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Mannheimer Morgenblatt — 1842

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No. 230
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https://doi.org/10.11588/diglit.32620#0935

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Mannheimer MoWeMatt.

I^iO. 230. Donnerstag den 29. Septbr. 1842«

ZAMLsMMMA »MIIL
Bestellungen auf diese Blätter für das mit dciiH 1. Oktober beginnende Quartal wollen für hier und die nächste Umgegend bei der
Redaktion (INt. 0 >4 iVo. 7 neben dein Zweibrücker Hof) und auswärts bei den betreffenden Postämtern gemacht werden. Abon-
nementspreis das Vierteljahr mit Inbegriff der Dostgebühren bei allen Postanstalten des Grostherzog-
thnrns Baden Ifl. 1. 2A- ?r.

Tagsbcricht.
Mainz, 26. Sevt. Heute Nachmittag traf von Schloß Jehannis-
berg der Fürst Metternich in unl rer Stadt ein und stieg im Rhei-
nischen Ho e ab, um morgen seine Rückreise nach Wien fortzus-.tzcn.
— Die dritte und letzte allgemeine Sitzung deutscher Naturforscher
und Acrz?e, welche beute statt hatte, und mit welcher die zwanzigste
Verrammlung ihre Tbätigkeit beschloß, war zahlreicher, als man er-
wartet batte, und begann durch eine Begrüßung der Versammlung von
Seiten des Hrn. Mayer aus Livorno, Präsidenten der ^oacismia l.a-
tironiea, der erst ganz am Schluffe der Sitzungen eingrtroffen war.
Er sprach zu den deutschen Naturforschern und Aerzten nicht in italie-
nischer Sprache, wie er wohl gewünscht hätte, sondern in deutscher
Sprache im Namen der italienischen Gesellschaft der Wissenschaften, und
zeigte i wenigen, aber beredten Worte» die innige geistige Gemein-
schaft Italiens und Deutschlands in seinen Dichtern, Gelehrten und
Kürstleni auf eine so ansprechende und geistreiche Weise, daß ihm der
lauteste Beifall gezellt ward.
Stttttgnrt, 23. Sept. Uebermorgen, als am Geburtsfcst Sr.
Mas. des Königs, wird durch eine ständische Deputation der Grund-
stein zu der Festsäule gelegt, welche die Stände als ein öffentliches,
Jedem zugängliches bleibendes Denkmal der Feier des Regierungs-Ju-
biläums unse,es Königs auf dem Platze vor dem königl. RefidenzschWsse
errichten zu dürfen gebeten und hierauf auch die allerhöchste Geuchmi-
gun < erba'ten haben.
Berlin, 23. Sept. Die Eisenbahn nach Frankfurt a. d. O. ist
so weit fertig, daß schon Probefahrten darauf gemacht werden. Zum
15. Oktober, am Geburtstage des Königs, will die Direktion die ge-
dachte Eisenbahn feierlich eröffnen.
München, 24. Sept. Von der Strenge, mit welcher unser Kö-
nig darüber wachen läßt, daß bei öffentlichen Bauten jeder Art nicht
gegen einen zweckmäßigen und geläuterten Baustyl gesündigt werde, zeugt
so eben, daß der ganze Dachstuhl eines kaum erst vollendeten großen
Schulhauses wieder abgetragen und um ein Namhaftes niedriger wie-
der angeführt werden mußte.
, Wien, 22. Sept. Die Liste der Brandunfälle ist noch immer nicht
geschlossen; erst vorgestern brannte wieder der Ort Hirsch statten im
Marchfelde ab, kleinerer Feuer in der Residenz selbst nicht zu gedenken.
In Ungarn und Böhmen halten die Fcuersbrünste mit der Dürre glei-
chen Schritt.
Leipzig, 24. Sept. Vor einigen Tagen ist den hf stgen Buch-
händlern bei 20 Tblr. Strafe der Debit des bei Hotop in Kassel er-
schienenen, mit befsischer^Censur gedruckten zweiten Heftes der Zeitschrift
Mevdistofeles^on Steinmann untersagt worden.
Paris, 25. Sept. Das „Umvers" behauptet nach einem Schrei-
ben aus St. Petersburg, der Kaiser Nikolaus beabsichtige, seinen Bot-
schafter von Nom abzurusen und alle Verbindung mit dem römischen
Hofe abzubrechen.
— Die Herzogin von Orleans gedenkt noch eine Zkitlang auf dem
Schloss,- Eu zu bleiben; man will wissen, sie habe den Wunsch geäu-
ßert, sich vom Hofe zu entfernen und mit ihren Söhnen zu Fontaine-
bleau zu restdiren; es scheint, daß man ihr vorgestellt hat, es sei nicht
wohl auk dieses Verlangen einzugehen.
— Das Opernhaus zu London ist um die Summe von 105,000

