Mannheimer Morgenblatt — 1842
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- Maßstab/Farbkeil
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sei also angemessen, der Vemtheilung des bekondern Falles die Grund-
sätze vorauszuschicken, wonach er beurtheilt werden sollte. Diese Grund-
sätze seie" in Deutschland neu. Bis 1806 konnten die Fürsten vor
dem Reichsgericht persönlich verantwortlich gemacht werden für Mißbrauch
der Regierungsgewalt, Verletzung der Landes- und Neichsverfassung
und für jede andere Gewaltthat; selbst der Kaiser konnte vor den
durch Rudolph v. Habsburg und in der goldenen Bulle angcorvncten
Gerichten belangt und abgesetzt werden, was mehreren Kaisern, zuletzt
dem Kaiser Wenzel geschah. Diese Erscheinungen im deutschen Nechts-
zustand"können Sie, meine Herren, mißbilligen, aber nicht den Grund-
satz unserer Vorfahren, daß es nirgendwo ein schutzloses Recht geben
solle. Dieser Grundsatz machte sich auch in andern Ländern geltend, sie
batten aber nicht das Glück, geordnete Gerichte dafür zu haben, wie in
Deutschland und Spanien, und so sahen wir, daß eine Partei, das
Volk, sich ein Nichteramt anmaßte über die andere Partei, die Re-
gierung. Dies führte zu den schaudervollen Erscheinungen unter
Karl >- in England und Ludwig XVI. in Frankreich. In England
fand die politische Weisheit ein Mittel gegen die Widerkehr solcher
Ereignisse: die ministerielle Verantwortlichkeit und'die Un-
gültigkeit jedes Regierungsaktes, der nicht von einem verantwortlichen
Minister unterzeichnet ist. So war das große Räthsel gelöst, d>x
wahre Majestät geschützt vor jedem Angriff und doch der Grundsatz ge-
wahrt, daß kein Recht ohne Schutz bleibe.
Man konnte sich eine Zeit lang in England und Frankreich nicht
in diesen Grundsatz finden. Man ließ den König persönlich hervorue-
ten, mischte in alle Staatssachen seine persönliche Gunst und Ungunst
ein, erklärte nach den Grundsätzen des göttlichen und Privatrechts der
Regierungsgewalt die Staatsbeamten für seine Diener, suchte unter
dem Schutz der Wahrbeitsunterdrückung der Fürsten über die Gesin-
nung des Volkes, das Volk über die Gesinnung des Fürsten zu täu-
schen, und beide gegen einander aufzurcizen; und so widerfuhr neues
Unglück den letzten Dynastien der Stuarts und Bourbonen. Seil zwei
Jahrhunderten beinahe herrscht nun der Grundsatz der ministeriellen
Verantwortlichkeit in England. Seiner Festhaltung verdankt England
seine beispiellose Größe und Macht, die Verfassung ihre bewunderns-
werthe Vollendung, der Monarch die unantastbare Heiligkeit seiner
Person und die innige, fast samlilenmäßige Liebe seines Volkes, eine
Glorie, ein Glück, wie kaum ein anderer Fürst der Erde. Revolution
fürchtet dort niemand mehr. Wenn wir bei uns nur die moralische
Unverantwortlichkeit ins Auge fassen, und von der politischen und ju-
ristischen ganz abschen wollen, so ist dies ein Heiligthum, das Sie
wohl zu schützen haben.
Wenn Sie den Fürsten persönlich in die politischen Kämpfe hereinzichen,
dann haben sie jene moralische Unverantworilichkeit gestört. Wen"
man den Fürsten politisch Partei nehmen läßt, ist es nicht möglich,
daß die Menschen ihre Stimmung zurückhalten.
Die Minister sollten den Fürsten mit dem Schilde ihrer Verant-
wortlichkeit decken, statt sich hinter seine Unverantworilichkeit zu flüchten.
Wenn Sie, meine Herren! nun zugeben, daß die Minister verpflichtet
find, durch ihre Verantwortlichkeit die Freiheit zugleich und die Un-
verletzlichkeit des Fürsten zu schützen, dann sind Sie auch verpflichtet,
Ihre Maßregeln zu treffen, wenn die Minister diese ihre Pflicht ver-
letzt haben. Das Manifest hat einen peinlichen Eindruck gemacht.
