No. 308.
Freitag den 30. Dezember.
1842.
-j- Mannheim, 29. Dez, Heute Vormittag fand die
Wahl eines ersten Bürgermeisters für hier Statt, da mit dem
Schluffe dieses Jahrs die 6 jährige Dienstzeit des Hrn. Jvlly zu
Ende geht.
Von 241 Wahlberechtigten erschienen 2.05 Wähler. Herr
Jolly erhielt 156 Stimmen, somit die absolute Majorität. Er
wurde sogleich von der Staatsbehörde als erster 'Bürgermeister wie-
der bestätigt.
. Tagst» ericht. *
-j- Obertsroth im Murgthale, 27. Dez. Der in Nr. 305 von
Weffcnbach erschienene Artikel ist dahin zu berichtigen, daß der Schul-
knabe sich die Gurgel nicht völlig durchg, schnitten, und man ihn, viel-
leicht zur rechten Zeit noch röchelnd mit dem daneben legenden Raffr-
wesser gefunden Hst. D-r 13jährige Knabe ist ein VMsie, besitzt ein
nicht unbedeutendes VerWgen, lebt bei u»bescholtenen Bürgersleuten
in Diensten, und weder von da, noch weniger von der Schule sr 1
hat er zu seinem unglücklichen Vorhaben Veranlassung gesundst. Noch
trauriger erscheint es allerdings, daß dieser Schuljunge sich äußerte,
wenn er auch für diesmal mit dem Leben davon kommcn müßte, er
doch mit nächster Gelegenheit das einmal begonnene Werk durchzusctzen
wissen werde.
StoiLach, 26. Dez. Gestern Abend ^7 Uhr brach in der hie-
sigen Zuckerfabrik Feuer aus, das, geuäh . durch viele brennbare Ma-
terialien, in Zeit einer Viertelstunde das ganze Gebäude in Flammen
hüllte. Durch geleistete thätige Hülse find jedoch zwei Nebengebäude
gerettet worden. Die Fabrikgebäude sind assekurirt:
1) Im badischen Phönix mit 16,000 fl.
2) Im französischen Phönir mit 75,000 fl.
3) In der aachener und Münchener Feuerversicherung mit 42,000 fl.
4) In der allgemeinen landesherrlichen „ mit 50,000 fl.
Zusammen 183,000 fl.
Aus -er bayerischen Pfalz, 23. Dez. Man giebt bei uns
alle Hoffnung auf, eine Eisenbahn zu erhalten, denn die Negierung
scheint nun einmal für die Erbauung eines Schienenwegs in unscrm
Kreise nicht günstig gestimmt zu seyn. Es steht zu befürchten, daß sehr
bald die Kohlengruben an der Saar von den Franzosen mehr benutzt
werden, als von den Deutschen. — Man spricht von einer demnächst
erfolgenden Bundesiiffpicirung der Festung Germcrsheim, deren Bau
sehr weit vorgerückt ist.
Würtemberg. Nach einer Bekanntmachung im neusten Regier-
ungsblatt werden drei polizeiliche Beschäftigungsanstalten, zwei für
Manns- und eine für Weibspersonen, errichtet. Zwei derselben (in
Vaihingen und Rottenburg) werden bereits im kommenden Jahre er-
öffnet werden.
Cöln, 26. Dez. Dem muthvollen jungen Manne, Heinrich
Schneider, Matrose auf dem kölnischen Dampfschiffe „Prinzessin von
Preußen", ist vorgestern Abends eine Weihnachtsfreude zu Theil ge-
worden, die um so größer war, als sie ganz unversehens erschien und
von unserm erlauchten Königshause ausging, das so gerne, auch aus
eigener Bewegung, dem Verdienste seine Huldcn und Belohnungen zu-
wendet. Man erinnert sich wohl noch, daß dieser Matrose während
dieses Herbstes, und zwar, kurz auf einander folgend, zuerst in Cöln
und dann in Mannheim, zweien jungen Damen, die bei der Dunkel-
heit der Nacht, von den Dampfschiffen abgchend, in den Rhein gefal-
len waren, durch Einsetzung des eigenen Lebens, das Leben gerettet
und der Köüig bald darauf die Brust dieses Braven mit der „Rettungs-
medaille am Bande" geschmückt hat.