Pf. St. verlauft n orden, was für die 6 bis 7 Monate im Jabr, in
welchem Vorstellungen gegeben werden, eine Miekhe von 136,000 Fr.
macht.
— Fanny Eisler hat, wie man hört, bei ihrer Durchreise zu
London 120,000 Dollars, als die Frucht ihrer Ersparnisse auf dem
Tn'umpbzug durch die Vereinten Staaten, in der englischen Bank nie-
dergelegt.
— Man schätzt den Aufwand, welchen der Marquis Breadalbane
bei Gelegenheit des Besuches der Königin Victoria gemacht hat. auf
60,000 Pfd. Sterl. — das wäre mehr als ein Jahr seines auf 45,000
Pfund angeschlagenen Einkommens.
— SämmtMe Mitglieder des Gencralratbs des Aisne Departe-
ments haben, bevor sie auseinander gingen, beschlossen, die ihnen zu.
gehörigen Ländereien, durch welche die Eisenbahn führen wird, un->
entgeldlich abzutreten. —
O Man spricht von einer nahe bevorstehenden Ernennung einer
Commission, welche die Frage von dem Briefporto einer Prüfung un--
terzkchen soll. Wie es heißt, beabsichtigt man die Einführung eines
gleichmäßigen Briefportos, wie es schon in England und Oestreich ver-
wirklicht ist.
London, 23. Sept. Nach einem vom Parlament bereits am 30.
Juli genehmigten Act sollen bei allen Infanterie- und Cavallcrie-Regi»
meutern des Heeres Sparkassen errichtet werden, in welche die Unter-
offiziere und Soldaten ihre etwaigen kleinen Erübrigungen gegen etwas
mehr als 3'/. pCt. Zinsen einlcgen können.
— Gestern früh sind zu Windsor vier herrliche spanische Rosse, ein
Geschenk der Königin Jsabella für die Königin Victoria, eingetroffen.
Atom, 17. Sept. Vorgestern brannte hier ein drei Stockwerke
Hobes HauS hinter dem Tempel des Antonin und der Faustina bis auf
die Mauern ab, wobei leider zwei Kinder, die in einem Zimmer cin-
geschloffm waren, in den Flammen ihren Tod fanden.
Madrid, 18. Sept. Die Zahl der Kanonen in Spanien beträgt
3,725 Stück.
— Die offizielle Gazeta enthält ein ministerielles Circulare, worin
gegen die schreienden Mißbräuche der Preßfreiheit geeifert und de» po-
litischen Chefs anempfohlen wird, das geeignete Einschreiten nicht zu
versäumen. Auch sollen sich die Angestellten nicht auf Journalpolemik
einlassen.
Brüssel, 20. Sept. Seit längerer Zeit finden geheimnißvolle Ver-
handlungen mit der spanischen Regierung von hier aus statt. Herr
Kaufmann aus Lüttich, der bereits zu Anfang des Winters von dem
belgischen Ministerium mit einer Mission nach Madrid gesendet wurde,
schrieb Briefe über Briefe hierher, von denen ganz wider die Gewohn-
heit unserer Journale in der Presse gar keine Erwähnung geschah. Jetzt
geht Plötzlich das Gerücht, der belgische Staat wolle Spanien aus ei-
nem Th il seiner finanziellen Verlegenheiten retten, wenn es ibm die
Philippinischen Inseln abzutrcten sich entschließe. Wie weit diese Ver-
handlungen gediehen, welche Schritte geschehen sind, um bei andern
Mächten auf keine Intervention zu stoßen, dieses Alles ist ein Geheim-
niß, welches um so schwerer zu enthüllen ist, als man hier den engli-
schen Beobachtern gegenüber das möglichste Stillschweigen über Plane
beobachtet, welche den belgischen Produkten einen größcrn Markt eröff-
nen sollen.
 
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