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Mannheimer Morgenblatt — 1842

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No. 97
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https://doi.org/10.11588/diglit.32620#0391

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387

Opern-Bericht.
(Von nd.ff
Mittwoch den 20. April, zum ersten Male: „Catharina Cornaro," tragische
Oper von Saint Georges, Musik von Franz Lachncr.
Wir zögerten geflißentlich, über diese neue, allerdings bcobachtungswerthc Er-
scheinung unser» liefern Bericht zu erstatten, in der Hoffnung, nach einigen Tagen
das Werk wiederholt hören und dann einige verlässlichere Worte darüber schreiben
zu können. Nach Vereitelung dieier Hoffnung muffen wir mit rein Wenigen, was
inan nach einmaligem Azoren eines großartige», viclverzweigten Tonwerkes darü-
ber zu sagen vermag, hcrvorrrcttn, aber selbst auch dieses Wenige nicht i» jeder
Hinsicht vertreten 'sollend, da cs mehr ein Resultat des ersten Eindrucks auf das
Gemiith als des gründlichen Erkennend und Beurtheilcns ist.
Zuerst das ^"let uiiiangend, so scheint uns dasselbe von keinem großen Wcr-
the. Von grovem, ^niereiie 1,1 es nicht an sich, unv interessant gemacht durch die
dramatische Kunst . .. .^barveiters ist eg „och weniger; der Bearbeiter machte cs
sich vielmci-r fthr leicht und lieferte «ne Zusammenstoppelung von Scenen aus ei-
ner Menge l , ui dieses alte Gefäß seinen Text hinein. So
finden E darin die grausame aus Romeo und Julie, die Erwartungs-
Ncrschworuiigs,cene aus Teil, sie Wonnescene aus
der Eurpanthc re. w. und dann ist der vierte Akt vom Dichter so matt gehalten
das Bölkum " d^ ^ von Seite des sterbenden Königs an
das <§olk unv vle Uusjteuung des Marko als Beschützer desselben so demtiltia an-
ftoßend gegen das dramatische Interesse, daß das ohnedies welke Ganze dadurch
7? dik'u.7^ kuL- - Segen alle PraM 7er Lperudi?-
ler, tue zur Enthusiasi.urung des Publikums rmmer einen Hauptcoup am Ende
an ubringen luchen. Erfuhren wir nichts von diesem Sobnc der bier auf einnial
wie aus den Wolken fällt, und bei dessen Erwähnung wir aeaen «a arina die so
eben mit Marko Licbcsscufzer tauschte, ich weiß „ich? welche imangenehme Empfin-
dung verspürt, und wurde dagegen Katharina mit Marko verbunden, so wäre durch
ries einfache Milt« zwar die Historie verletzt, aber vaS Ovcrnsuwt gerettet und
mit dem Jubelchor des Volkes endete das Ganze glücklich, wahrhaft dramatisch
Der Eindruck, welchen die Komposition dieser Oper auf die Zuhörer machte' ist
rin günstiger zu nennen, obschou cs sich nicht leugnen läßt, daß jene im Susi-t
enthaltenen bekannten Opernsccncn auch in der Komposition sehr vernehmliche An-
klänge an dieselben hören lassen. Unstreitig hat diese Composition sehr schöne, aus-
gezeichnete Partiheen, zumal ist daS Orchester durchgänig mit einer großen Mei-
sterschaft gehalten. Der Hauptfehler, welcher darin liegt, mag wohl der Man-
gel an Einheit sein: es ist ksln Werk aus Einem Guß, kein spmetrisch geglie-
dertes, karakteristisch zerlegtes Ganzes, an dem der Geist Wohlgefallen haben

