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Mannheimer Morgenblatt — 1842

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No. 214
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https://doi.org/10.11588/diglit.32620#0871

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Xo. 214.

Samstag den 10- Septbr.

1842.



LanStaasoerlmirMungerr.
CarlSruhe, ZI. Aug. 52. öffentliche Sitzung der 2. Kammcr. (Forts.)
Schmidt. Ich hin ganz der Ansicht der Kommission, daß man dir Bahnstre-
cke von Heidelberg nach Bruchsal eröffnen sollte. Ich habe schon tn einer früheren
Sitzung meine Ansicht darüber ausgesprochen und will sie heute nicht wiederholen.
Was die Nachthcile betrifft, die aus der früher» Eröffnung entstehen könnten, so
kann ich sic nicht so bedeutend finden, daß sie nicht durch die Vortheile überwogen
weiden. Der Bericht bat schon ansgeführt, daß die finanziellen Nachthcile dadurch
ausgeglichen werden, daß vao vorhandene Personal cingeubt, und immer ein Ltzeil
der Fahrt nach Bruchsal ausgeführt wird mit dein nämlichen Brennmaterial, vas
man aus den Fahrten zwischen Heidelberg und Mannheim nicht benutzen kann. Uc-
berdics glaube ich aber auch, Laß die Frequenz zwischen Heidelberg und Mannheim
dadurch verstärkt wird, wenn man die Gewißheit hat, bis nach Bruchsal und durch
Verbindung mit einem Eilwagen nach Karlsruhe zu gelangen, besonders wenn die
Fahrten der Oampfboote auf dem Rhein nicht mehr regelmäßig gehen oder ganz
aufhören. Besonders aber glaube ich, daß die Rücksicht aus die öffentliche Meinung
es erheischt, daß diese Bahn befahren wird; denn cs wird wahrlich keinen guten
Eindruck machen, wenn man sieht, daß Millionen todt liegen bleiben, aus der ein-
igen Furcht, es möchte auf der Bahn ein Umstand cintreten, der die Fahrt auf eine
unterbrechen würde. Was soll man dazu sage», wenn man auf dieser
Bahnstrecke, die so zu sagen mit gar keinen örtlichen -Schwierigkeiten zu kämpfen hat,
die Fahrt nicht eröffnen will, wett ein kleiner Punkt da ist, der sich noch etwas sen-
ken konnte? sollten sich Senkungen zeigen, so find sie gewiß so unbedeutend, daß
sie dein Zuge nicht augenblicklich Nachtheil dringen und schnell wieder ausgebeffert
werden können. Ich habe die Arbeiten auf dieser Bahnstrecke seit einiger Zeit be-
obachtet, aber cs kam mir immer so vor, als wenn man in der Absicht arbeite,
nicht fertig zu werden, um wenigstens einige Urs,che zu haben, die Bahn nicht er-
öffnen zu muffen. Ich glaube aber, daß mau verpflichtet ist, die Bahn w frühe
wie möglich zu eröffnen, um das Publikum die Annehmlichkeiten und Vortheilc der-
selben genießen zu lassen; denn die Bitterkeiten werden derselben auf den, Fuße fol-
gen, indem offen zu Tage liegt, daß eine Eisenbahnstcuer die Folge dieser großen
Anstrengungen sein wirb.
Ministerialrath v. Marschall. Es handelt sich nur davon: wann kann eine
Bahn ohne Mtßstände eröffnet werden; wurde mau dies auf der erwähnten Bahn-