Aber, damit nicht genug, hat die hohe Pathin des Schiffs, zu des-
sen Mannschaft dieser Matrose gehört, Ihre königl. Hvh. die Prinzes-
sin von Preußen, demselben am gestrigen Abend eine werthvolle gol-
dene Uhr zustellen lassen, mit dem Bemerken, „daß dem Manne, der
sich um das bedrohte Leben anderer verdient gemacht habe, dieses Ge-
schenk als Beweis anerkennender Thcilnahme gelten solle."
Berlin, 23. Dez. Unter den allerhand Prophezeiungen, welche
für die nächste Zukunft gemacht werden, befindet sich auch eine über
den nahe bevorstehenden Tod des Königs der Franzosen, der am 29.
Dez. sein Leben beschließen soll. Diese Prophetenstimme kommt von
einem Husaren-Osfiziere in Potsdam, einem Hrn. v. Dankelmann, der
lange im magnetischen Schlafe gelegen hat, während dessen er viele
Aussprüche that, die theils in Ersillung gegangen sein sollen, großen
Theils aber auch nicht. Man hat es jedoch gut befunden, den fran-
zösischen Gesandten Grafen Bresson davon in Kenntniß zu setzen. Hr.
Bresson hat nach Paris berichtet und wahrscheinlich werden genaue
Vorsichtsmaßregeln gehandhabt werden.
Strasburg, 23. Dez. Es ist beispiellos, wir sehr die Auswande-
rungen in dem benachbarten Großh zogthum Baden zunehmen. Die mei-
sten dieser Emigranten komme» auf dem Weg nach Havre durch unsere
Stadt. Gestern und heute sahen wir abermals mehrere Karawanen, et-
wa 300 Personen durchpassiren. D'e Leute begeben sich größ'entheils
nach Südamerika, wo sie eine Kolonie zu begründen hoffen. Man be-
merkte mehrere Agenten, die den Zug leiteten und die Formalität bei der
Mauth besorgten.
— Die Schiffe der „Adlcrgesellschaft" liegen gegenwärtig ,'n unserm
Kanäle zur Ausbesserung, deren Kosten nicht weniger als 40,000 Francs
betragen sollen. Das dritte Boot dieser Compagnie ist nun auch ange-
kommen, und, wi: ich höre, soll der nächstjährige Dienst schon am 1.
März mit täglichen Fahrten von hier nach Mainz beginnen.
Paris, 25. Dez. Es wird wiederholt und mit Bestimmtheit ver-
sichert, die Session der Kammern soll am 9. Jan. durch eine Thron-
rede eröffnet werden. — Man glaubt, nächster Tage werde eine Or-
donnanz erscheinen zur Ernennung einer großen Zahl von Staats-
ministern. Ob wohl die Regierung noch vor Einwilligung der Kam-
mern mit dem Titel auch einen Gehalt verbinden wird? — Die Glie-
der des diplomatischen Corps sind in Kenntniß gesetzt worden, daß
Se. Mas. der König sie am ersten Januar empfangen werde.
— Nachrichten aus Spanien. Perpignan, 23. Dezember.
General Seoane, der neue Generalcapitän, ist am 20. Dez. zu Bar-
celona angekommen. General Van Halen sollte am 22. Dezember mit
dem Regenten abreisen. Man hat einen Verzug von acht Tagen zur
Zahlung der Contribution bewilligt. Die fremden Consuln, den engli-
schen mit ring,schloffen, haben dem französischen Consul, dem Com-
mandanten der französischen Schiffsstation, und dem Stabe desselben
ein Banquet angeboten.
London, 23. Dez. Zu Liverpool ist gestern ein heftiger Brand
ausgebrochen in dem Theermsgazin des Hrn. Plath und Sohn; bei
Abgang der Post war man noch nicht der Flamme Meister; schon la-
gen viele Häuser und Waareniager in Asche.
Madrid, 18. Dez. Die Negierung hat an die Chefs sämmtlichcr
Verwaltungszweige ein g! Heimes Cirlular erlassen, worin sie denselben
bifichlt, aus den Cadren der unter ihren Befehlen stehenden Beamten
alle diejenigen zu streichen, aus welche man sich nicht ganz durchaus
darauf werde verlassen können, daß sie bei den nächsten Wahlen auf
die Wähler im Sinne des Ministeriums einwirken. Die Chefs sollen
die Entlassung dieser Beamten dadurch motiviren: sie hätten die mora-
lische Ueberzcugung, welche durch geheime Benachrichtigungen und durch
verschiedene ardere Beweise kustärkt sei, in Bezug aus welche weitere
Untersuchung angestellt werden solle, daß diese Beamten den Prinzi-
pien der bareUomschen Jnsurrcction anhingen.
