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Mannheimer Morgenblatt — 1842

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No. 12
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https://doi.org/10.11588/diglit.32620#0051

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47

Hand schmückte den einfachen Hügel mit Jmmoriellenkränzen, bis end-
lich die Kränze verdorrten und die Nonne nicht mehr zu dem Hügel
kam. — L. Köhler.

Bunte»
fl Als Joseph fünf Jahre alt war, schickte ihm derPabst
nach der langsamen Förmlichkeit seiner Zeit — geweihte Windeln.
Dem päbstlichen Nuntms Sorbelloni, der sie überbrachte, sagte die
erzürnte Maria ^»eresia: „Wozu Windeln? Mein Bub trägt schon seit
vier Jahren ungarische Kleidung."

z. Der oftmals sehr zerstreute Hsfralh von Spielmann sollte
Wien, Baron Ricdesel, beim
m tz anmeldei, u„d lbat es mit den Worten: „Ew. Durch-
**Ew Durä-siuü'^ ^br preußische Gesandte sagte lächelnd:
„Cw. Durchlaucht, ein Esel ist allerdings dabei, ich aber heiße Ried-

des Neujahrtages beschloß eine Lehrerin die
Schule mit der Rede an ihre Schulmädchen: „So, ich wünsche Euch
Gluck zum neuen Jahr und daß ihr fleißiger nd braver werdet, als
»m vergangenen Jahre." - - " v^uver ai„

Ich danke"", erwiederte eines der

kleinen Mädchen ganz schüchtern, „„wünsch' ebenfalls.

fl Eine buchhändlerische Spekulation von 122 Jahren! Im Jahre
l720 erschien bei Joseph H. Rustett das „Wiegenlied," welches Adam
und Eva gesungen, nachdem Kain das Licht der Welt erblickte! Vcr-
muthlich auch in der „Schillerformat - Ausgabe!"

fl Ein sehr scharfsinniger englischer Reisender der Neuzeit meldet,
daß er die kolossalsten Austern im chinesischen Meere angetrosten. Diese
sind so groß, daß man die Schalen in dünne Scheiben spalten und
diese als Stellvenrcter der Fenstergläser benutzen kann. Massagen
die Austern-Verschlinger zu diesem Naturspiel? Stimmen sie nicht so-
gleich das bekannte Med an: „Ei da muß prächtig sein, da möchte
ich hin?"

f- Funkelnagelneuer amerikanischer Puff! Der Herausgeber einer
new-jorker Zeitung erzählt das Zerspringen einer Kanone, wodurch
niedrere Personen gefährlich verwundet wurden und schließt: „Unser
Berichterstatter, dein die rechte Hand dabei abgerissen wurde, befand
sich glücklicherweise an Ort und Stelle, so daß wir unfern L efern
den Vorfall mit allen Umständen der Wahrheit getreu berichten können."
— Dazu kehlte nun noch die Bemerkung des Zeitungs-Herausgebers,
daß der Berichterstatter die Begebenheit mit der abgerissenen Hand Iiic-
dergeschrteben.

fl Wie sich in der modernen Zeit alles amalgamirt! Selbst die
«wchenzettel nehme» in einigen norddeutschen Städten die Form der
-^veaierzcttcl an. So las man neulich auf einem solchen Küchenzettel:
' m B. (Gastpredigt.)" — Warum nicht lieber gleich als
" <20 wäre doch die Aehnlichkeit vollkommen.

-ich Jsaak^^"ger Blättern las man neulich folgende Anzeige l
daß v°rmals Beer, Hirsch u. Comp., machen be-
' «mrde ^rau geborne Kich mit einem gesunden Knaben cnt-
tunden w' °r den Namen Wolf erhielt. Schönen Dank ver-
dient >m p-oamme Snea Geyer für ihre sorgfältige Pflege." Di,
Komgsberger nennen sri» dieser Zeit Mad. Geyer die Menagcric-
Hcbamm e.

fl In einem engluche «Städtchen »»achte der Postmeister Mr. Huddy
eine Reise von vurthalb Meilen auf folgende Weise: Seine Kutsche
war ein Austernfaß aus vier Nädern, und sein Gespann, das er selbst
mit einer gewöhnlichen Fichrmannspettsche zinkte, bestand aus einem
Schweine, einem zahmen Dachse, zwei Katze», einem Igel und einer
Gans. Er legte seinen Weg in sechs Stunden zurück und gewann da-
durch eine Weite von 25 Pfund Sterling.

