Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Mannheimer Morgenblatt — 1842

DOI Kapitel:
Beilage zum Mannheimer Morgenblatt No. 123
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.32620#0493

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Beilage z«m Mannheimei Morgenblatt
No. 123.

Erklärung.

11162^1 Wir/ bei dem in diesem Blatt zum Gegenstand der Besprechung ge-
wordenen Fackclzug beteiligten Landbewohner, kenne» Herrn Posthalter Buchcrer
in Dingl>"^^ 6"l, um dem Gedanken Naum zu geben, daß er sein Wort
breche und auf die Gegenerklärung ,» No. 110 dieses Blattes abermals antworte.
Diese ist gleich der Frühem in Ny ^ voller Lügen, daher wir uns berufen fühlen
nicht nur jene Erklärung des Hrn. Bucherers zu bestätigen, sondern noch beizufü-
gcn, daß er in seiner Erklärung z„ schonend gegen den Verfasser jenes Lügen-Ar-
tikels ausgetreten ist. Es wird Niemand auffallend sein, daß Hr. Buchcrer gegen
jenen Artikel die Feder ^ergriff, da Derselbe, wie wir, nicht Stadt-, sondern Land-
bewohner ist, u»d der Fackelzug von de» Landleuten Herrn Völker, als deren er-
wählter Dcputirter auf einer große» Zahl vierspänniger Wagen mit Fahnen und
Musik dargebracht wurde. Wie es sich mit jener Angabe, die Fabrickarbciter betref-
fend, verhält, so mag genügen, daß Gemeinderäthe und BürgerauSschuß-Mitglie-
ver nebst ehrbaren Bürgern von Wittcnwcicr, Allmanusweier, Langenwinkel, Ding-
lingen, Mietcrshcim, Hugsweicr, Kürzell, Schütter», Mcißcnheim u. s. w. sich
auf den Wagen befanden. Lügenhaft ist es zu behaupten, Hr. Buchcrer habe ge-
sagt: nur bei ihm könne das Wahre vernommen werde», denn auch bei viele»
Andern ist jenes Verzcichniß, der beim Fackclzug wirklich Bctheiligten, einzuschcn.
Wir wissen, daß Hr. Wucherer für sich frei handelt und keiner Versprechung be-
darf, hätte sich Derselbe — wie man es auch bei uns und vielen Andern zu thun
versuchte — durch Versprechungen oder andere Vorspiegelungen wollen verleiten las-
sen, so hätte er auch eine andere Parthie ergriffen.
Wir glauben, daß Niemand zu finden ist, welcher so sehr durch Versprechung
geleitet wurde, wie jener Correspondent, um sein tief hcrabgckommeneS Geschäft eini-
germaßen zu heben; sollte cs Demselben wieder einmal einfallcn, von einem hcrab-
gekommenen Rothgerber zu schreiben, so betrachte er sich und sein Geschäft, wir
können darin keinen Aufschwung finden; es wird bei ihm, bei den Versprechungen

bleiben.
Bei der sich anmaßenden Allein-Weisheit und Verfechtung der öffentlichen An-
gelegenheiten bleibt ihm jedoch die Hoffnung wie jenem Gewissen: General oder
Corpora!, resptv: Bürgermeister oder gar Ausrufer der Stadt Lahr zu werden.
Daß die Landbewohner nicht von 1 bis 2-/, Stunden Weges hergekommen
sind, „m Unordnung in Lahr zu machen, wird jedem einleuchten; jene Beschuldi-
gung kommt immer wieder auf eine gewisse Gegcnpartbie, die noch mehr gesucht,
wenn wir Gelegenheit dazu gegeben hätten.
Was die erwähnte Bittschrift betrifft, so wollen wir dieses nicht untersuchen,
glauben jedoch, was die angeblichen Unterschriften anbclangt, daß wir, obgleich
keine Fabrikanten, Rentiers u. s. w., unS in der Ehre ebenso rechnen dürfen; denn
nicht Reicht,,^ ,,„d Berühmtheit gilt hier allein. Da cs sich nun aber hier um
Allein e von Namen handelt, so können wir mit der größten Freude erwähnen,
oai , >o>a d das Scrutinium der Wahlhandlung bekannt wurde und der durch das-
Dmgttnge», 22. Mai >842.