Freitag den 30. Dezember.
1842.
-j- Mannheim, 29. Dez, Heute Vormittag fand die
Wahl eines ersten Bürgermeisters für hier Statt, da mit dem
Schluffe dieses Jahrs die 6 jährige Dienstzeit des Hrn. Jvlly zu
Ende geht.
Von 241 Wahlberechtigten erschienen 2.05 Wähler. Herr
Jolly erhielt 156 Stimmen, somit die absolute Majorität. Er
wurde sogleich von der Staatsbehörde als erster 'Bürgermeister wie-
der bestätigt.
. Tagst» ericht. *
-j- Obertsroth im Murgthale, 27. Dez. Der in Nr. 305 von
Weffcnbach erschienene Artikel ist dahin zu berichtigen, daß der Schul-
knabe sich die Gurgel nicht völlig durchg, schnitten, und man ihn, viel-
leicht zur rechten Zeit noch röchelnd mit dem daneben legenden Raffr-
wesser gefunden Hst. D-r 13jährige Knabe ist ein VMsie, besitzt ein
nicht unbedeutendes VerWgen, lebt bei u»bescholtenen Bürgersleuten
in Diensten, und weder von da, noch weniger von der Schule sr 1
hat er zu seinem unglücklichen Vorhaben Veranlassung gesundst. Noch
trauriger erscheint es allerdings, daß dieser Schuljunge sich äußerte,
wenn er auch für diesmal mit dem Leben davon kommcn müßte, er
doch mit nächster Gelegenheit das einmal begonnene Werk durchzusctzen
wissen werde.
StoiLach, 26. Dez. Gestern Abend ^7 Uhr brach in der hie-
sigen Zuckerfabrik Feuer aus, das, geuäh . durch viele brennbare Ma-
terialien, in Zeit einer Viertelstunde das ganze Gebäude in Flammen
hüllte. Durch geleistete thätige Hülse find jedoch zwei Nebengebäude
gerettet worden. Die Fabrikgebäude sind assekurirt:
1) Im badischen Phönix mit 16,000 fl.
2) Im französischen Phönir mit 75,000 fl.
3) In der aachener und Münchener Feuerversicherung mit 42,000 fl.
4) In der allgemeinen landesherrlichen „ mit 50,000 fl.
Zusammen 183,000 fl.
Aus -er bayerischen Pfalz, 23. Dez. Man giebt bei uns
alle Hoffnung auf, eine Eisenbahn zu erhalten, denn die Negierung
scheint nun einmal für die Erbauung eines Schienenwegs in unscrm
Kreise nicht günstig gestimmt zu seyn. Es steht zu befürchten, daß sehr
bald die Kohlengruben an der Saar von den Franzosen mehr benutzt
werden, als von den Deutschen. — Man spricht von einer demnächst
erfolgenden Bundesiiffpicirung der Festung Germcrsheim, deren Bau
sehr weit vorgerückt ist.
Würtemberg. Nach einer Bekanntmachung im neusten Regier-
ungsblatt werden drei polizeiliche Beschäftigungsanstalten, zwei für
Manns- und eine für Weibspersonen, errichtet. Zwei derselben (in
Vaihingen und Rottenburg) werden bereits im kommenden Jahre er-
öffnet werden.
Cöln, 26. Dez. Dem muthvollen jungen Manne, Heinrich
Schneider, Matrose auf dem kölnischen Dampfschiffe „Prinzessin von
Preußen", ist vorgestern Abends eine Weihnachtsfreude zu Theil ge-
worden, die um so größer war, als sie ganz unversehens erschien und
von unserm erlauchten Königshause ausging, das so gerne, auch aus
eigener Bewegung, dem Verdienste seine Huldcn und Belohnungen zu-
wendet. Man erinnert sich wohl noch, daß dieser Matrose während
dieses Herbstes, und zwar, kurz auf einander folgend, zuerst in Cöln
und dann in Mannheim, zweien jungen Damen, die bei der Dunkel-
heit der Nacht, von den Dampfschiffen abgchend, in den Rhein gefal-
len waren, durch Einsetzung des eigenen Lebens, das Leben gerettet
und der Köüig bald darauf die Brust dieses Braven mit der „Rettungs-
medaille am Bande" geschmückt hat.