Locales.
(Die Hinwegräumung des Schlagbaums an dem sogenannten neuen Wege bctr.)
Gar viel Treffliches und Schönes besprach der Aufsatz in No. 10
des Mannheimer Journals und vieles hat er aus dem Leben gegrif-
fen und die Gefahr ohne Rückhalt geschildert, die die ganze Stadt be-
droht, mit alleissallsiger Ausnahme einer einzigen Straße, die durch
Hüuvegräuiming des Schlagbaums gewinnen würde. Wahr und un-
läugbar sind die Worte jenes Aufsatzes: „Veranlaßt ist sie durch eüe
„Anzahl Hausbesitzer an jener Straßenlinie und in deren Seiten -
„Gassen, und das warum? könne man sich bei einiger Kenutniß leicht
„erklären!"
Aber wie stellt das Verhältniß jener wenigen sich heraus, die durch
das lieblose Ansinnen sich blos gestellt haben, gegenüber der Masse von
Grundbesitzern der ganzen übrigen Stadt, deren größtes Vermögen
mchrenthcils in dem Erwerb theurcr, in der Grwcrbslage befindlichen
Häuser besteht!! Ein Nothschrci durchdringt jene Gegenden der Stadt,
die durch Verfügung des Großh. StadkamtS in dem ruhigen oft mühe-
voll und schwer erworbenen Besitz ihrer Nahrnngsplätze sich eng ver-
kümmert findet!
Dank sei dem Gemeinderath, der bereits Rekurs ergriffen gegen
eine solche Verfügung, herbcigeführt durch die Anlage des Bahnhofes,
der einleuchtend, gerade vor die Zollhäuser der Heidelberger Barriere
gehört! Möge unser Gemcmdcrath nicht ermüden und gegen die Aus-
führung einer solchen Verfügung kämpfen und der Steg wird demsel-
ben nicht fehlen, da unsere Regierung gewöhnt ist, da Hülse zu gewäh-
ren, wo sie dieselben für nothwendig erachtet.
Einsender dieses glaubt mit Recht annehmcn zu dürfen, daß durch
die Oeffnung der Barriere am neuen Weg, zwar nicht plötzlich, aber
nach und nach die Grundstücke der übrigen Stadt um wenigstens eine
halbe Million fallen müßte, eine Summe die nicht zu hoch erscheinen
wird, wenn man überlegt, daß auf der einen Seite nur eine einzige
Straße gewerblos und still der ganzen Länge der Stadt nach, daliegr,
während der ganze übrige Stadttheil mit seinen blühenden Geschäften
der anderen Seite verbleibt. Und diese Besorgnisse sollen einige we-
nige und zwar sehr begüterte Bewohner jener obern Seite hcrbei-
geführt haben?
Noch aber lebt der alte Gott und die gute Stadt Mannheim darf
noch immer mit Vertrauen auf die Einsicht hoher Behörden blicken.
Nsth aber ist da und Hand ans Werk muß gelegt werden, ehe es zu
spät und die Neue verlacht wird.
Und schließlich noch einmal Dank dem Bemühen der Männer, die
das Vertrauen zu den Wächtern über das Wohl und Wehe dieser
Stadt berufen, ein Amt, das ja ohnehin mit Unannehmlichkeiten jeder
Art Hand in Hand geht; sie haben in dieser Lebensfrage der Stadt
Mannheim bereits gethaii, was sie konnten, und werden beweisen, daß
ste bis aufs Aeußerste diesem Vorsatz treu bleiben werden.
X.
 
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