Wir waren in der ersten Hälfte des Landtags im Streite, nicht mit
deist Throne, sondern mit den Ministern. Die Minister drohten da-
mals mit Nachsendung einer Erklärung. Das Manifest erscheint, aber
ohne den Namen eines Ministers. Bei einem ähnlichen, freilich eben-
falls sehr unglücklichen Vorgang, nach dem Landtage von 1822, han-
delte die Negierung wenigstens anders als unsere Minister. Für's
Erste appellirte sie an das Volk durch neue Wahlen. Jetzt aber schließt
das Manifest uns und dem Volke den Mund. Unter dieser Einwir-
kung werden dann die Wahlbezirke bearbeitet. Sogar die Beamten,
welche zu den Beschlüssen der Kammer mitgewirkt haben, werden aus.
gefordert, gegen ihre eigene Uebcrzeugung, nach der sie zu handeln
geschworen, die entgegengesetzte Ansicht zu fördern, indem die unselige
geradezu als irrig bezeichnet wird und unterdrückt werden soll. —
Auch in einem zweiten Hauptpunkte handelten die früheren Minister
anders. Der Minister v. Verfielt Unterzeichnete sein Reskript und
somit sprach dieselbe Partei, welche bisher den Streit mit der Kammer
geführt hatte, zu dem Publikum. Unsere Minister dagegen sprechen
nicht selbst; sie lassen ein unantastbares Haupt sprechen und auf ver.
saffungswidrigc Weise dieses als höheren Richter den Streit zwischen
den Ministern und der Kammer zu Gunsten der elfteren entscheiden.
Wie kann man, wenn sich Minister solches erlauben, wenn die öffent«
liche Meinung sich nicht aussprechen darf, sich wundern, wn,n das
Volk irre geführt wird? Die ganze Erscheinung, in Verbindung
Anderm, führt zu der Belorgniß, daß hier nicht ein einzelner Irr.
thum, sondern fast ein Spstnm gegen die constitutionelle Verfassung
vorliege.
(Forts, folgt.)
Auf Freie s Füßen.
Die Mutter sagt: ich solle wählt»
Ein Weib; nun sei die höchste Zeit!
Denn sich als Hagestolz zu quäle»,
Das bringe nur Beschwerlichkeit.
Ihr Mädchen! kommet angezogen
Und zeiget euch in Eurem Glanz!
Bald werd' ich Einer wohl gewogen
Und setz' ihr auf den Mprihen-Kranz.
Marie hat wahre Feueraugen,
Die Wange glüht wie Abendschein,
Bon ihren üippen Küsse saugen,
Das must der Wonnen höchste sein. —
Die Herze» kann sie leicht verzehren,
Wohl blenden, wie der Sonne Licht,
Sie kann der Liebe Lust gewähren,
Zur Gattin, Hausfrau — taugt sic nicht.
Susanne dient dem ganzen Städtchen
Als Muster in der Klcidertracht,
Man lobet den Geschmack a.n Mädchen,
Sie wählet immer mit Bedacht
Wenn an rer neuesten Manttllc
Es meiner künft'gcn grau gcbricht,
Entscheide nur Susannchcns Wille! —
Zur Gattin, Hausfrau — taugt sie nicht.
Carlinchcn zählt erst achtzehn Jahre
Und schrieb ein Paar Novellen schon,
Sic hält wühl selber am Allare
Eindringlich einen Kraft-Sermon. —
Die schafft Bibliothcken-Futter,
Das ist just nicht mein Leibgerichts ---
Die trefflichste Romanen-Mutter
Zur Gattin, Hausfrau — taugt sie nicht!
Armeen kann Babett' entzücken,
Ihr huldiget, wer ihr nur naht;
Sieht nur, wie sic in ihren Blicken
Für Jedermann ein Lächeln bat. —
Für Freund' ein Weib mir heimzufuhren,
Das halt' ich nicht für meine Pflicht;
Sie kann bestrickend kokcttircn,
Zur Gattin, Hausfrau - taugt sie nicht!
Theresen sieht man immer eilen
Zur Betsiund' als die Erste hin,
Den Glorienschein wird ihr erlheilen
Sehr bald ihr demuthvoller Sinn. —
Doch zeiget sie am Hausaltare
Ein herrisch uuverklärt Gesicht,
Die Muckerin, das ist die Wahre,
Zur Gattin, Hausfrau — taugt stc nicht.
So mag ich rechts hin, links mich wenden;
Das, was ich suche, find' ich nicht,
O wollte Gott mir Eine icnven,
Die Rosen mir in's Leben flicht.
Wer saget mir, woran es liege,
Dali einer Jeden ras gebricht,
-qat sic von Allem.auch Genüge,
Zur Gattin, Hausfrau - taugt sie nicht.
Da, tief versunken in hqg zugge^
Spricht >"tch ein Freund bedächtig an:
Willst D» Dich „i Dir selbst nicht spiegeln?
Taugst selber Du zum Ehemann?