könnte, ber dem der Geist hier angeregt, dort beruhigt, hier aufgeschwnngen, dort
behaglich vergnügt wäre: nein, es ist ein anstrengendes Zusammcngefüge der ver-
schiedenen Scenen, unter denen der Geist ermattet und erliegt, ohne je einen wah-
ren Ruhcpunkt zu finde», so daß er gleich dem Wanderungsvaget., den ein Sturm
während seiner Reise über das Weltmeer ereilt und ruhelos dahin reist, von dem
Sturm der Musik ergriffen wird und nicht eher seufzend zu Athen, kommt, als bis
diese selbst aufhört. Diese Eigenschaft, welche ich ein gewisse Unreife nennen möchte,
und dann der Mangel an Einheit unv Eharactcristik werden wohl schuld sein, daß
die neue Oper wenigstens kein glanzendes Repcrioirstuck werden kann.
Abgesehen hievon bietet das Werk eminente Schönheiten dar. Von den beiden
Ouvertüren vor der den, ersten unv vierten Akte läßt sich wenig sagen, die erste
schmeckt jedoch ein wenig zuviel nach jener ans Chcrubini's Medca, und die zweite
nach Beekhvvcn's Musik zu Egmvnt. Im ersten' Akte beginnt das Reeitatlv des
Marko sehr schwunghaft, endet aber ziemlich matt; eben so die Nummer des An-
drea: das Lidagio zwar ist sehr gefällig und ansprechend, die Ausweisung in » »>ull
meisterhaft, aber das Allegro gemein und gedehnt. Anofrios Auftreten m unpo.
sant andcutend die Macht der gewaltigen Venetia; aber eben so lärmend ist auch
seine Singpartyie gehalten, unv es gehörte eine Riescnlunge dazu, hier durch die
Begleitung durchzugreifen. Der zweite Akt ist im Ganzen der beste, der wirkungs-
rcichste, weil dramatisch am richtigsten gehalten. Das Duett zwischen Katharina
und Marko ist vielleicht die Krone der Oper, obschon jenes iin vierten Akt zwischen
den nämlichen beiden für das größere Publikum cffektreicher sein mag. Der dritte
Akt scheint uns nicht so gelungen, denn der Umzugsmarsch, eine so große Stell«
einnehmend, ist gar zu gering und flach. Das Ballet während verkirchlichen
Feierlichkeit ist unnatürlich, anstoßend, absolut verwerflich. Aber glänzend her-
vorstrahlcnd sind auch in diesem Akt die Arie des Königs und ein Terzett zwischen
Marko und den zwei Banditen. Im vierten Akte glänzt das schon genannte Duett
so auffallend und frischlebeudig hervor, daß cs, wenn auch nicht das beste Musik-
stück, doch entschiede» das im Allgemeinen wirkungereichste der Oper genannt wer-
den muß. Das Finale bleibt fast ganz wirkungslos, woran aber ganz offenbar
der höchst undramatische Schluß der Handlung die meiste Schuld trägt.
Wenn wir also »ach einmaligem An hören dieser neuen Oper in de»
Münchener und Berliner Enthusiasmus darüber nicht einstimmen können, so dürfen
wir ihr doch neben den bedeutenden Mängeln, die jedoch mehr das Ganze als
Kunstwerk treffen, große Schönheiten, ja ganz uusgezeichtnctc Parthiecn im Ein.
zclneii mit wahrer Freude zugestehe». Möge sie recht bald wieder zur Aufführung
kommen, damit wir unjre Ansicht als begründet bestätigen, oder, was uns noch
lieber wäre, zu ihrem erhöhten Ruhme modifiziren können.
Die Aufführung war von Seite des Orchesters sowie des Sängerpersonals
vorzüglich.

SVMgLeLELY«: und H-MVar - MiKZvLHe».

f765fj.3 No. 9055. Die hiesige Maimefse
fängt mit dem I. k. M. an unv endigt mit
dem >3. desselben Monats.
Die während der Meßzeit seilhaltenden
Kausleute haben sich hiernach zu achten.
Zugleich wird den fremden Kaufleuten er-
öffnet, daß sie ihre Aufenthaltskarten nur
von Morgens 7 — 8 Uhr auf dem Poli-
zeibureau gegen Deponirung ihrer Pässe in
Empfang zu nehmen haben.
Mannheim, '8. April >842.
Großh. Stadtamt.
Riegel. Scheck.

Güter - Verpachtung.
'ZK dcr Vcrlassenschaft des Ackcrsmann Fran
nachbenanntc Guterstückc für daö Iah
1842 auf d°r untc«eichnc,en Stelle
,n«stW den 28. dss. MtS.,
. ff? ?'!""ags halb 3 Ubr
im Wege der Berst«,„Z.g "m Pacht gegeben werden
°^'l Morgen 36 Ruthen Acker in der s. Sandgewau
^°2 Viertel 39 Ruthen Acker 1» der g. Sandgcwan
1 Morgen 1 Viertel Acker ln der 9. Sandgewau
No 1287
1 Mrg. 10 Rth. Acker in ^ Obcrhölung No. 422 V,
4 Mra. Wiesen auf den Hodwlc,en No. 27.
4 Mra. 3 Vrtl. 16 Nth. Wiesen auf der unkern Mühl
au No. so. ' ^
wozu die Liebhaber hiermit eingeladcn werden.
Mannheim, 20. April 1842.
Großh. Stadtamtsrevlsorat.
Winther. .
sflt.Durck.