strecke im Oktober gethan haben, so würde man es bereuen; die Techniker der Ober-
dircktion habe» nach zweimaliger Berathung und Bereisung der Bahn einstimmig
erklärt, daß cs nicht rathsam wäre. Jetzt ist es ohnehin nicht mehr ausführbar.
Sie können sich darauf verlassen, daß die Regierung nichts unierlaffen wird, d,e
Bahnstrecke» zu eröffnen, sobald cs mit Nutzen geschehen kann. Nächstes Frühjahr
kan» die ganze Strecke von Heidelberg hierher mit geordnetem Dienste befahren
werden.
Basscrmann findet die Befürchtung, daß Senkungen cintreten werden nicht
geeignet, von der früheren Eröffnung abznhalten, uno schließt sich der Unterstützung
des von der Kommission geäußerten Wunsches durch den Abg'. Schmidt an.
Bifflng fragt die Hrn. RegierungSkommiffäre, ob nicht wenigstens bis Lan-
gcnbrücken noch iii diesen, Jahre die Bahnstrecke eröffnet werden könne, da die ge-
fährliche Stelle zwischen Langenbrücken und Bruchsal vorcame.
Hoffniann erläutert, daß gerade zwischen Langcnorückcn und St. Ilgen lene
gefährliche Stelle vorhanden sei.
Po,fielt, Hecker, Mordes, Gottschalk, Hoffmann sprechen noch über diesen Ge-
genstand, welcher aldann verlassen wird.
Basscrmann wünscht, dag far die dritte Wagcnklafsc ein weiterer Schalter
rur Lösung von Billetten an der Kaffe, wenigstens an frequenten Tagen, eröffnet
werv^ Der Andrang sei oft so groß, daß Gefahr entstehe,
d's ^"Wunsch wirs vielfach unterstützt; Ministerialrat!) v. Morschall bemerkt,
" davon nehmen werde.
,, «schalt glaubt, daß man den Nutzen der Dahn sehr befördern könnte,
an eün? Bau der vielen Häuser möglichste Sparsamkeit eintrelen ließe,
„can oure daher hauptsächlich das Priueip der Einfachheit fcsthailcn, ohne gerade
mit dielen -"Uten ein Muster des Uaustvls dem Lande zu geben. Auch hei der
Anstellung rer ^eamten sollte man sparen. Wenn inan hier vorfichUst ist, wird die
Eisenbahn um io eher etwas rentiren. Er hat keine großen Erwartungen von dem
Nutzen der Bahn, ist aher dem Unternehmen darum hold, weil er glaubt, daß cs
uns vor späteren Nachtheilen schützen wird. Auch im Interesse der Gegenden, die
nicht an der Bahn liegen, ist er veranlaßt für Sparsamkeit zu sprechen und den
Wunsch zu wiederholen, die Ersparnisse jenen Gegenden ruzuwcnden, um ihre Rufe
»ach Straßen zu befriedigen.
staatsr. Frhr. v. Nüdt. Das Bedenken weg-,, der vielen Gebäude und des
Personals ist schon oft zur Sprache gekommen; es ist aber in dieser Hinsicht aste
"wgtlche Sorgfalt getroffen worden, was der Berichterstatter und die Kommiffion
wn a ^ Ickten ^ Händen hatten bezeugen werden; daher sei auch nicht zu bcfürch-
oß ein bedeutender Luxus eintrcte. Dagegen werde man sich nicht dem Vor-
v ltgcbäude^"'^" auSsctzen wollen, daß Staatsgebäude schlechter aussehcn, als Pri-
Mordes hat die Besorgnisse des Abg. Gottschalk schon in der Kommission ge-
theit und glaubt, daß die Tendenz, in den Bauten der Eisenbahn Modelle für einen