Aber, damit nicht genug, hat die hohe Pathin des Schiffs, zu des-
sen Mannschaft dieser Matrose gehört, Ihre königl. Hvh. die Prinzes-
sin von Preußen, demselben am gestrigen Abend eine werthvolle gol-
dene Uhr zustellen lassen, mit dem Bemerken, „daß dem Manne, der
sich um das bedrohte Leben anderer verdient gemacht habe, dieses Ge-
schenk als Beweis anerkennender Thcilnahme gelten solle."
Berlin, 23. Dez. Unter den allerhand Prophezeiungen, welche
für die nächste Zukunft gemacht werden, befindet sich auch eine über
den nahe bevorstehenden Tod des Königs der Franzosen, der am 29.
Dez. sein Leben beschließen soll. Diese Prophetenstimme kommt von
einem Husaren-Osfiziere in Potsdam, einem Hrn. v. Dankelmann, der
lange im magnetischen Schlafe gelegen hat, während dessen er viele
Aussprüche that, die theils in Ersillung gegangen sein sollen, großen
Theils aber auch nicht. Man hat es jedoch gut befunden, den fran-
zösischen Gesandten Grafen Bresson davon in Kenntniß zu setzen. Hr.
Bresson hat nach Paris berichtet und wahrscheinlich werden genaue
Vorsichtsmaßregeln gehandhabt werden.
Strasburg, 23. Dez. Es ist beispiellos, wir sehr die Auswande-
rungen in dem benachbarten Großh zogthum Baden zunehmen. Die mei-
sten dieser Emigranten komme» auf dem Weg nach Havre durch unsere
Stadt. Gestern und heute sahen wir abermals mehrere Karawanen, et-
wa 300 Personen durchpassiren. D'e Leute begeben sich größ'entheils
nach Südamerika, wo sie eine Kolonie zu begründen hoffen. Man be-
merkte mehrere Agenten, die den Zug leiteten und die Formalität bei der
Mauth besorgten.
— Die Schiffe der „Adlcrgesellschaft" liegen gegenwärtig ,'n unserm
Kanäle zur Ausbesserung, deren Kosten nicht weniger als 40,000 Francs
betragen sollen. Das dritte Boot dieser Compagnie ist nun auch ange-
kommen, und, wi: ich höre, soll der nächstjährige Dienst schon am 1.
März mit täglichen Fahrten von hier nach Mainz beginnen.
Paris, 25. Dez. Es wird wiederholt und mit Bestimmtheit ver-
sichert, die Session der Kammern soll am 9. Jan. durch eine Thron-
rede eröffnet werden. — Man glaubt, nächster Tage werde eine Or-
donnanz erscheinen zur Ernennung einer großen Zahl von Staats-
ministern. Ob wohl die Regierung noch vor Einwilligung der Kam-
mern mit dem Titel auch einen Gehalt verbinden wird? — Die Glie-
der des diplomatischen Corps sind in Kenntniß gesetzt worden, daß
Se. Mas. der König sie am ersten Januar empfangen werde.
— Nachrichten aus Spanien. Perpignan, 23. Dezember.
General Seoane, der neue Generalcapitän, ist am 20. Dez. zu Bar-
celona angekommen. General Van Halen sollte am 22. Dezember mit
dem Regenten abreisen. Man hat einen Verzug von acht Tagen zur
Zahlung der Contribution bewilligt. Die fremden Consuln, den engli-
schen mit ring,schloffen, haben dem französischen Consul, dem Com-
mandanten der französischen Schiffsstation, und dem Stabe desselben
ein Banquet angeboten.
London, 23. Dez. Zu Liverpool ist gestern ein heftiger Brand
ausgebrochen in dem Theermsgazin des Hrn. Plath und Sohn; bei
Abgang der Post war man noch nicht der Flamme Meister; schon la-
gen viele Häuser und Waareniager in Asche.
Madrid, 18. Dez. Die Negierung hat an die Chefs sämmtlichcr
Verwaltungszweige ein g! Heimes Cirlular erlassen, worin sie denselben
bifichlt, aus den Cadren der unter ihren Befehlen stehenden Beamten
alle diejenigen zu streichen, aus welche man sich nicht ganz durchaus
darauf werde verlassen können, daß sie bei den nächsten Wahlen auf
die Wähler im Sinne des Ministeriums einwirken. Die Chefs sollen
die Entlassung dieser Beamten dadurch motiviren: sie hätten die mora-
lische Ueberzcugung, welche durch geheime Benachrichtigungen und durch
verschiedene ardere Beweise kustärkt sei, in Bezug aus welche weitere
Untersuchung angestellt werden solle, daß diese Beamten den Prinzi-
pien der bareUomschen Jnsurrcction anhingen.