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Mannheimer Morgenblatt — 1842

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No. 58
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https://doi.org/10.11588/diglit.32620#0234

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230

sammlung sind angeordnet worden. Die Negierung würde ihre Stel-
lung, so wie ihre Pflichten verkennen, wenn sie bei einem Akt, der so
wesentlich auf das Wohl des Ganzen einwirkt, unthätig bleiben und
versäumen wollte, einer Partei, die bei Vornahme neuer Wahlen stets
die größte Thätigkcit entwickelte und voraussichtlich wieder entwickeln
wird, mit allen ihr gesetzlich zustebenden Mitteln offen und entschieden
entgegen zu treten. Indem die Regierung hierzu fest entschlossen ist,
glaubt sie die Freiheit der Wahlen zu sichern,, die gefährdet wäre,
wenn jener Partei das Feld für ihre einseitigen Bestrebungen ohne
Gegenwirkung offen gelassen würde. Die Regierung hat keinen andern
Wunsch, als daß nur solche Männer zur Ständeversammlung ge-
wählt werden, welche treue Anhänger des Großherzogs und der Ver-
fassung sind, und diese Anhänglichkeit dadurch bewähren, daß sie die
Verfaffungsurkunde nicht als ein Mittel zu allmähliger Realisirung
selbst gebildeter politischer Theorien, sondern als ein in allen seinen
Bestimmungen gleich unantastbares Ganze betrachten; — Männer, die
ihre wichtige Stellung als Abgeordnete — fern von Selbstsucht und
Eitelkeit — nur dazu benutze», um das unzertrennlich verbundene
Wohl des Regenten und des Landes auf dem durch die Verfassung
vorgezeichneten Wege wahrhaft zu fördern; — Männer, die Wohlwol-
len mit Einsicht verbinden, und eingedenk sind, daß ohne Selbstbe-
schränkung nichts Gutes dauernd gedeihen kann. Die Negierung setzt
voraus, daß sie in diesem Wunsche allen ihr ergebenen Staatsangehö-
rigen begegnet; von ihren sämmtlichcn Beamte» darf und muß sie aber
erwarten, daß dieselben bei dessen Durchführung thätig Mitwirken wer-
den. — Sie hofft und verlangt, daß die Staatsbeamten insgesammt
von ihren staatsbürgerlichen Rechten Gebrauch machen, und gemeinsam
mit ihr zu Erreichung eines Zieles beitragen werden, wodurch an die
Stelle unfruchtbarer, kostspieliger und zeitraubender Streitigkeiten die
einträchtige Förderung der wahren Landcsintercssen treten wird. Euer
re. beauftrage ich, Vorstehendes zur Kennlniß aller Ihnen untergeord-
neten Staatsdiener und Angestellten zu bringen, und darüber zu wa-
chen, daß den darin ausgesprochenen Ansichten nicht zuwider gehandelt
werde. Carlsruhe, den 2. März 1842. v. Bbttcrsdorff.
III. Zirkular des Hrn. Präsiveinen des großherzoglichen Justizmi-
nisteriums an de» Hr». Oberhof»erichtspräsiderten und die HH. Prä-
sidenten der vier Hvfgerichte. Die Wahlen zur zweiten'Kammer bet
Ständeversammlung werden ehestens stallfinden. Die Negierung hält
kür ihr Recht, bei Vorgänge», die für die Gesammthcit von so wesent-
licher Bedeutung sind, nicht passiv zu bleiben; sie hält für ihre Pflicht,
einer Partei, die, um ihre Kandidaten durchznsetzen, stets eine beson-
dere Thätigkcit geäußert hat, und voraussichtlich neuerdings äußern
wird, mit allen ihr zu Gebote stehenden gesetzlichen Mitteln offen und
entschieden cntgegenzutretcn, sie gedenkt eben hindurch die Freehcit der
Wahlen z» sichern, die unläugbar gefährdet wäre, wenn das Streben
jener unerwidert gelassen würde. Die Negierung wünscht, baß nur
solche Männer zur Srändeversammlung gewählt werden möchten, wel-
che treue Anhänger des Großderzogs und der Verfassung sind, und
diese Anhänglichkeit dadurch e-ffenbaren, daß sie die Verfaffungsurkunde
nicht als ein Mittel zur allmählijjen Realisirung einseitiger Theorien,
sondern als ein in alle» seinen Theil gleich unantastbares Ganzes be-
trachten, Männer, die, fern von Selbstsucht und Eitelkeit, sich als Ab-
geordnete gew ssenhaft vemühen, das unzertrennlich verbundene Wohl
des Rezenten und des Landes aus dem durch die V.rsassung vorgezcich-
ncten Wege zu fördern. Die Negierung ist überzeugt, m diesem Wun-
sche der großen Mehrheit der Staatsangehörigen zu begegnen; sie setzt
insbesondere voraus, daß die öffentlichen Diener jeder «lasse hiermit
vollkommen einverstanden sind; sie glaubt daher, wo es sich um tesin
Erfüllung bandelt, aus i!>re thätige Mitwirkung rechnen zu dürfen, und
gibt sich folgeweise der Hoffnung hin. baß dieselben, zur Wahl in er-
ster oder zweiter Ordnung berufen, nur lür wohlgesinnte Männer stim-
men, die, unfruchtbaren Streitigkeiten seine, in der einträchtigen Er-
ö ternng wahrhaft praktisches Interessen diejenige Ausgabe erblicken,
welche nach der Verfassung von den Ständen gelöst werten muß.
Euer Hochwohlgeboren bea»,trage ich hierdurch, Vorstehendes zur Kcnnt-
niß aller Ihrer Untergebenen zu dringen, auch dieselben freundlich mit
Ihrem Rathe zu unterstützen, wenn und insofern sich hierzu nähere Ver-
anlassung ergeben sollte. Carlseiche. den 4. Mär; 1842. Jollp.
IV. Der Präsident des Ministeriums des Innern an die Vorstände
der diesem Mmssterium ru tergeorkneieii Ve waltungszweige. Die Staate«
regr'erung bält es im Int.resse des Landes für noihwenoig, den nun-
mehr por sich gehenden Wahlen der Wahlmänner und Abgeordneten

