Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Mannheimer Morgenblatt — 1842

DOI Kapitel:
No. 225
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.32620#0917

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
9L7

Vasallen sürstliSen, gräflichen und freiherrlichen Standes hinorjs zu
erscheinen nicht zur Pflicht wachen, doch werden es AllerhöchsidieKlben
gerne sehen, wenn die Mitglieder des höher» und hoffähigen Adels,
welche nicht durch besondere Umstände ab^ehalten werden, durch ihre
Hieherkunft zur Verherrlichung der bei diesem Ereigmß statthabenden
Feierlichkeiten beitragen wollen.
Berlin» 17. Sept. Nach gestern hier eingelaufenen Nachrichten
hat der König die Vermählung der Prinzessin Marie auf den 6. Okt.
festgesetzt.
Paris, 19. Sept. Das Generalcvnscil des Norddepartem.nts hat
mit 14 Stimmen gegen 10 entschieden, es soll keine Adresse an den
König gerichtet werden, das Beileid über den Tod des Herzogs von
Orleans auszudrücken. Dieser Beschluß ist eine Ausnahme: die meisten
Genecaleonseils haben sich beeilt, Condolenzadieffen zu votiren.
— ES wird versichert, der Prinz von Joinville werde mit der
„Belle Poulc" nach Rio Janeiro gehen; Admiral Cafy habe den Auf-
trag, eine der Schwestern des Kaisers VS» Brasilien, welche zur Ge-
mahlin des Prinzen von Joinville bestimmt sein soll, demnächst nach
Frankreich zu geleiten; die Vermählung werde unmittelbar nach ihrer
Ankunft in Paris gefeiert werden.
London, 17. Sept. Die Königin von England ist von ihrer Reise
nach Schottland heute auf dem Schlosse Windsor wieder eingetroffen.
— In den Manufacturtistricten nehmen die Dinge nach und nach
eine brsscre Wendung. Viele von den coalisirten Arbeitern kehren in
ihre Werkstätte zurück.
Mavriv, 12. Sept. Es heißt, der Finanzminister habe sich end-
lich einige Hülfsquellen ve.schafft, um die Gehalte der Staatsbeamten
bezahlen zu können.
Aus öcm Leben eitles wandernden Schauspielers.
(Fortsetzung.)
Ich habe nämlich die einflußreichsten Personen unseres Orts und
unserer Gegend davon unterrichtet, d^ß ich M-moireu geschrieben hät-
te, und selbst Jedem von ihnen den auf ihn sich beziehende:! Abschnitt
mit d r Bemerkung mitgetheilt, daß das Manuskript sich in sicheren
Händen im Auslände befinde und sogleich gedruckt werden und öffentlich
erscheinen würde, sobald ich vierzehn Tage vergehen ließe, ohne meinem
Bevollmächtigten Nachricht von mir zu geben; ich ließ sie zugleich ah-
nen, daß ich wenn sie mich in Ruhe u cd eines na ürlichen Todes ster-
ben ließen, vielleicht meine Rache aufgeben und jene Schriften vernich-
ten lassen würde, von denen sie. wohl wußten, wie unheilvoll sie für
ihre Wohlfahrt sein müßten. Dieser Kurstgr ff schützt mich vor ihrem
Zorn; sie fürchten mich und schonen mich doch, obgleich sie mich tödtlich
hassen; Einige verleitet tue Furcht sogar so weit, d ß sie sich vor mir
ehrfurchtevlll neigkil, w.nn ich mir das boshafte Vergnügen mache, sie
einmal zu grüßen. Dergleichen geschieht von Seiten meiner unversöhn-
lichen Feinde l-d'gllch aus Angst, daß ich ihre Ehre und ihr Vermögen
in Gefahr bringen und sie der Schande oder drin Gelächter Preis ge-
hen könnte, wenn mir nicht meine eigene Sicherheit geböte das Still-
schweigen nicht zu brccyen.
Nachdem, was Sie mir hier sag'n,'sind Sie ja ein.schrecklicher
Mensch, mein Herr Wölfer!...... Erklären Sie mir doch, wodurch
ich mir Ihr Wohlwollen erworben habe? —
So erfahre» Sie denn, daß der, welchen ich unter allen Menschen
am Grimmigsten Haffe und vc! abscheue, weil er Unglück, Krieg und
Tod dadurch in meine Familie gebracht hat, daß er (dcnn ich muß
Ihnen tiefe sch eckliche Wahrheit eingestehen) meine bedauernswerthe
Schwester liebte, an dem ich aber keine Rache nehmen kann, weil er
sich nicht mehr unter den bebenden bcfiadct, den Namen: „Graf Har-
tenstein" sühne! —
Dann hätten Sie sich schon meines Namens wegen von mir zurück-
ziehen müssen? —
Warum Las? Sie sind eben so gut wie ich das Opfer seiner
Schlechtigkeit.
Wie soll ich das verstehen? Ich wäre, gleich Ihnen, von ihm auf-
geop'crt worden? —
Der Erbe dessen, den ich unaussprechlich hasse, ist der Sohn mei-
nes Feindes, welcher frech den Namen:j „Graf Hartenstein" sühn,
der Nämliche, der Sie so schwer beleidigte, Ihr Nebenbuhler! -
— Mein Nebenbuhler! wie mögen Sie so etwas sagen! —
Ich nehme mein Wort nicht zurück, lieber Siegmund! Ich kenne
Ihr Giheimniß u-id es ist bei mir gewiß gut aufgehoben. Sie lieben

