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Dehio, Georg
Handbuch der deutschen Kunstdenkmäler (Band 5): Nordwestdeutschland — Berlin, 1912

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https://doi.org/10.11588/diglit.11108#0071

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überlieferten sächsischen Gewohnheiten (Stützenwechsel im quadr.
Schematismus) nicht gefordert, für den Aufbau nur insofern, als die
Zwischenstütze nicht mehr als Sl., sondern als Pfl. gebildet wurde.
Das Qwb. selbst zieht aber aus diesem System die Konsequenzen nur
unvollständig: es ist im Hauptschiff eine Tonne mit Stichkappen,
ohne Gurten. Mit dieser altertümlichen, in WDeutschland damals
schon aufgegebenen Grundform verbindet sich als fortschrittliches
Element '/j kr.förmige Führung der Diagonalen. In diesem Fall
wurden in WDeutschland allgemein steigende Scheitel und Iso-
lierung der einzelnen Gewölbeabteilungen angewendet; hier suchte
man den Ausgleich auf anderem Wege: durch leicht spitzbogige
Brechung der Randbgg. Dieser Vorgang ist geschichtlich bedeut-
sam als Beispiel für spontane Entstehung des Spitzbg. ohne fran-
zösisch-got. Einwirkung. Daß nicht die Spitzbg.Linie als solche
erwünscht war, geht daraus hervor, daß der für den Eindruck des
perspektivischen Bildes entscheidende Vierungsbg. normale y2 Kr.-
Form erhielt. Ebenso die Arkaden- und Fensterschlüsse. Die
Kreuzgwbb. der Sschiffe sind entsprechend den Hauptpfll. durch
Gurtbgg. getrennt, ihre Grate aber nach alter Art elliptisch. An
Widerlager ist in keiner Weise gedacht. Dafür erhebliche Mächtig-
keit und möglichst geringe Durchbrechung der Hochmauern. Die
paarweise gruppierten Hochfenster haben eine weit geringere lichte
Öffnung als es um diese Zeit in der rheinischen Architektur all-
gemein schon üblich war, welches Ungenügen der Beleuchtung
auch bald empfunden wurde. Um 1260 ein Versuch zur Abhilfe;
im l.J. vor der Vierung je ein Fensterpaar zu einem einzigen mit
spitzkleeblattförmigem Schluß zusammengezogen (bereits vorhanden
am Modell auf dem Grabmal Heinrichs des Löwen). Ausdrück-
lich zum Zwecke der Erhellung (neben dem der Erweiterung) die
got. Umgestaltung der Sschiffe (s. unten). Sie brachte in der Tat
mehr Licht, doch nur den unteren Teilen; das Hochschiff erscheint
um so dunkler; und neuerlich hat man dieses Übel noch ver-
schärft durch Einbringung von Glasgemälden (die der rom. Dom
sicher nicht besessen hatte). — Einzelheiten: Die Hauptpfll. durch
Vorlagen auf kreuzf. Gr. gebracht, die Zwischenpfll. einfach, beide
mit dünnen Ecksäulchen, Kaptt. teils gewürfelt, teils gefaltet; an
den Basen gekehlte Ecklappen; die Sockelprofile, aus den Ele-
menten der attischen Basis zusammengesetzt, mit dem für die Spät-
zeit bezeichnenden kontinuierlichen Ductus. — Unter Chor und
Vierung 3sch. Krypta mit 3 Apsiden. Da sie sehr hoch ist, wirken
im Raumbilde der Ober-K. die Kreuzarme beinahe als abgesonderte
Kapp, und wurden auch so benannt: im N Peters-Kap., im S
Johannis-Kap. Die den Vorderchor gegen diese Kapp, umschrän-
kende Brüstung ist neu, ihr Detail nach aufgefundenen Resten
 
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