Du siebest nur der Weiber Mängel,
So zeige Dich, als Mann, voll Kraft,
Denn eine Jede wird ein Engel,
Wenn's Paradies der Mann ihr schafft!
sei also angemessen, der Vemtheilung des bekondern Falles die Grund-
sätze vorauszuschicken, wonach er beurtheilt werden sollte. Diese Grund-
sätze seie" in Deutschland neu. Bis 1806 konnten die Fürsten vor
dem Reichsgericht persönlich verantwortlich gemacht werden für Mißbrauch
der Regierungsgewalt, Verletzung der Landes- und Neichsverfassung
und für jede andere Gewaltthat; selbst der Kaiser konnte vor den
durch Rudolph v. Habsburg und in der goldenen Bulle angcorvncten
Gerichten belangt und abgesetzt werden, was mehreren Kaisern, zuletzt
dem Kaiser Wenzel geschah. Diese Erscheinungen im deutschen Nechts-
zustand"können Sie, meine Herren, mißbilligen, aber nicht den Grund-
satz unserer Vorfahren, daß es nirgendwo ein schutzloses Recht geben
solle. Dieser Grundsatz machte sich auch in andern Ländern geltend, sie
batten aber nicht das Glück, geordnete Gerichte dafür zu haben, wie in
Deutschland und Spanien, und so sahen wir, daß eine Partei, das
Volk, sich ein Nichteramt anmaßte über die andere Partei, die Re-
gierung. Dies führte zu den schaudervollen Erscheinungen unter
Karl >- in England und Ludwig XVI. in Frankreich. In England
fand die politische Weisheit ein Mittel gegen die Widerkehr solcher
Ereignisse: die ministerielle Verantwortlichkeit und'die Un-
gültigkeit jedes Regierungsaktes, der nicht von einem verantwortlichen
Minister unterzeichnet ist. So war das große Räthsel gelöst, d>x
wahre Majestät geschützt vor jedem Angriff und doch der Grundsatz ge-
wahrt, daß kein Recht ohne Schutz bleibe.
Man konnte sich eine Zeit lang in England und Frankreich nicht
in diesen Grundsatz finden. Man ließ den König persönlich hervorue-
ten, mischte in alle Staatssachen seine persönliche Gunst und Ungunst
ein, erklärte nach den Grundsätzen des göttlichen und Privatrechts der
Regierungsgewalt die Staatsbeamten für seine Diener, suchte unter
dem Schutz der Wahrbeitsunterdrückung der Fürsten über die Gesin-
nung des Volkes, das Volk über die Gesinnung des Fürsten zu täu-
schen, und beide gegen einander aufzurcizen; und so widerfuhr neues
Unglück den letzten Dynastien der Stuarts und Bourbonen. Seil zwei
Jahrhunderten beinahe herrscht nun der Grundsatz der ministeriellen
Verantwortlichkeit in England. Seiner Festhaltung verdankt England
seine beispiellose Größe und Macht, die Verfassung ihre bewunderns-
werthe Vollendung, der Monarch die unantastbare Heiligkeit seiner
Person und die innige, fast samlilenmäßige Liebe seines Volkes, eine
Glorie, ein Glück, wie kaum ein anderer Fürst der Erde. Revolution
fürchtet dort niemand mehr. Wenn wir bei uns nur die moralische
Unverantwortlichkeit ins Auge fassen, und von der politischen und ju-
ristischen ganz abschen wollen, so ist dies ein Heiligthum, das Sie
wohl zu schützen haben.
Wenn Sie den Fürsten persönlich in die politischen Kämpfe hereinzichen,
dann haben sie jene moralische Unverantworilichkeit gestört. Wen"
man den Fürsten politisch Partei nehmen läßt, ist es nicht möglich,
daß die Menschen ihre Stimmung zurückhalten.
Die Minister sollten den Fürsten mit dem Schilde ihrer Verant-
wortlichkeit decken, statt sich hinter seine Unverantworilichkeit zu flüchten.
Wenn Sie, meine Herren! nun zugeben, daß die Minister verpflichtet
find, durch ihre Verantwortlichkeit die Freiheit zugleich und die Un-
verletzlichkeit des Fürsten zu schützen, dann sind Sie auch verpflichtet,
Ihre Maßregeln zu treffen, wenn die Minister diese ihre Pflicht ver-
letzt haben. Das Manifest hat einen peinlichen Eindruck gemacht.