Liegenschafts-Bersteigerung.
l 749 j3 Auf Anstehen der sämnrtUch großjährigen Er-
ben der Ackersmann Johann Langend a ch'ö Wittwe,
Christine ged. Schcrb dahier, werden die zu deren Nach-
laß gehörigen Liegenschaften, bestehend
in dem Hause NN. li.4 l>io.7,
in dem Hause I.ir. 8 1 bin. 14
und den Acckcrn
No. 931 in der 1. Gewann des Alt-
wassers, all 1 Vtl. 38§ Rth.
und
No. 944 daselbst, sck 2 Vtl. 9 Rth.
Mittwoch den 27. d. M.,
. . Nachmittags 3 Uhr,
auf dem Rathhause an den Meistbietenden, der Erbver-
theilung wegen, freiwillig öffentlich versteigert und unter
RatistkatloiiSvorbchalt zugeschlagen.
Mannheim, de» 14. April 1842.
Großh. Bürgermeisteramt.
Lollp.
Schubaucr.

s800st2 Der diesjährige Mannheimer Maiviehmarkt
wird Montag und Dienstag den 2. u. 3. Mai gehalten,
was htemit zur Kennkniß der Handelsleute gebracht wird.
Mannheim, 21. April 1842.
Großh. Bürgermeisteramt.
Jollp. Schubaucr.

Liegenschafts-Versteigerung.
k692s3 Freitag den 29. d. M., Nachmittags 3 Uhr,
werden die zur Gantmaffc des Handelsmanns Ludwig
Kunienhausen dahier gehörigen Liegenschaften in l.it.
r 1 dio 43 auf dem Juiigbusche dahier bestehend in
einem zweistöckigen Wohn- und Fabrikgebäude,
einem dergleichen Färberei und Fabrikgebäude mit
Bütten und 4 Kesseln,
einem großen Hof mit Brunnen und Schöpfen,
und
einem daranstoßcndcn Obst- und Gcmüse-Gartcn,
worauf bereits 6000 fl. geboten wurden, wiederholt auf
dem Nathhause im Wege gerichtlichen Zugriffs an den
Meistbietenden versteigert, MS hiedurch mit dem Bemer.

kcn bekannt gemacht.wird: daß bei dieser Versteigerung
der endgültige Zuschlag erfolgt, auch wenn der Schä-
tzen,gsprcis nicht erreicht wird.
Mannheim 7. April 1842.
Großh. Bürgermeisteramt.
Jollp.
Schubaucr.

Bekanntmachung.
(796^2 Mit dem 2. Mai beginnt wieder der Unter-
richt in unfern Schulen. Die schulpflichtig gewordene»
Kinder, so wie diejenigen, welche aus einer schule in
eine andere versetzt werden sollen, sind Samstag den 30.
April, Morgens von 8 -1» und Nachmittags von 2^-
3 Ubr in dem gewöhnliche» Prüft,ngssaale anzumeldcn.
Diejenige Eltern, welche ihre Kinder in die Frei-
schule auftichnien lassen wollen, haben am genannten
Tage ein Armuthszcugniß vom Großh. Bürgermeister-
amtc vorsulegcn.
Mannheim, 2«. April 1812.
Großh. kath. Schulinspcction
Orbin.

^om^Z^hung und Beschlußfassung über den
S^s?ft?o?!ssss4nverwaltuiig dahier beantragten Ab-
öwsigen Stadtgemciiidc auf dem Nieder»
Mühlau und Bonadicstnscl zustehen,
ssn Aiwschilff"g^ch^' ^ Versammlung des gro-
Freitags den 29. April d. I.,
Morgens 10 Uhr,
n der hiesigen Aula im Quadrat Nil. >.4 dio.4 statt-
lichen.
Sämmtllche Mitglieder des Gcmcindcraths, des kiel-
ten und großen Ausschusses werden daher eingeladcn, sich
m dem festgesetzten Tage, zur bestimmten Stunde, zur
(heilnahmc an den zu pflegenden Verhandlungen Punkt«
ichst einzufindcn.
Mannheim, 21. April 1842.
Großh. Bürgermeisteramt.
Jollp. Schubaucr.
 
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