Fräulein v. Adlerkorn! Ueherlaffen Sie sich der Hoffnung. Noch
heute trete ich eine Reise an, die mich ohngefähr vierzehn Tage ent-
fernt halten wird; bei meiner Rückkehr wird Ihr Schicksal vielleicht
eine andre Wendung bekommen. Bis dahin Ueben Sie wohl.
Wölfer verließ Hartenstein, oder wie er sich jetzt nennen mußte,
Siegmund, ohne ihm irgend nähere Erklärungen über die eben ver-
nommenen dunkeln Andeutungen geben zu wollen.
Der junge Schauspieler fuhr unter dem Namen Siegmund fort
dle Rollen seines Faches zu spielen. Jeden Abend sah er Fräulein v.
Adlerkorn, n,,d seine Leidenschaft für sie ward immer heftiger, un-
widerstehlicher. Nach Verlauf von vierzehn Tagen fand sich Wölfer
pünktlich wieder ein.
Mein Freund! rief der alte Advocat seinem Schützling entgegen,
Sie haben aufgehört Schauspieler zu sein; soeben komme ich von Ih-
rem Direktor und habe ihm angekündigt, daß Sie Ihren Abschied ge-
nommen hätten.
Mein verehrter Herr Wölferl Sie müssen ohne Zweifel auf Ih-
rer N ise den Verstand verloren haben! —
Keinesweges; wohl aber habe ich auf dieser Reise das gefunden,
was ich suchte.
Werden Sie sich jetzt nicht deutlicher gegen mich erklären, als vor
Ihrer Abreise? —
Allerdings, und zwar auf der Stelle, denn die Zeit drängt und
wir dürfen keinen Augenblick verlieren. — Der Herr v. Hartenstein
wird zu mir kommen. Ich habe ihm auf eine Weise geschrieben, die
es ihm unmöglich macht, meine Einladung abzulehnen.
Weshalb nennen Sie ihn Herr v. Hartenstein? Ist er nicht
mehr Graf? —
Es gibt nur einen Grafen v. Hartenstein und der sind Sie! —
Was soll tiefer neue Scherz bedeuten?
(Schluß folgt.)
Mittel gegen das Nasenbluten.
Ein Berliner Blatt entbäit Folgendes: „Der Einsender dieses be-
fand sick gerade auf der E-senbahn nach Potsdam. Voll frcudiger Er-
wartung, dieses Paradies der Mark, wo es einem scheint, als „habe
die N ttur im Bilden mit Liebe länger verweilt," nach längerer Zeit
einmal wieder zu sehen, ward er plötzlich von einem anhaltenden Na-
senbluten heimgesuchi. Ein ihm gcgenübersitzender Reise der gab ihm
dn, guten Rath, ein kleines Stückchen Löschpapier an den Gaumen zu
legen, und stehe da, das M ttel half augenblicklich. Zweien jungen
Damen «heilte er das Erlebte mit, und da beide am Abend desselben
Tages, von einem ähnlichen L.Den heim gesucht wurden, benutzten sie den
medizinischen Rath, und das Mittel half auf der Stelle."
Buntes.
-j- Die alte griechische Volkssitte legt einer jungen, eben erst
v<rh irat ten Frau ein inchrmonatliches Schweigen auf, wovon sie nur
durch einen Act entbunden wird, der das Lösen der Zunge ge-
nannt wird. Während dieser Frist ist ihre Unterhaltung ganz allein
auf die mit iorem Manne beschränkt; mit keinem Änderen, höchstens
ihren Vater und ihre Brüder ausgenommen, darf sie sprechen. Sie
lernt vavurch die Rede ihre Gemahls über alles hochschätzen, und auch
wenn ihr später die Zunge gclöst ist, werden die Hebungen derselben
gemäßigt fern in Folge einer so heilsamen Unterbrechung. — Warum
erlaßt man den Neuvermählten Frauen des übrigen Europa eine so
heilsame Contumaz?

Brief-Kasten.
--Bescheidener Wunsch-- von F. aus Holbrg.; eine Zuschrift das Knallen der
Postillione betr.; eine deßgl. über die Hundstaren ouS Nckrgd.; Gedankenspähre
aus Pfl.; und ein Artikel aus Zell a. H., können nicht erscheinen. — »Vum Land
uwer'Hbg.,» — Machwerk. — Eine Rüge, das Einbringen der Arbeiten fremder
Schuhmacher in hiesige Stadt betr., bitten wir den Herrn Verfasser, persönliche
Rücksprache mit uns zu nehmen. Nr. 12. Eingetroffen und wird besorgt. — Ferd.
X. dankbar! Fernere Mittheilungen angenehm! - Mper. in St. wir wiederholen
unfern Ausspruch in Nr. 190 d. B. — Logogriph an L. H. in Pffwlr.; eine Cha-
rade von Stß. in Ls. nicht geeignet; — ebenso die Gedichte: von Hg. in Ndg.; und
von -et in Sch.; --die 31er-- von (?); und ,-Wcm gilts? - »Ne Chuß in Ehre»
nicht möglich z» lesen! Deutlich schreiben! — »Der belohnte Diebstahl» von S. in
K. gut — kann aber nicht gedruckt werden! — Die verschiedenen Manuscripte
von —s K. erwarten Rücknahme. — B. in Off. Morgbt. und Schlz. vom Anfang
d. I. sind nicht mehr zu haben. Ndr. Schweigen! (25.) Was Neues?
 
Annotationen