zur Bildung der zweiten Kammer der Srändeversammlung die größte
Aufmerksamkeit zu widmen, und dahin zu wirken, daß solche Männer
gewählt werden, welche als Freunde der Ordnung, mit ächter Liebe
zum Vaterland, Besonnenheit und Selbständigkeit verbinden und eben-
so das Vertrauen des Landes, wie der Negierung verdienen, damit
von der bevorstehenden Ständcversammlung erfreuliche, dem Lande
zum Besten gedeihende Ergebnisse gehofft werden können, und diese
Hoffnungen in Erfüllung gehen. Zur Erreichung dieser Absicht hat die
Staatsregierung nicht nur die thätige und zweckmäßige Mitwirkung
der Vorsteher der Amtsbezirke und ihrer Mitbeamten in Anspruch ge-
nommen, sondern sie bält sie auch zu der Erwartung berechtigt, daß
alle Staats- und Diener der Kirche, die Lehrer der höhern Lehran-
stalten, Volksschiillehrer und übrige Angestellte sich an jene anschließen
und dazu Mitwirken werden, damit, sowohl bei der Wahl der Wahl-
männer, als der Wahl der Abgeordneten, die Absichten der Regierung
erreicht und das Wohl des Landes befördert werde. Insbesondere
erwartet sie, daß überall, wo es nöthig, dem Einfluß einer der Re-
gierung entgegenstehenden Parthei begegnet und die Urwähler, wie die
Wahlmänner, vor Täuschung und Zwang bewahrt, über ihre Interes-
sen aufgeklärt werden, damit solche nach ihrer Ueberzcugung handeln,
weil diese, gestützt und auf bisherige Erfahrung, auf den redlichen
Sinn und aus Vertrauen zur Regierung, kein anderes als ein gutes
Resultat herbei führen kann. Die Regierung vertraut insbesondere
dem Pflichtgefühl sämmtlicher Diener und Angestellten, daß sie sich in
keiner Weise bestimmen..lassen werden, die Absichten der, der Regie-
rung entgegenstehcnden, Parthei zu unterstützen oder zu befördern.
Frhr. v. Nüdt.

Die Sünde -cs Vaters wird hcinrgesucht.
(Fortsetzung.)
„Das ist mein fester, unerschütterlicher Vorsatz, ich schwör' es beim
heiligen Gott!" betheuerte der junge Mann, und nach dem Sternen-
himmel empor streckte sich seine Hand, dieselbe rasch an ihr Herz zie-
hend, fragte Mutter Boncguart:
„Und wer sind Sie denn eigentlich, mein bester Herr?"
„Mein Vater heißt Darcy, und..."
„Herr Darcy? Hat er nicht ein Commiffions Bureau in der Straße
St. Marguerire?"
„So ist es."
„Sie wohnen Helene Mirvals Fenster gegenüber. Ach, nun be-
greife ich. Aber ist Ihnen denn Josephinchen auch gut?"
„Ick hoffe es!" antwortete Friedcrich eben so verständig als beschei-
den, denn er war zwar der Gegenliebe Josephinens ganz gewiß, mochte
es aber geradezu hier nicht gestehen. „Ich hoffe es, obwohl wir uns
einander noch nicht haben sprechen können. Nun werdet Ihr wohl eiu-
sehen, daß ich noch allerhand mit Josephinen abzumachen habe, bevor
ich meinem Vater mich entdecke. Zwar liebt mich dieser von ganzem
Herzen, aber blindlings einwilligen wird er doch nicht in meine Hei-
rath, er wird manches auszusetzen finben und am Ende doch cinwilli-
gen, warum ich ihn b.tle. Thät' erö nicht, wahrhaftig ich bliebe zeit-
lebens ledig! Ich bin j tzt Commis bei einem Ban quer und verdiene
schon ein ganz hübsch-s Geld, drum sott es mir nicht schwer fallen,
nach und „ach einiges Vermögen zu erwerben. Das alles muß aber
Josephe,ic so bald als möglich erfahren, sie muß mir Herz und Hand
verspreche,; daher gutes Mütterchen, bitte ich Euch, dieses Briefchen
ihr zu überbringen."
„Gemach, gemach, lieber Herr!" flüsterte Mutter Boucguart, das
gereichte Billet zu'ückweiseiid. iü "^rn Zeuge, daß ich nichts
lieber wünsche, als Josephinen glücklich zu wisi.n, und an einen rei-
chen Mail» v.rheirathet, und wenn ich an die Möglichkeit denke, et-
was dazu beigetragen zu habe», so hüpft mir das Herz vor lauter
Freude. Allein ich bef-isse mich schlechterdings nur mit solchen Brics-
leins, die wirklich einen Heiraths-Antrag entbalten, sonst
„Hi r wollte sie kort, ln demselben Augenblicke brach der junge
Darcy fein Uiliet-üvux auf.
„Da, überzeugt Euch von der Redlichkeit meiner Gesinnung. Als
ich dies schrieb, loniue ich ja nicht ci. mal ahnen, daß Ihr es würdet
lesen wollen!"
„Jetzt bi-, ick beruhigt," sagte das Bctttlwcrb ganz freundlich.
„Ich nehme Ihr Briefchen an, und werde cs richtig abgcben."
 
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