgen seinem Beispiele, den Saal verlassend. Der Ehef der
hiesigen Zustizkanzlei, Graf K., war jedoch anderer Meinung; er sah
nichts Verfängliches in dem Toast und glaubte, daß ein Jeder es mit
dem Wohle des Landes ehrlich meinen müsse. Er blieb bei der Ge-
sellschaft.
Berlin, 15. März.^ Se. königl. Hoh. der Kronprinz von Baiern
ist nach München, und Se. Durchl. der regierende Herzog von An-
halt-Dessau nach Dessau abgereist.
Hamburg, 12. März. Am heutigen Tage sollten die Ratificationen
der Namens der neuse. ländischen und einer deutschen ColonisationS-
Gesellschaft über den Ankauf der Chatam-Inseln abgeschlossenen Ucber-
cinkunft ausgewechftlt werden. Man hat sich indeß über einen Auf-
schub dieser Auswechselung verständigt, um die dadurch gewonnene Frist
zu einer Erledigung der völkerrechtliche» Vorfrage und zu vollständiger
Constituirung der Gesellschaft zu benutzen, deren Grund in Hamburg
durch Aktienzeichnung gelegt worden. Eine Verzweigung dieser Ge-
sellschaft über Deutschland erscheint in mehr als einer Hinsicht wün-
sch enswcrth.
Paris, 15. März. Der König und die Königin der Belgier sind
nächster Tage erwartet und werden 14 Tage zu Paris verweile».
— Der Salon ist gestern eröffnet worden. Man sagt, die Zu-
lassnngojurp habe über fünfzig Gemälde, deren Gegenstände Sce-
nen aus dem Leben der Madame Lafarge darstelltcn, abgewiesen.
— In den letzten Tagen war das Gerücht in den legiti'mistischen
Salons verbreitet, das Tuilericnkabinet habe eingewilligt, den Don
Carlos wieder in Freiheit zu setzen, und dieser wolle sich nach Italien
hegeben; allein der englische Botschafter habe dagegen protestirt, daß
man dem Don Carlos erlaube, Bomges in einem Augenblicke zu ver-
lassen, wo ganz offen die Rede von einer carlo christinischen Verschwö-
rung gegen die Regierung Espartcro's sei.
— Nach einem Privatschrciben aus London hat das englische Ca-
binet vor einigen Tagen dem Hro. Guizot eine Note zustellen lassen,
worin derselbe anfgefordert wird, positiv zu erklären, ob er den Durch-
suchungsvertrag ratifiziren wolle oder nicht, da es unmöglich sei, irgend
eine Modistcation des von vieren der contrahirenden Mächte ratificir-
ten Vertrages eintreten zu lassen.
London, 12. März. Capitain Tuckett, der lange in Ostindien
war und mit den dortigen Verhältnissen bekannt ist, hat ein Schreiben
an die Jonrnale gerichtet, worin er dre Glaubhaftigkeit des mitge-
tlieillcn Berichts über die Vernichtung des aus Cabul ab^'wgenen
Truppencorps in Zweifel stellt. Der gedachte Bericht gründet sich
auf ein Schreiben aus Jellalabad vom 18. Jan. Nun aber hält es
Tuckett für unmöglich, daß man am 1. F,br. — dem Tage der Ab-
fahrt des Dampfschiffs — zu Bombay Nachrichten vom 18. Jan. aus
Jellalabad gehabt haben könne; auf dem kürzesten Weg würden dazu
24 Tage erfordert. Tuckett meint, die Hiobspost, welche so schmerz-
lichen Eindruck gemacht habe, sei nichts mehr als ein Bazargerücht,
das zu Bombay vor Abgang des Dampfboots ausgesprengt worden.
Lissabon, 2. März. Ein Bando des Gemeinderaths der Haupt-
stadt verordnet, daß bei Gelegenheit der bevorstehenden Niederkunft
der Königin vier Tage hindurch öffentliche Festlichkeiten statlhaben sollen.
— Die Charte Don Pedro's ist nunuehr in allen Theilen des König-
reiches preclamirt worden.
 
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