selbe zum Deputirten erwählte Herr Völker, durch eine Deputation dreier dekorir-
ter Wahlinänner abgeholt ward, demselben bei der Ankunft beim Nathhaus ein so
rührender und herzerhebender Empfang zu Theil wurde von den ersten Staatsbe-
amten, Professoren und andern ehrbaren Bürgern der Stadt Lahr, daß alle, in
großer Zahl Umstehenden, lebhaft ergriffen wurden. Somit wird auch der, von
uns Landleuten in freudigem Gefühl über den Sieg des Hrn. Völker, Demselben
dargebrachtc Fackelzug jedem unbefangen in wahrem Licht erscheinen: Sollte jedoch
eine hochbetagte Dame sich dadurch beleidigt gefunden haben, oder sollte dieselbe
vielleicht gar an ihrem Eigenthum irgend Verletzung erlitten haben, so geben wir
dieß einer gewissen Gegenparthie zur Verantwortung anheim; denn von allen Land-
leuten verließ auch nicht Einer seinen Wagen beim Zug durch die Stadt.
Wir bezeugen ferner, daß Hr. Posthalter Buchcrer keine Fackel trug, ob-
gleich er, wie wir andern, sich keine Unehre daraus gemacht haben wurde; die
Fackelträger waren auf den vier Ecken eines jeden Wagens, während Hr. Buchcrer
in der Mitte eines desselben zwischen Gemeinderäthcn und andern Bürgern saß.
Immer!-:» würde sich jeder von den Betheikigtgcwescnen schämen, wenn er in einer
Gesellschaft gefahren wäre, die aus Individuen bestünde, wozu jener Lahrer Eor-
respondent von No. 94 dieses Blattes gehört. Jeder Wagen brachte seine Fackeln
mit, hieraus beurtheile man die dahin bezügliche Angabe jenes verleumderischen
lichtscheuen Correspondenten. Eben dieser hätte wahrlich am Besten gethan, von Anfang
zu schweigen und seinen längst bekannten Karakter, der ihn schon auf eine hohe
Stufe führte, nicht abermals zur öffentlichen Schau aufzustcllcn. Was die ruhige
und ehrenvolle Haltung des zweiten Tages anbelangt, mögen die Betreffenden sich
zu gut halten, wir denken davon, was uns gut dünkt; hinreichend ist's übrigens,
daß der Correspondent sie rühmt; wir nehmen ihm das Vergnügen nicht. Was fer-
ner Serenade und den Singverein anbclangt, so sind unseres Wissens in Lahr auch
Schuster, Schneidergesellen u. s. w. beim Vereine, dieß sind nun auch Arbeiter:
find sie aber deßwegcn schlecht zu nennen? ,
Wir sagen: Nein, eben so wenig als wir die Fabrikarbeiter niedriger, als
die Menschenstufe, stellen, wie es jener Correspondent thun möchte; auch haben wir
Niemanden wehren können, nachzufahren oder nachzugehen, um seine Freude darzu-
thiin, sei es dann hoch oder nieder, reich oder arm, auch ohne eingeladen gewesen
zu sein. Was das zur Einsicht gelangen betrifft, so hat jener Correspondent in sei-
nem ganzen Leven noch keine gehabt. Man lasse übrigens jedem seine Meinung. Zum
Schluffe noch, sagen wir, daß alle beim Fackelzug Mitgcfahrenen, selbst wenn Fab-
rikarbeiter nachgefahren oder nachgcgangen sein sollten, gewiß auf höherer Bil-
dungsstufe stehen, als jener Correspondent. Auch ist dieß unsere Erste und Letzte
Erklärung.

Zm Namen der übrig Bctbeiligtcn:
G- N. Wagner.
Gemeinderath Ringwald.
Gemcinderath Staigcr.
Gcmeinderath Grafmüllc r.
Gemcinderath Sichert.
Gemeindcrath Wickert.
Ausschußmitglied Acttcnacker.
Ausschußmitglied Müller.
Ausschußmitglied G. Siefert.
Ausschußmitgiied Bl iß.
Ausschußmitglied Berne.
Ausschußmitglied C. Siefert.
 
Annotationen