Wir waren in der ersten Hälfte des Landtags im Streite, nicht mit
deist Throne, sondern mit den Ministern. Die Minister drohten da-
mals mit Nachsendung einer Erklärung. Das Manifest erscheint, aber
ohne den Namen eines Ministers. Bei einem ähnlichen, freilich eben-
falls sehr unglücklichen Vorgang, nach dem Landtage von 1822, han-
delte die Negierung wenigstens anders als unsere Minister. Für's
Erste appellirte sie an das Volk durch neue Wahlen. Jetzt aber schließt
das Manifest uns und dem Volke den Mund. Unter dieser Einwir-
kung werden dann die Wahlbezirke bearbeitet. Sogar die Beamten,
welche zu den Beschlüssen der Kammer mitgewirkt haben, werden aus.
gefordert, gegen ihre eigene Uebcrzeugung, nach der sie zu handeln
geschworen, die entgegengesetzte Ansicht zu fördern, indem die unselige
geradezu als irrig bezeichnet wird und unterdrückt werden soll. —
Auch in einem zweiten Hauptpunkte handelten die früheren Minister
anders. Der Minister v. Verfielt Unterzeichnete sein Reskript und
somit sprach dieselbe Partei, welche bisher den Streit mit der Kammer
geführt hatte, zu dem Publikum. Unsere Minister dagegen sprechen
nicht selbst; sie lassen ein unantastbares Haupt sprechen und auf ver.
saffungswidrigc Weise dieses als höheren Richter den Streit zwischen
den Ministern und der Kammer zu Gunsten der elfteren entscheiden.
Wie kann man, wenn sich Minister solches erlauben, wenn die öffent«
liche Meinung sich nicht aussprechen darf, sich wundern, wn,n das
Volk irre geführt wird? Die ganze Erscheinung, in Verbindung
Anderm, führt zu der Belorgniß, daß hier nicht ein einzelner Irr.
thum, sondern fast ein Spstnm gegen die constitutionelle Verfassung
vorliege.
(Forts, folgt.)
Auf Freie s Füßen.
Die Mutter sagt: ich solle wählt»
Ein Weib; nun sei die höchste Zeit!
Denn sich als Hagestolz zu quäle»,
Das bringe nur Beschwerlichkeit.
Ihr Mädchen! kommet angezogen
Und zeiget euch in Eurem Glanz!
Bald werd' ich Einer wohl gewogen
Und setz' ihr auf den Mprihen-Kranz.
Marie hat wahre Feueraugen,
Die Wange glüht wie Abendschein,
Bon ihren üippen Küsse saugen,
Das must der Wonnen höchste sein. —
Die Herze» kann sie leicht verzehren,
Wohl blenden, wie der Sonne Licht,
Sie kann der Liebe Lust gewähren,
Zur Gattin, Hausfrau — taugt sic nicht.
Susanne dient dem ganzen Städtchen
Als Muster in der Klcidertracht,
Man lobet den Geschmack a.n Mädchen,
Sie wählet immer mit Bedacht
Wenn an rer neuesten Manttllc
Es meiner künft'gcn grau gcbricht,
Entscheide nur Susannchcns Wille! —
Zur Gattin, Hausfrau — taugt sie nicht.
Carlinchcn zählt erst achtzehn Jahre
Und schrieb ein Paar Novellen schon,
Sic hält wühl selber am Allare
Eindringlich einen Kraft-Sermon. —
Die schafft Bibliothcken-Futter,
Das ist just nicht mein Leibgerichts ---
Die trefflichste Romanen-Mutter
Zur Gattin, Hausfrau — taugt sie nicht!
Armeen kann Babett' entzücken,
Ihr huldiget, wer ihr nur naht;
Sieht nur, wie sic in ihren Blicken
Für Jedermann ein Lächeln bat. —
Für Freund' ein Weib mir heimzufuhren,
Das halt' ich nicht für meine Pflicht;
Sie kann bestrickend kokcttircn,
Zur Gattin, Hausfrau - taugt sie nicht!
Theresen sieht man immer eilen
Zur Betsiund' als die Erste hin,
Den Glorienschein wird ihr erlheilen
Sehr bald ihr demuthvoller Sinn. —
Doch zeiget sie am Hausaltare
Ein herrisch uuverklärt Gesicht,
Die Muckerin, das ist die Wahre,
Zur Gattin, Hausfrau — taugt stc nicht.
So mag ich rechts hin, links mich wenden;
Das, was ich suche, find' ich nicht,
O wollte Gott mir Eine icnven,
Die Rosen mir in's Leben flicht.
Wer saget mir, woran es liege,
Dali einer Jeden ras gebricht,
-qat sic von Allem.auch Genüge,
Zur Gattin, Hausfrau - taugt sie nicht.
Da, tief versunken in hqg zugge^
Spricht >"tch ein Freund bedächtig an:
Willst D» Dich „i Dir selbst nicht spiegeln?
Taugst selber Du zum Ehemann?
Du siebest nur der Weiber Mängel,
So zeige Dich, als Mann, voll Kraft,
Denn eine Jede wird ein Engel,
Wenn's Paradies der Mann ihr schafft!