neuen Bausiyl aufziistcllcn, wenigstens einer sorgfältigen Ueberwachung von Seiten
der Negierung bedürfe, damit nicht die Liebhaberei der Techniker zu unvcrhältniß-
mäßigcn Kosten führe, während anderwärts eine weise Oekonomie beobachtet werde.
Ministcrialrath v. Marsch all. Wir sind Alle einverstanden, daß nichts ver-
wendet werde, als was nothwendig ist. Dies ist aber in jedem einzelnen Falle
eine Thatfrage. Ich habe mir vorgcnommcn, alle Plane durchzusehcn und jeden
unnöthigen Aufwand zu beseitigen. Daß unsere Anstalten zum Thcil größer sind,
als anderwärts, kömmt wohl daher, daß unsere Anstalten zugleich eine erweiterte
Postanstalt sind, also etwas enthalten, wofür an andern Orten »och ein bedeuten-
der Aufwand erfordert wird.
Trefurt und Hecker sprechen noch für möglichste Sparsamkeit bei den Bau-
tcn, weiche nicht immer eingehalten werde, namentlich in Beziehung auf die Ver-
wendung großer, glattbehauener Steine und die Hotzverschwendung bei den Bahn-
höfen.
Ministcrialrath von Marschall entgegnet, daß die Bahnhöfe in andern Län-
dern, z. B. in Belgien, auf welche man verweise, nur provisorische seien, welche
nach und nach durch definitive ersetzt werden, die theuercr kommen als bei uns.
Hoffmann fügt bei, daß die äußere Ausstattung unserer Bahnhöfe nicht viel
koste; wenn man nicht über die Größe und Zahl derselben klagen könne, so werde
bei den andern Klagen nicht viel herauskommen. Bei den Modellen für Privat-
häuser habe man die Bahnwarthäuschen im Auge gehabt; kiese kosten Ick l iOv st.
für eine Familie, während die Bauernhäuser höher kommen. — Bader tritt die-
ser Ansicht bei.
Jörg er dankt der Regierung, daß der Wunsch der Stadt Baden, eine Sei-
tenbahn von Oos zu erhalten, berücksichtigt werde; dieselbe sei ein Bedürfnis, in-
dem die vielen Fremden an Sommcrtagen von Oos nach Baden nicht tn Omnibus
befördert werden könnten.
Staatsrath Frhr. v. Nüdt bemerkt, daß man nicht beabsichtige, diese Seiten-
bahn auf Staatskosten zu bauen, da sich dieselbe als Privatuntcrnehmen rentiren
werde.
Rettig äußert, daß seither sehr große Klagen über die Wage» dritter Klaffe
bestanden, indem inan darin allzusehr der Witterung ansgesctzt fei. ,Ferner sollten
auch die am wenigst besuchten Wagen an die gefährlichsten Stellen versetzt werden.
Ministerialrat!) v. Mar sch all. Wenn man die Wagen dritter Klaffe eben
so bequem mache, wie die andern, so werden letztere nicht mehr besucht werden.
Die elfteren aber seien bei uns besser eingerichtet als anderwärts.
Wassermann findet die Bemerkung des Abg. Rettig in nichts begründet; da-
gegen seien aber unsere Personenwagen etwas zu nieder. Wenn man aufsteht, stößt
man, selbst ohne H»t, mit dem Kopf an die Decke.
Posselt schlägt vor, die Seitenwände der Wagen so weit zu verlängern, daß
ein Herunterfallendcr nicht unter die Schienen gerathc.
Die allgemeine Diskussion wird geschloffen. Die Anträge der Kommission lau-
ten: l) Mit Einschluß des von den früheren Verwilllgnngcn am letzten Dezember
1811 -noch vorhanden gewesenen Creditrestes zu 162,797 ff. für die lausende Budget-
Periode 6,ck22.3S9 fl- zu bewilligen. 2) An die Großhcrzozliche Negierung die Bit-
ren zu stellen: a. in dem Orte Renchen eine» Haltpunkt zu errichten, b. i» der
Sectio» XI! vom Jstcincr Kloße an die Linie nach Lörrach zur Ausführung zu ge-
nehmigen. 3) Die Petition der Gemeinden des Renchthales, den Bahnhof in Ap-
penweier betreffend, mit dem Wunsche an das Großherzogliche Staatsministerium
zu überweisen, die Einrichtungen für den Bahndtcnst in dem Umfange Herstel-
len zu lasse», daß sie der auf dieser Station nach der Lage des OrtS zu erwarten-
den bedeutenden Cvncurrenz genügen, und da hier in der Regel zwei Wagenzüge
zusammen werden, welche ihre Ladung gegen einander auszutauschen haben, die
Anordnung zu treffen, daß zwei Wagengeletse bedeckt werden. Der erste Antrag
der Kommission wird ohne Erinnerung angenommen.
Bei dem zweiten Antrag a. erklärt Ministcrialrath von Marschall, daß
man über die Hauptpunkte noch Erfahrungen machen werde; vas Bedürfniß sei dann
leicht zu befriedigen.
Hundt. Mit der von der hohen Regierung gegebenen Zusicherung kann ich
mich beruhigen und ich erlaube mir nur, in Bezug auf die Errichtung eines Halt-
punktes oder Stationsplatzes bei Renchen einige nähere Verhältnisse anzngeben. In
der ersten Vorlage über den Eisendahnban war in der angcfügten Karte die Errich-
tung eines Haltpnnktes bei Renchen eingezeichnet, welche» ich jedoch in der letzten
Vorlage mit Befremden vermißte. Warum man wieder davon abgegangen, oder
ob dieses nur auf einem Versehen beruht, ist mir natürlich unbekannt.
(Schluß folgt.)

CarlSruhe, 3. Sept. (Nachmittags 5 Uhr.) 57. öffentliche Sitzung der
2. Kammcr. Präsident Bekk. Negiernngskommisfion: Geh. Res. Eichrodt.
Leiblei» berichtet: 1) Zur Petition mehrerer Privatwaldbesitzcr aus dem Be-
zirksamt Neustadt, die Vermessung ihrer Waldungen betreffend. — Tagesordnung
wegen Mangel an Enthörung.
2) Zu den Petitionen der Gemeinde Oppenau und mehrerer Gemeinden ans
den Aemtern Wolfach, Haslach, Hornberg und Oberkirch, um Abänderung des tz. 17
dcS Forstgcfttzes. — Tagesordnung, wegen Mangel an Enthörung und mit dem
Nathe an die Petenten, ihre Beschwerden nach § 7> des Forstgesetzcs bei den ein-
 
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